Lehrerfortbildung Wirtschaft

Drei Forderungen von Kultusminister Andreas Stoch: Die Lehrerfortbildung soll in den Schulferien stattfinden, zur Pflicht gemacht werden und nicht nur in Fortbildungsinstituten (wie Comburg) erfolgen, sondern schwerpunktäßig in Wirtschaftsunternehmen von Industrie und Handwerk. Die tiefe Kluft zwischen Wirtschaftspraxis und Schule muß abgebaut werden.

  
Lehrerfortbildung in den Ferien: Öl ins Feuer
Baden-Württembergs Kultusminister Andreas Stoch hat das richtige Wort zur falschen Zeit ausgesprochen. Seine Forderung, wegen Lehrerfortbildungen sollte möglichst kein Unterricht ausfallen, ist vernünftig. ….
Alles vom 137.2013  bitte lesen auf‘
www.badische-zeitung.de/kommentare-1/lehrerfortbildung-in-den-ferien-oel-ins-feuer–73551856.html
  

In der Schweiz können Lehrer noch das tun, wozu sie ausgebildet wurden
Wulf Rüskamp bezeichnet die Arbeitszeit von Lehrern als Geheimnis. Dabei haben mehrere Studien das Gegenteil belegt. So wurde von Uwe Schaarschmidt eine Arbeitszeit von 53 Wochenstunden während des Schuljahres ermittelt. Nach einer Verrechnung mit den Ferien bleiben immer noch 41 Wochenarbeitsstunden übrig. Die zusätzlichen freien Tage sind also nichts anderes als die Gleitzeit in der freien Wirtschaft und völlig berechtigt.
Lehrer sind wohl der einzige Berufsstand, bei dem nahezu jede(r) zum Experten wird, wenn es darum geht, deren Arbeitszeit und -leistung zu beurteilen. Das mag daran liegen, dass jede(r) einmal eine Schule besucht hat und dort von Lehrern bewertet und beurteilt wurde. Und wer glaubt, es sei normal, wie Lehrer in Deutschland behandelt werden, möge mal einen Blick über die Schweizer Grenze werfen. Nicht nur dass die Entlohnung im Vergleich zu anderen Berufen dort besser ist, es sind auch weniger Stunden zu unterrichten. In den Naturwissenschaften bauen dort technische Angestellte Versuche auf Bestellung auf und wieder ab, spülen Glasgefäße und räumen Apparaturen auf, so dass Lehrer sich auf das, wofür sie eigentlich ausgebildet sind, beschränken können – das Unterrichten. Nicht dass Lehrer sich für solche Arbeiten zu schade sind, aber die Zeit zwischen den Unterrichtsstunden reicht deutschen Lehrern oft kaum für den Gang zur Toilette. Das Mehr an Zeit der Schweizer Kollegen fließt in zusätzliche Unterrichtsvorbereitung und andere die Qualität verbessernde Maßnahmen – Arbeitsbedingungen, von denen deutsche Pädagogen nur träumen können. Davon profitieren die Schüler. Wenn Schweizer Lehrer mehr Verantwortung übernehmen, etwa als Praxislehrer für die, die bei uns als Referendare bezeichnet werden, wird das nicht nur zusätzlich bezahlt, sondern die Lehrpersonen werden dafür weitergebildet. Für viele Aufgaben werden externe Firmen engagiert. Gut, die Schweiz ist ein reicheres Land. Wir müssen hier mit weniger Geld auskommen. Wer Bildung bei den hier gegebenen finanziellen Rahmenbedingungen verbessern will, darf trotzdem Lehrern nicht noch mehr Arbeit aufhalsen. Neiddebatten zwischen Berufsständen haben noch nie zu Verbesserungen geführt. Sie lenken nur davon ab, dass die Arbeitswelt generell unmenschlicher geworden ist.
26.7.2013, Hartmut Schwäbl, Utzenfeld
  Ich will nicht als überbezahlter, wehleidiger Faulenzer abgestempelt werden
Das von Herrn Rüskamp angesprochene „Geheimnis der tatsächlichen Arbeitszeit der Lehrer“ kann ich gerne lüften. Ich will dies am Beispiel eines Realschullehrers tun. Die wöchentliche Unterrichtsverpflichtung beträgt 27 Stunden. Noch einmal die gleiche Anzahl von Stunden kommt pro Woche durch weitere Aufgaben dazu, hier eine kleine Auswahl: Vor- und Nachbereitung des Unterrichts; Korrektur von Klassenarbeiten und Tests; Zweitkorrektur von Abschlussarbeiten; Vorbereitung und Durchführung von Elterngesprächen, Elternabenden, Elternsprechtagen; Kooperation mit Sozialarbeitern und Psychologen; Gesamtlehrer-, Klassen-, Fachschafts- und Kooperationskonferenzen; Teambesprechungen; Vor- und Nachbereitung von Projekten; Betreuung und Ausbildung von Praktikanten und Referendaren; Organisation und Durchführung von Ausflügen, Exkursionen, Schullandheimaufenthalten sowie deren Nachbereitung; Organisieren von Schulveranstaltungen; Ausarbeiten des Schulcurriculums; Schreiben von Verbalbeurteilungen und Zeugnissen; Bewerten und Besprechen von Vergleichsarbeiten; Streitschlichtungsgespräche mit Schülern; Begleitung und Beratung der Schüler während Betriebspraktika. Außerdem gibt es noch Zusatzaufgaben, wie Sicherheitsbeauftragter, Mitglied im Krisenteam, Fachschaftsvorsitzender. Die zahlreichen während der Schulzeit geleisteten Überstunden bekommen Lehrer in den Ferien als Freizeitausgleich zurück und haben damit genauso viele Urlaubstage wie alle Arbeitnehmer. Wohl wissend um ein ähnliches Arbeitspensum in vielen Betrieben, will ich mich nicht beklagen. Allerdings bin ich es leid, von Politik, Medien und Gesellschaft als überbezahlter, wehleidiger Faulenzer abgestempelt zu werden.
26.7.2013, Ulrike Rößner, Freiburg

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