Strassennamen

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Blick nach Westen über die Wiwili-Brücke (Blaue Brücke) am 8.1.2011 zur Stühlinger-Kirche: Müll-Mahnmal von Franz

  • Strassen Schulen umbenennen (5.12.2020)
  • FG-Schüler schlagen neuen Namen für den Ludwig-Aschoff-Platz in Herdern vor (8.1.2020)
  • Strassennamen als Stolpersteine nutzen (18.3.2018)
  • Anmaßende Überheblichkeit: Staudinger als Forscher (23.4.2017)
  • 51% der Freiburger lehnen Umbenennungen ab (19.12.2016)
  • Strassennamen ändern in FR: Es gibt auch andere Beurteilungskriterien als Antisemitismus (21.10.2016)
  • Geschichte vergeht nicht (16.10.2016)
  • Hindenburgstrasse wegen Scholl-Gymnasium Waldkirch umbenennen (22.11.2012)
  • Stadt  Freiburg prüft 1300 Straßennamen und diskutiert Umbenennungen (6.11.2012)
  • https://www.freiburg-schwarzwald.de/stolpersteine
  • Martin Heidegger

 

FG-Schüler schlagen neuen Namen für den Ludwig-Aschoff-Platz in Herdern vor
Der Opfer gedenken statt die Täter zu ehren: Schülerinnen und Schüler des Friedrich-Gymnasium schlagen der Stadt vor, den Ludwig-Aschoff-Platz in Heinrich-Rosenberg-Platz umzubenennen.
… Alles vom 8.1.2020 bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/fg-schueler-schlagen-neuen-namen-fuer-den-ludwig-aschoff-platz-in-herdern-vor–181162665.html
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Tribunal, das wehrlosen Angeklagten (wie Aschoff) weder Verteidiger noch Zeugen gewährte
Das Urteil der Straßennamen-Reinigungskommission über Aschoff, Staudinger, Weismann, Linné erinnert an ein Tribunal, das wehrlosen Angeklagten weder Verteidiger noch Zeugen gewährte. Ein jüdischer Zeitzeuge sagt aus: Sir Hans Adolf Krebs (Medizin-Nobelpreis 1953), Aschoff-Gedächtnisvorlesung, Freiburger Medizinische Gesellschaft, 5.7.1955:
„Am Ende meiner Freiburger Zeit hatte ich ein Erlebnis, das ein Licht auf seine (Aschoffs) Persönlichkeit wirft und das für mich von ungewöhnlicher Bedeutung war. Es war in den ersten Monaten des Dritten Reiches. Am Vormittag des 1. Mai 1933 fand in Freiburg ein großer Nazi-Aufmarsch statt. Unter anderen mussten alle Universitätslehrer und Assistenten teilnehmen, mit Ausnahme natürlich der Juden und Nichtarier. Am Abend vorher telefonierte mich Aschoffs Tochter, Frl. Eva Aschoff, an und fragte mich, ob ich mit ihr am Vormittag des ersten Mai während des Aufmarsches spazieren gehen würde. Wir kannten uns nur flüchtig, aber es war mir natürlich sofort klar, was sie zum Ausdruck bringen wollte, und nächsten Morgen gingen wir gemeinsam in Richtung Jägerhäusle und Rosskopf während der Aufmarsch stattfand. Viele Jahre später habe ich erfahren, dass alle erwachsenen Mitglieder der Familie Aschoff am 1. Mai sich in ähnlicher Weise jüdischen Kollegen und Freunden gegenüber verhalten haben, um gegen die Nazipolitik zu demonstrieren.
Sieben Wochen nach dem Spaziergang musste ich auswandern, und meine persönlichen Verbindungen mit Freiburg verloren sich. Als ich dann im Jahre 1951 zum ersten Mal nach Freiburg zurückkehrte, war das Haus Jakobistraße 29 das einzige, das ich aufsuchte.“ Er sagte dem völlig überraschten Frl. Aschoff, „dass ich wegen dieses Spazierganges jetzt vor ihr stünde; dass ihre damalige Haltung zu den wenigen persönlichen Erfahrungen gehört, die mir den Glauben an die Deutschen wachgehalten haben… Sie werden sich vorstellen können, was mir ihre Einladung unter diesen persönlichen Umständen bedeutet, und dass es mir ein ganz besonderes Bedürfnis ist, meiner Bewunderung für Aschoffs menschliche Haltung Ausdruck zu geben. Er vereinigte in seiner Persönlichkeit ungewöhnliche Qualitäten als Lehrer, Forscher und Mensch. Ich wünschte Freiburg und den Deutschen Universitäten viele solche Lehrer.“
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Das Urteil über die Glaubwürdigkeit, wissenschaftliche und menschliche Größe des Zeugen und der Aschoff-Ankläger überlassen wir der Zeit.
