Migration nach Freiburg – Buch

Das Stadtarchiv stellt sein neues Standardwerk zur Freiburger Migrationsgeschichte von 1596 bis heute vor. Dies zeigt, dass Zuwanderung, Asyl- bzw. Arbeitssuche ein uraltes Phänomen – 25% aller Freiburger sind entweder Migranten oder deren Nachfahren in 1. oder 2. Generation. Auf Wunsch des Gemeinderats haben Kulturamt und Stadtarchiv gemeinsam mit zahlreichen Autoren und Wissenschaftlern die Freiburger Migrationsgeschichte erforscht, jetzt ist der repräsentative Sammelband fertig. In einem großen Bogen über die letzten 500 Jahre zeigt er, dass Migration kein modernes Phänomen ist – und dass es über Asyl- und Arbeitssuche hinaus weit mehr Gründe gibt, seine Heimat zu verlassen und sich in Freiburg niederzulassen. Jean Aymonat wanderte 1596 aus Savoyen ein, Jérome Ferrand kam 1698 aus dem Languedoc nach Freiburg, Alberto Lurati 1872 aus Italien. Josef Bednarz, 1941 gegen seinen Willen aus Polen nach Freiburg verschleppt, blieb nach dem Krieg hier. Agostinho Dias zog 1970 von Portugal an die Dreisam, die Flucht vor dem Krieg in Bosnien brachte Jasmina Prpić 1992 hierher.
Die Beispiele zeigen nicht nur, wie vielfältig die Gründe für Migration sein können, sondern auch, wie kontinuierlich
über Jahrhunderte hinweg Ein- und Auswanderung das Bild einer lebendigen Stadt prägen. Der Band
„Migration in Freiburg im Breisgau. Ihre Geschichte von 1500 bis zur Gegenwart“
herausgegeben von Ulrich P. Ecker und  Nausikaa Schirilla
26 Autoren, darunter Historiker und Sozialwissenschaftler, Ethnologen, Archivare und Sozialarbeiter
45 Beiträge, 113 Abbildungen, Großformat, 304 Seiten,
24,50 Euro
wurde diese Woche am Tag der Migranten im Stadttheater offiziell vorgestellt.  Der Band ergänzt die Stadtgeschichte Freiburgs um einen zentralen, lange Zeit politisch vernachlässigten und wissenschaftlich wenig erforschten Aspekt. Migrantinnen und  igranten prägten und prägen das Gesicht und das kulturelle Erbe der Stadt. Ihre Integration war und ist eine Aufgabe, die sie selbst, aber auch die Gesellschaft, in die sie kamen, herausforderte, belastete, formte und bereicherte. Lange Zeit war das Thema Migration vorwiegend unter  sozialen und ökonomischen Aspekten behandelt worden, Migrantinnen und Migranten wurden hauptsächlich im Blick  auf den Arbeitsmarkt wahrgenommen oder als fürsorgebedürftige Opfer gesehen, so der Leiter des Stadtarchivs Ulrich  P. Ecker in seinem einführenden Artikel. Erst nach der jahrelang und heftig diskutierten Frage, ob Deutschland tatsächlich ein „Einwanderungsland“ sei, werden Zuwanderer deutlicher als verantwortlich handelnde Personen und die Gesellschaft prägende Gruppe wahrgenommen. Migration ist keine Ausnahme, sondern die Regel, so Meral  Gründer, die Vorsitzende des Migrantinnen- und Migrantenbeirats, in ihrem Gruß- wort. Tatsächlich sind aktuell  rund 25 Prozent aller Freiburger entweder Migranten oder deren Nachfahren in erster oder zweiter Generation.  Die Untersuchung beschränkt sich nicht auf die chronologische Bestandsaufnahme – in einem systematischen Teil  werden einzelne Phänomene genauer dargestellt, dazu kommen kurze thematische Schlaglichter, die in lockerer Form  Einzelfälle vorstellen, ergänzt  durch eine Vielzahl ausgewählter Migrantenporträts. Der Band kostet 24,50 Euro und ist  im Stadtarchiv oder im Buchhandel erhältlich.
19.12.2014, www.freiburg.de/amtsblatt

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