Mathematik macht uns alle reich

Bildungsökonomen haben nachgewiesen: Schlechte Kenntnisse in Mathematik und Naturwissenschaften gefährden das Wohlergehen einer Nation. Umgekehrt tragen gute Mathematiknoten zur Steigerung des Bruttoinlandsproduktes bei. Aus den Ergebnissen eines Mathe-Schülertests können die Forscher auf die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes schließen. Warum das Fach Mathe? Topschüler fördern? Lehrerbildung?

(1) Mathe-Schülerleistungstest
Du hast drei Tennisbälle mit einem Radius von je 3 cm. Wie hoch muss eine Tennisballdose sein, die alle Bälle aufnehmen kann?
Wer als Achtklässler diese Aufgabe lösen kann, ist nach dem US-Schülerleistungstest „kompetent“. Der Test unterscheidet die drei Gruppen „fortgeschritten“, „kompetent“ und „basic“ und bezieht sich auf Mathematik, da nur dieses Fach die Möglichkeit bietet, Fähigkeiten der Schüler genau und länderübergreifend vergleichbar zu messen. 21% der Schüler aus Taiwan, 14% aus Deutschland und nur 7% aus USA liegen in der Spitzengruppe. Nur 32% der US-Schüler gehören zur „kompetent“-Gruppe.
  
(2) Je besser in Mathe, desto höher das Volkseinkommen
Die Bildungsökonomen Eric Hanushek (USA) und Ludger Wößmann (München) haben in ihrem Buch „Endangering Prosperity – A Global View of the American School“ nachgewiesen, dass gute Schülerleistungen in Mathe und Naturwissenschaften mit dem Bruttoinlandsprodukt korrelieren. Beispiel: Wenn Deutschland beim Pisa-Mathetest nochmal so aufholen würde wie 2001, dann würde sich das deutsche Inlandsprodukt in den nächsten 80 Jahren um 12% erhöhen. Der Time-Lag von 80 Jahren ist groß, da Bildungsinvestitionen langfristig wirken – genauso wie die globale Erwärmung beim Klima in langen Zeitspannen wirkt. 
     
(3) Topschüler wie Schlusslichter fördern
Die besseren Schüler sorgen dafür, dass die Wirtschaft schneller wächst. Soll man also nur die begabteren Schüler extra fördern? Nein, auch die schlechten Schüler müssen unterstützt werden, auch das US-Programm „No child left behind“ nutzt, denn: Wenn der Wasserpegel steigt, werden alle Boote hervorgehoben. 
  
(4) Allgemeinbildung ist wichtig
Das duale System der deutschen Berufsausbildung hat sich bewährt und ist zum Exportartikel geworden, z.B. nach Spanien. Nur birgt die allzu frühe Spezialisierung eine Gefahr: Findet ein 50jähriger Arbeitsloser keinen Job mehr, dann kann dies daran liegen, dass er zu früh eine sehr spezielle Ausbildung erfahren hat und nun nicht (mehr) fähig ist, sich anzupassen. Deshalb den Kindern möglichst lange und intensiv generelle Fähigkeiten beibringen: Problemlösen, Kreativität, Kombinatorik – alles über Mathematik vermittelbar.

(5) Lehrer
Weniger die Lehrerbildung als deren Auswahl ist zu reformieren. Über Vorab-Praktika und Unterrichtserfahrungen muß man herausbekomen, wer für den Beruf geeignet ist und Lehrer werden darf. Wir brauchen super Lehrer, gerade in Mathematik. Deshalb sind Lehrer für die MINT-Fächer besser zu bezahlen – nur so kann man die heute spürbare Abwanderung in Industrie und Forschung verhindern.
   
(6) Investition in Bildung wirkt langfristig
Über die Testergebnisse in Mathe können die Bildungsökonomen eine klare Vorhersage der zukünfigen Entwicklung einer Nation liefern. Deutschland liegt zwar vor den USA, aber weit hinter Kanada oder Finnland. Warum tut man nicht mehr bei der Förderung der Schüler? Zum einen gelten Mathematik und Natur-/Ingenieurwissenschaften dem Zeitgeist gehorchend weder als chic noch sexy. Zum anderen wirkt Bildung stets langfristig – für Politiker, die allzu gerne kurzfristig noch in der Legislaturperiode wirkende Erfolge einfahren möchten, nicht gerade verlockend.
1.12.2013

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