24.2.2020, Georg Fuchs, Heitersheim; Heiko Heerklotz, Freiburg; Michael Müller, Gundelfingen; Victor Vanberg, Pfaffenweiler und 18 weitere Unterzeichner (Namen der Redaktion bekannt)
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Aschoff zu einem Täter-Sündenbock hochstilisieren, ist absurd und unredlich
Als Historiker weiß Herr Martin natürlich, dass nicht Forscherpersönlichkeiten wie Aschoff am Anfang der Täter-Kausalkette standen, sondern Bismarck und der preußisch-deutsche Nationalismus. Der führte direkt von den drei provozierten „Blut-und-Boden-Kriegen“ Bismarcks zwischen 1862 und 1871 (Dübbeln, Königsgrätz, Sedan) zu einem 1. Versailler Diktat mit der Annexion von Elsass-Lothringen (gegen die Mehrheit der Elsässer und der deutschen Linken). General Foche hat diesen Friedensvertrag nie anerkannt, sondern darin nur einen Waffenstillstand gesehen. Der alternde Bismarck hat sich eingestanden, dass es ein Fehler war, Frankreich mit Gebietsannexionen zu demütigen. Der Erste Weltkrieg war die logische Konsequenz mit einem für Deutschland sehr bitteren 2. Versailler Diktat und den bekannten Folgen des aufkommenden Nationalsozialismus, dem Zweiten Weltkrieg und Auschwitz. Bismarck erfreut sich im ganzen Land nach wie vor Sympathien und bleibt Namensgeber für Straßen, Schulen und Türme nie in Frage gestellt, so auch in Freiburg.
Anders verhält es sich mit dem Pathologen Ludwig Aschoff (1866 bis 1942): Obgleich als Wissenschaftler international höchst angesehen und für Freiburg und seine Medizinische Fakultät bis heute ein Aushängeschild, ist er als Namensgeber für einen öffentlichen Platz laut der Straßenschilder-Kommission nicht mehr tragbar, da er ein politischer Sympathisant des Nationalsozialismus war, wie übrigens 90 Prozent der damaligen Deutschen. Ihn zu einem Täter-Sündenbock für die Nazi-Gräuel hochzustilisieren, mutet wie eine psychologische Übersprungreaktion an, ist abstrus und unredlich. Durch die Unverhältnismäßigkeit erzeugt der Beschluss eine weitere Polarisierung der Bürger, die dem ehrenden Gedenken des Schülers Heinrich Rosenberg eher schadet.
18.2.2020, Hans-Hartmut Peter, Freiburg, BZ
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Der KZ-Mord am Schüler Heinrich Rosenberg wird instrumentalisiert
Das Motto des BZ-Artikels täuscht darüber hinweg, dass der beabsichtigten Tilgung des Namens Ludwig Aschoff eine schier endlose lokalpolitische Debatte zur Umbenennung von Straßennamen vorausgegangen ist, die mit weithin abstrusen Argumenten den auch heute noch international hoch geachteten Forscher zu diffamieren trachtet.
Welche „Taten“ sind tatsächlich mit Aschoffs Persönlichkeit verbunden? Der angeblich völkisch-rassistische Ideologe hatte im Pathologischen Institut der Universität Freiburg vor und nach dem Ersten Weltkrieg eine elitäre Gemeinschaft von Wissenschaftlern aus aller Herren Länder und „Rassen“ versammelt, deren Forschungsergebnisse heute noch hohe Beachtung finden. Wer sich zu Aschoffs Haltung zum aufkeimenden Nationalsozialismus und Judentum informieren möchte, dem sei die Lektüre der Lebenserinnerungen des Nobelpreisträgers Sir Hans Adolf Krebs (Reminiscences and Reflections) oder von Nachrufen britischer Autoren empfohlen, die 1943, also mitten im Zweiten Weltkrieg, zum Tode von Aschoff (J. Path. Bact. 55: 229-236) veröffentlicht worden sind. Übrigens scheinen dem Leiter der städtischen Kommission zur Umbenennung von Straßennamen die Quellen solcher Zeitzeugen verborgen geblieben zu sein. Dies trifft leider auch für seine 2018 veröffentlichte Monographie (B. Martin: Die Freiburger Pathologie in Kriegs- und Nachkriegszeiten) zu.
So hoch die Zurückverfolgung von NS-Verbrechen an einem Schüler des FG anzuerkennen ist, verwundert doch, dass diese Form der Vergangenheitsbewältigung sehr spät auf Vorschlag der Kommission, also nicht spontan, sondern eher als Mittel zum Zweck erfolgt ist. Leider kann nicht übersehen werden, dass der KZ-Mord am Schüler Heinrich Rosenberg instrumentalisiert wird zur Verfolgung lokalpolitischer Gruppeninteressen.
27.1.2020, Prof. Dr. Hans-Eckart Schaefer, Merzhausen, BZ
https://www.badische-zeitung.de/der-kz-mord-am-schueler-heinrich-rosenberg-wird-instrumentalisiert–182112838.html

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Familie Aschoff steht für das „Gute Deutschland“
Ein persönliches Erlebnis als Ergänzung. Zum Leserbrief von 22 BZ-Lesern vom 24. Februar in Sachen „Aschoff“ füge ich ein persönliches Erlebnis aus dem Jahre 1962 hinzu: Als junger Student machte ich ein Praktikum im Max-Planck-Institut (MPI) für Verhaltensforschung in Seewiesen bei Konrad Lorenz und Erich von Holst. Dieses MPI hatte eine Außenstelle im Andechser Schloss, das vom dritten Direktor dieses MPI geleitet wurde, von Professor Aschoff, dem Sohn unseres Freiburger Nobelpreisträgers.
Dort war auch der ehemalige Freiburger und Nobelpreisträger (1953) Sir Hans Adolf Krebs zu Gast, der ein enger Freund der Familie Aschoff war. Von Antisemitismus keine Spur. Im Gegenteil. Die Familie Aschoff steht für das „Gute Deutschland“. Die 22 Leserbriefschreiber kritisieren mit Recht die Freiburger „Straßennamen-Reinigungs-Kommission“, die den Namen Aschoff aus dem Freiburger Stadtbild tilgen ließen.
2.3.2020, Nikolaus von Gayling-Westphal, Freiburg
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Nachdenken empfohlen: Zur geplanten Umbenennung des Aschoff-Platzes
Nachhaltige Immunität gegen Vorurteile, Diffamierung und Rassismus gelingt nur durch dauernde Bildung, Toleranz und Versöhnungswille. Ein gelungenes Beispiel hierfür ist der deutsch-französische Versöhnungsgottesdienst am 8. Juli 1962 in der Kathedrale von Reims, als Kardinal Marty General Charles de Gaulle und Konrad Adenauer mit folgenden Worten begrüßte: Sich die „Hand geben ist gut, sich das Herz geben ist besser, die wahre Versöhnung gelingt nur im Labor der Liebe, deren Ingredienzien sind Gerechtigkeit und Barmherzigkeit“. Die Geste war Beginn einer 60-jährigen Freundschaft.
Ähnlich wegweisende Worte für den inneren Frieden in unserem Land fand der frühere Bundespräsident Richard von Weizsäcker in seiner berühmten Rede vom 8. Mai 1985: „Hitler hat stets damit gearbeitet, Vorurteile, Feindschaften und Hass zu schüren. Die Bitte an die jungen Menschen lautet: Lassen Sie sich nicht hineintreiben in Feindschaft und Hass, gegen andere Menschen, gegen Russen oder Amerikaner, gegen Juden oder gegen Türken, gegen Alternative oder gegen Konservative, gegen Schwarz oder gegen Weiß. Lernen Sie, miteinander zu leben, nicht gegeneinander.“ Leider ist diese Botschaft in unserem Land kein Teil der angeborenen Immunität, sondern braucht ständig Auffrischungsimpfungen.
Um „Impfkomplikationen“ bei der Umbenennung des Ludwig-Aschoff-Platzes in Heinrich- Rosenberg-Platz zu vermeiden, empfehlen wir ein Nachdenken über die beiden folgenden Punkte und eine Neubesinnung bei der Namensgebung: Mit dem Namen Rosenberg assoziieren viele ältere Menschen den Nazi-Chefideologen Alfred Rosenberg, was einer Entehrung des ermordeten Schülers Heinrich Rosenberg gleichkäme. Bei aller national-konservativen Gesinnung war Ludwig Aschoff ein weltweit hochgeachteter Wissenschaftler, kein NSDAP-Mitglied und kein Judenhasser. Er verhalf seinem geschätzten jüdischen Schüler Rudolf Schönheimer, den er 1934 nicht mehr im Institut halten konnte, zu einem guten Neustart an der Columbia University in New York. Nicht verhindern konnte er, dass sich bei dem heimatentwurzelten Schönheimer eine Depression entwickelte, die ihn 1941 in den Suizid trieb. Schon unter Aschoffs Arteriosklerose-Forschungsprogramm hatte Schönheimer die Grundprinzipien des Cholesterinstoffwechsels entdeckt. Seit 1998 verleiht daher die Deutsche Gesellschaft für Arteriosklerose-Forschung jährlich eine Rudolf-Schönheimer-Medaille und das Institut für Biochemie der Universität Leipzig trägt seinen Namen. Unser Vorschlag: Umbenennung des Aschoff-Platzes in Aschoff/Schönheimer-Platz und Aufstellung eines Gedenksteines für den ermordeten Schüler Heinrich Rosenberg an geeigneter Stelle vor dem Friedrich-Gymnasium. Nur so wird man der Ambivalenz und Tragik, die sich hinter diesen drei deutschen Schicksalen verbergen, annähernd gerecht.
2.3.3030, Hans-Hartmut Peter, Freiburg; Hans-Eckart Schaefer, Merzhausen

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Strassennamen als Stolpersteine nutzen
Zu den zahlreichen Artikeln, die sich mit der Umbenennung Freiburger Straßen, darunter der Lexerstraße, befasst haben. Nach langjähriger Überprüfung historisch belasteter Namensgeber von Straßen empfahl die Kommission der Stadt Freiburg eine Umbenennung von insgesamt zwölf Straßen. Es erfolgen nun peu à peu Anhörungen mit den Anwohnern der betroffenen Straßen, danach stimmt der Gemeinderat einzeln darüber ab. Nun kann man als Anwohner genervt und verärgert über die entstehenden Kosten und den dazugehörenden Zeitaufwand sein. Aber im Grunde steckt noch mehr dahinter! Es ist auch die Enttäuschung darüber, wie heutzutage geschichtlich mit einer misslungenen Straßenbenennung umgegangen wird. Im Falle der recht „jungen“ Lexerstraße (seit 1972) ist zu sehen, dass die Aufarbeitung der NS-Zeit in den 70er Jahren noch längst nicht vollzogen war. Damit nun alles wieder geschichtlich im besten Licht steht, „säubert“ man nun und tauscht das Straßenschild mit einem unbedenklichen Namen aus. Und zwar mit einem Zusatzschild, was den Tausch begründen soll – frei nach dem Motto: Hauptsache, der neue Straßenname hat eine weiße Weste! Und dies nur, weil Straßenschilder sich auf „Ehrungen“ reduzieren sollen?
Eingebaute „Stolpersteine“ in der Stadt sind Zeugnisse der Vergangenheit, die als Mahnmal umso wichtiger sind, da die Generation der Zeitzeugen ausstirbt! Weshalb können Straßenschilder mit einem zusätzlichen Hinweis nicht ebenso dazu dienen?
Im Falle Lexer könnte man so die herausragenden medizinischen Leistungen anerkennen und zugleich auf sein absolut ethisches Fehlverhalten in der NS-Zeit hinweisen.
18.3.2018, Anja Schulte-Roller, Freiburg, BZO

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Anmaßende Überheblichkeit: Staudinger als Forscher
Historiker Bernd Martin, der Kommissionsvorsitzende und sich im Selbstverständnis offensichtlich als besonders elitär fühlender Gräber nach NS-Vergangenheiten namhafter Bürger, sollte sich einmal selbst kritisch fragen, wie er sich wohl in den 30er und beginnenden 40er Jahren verhalten hätte, wenn er in jener politisch schwierigen Zeit seinen Beruf, gerade als Historiker, hätte ausüben wollen. Erwartet man heute rückblickend von Hermann Staudinger, einem herausragenden Forscher, dass er seine Arbeit wegen der nationalsozialistischen Administration hätte niederlegen sollen?
Ein kleines persönliches Beispiel dazu für diejenigen, welche heute so erhaben über längst verstorbene Menschen, die sich nicht mehr erklären können, zu Gericht sitzen, wobei sie gerade in Sachen Staudinger zugeben müssen, „leider“ immer wieder auf Aporien (Ratlosigkeiten) zu stoßen.
Der Vater des Unterzeichners hatte wahrhaftig keine Sympathie für die NSDAP, wurde jedoch im Jahre 1944 von seinem Arbeitgeber, der Firma Siemens, vor die Alternative gestellt, entweder Eintritt in die Partei oder Entlassung. Wie hätte er mit Frau und zwei kleinen Kindern entscheiden sollen? Wäre er ein berühmter Mann gewesen, nach dem eine Straße oder Schule benannt worden wäre, hätten ihm die vorgenannten Herrschaften wohl auch im Nachhinein einen Nazi-Stempel aufgedrückt. Hört endlich auf, mit anmaßender Überheblichkeit über Tote zu richten.
23.4.2017, Hans Frieder Huber, Kirchzarten/Freiburg
Zum Bericht über einen Themenabend an der Staudinger-Gesamtschule über den Namensgeber der Schule („Pazifist, Nazi, Judenbeschützer, Antisemit?“, BZ vom 7. April):
https://www.badische-zeitung.de/freiburg/hermann-staudinger-pazifist-nazi-judenbeschuetzer-antisemit–135423527.html
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Bin ich ein Antisemit? Ein Nazi?
Ich bin kein Antisemit, lese sehr gerne im Alten Testament die Psalmen und Propheten, bewundere den Durchhaltewillen der Juden über die vielen Jahrhunderte hindurch und steh hinter den Sicherheitsinteressen des Staates Israels, lehne aber die menschenverachtende „Blut und Bodenpolitik“ dieses Staates gegenüber seinen arabischen Mitbürger ab. Bin ich jetzt auch ein Antisemit?
Ich liebe mein Volk, seine Sprache, Kultur, unsere soziale Marktwirtschaft und unsere demokratische Grundordnung. Zumindest im 1.Weltkrieg wäre ich als Bürger dieses Landes voll hinter meiner Regierung gestanden, weil ich glaube unsere Gründe waren genauso gut oder schlecht wie der der anderen. Bin ich jetzt auch ein Nazi?
19.4.2017, Clemens Schächtele

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51% der Freiburger lehnen Umbenennungen ab
Im Vorfeld der Abstimmung über die Umbenennung von Straßennamen hatte das Leipziger Institut für Marktforschung im Auftrag der BZ eine repräsentative Umfrage erhoben (die BZ berichtete mehrfach). Derzufolge lehnten 51 Prozent Umbenennungen ab, 33 Prozent waren dafür.
https://www.badische-zeitung.de/freiburg/freiburger-wollen-umstrittene-strassennamen-behalten–129706942.html
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Es macht mich unendlich traurig und nachdenklich, mit welcher Ignoranz sich der Gemeinderat dem Rat einer Handvoll sogenannter Experten (die sicher nicht repräsentativ dem Bevölkerungsdurchschnitt und sicher als Besserverdienende bezeichnet werden können) angeschlossen hat. Der Wille der Bürger (51 Prozent Gegenstimmen und 26 Prozent egal) wurde nicht zur Kenntnis genommen. Das ist wieder einmal gelebte Demokratie, die der Bürger vermisst und die den sogenannten etablierten Parteien in Zukunft immer mehr auf die Füße fallen wird. Sinnvolles hätte mit den dafür anfallenden Kosten (für Adressänderungen, Navi-Updates, Schilderkosten, Benachrichtigung der Adressaten…) im Sinne der Bürger gestaltet werden können, man denke nur an den Renovierungsstau in Schulen oder die hungernden Menschen.
