Luculus Himmelreich – Elsass

Grenzüberschreitende Mobilität für Menschen mit Behinderung. Im Projekt „Luculus“ arbeitet die Integrative Akademie Himmelreich mit französischen Partnern – Erfolgreicher Praktikantenaustausch. Die beiden Elsässer Stéphane Olland (34) aus Haguenau und Marina Brucker (35) aus Seltz, beides Menschen mit Behinderung, konnten jetzt zwei Wochen die Arbeitsweisen der Küche im Hofgut Himmelreich erfahren. Zur gleichen Zeit waren Artem Pronkin (24), er besucht den laufenden Berufsvorbereitungskurs in der Integrativen Akademie Himmelreich, und Nadine Hug (20), die nach dem Akademiebesuch eine Anstellung im Gasthof Himmelreich bekam, zwei junge Behinderte aus dem Dreisamtal im „Centre de Harthouse“ in Haguenau tätig. Dieser Austausch der vier geistig Behinderten fand im Rahmen des deutsch-französischen Projekts „Lucullus“ statt. Mit diesem von 2010 bis 2013 laufenden Programm soll die grenzüberschreitende Mobilität vom Menschen mit Behinderung auf dem ersten Arbeitsmarkt verstärkt werden. Damit die möglichen Arbeitgeber im Hotel- und Gaststättenbereich beiderseits des Rheins einen besseren Einblick in die Kompetenzen der behinderten Mitarbeiter bekommen, soll im Rahmen des „Luculus“-Projektes als Kompetenznachweis ein sogenannter „Luc-Pass“ entwickelt werden. „Während wir in Deutschland unseren behinderten Mitarbeitern schon über die Industrie- und Handelskammer durch Bestätigung des Könnens bestimmter Tätigkeiten, sogenannter Module, einen Qualifizierungsnachweis geben können“, berichtet Akademie-Leiterin Katharina Katt, „können französische Mitarbeiter das bisher nicht nachweisen. Das soll der Luc-Pass ermöglichen.“ Darin würden Kompetenzen für ganz viele konkrete Arbeiten, die in einer Hotelküche zu erledigen sind, aufgeführt. Das beginnt beim Warenempfang und der Lagerung, geht über die Zubereitung von unterschiedlichsten Speisen bis hin zur Küchengerätepflege.

Stéphane Olland und Marina Brucker machten in der Hofgut-Himmelreich-Küche völlig andere Erfahrungen als zu Hause in der Kantinenküche einer sozialen Einrichtung. Angesichts der umfangreichen badischen Speisekarte waren auch die Arbeiten der beiden sehr unterschiedlich. „Wir haben hier viele neue Speisen und deren Zubereitung kennengelernt“, freuten sie sich nach zwei Wochen Praktikum. Aber auch die Kontakte in der Integrativen Akademie fanden sie wertvoll: „Zuhause müssen wir nur arbeiten, hier hatten wir auch Theorie.“ Und die Besuche in Freiburg und Umgebung waren für die beiden, die trotz grenznahem Wohnort zum ersten Mal in Deutschland waren, besonders interessant. Unterm Strich haben sich die zwei Wochen Himmelreich für beide mehr als gelohnt: „Wir haben hier viel Neues gelernt.“
Auch Nadine Hug und Artem Pronkin kamen mit vielen neuen Erfahrungen aus dem „Centre de Harthouse“ in Haguenau, einem der Luculus-Partner, zurück. Selbst die anfänglichen Sprachprobleme hätten sich in der zweiten Woche verbessert. Aber die Arbeit in einer Kantine mit täglich 300 bis 400 gleichen Essen sei etwas völlig anderes als in der Hofgut-Himmelreicher Küche. „Die kochen dort anders als bei uns“, stellte Artem Pronkin fest und Nadine Hug freute sich, mal direkt am Herd selbst die Leber gebraten zu haben. „Wir könnten uns vorstellen“, stellten beide übereinstimmend fest, „mal in Frankreich zu arbeiten. Wir möchten da gerne nochmals hin, dann aber länger.“ Schön sei es auch gewesen, nach Feierabend in die fremde Stadt zu gehen oder mit den Kollegen Fußball zu spielen.

 

Stéphane Olland und Marina Brucker aus dem Elsass machten ein Zwei-Wochen-Praktikum in der Küche vom „Hofgut Himmelreich“ – und Nadine Hug und Artem Pronkin (v.l.) nahmen in dieser Zeit deren Arbeitsplätze im „Centre de Harthouse“ in Haguenau ein. Fotos: Gerhard Lück

Bis zum Abschluss der Projektphase will „Luculus“ noch ein zweisprachiges EDV-Lern-Instrument für das i-Pad entwickeln. Darin sollen mit Bildern und Filmsequenzen und interaktiv 40 verschiedene Tätigkeiten in Küche und Service erläutert werden. Einige stehen davon bereits zur Verfügung. Sie vermitteln, wie Blätterteig oder Eintopf zubereitet werden oder testen die Kenntnis von verschiedenen Fleischsorten. Zu diesem elektronischen Medium werden weitere pädagogische Hilfsmittel für Menschen mit Behinderung und Anleiter entwickelt – alle in Deutsch und Französisch und auch in Gebärdensprache, um die Nutzbarkeit weit zu streuen. Nach den zwei Wochen Praktikum dürften im „Luc-Pass“ der vier Austauschpraktikanten bereits manche Felder als gekonnt notiert werden.
17.5.2013, Gerhard Lück

Dieser Beitrag wurde unter Behinderung, Elsass, Gastro, TriRhena abgelegt und mit , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar