Logopaeden Bezahlung schlecht

Logopäden aus Baden-Württemberg haben am 13.9.2013 in Heidelberg für eine höhere Vergütung ihrer Therapie- Leistungen demonstriert. Bislang erhielten Logopäden durchschnittlich 32 Euro brutto pro Dreiviertelstunde, aber 50 Euro seien erforderlich, um eine Praxis führen zu können, wie ihr Landesverband erklärt. Wenn die jetzige Vergütung beibehalten werde, müssten immer mehr Sprecherziehungspraxen aufgeben.

  
In den freien Logopädie-Praxen haben wir folgende Situation:
Einen Reallohnverlust in den letzten zehn Jahren von rund 30 % durch die Grundlohnsummenanbindung, Heilmittel-Budgetierung und Ärztemangel, Inflation, gestiegene Kosten, vermehrtem unbezahlten bürokratischen Aufwand.
Selbstständige haben einen Umsatz im Schnitt von rund 33 € / Stunde (45 Minuten am Patienten, 10 – 15 Minuten Vor- und Nachbereitung des Arbeitsplatz).
Angestellte bekommen ein Bruttoarbeitsendgeld zwischen 9 und 13 € / Stunde (egal ob Fachschulabschluss, Bachelor oder Master: gleiche Bezahlung in freien Praxen auf Grund der niedrigen Kassensätze)
https://die-logopaedie-geht-baden.de/demo-in-heidelberg

 
Dem Dienst am Menschen fehlt immer noch der richtige Stellenwert
Als meine Tochter mir vor fünf Jahren mitteilte, sie wolle Logopädin werden, freute ich mich mit ihr über ihre Entscheidung für einen Beruf zum Wohle der Menschheit. Inzwischen ist diese Freude aber großer Enttäuschung gewichen. Die Kosten für die bisher nicht akademisch anerkannte dreijährige Ausbildung (20 000 Euro Schulgeld) haben wir mit Unterstützung der Familie stemmen können. Dies wäre zu verschmerzen, könnten sich die Logopäden danach mit ihrer Berufswahl einen gewissen Lebensstandard aufbauen. Werden Termine von Patienten kurzfristig abgesagt, haben die Logopäden ihre Arbeitskraft für diese Zeit umsonst zur Verfügung gestellt und hoffen, dass der nächste Patient seine Termine einhält.
In der Ferien- und Urlaubszeit verordnen weder Ärzte Rezepte, noch sind Patienten zu Terminvereinbarungen bereit, was zu massiven Termin- und Honorarausfällen führt. Die Vor- oder Nachbearbeitung, zum Beispiel Verfassen von Berichten und Therapieplänen, Terminierung der Patienten, Abrechnungen mit den Krankenkassen, werden nicht vergütet. Fortbildungen sind selbst zu finanzieren und werden nur zum Teil vom Arbeitgeber bezuschusst. Der Goliath Krankenkasse erwirtschaftet Überschüsse in Millionenhöhe, handelt aber um jeden Prozentpunkt mit dem David Logopäde, Ergo- oder Physiotherapeut. Ferner werden Rezepte einer peniblen Prüfung unterzogen und bei kleinsten Abweichungen für nichtig erklärt. Der Logopäde wartet vergebens auf sein Honorar, obwohl die Behandlung vom Arzt verschrieben und die Leistung erbracht wurde. Rigide Kontrollen wären wohl eher für andere Sparten im Gesundheitswesen wünschenswert. Meine Tochter hat für sich einen erfüllenden Beruf gefunden, aber für mich hat der Dienst am Menschen in unserer Gesellschaft leider noch nicht den richtigen Stellenwert erreicht.
25.9.2013, Doris Amann,
  
Wirtschaftlichen Situation der so genannten Heilmittelerbringer ist miserabel 
Den Inhalten dieser Leserzuschrift zu den Lohnforderungen der Logopäden können wir in vollem Umfang zustimmen. Ergänzend sind diesen Ausführungen zur teilweise miserablen wirtschaftlichen Situation der so genannten Heilmittelerbringer noch einige Überlegungen hinzuzufügen: Anfang des 20. Jahrhunderts waren es medizinische Hilfskräfte, die – in Kursen knapp unterwiesen – Beschäftigungen oder Sprechübungen für (psychisch) kranke, behinderte oder kriegsversehrte Menschen durchführten. Aus diesen Tätigkeiten sind hochqualifizierte und -spezialisierte Fachberufe entstanden, die mittlerweile an Fachhochschulen studiert werden können. Die Honorierung durch die gesetzlichen Krankenversicherungen für diese Therapien, die einen wesentlichen Beitrag zur medizinischen Versorgung leisten, ist jedoch nicht anders als als skandalös gering zu bezeichnen. Darüber hinaus müssen Therapieberichte kostenlos erbracht werden. Erhöhungen der Vergütungssätze der letzten 20 Jahre liegen weit unter der durchschnittlichen Preissteigerungsrate und stellen somit nicht annähernd einen Inflationsausgleich dar. Stete und erhebliche Einbußen des Realeinkommens und damit eine Annäherung an ein Prekariat sind die Folgen, besonders wenn für eine mehrköpfige Familie ein durchschnittlicher Lebensstandard erreicht oder erhalten werden soll. Nach Abzug aller Nebenkosten verbleibt für selbständige Heilmittelerbringer vor Steuern eine Nettovergütung, die deutlich unter dem Lohnniveau einer Gesellenarbeitsstunde liegt. Eine Autoreparatur scheint einen höheren Stellenwert zu haben als die Arbeit für eine indizierte, spezifische Therapie von Menschen!
5.10.2013, Yorck Falkenhagen, Karoline Borchardt, Freiburg

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