19.12.2016, Horst Scheuble, Waldkirch
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Es gibt auch andere Beurteilungskriterien als Antisemitismus
Neben dem aktuellen, weniger wichtigen, aber doch richtigen Diskurs um die geschichtliche, moralische und charakterliche Einordnung von Personen, die in der Vergangenheit besondere Wertschätzung und Anerkennung erfuhren, stellen sich – über die verhandelten Einzelfälle hinaus – einige ganz grundsätzliche Fragen. Stellt heute der Antisemitismus das einzige oder zumindest wichtigste Kriterium zur Beurteilung des Denkens und Handelns von Menschen dar?
In der Vergangenheit haben diese ihre Sozialisation unter ganz anderen Verhältnissen erfahren, sie hatten auch keinen Zugang zu den heute verfügbaren Informationen. Verhindert die fokussierte Stigmatisierung einer religiös aufgeladenen und pseudowissenschaftlich verbrämten Ideologie eines verhängnisvollen Antisemitismus eine differenziertere Auseinandersetzung mit diesem Problem? Sind wir in der Lage Widersprüche, Irrtümer, Unwissenheit und Dummheit in Rechnung zu stellen, zuzulassen und auszuhalten?
Deutschland hat hinsichtlich der nationalsozialistischen Verbrechen seine untilgbare Schuld beispielhaft aufgearbeitet und im Rahmen der Wiedergutmachung und darüber hinaus versucht, die Opfer zu entschädigen, und die neue Heimstatt der Juden mit Milliarden unterstützt. Bleibt die Frage, ob als Lehre aus der Geschichte nicht auch eine kritischere Haltung gegenüber der völkerrechtswidrigen israelischen Verdrängungs- und Besatzungspolitik geboten wäre?
Gleiches gilt für die Einordnung westlicher Interventionskriegs- und Repressionspolitik. Es geht und ging dabei weniger um den Schutz der Zivilbevölkerung, die Befreiung vom Kopftuch oder die Menschenrechte, sondern in Wahrheit um die Durchsetzung nicht unbedingt nationaler Interessen. Diese spezifischen Gruppeninteressen der Global Player bestimmen häufig nicht nur zentrale politische Entscheidungen. Es sind ihre Namen, Logos und Gebäude, die heute den öffentlichen Raum prägen und die über ihre Stiftungen, Zuwendungen und Finanztransaktionen das soziale Klima, unser Ökosystem, die Medienlandschaft, den Kulturbetrieb und das allgemeine Bewusstsein formen. An Wirkung übertreffen sie bei weitem die Institutionen und Personen, über deren segensreiches oder verhängnisvolles Tun sich die Gemüter erhitzen. So wichtig die kritische Betrachtung der Vergangenheit ist – primär auf diesem Kampfplatz der Gegenwart wird über die Zukunft der Demokratie und der zu bewahrenden Werte entschieden.
Umstrittene Personen dürfen keine Namenspatrone sein, postuliert Frank Zimmermann in seinem Leitartikel. Müssten im Zuge der aktuellen Demontagen und Aufräumungsarbeiten dann konsequenterweise nicht auch die Würdigung von Martin Luther unterbunden und die Denkmäler Richard Wagners abgeräumt werden? Ob der große Reformator, das Musikgenie des 19. Jahrhunderts oder Hitler – alle schöpften in vollen Zügen aus dem Antisemitismus.
Blenden wir 70 Jahre weiter. Unsere Kinder und Enkel beschließen: Alle bekannten oder geheimen Macher kommen auf den Prüfstand. Mal sehen, wer heil wieder runterkommt. Ich bleibe ganz cool.
21.10.2016, Karin Hamacher, Lörrach
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Avenida Hindenburg in Paraguay
Voll und ganz kann ich mich der Zuschrift von Karin Hamacher anschließen. Antisemitismus, Rassismus, Faschismus können doch nicht die einzigen Ausschlusskriterien sein. Wenn schon, denn schon! Das Kriterium müsste allgemein „Inhumanität“ sein. Wer bliebe dann übrig?
