Olivenöl ist nicht nur die Grundlageder italienischen Küche vom Alpenrand bis zur Stiefelspitze, sondern auch die besondere Leidenschaft des in Waldkirch lebenden Sizilianers Luigi Bellina. Aus den Früchten seines Olivenhains in der Provinz Palermo stellt er hochwertigesÖl her. „In der sizilianischen Küche wird viel mit Gemüse gekocht. Sie ist herzhaft und schnörkellos, aber dennoch sehr schmackhaft“, sagt der Ingenieur und Olivenölproduzent Luigi Bellina. Und er schwärmt vom süß-sauren Auberginengemüse Caponata, von Pasta alla Norma (Nudeln in Tomaten- Auberginensoße mit Ricotta) und ganz einfachen, aber unwiderstehlichen Genüssen wie Rosmarinkartoffeln. Dafür würfelt er rohe Kartoffeln, erhitzt sie zusammen mit Olivenöl in einer Pfanne und wendet die Stücke erstmals, wenn ihre Unterseite nach 8 bis 10 Minuten eine leichte Bräune angenommen hat. Sind die beidseitig kross, gibt er frische, zerkleinerte Rosmarinblätter dazu und brät sie nochmals kurz mit. Genauso hat es Luigi Bellinas Mutter im südbadischen Murg unzählige Male in ihrer gusseisernen Pfanne getan, auch wenn die Beschaffung von Olivenöl höchster Qualität Anfang der 1960er Jahre hier nicht einfach war, wie Bellina berichtet. Die Familie war von Bisaquino bei Palermo ins südbadische Grenzgebiet gezogen und arbeitete als Teil der ersten Gastarbeitergeneration in der Textilindustrie. „In einer Zeit, wo es in deutschen Läden fast ausschließlich Sonnenblumenöl gab, war die Nähe zur Schweizer Grenze unsere kulinarische Rettung“, erinnert sich Luigi Bellina, Jahrgang 1954, und berichtet von Wanderungen über die Bad Säckinger Rheinbrücke ins schweizerische Stein, wo neben Hartweizennudeln auch Olivenöl gekauft wurde. Von Fahrten in die alte Heimat brachte man gleich kanisterweise Öl mit. Die Erlaubnis, hinter dem Haus einen Garten mit Nutzpflanzen anzulegen, sorgte bald für paradiesische Zustände, denn Auberginen und Zucchini zählten in Deutschland seinerzeit zu exotischen Gewächsen. Tomaten, Paprika, Peperoncini, Fenchel, Hülsenfrüchte und Artischocken – jetzt konnte endlich traditionell gekocht werden, und der sechsjährige Luigi durfte in der Küche für die Tomatensoße Zwiebeln schneiden. Bis er dann Sugo mit Olivenöl eigener Früchte aus der Gemarkung Alvano mit dem gleichnamigen Label zubereitete, dauerte es noch eine Weile: „Ich habe als in Deutschland aufgewachsenes Kind erst langsam den Bezug zur Kultur meiner Eltern gefunden. Die Initialzündung, den Olivenhain meines Vaters professionell zu bewirtschaften, kam erst in den 1990er Jahren“, berichtet er. Als Maschinenbauingenieur ist Bellina Perfektionist und ehrgeizig, optimiert alle Abläufe undgewinnt mit der 2007er Ernte beim Olio Award der Zeitschrift Feinschmecker erstmals einen ersten Platz für sein mittelfruchtiges Öl. Weitere Auszeichnungen folgen, und mittlerweile beliefert er nicht nur namhafte Köche in der Region, sondern animiert auch zu ungewohnten Rezepten wie Mousse au chocolat mit Olivenöl. „Ein Kulturmix bringt neue Genüsse hervor“, sagt Luigi Bellina, seit April einziges Slow-Food-Mitglied in der Citta slow Waldkirch. Es sei spannend, regionale Produkte mit jenen aus Süditalien zu kombinieren: Spargel in Olivenöl zu dünsten, die Lachsforelle zum Staudensellerie mit einem Oliven-Zitronensößchen zu reichen oder gar Erdbeeren mit in Zitronenschale gezogenem Olivenöl zu servieren. „Mit meinem 82-jährigen Vater muss ich nächste Woche nach Sizilien fahren, nach den Bäumen gucken. Er freut sich sehr,dassdas,was er angefangen hat, fortgesetzt wird“, erzählt Luigi Bellina. Seine Freunde aus Stuttgart, Frankfurt, Berlin und Dänemark wollen im Herbst wieder mit Hingabe bei der Olivenernte helfen. Sieben Tonnen der reinsortigen Früchte haben sie im vergangenen Jahr zur nahen Mühle gebracht, die daraus 1 100 feinesÖl gepresst hat.
Katja Russhardt, 3.6.2012, www.der-sonntag.de
Bellina, Olivenöl und sizilianische Weine, Onlineshop unter www..bellina.eu, Tel 07681/4979971.
Ab 16. Juni ist Bellina wieder jeden „geraden“ Samstag im Monat auf dem Waldkircher Wochenmarkt.