Klebt nicht an den Händen von Maria Theresia, Kaiser Joseph und Bismarck auch Blut? Wieso hat die Historikerkommission nicht auch Moltke- und Sedanstraße unter die Lupe genommen? Ich halte von politischer Korrektheit gar nichts. Sie ist immer sehr zeitgebunden und dem jeweils herrschenden Trend unterworfen, so wie jene antisemitischen Äußerungen der inkriminierten Persönlichkeiten auch. Geschichtsbewusstsein heißt nicht, das Fähnchen immer schnell nach dem Wind zu hängen, sondern sich unserer gesamten Vergangenheit kritisch zu erinnern. Es liegt hier wohl ein typisch deutsches Verhalten vor. Die Franzosen haben in Paris eine Avenue d’Idna (Sieg in Jena über Preußen und Verbündete). Sie und das dort beheimatete Goethe-Institut müssen und können das aushalten!
Derzeit lebe ich in Filadelfia/Paraguay. Hier heißt die Hauptstraße voll dankbarer Erinnerung „Avenida Hindenburg“, weil der umstrittene zweite Reichspräsident den von Stalin verfolgten Mennoniten 1929 die Flucht ermöglicht hat. Lassen wir Hindenburg und andere unsere kritische Erinnerung als Namensgeber für Straßen und Plätze sein! Wenn das politisch korrekte Gewissen allzu sehr plagt, kann man es ja mit Ergänzungstafeln beruhigen
28.10.2016, Michael Seeger, Filadelfia/Paraguay
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Turenne und Vauban – Schwerkriegsverbrecher
Bei den Personennamen sind jetzt alle diejenigen ins Blickfeld geraten, die irgendwie mit den Nazis oder der Reichswehr in Verbindung gebracht werden können. Bei Ausländern kennt man diese Kriterien nicht. So existieren in Freiburg noch die Namen von „Turenne“ und „Vauban“ zweier Helfer Ludwig XIV., der nach heutigen Kriterien eindeutig als Schwerkriegsverbrecher einzustufen ist.
Der erstere hat sich gerühmt, die Menschen rechts des Rheines so ausgepresst zu haben, dass sie keine Tränen mehr hätten, ihren Jammer zu beweinen. Vauban hat große Teile des mittelalterlichen Freiburg vernichtet, um die Eroberungspläne des Despoten zu unterstützen. Vor Abzug der Franzosen ließ er die Festungsanlagen wieder schleifen. Dennoch sind diese Namen immer noch in Freiburg präsent, was einer Verniedlichung der Schwerkriegsverbrechen gleichkommt. Kann man moralische Grundsätze außer Acht lassen, so könnte es auch eine „Thilostraße“ (Thilo, Generalstabsoffizier im II. Weltkrieg auf dem Balkan) oder „Albert-Speer-Straße“ (Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt und Rüstungsminister Hitlers) geben. Außerdem steht es einem republikanischen Rechtsstaat nicht an, Personen und Nachkommen der „Mittelalterlichen Mafia“ (frei nach einem Biografen eines Minnesängers), dem sogenannten Adel, durch Namen für öffentliche Einrichtungen zu ehren. Es gibt sicher noch mehr Gründe als nur die politische Beurteilung für eine sinnvolle Namengebung. Bei Personennamen bleibt die Wahl immer problematisch, weil die tagespolitischen Anschauungen sich ändern können. Bei lebenden Personen ist nicht garantiert, dass ihr weiterer Lebensweg, die Wahl noch rechtfertigt. Unbedenklich wäre es Straßen und Plätze nach vergangenen Geschlechter zu benennen, die ehemals dort wohnten. Bei der Wahl von Tier- und Pflanzenarten könnte man an bedrohte oder verschwundene Arten in diesem Gebiet erinnern.
30.10.2016, Karl Hauger, Heitersheim
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Heilmeyer und Aschoff – Jan Ullrich und Angela Merkel
Das ist Freiburg wie es leibt und lebt, da werden ehrwürdigste Mediziner, darunter Ludwig Aschoff und Ludwig Heilmeyer durch Verbindung ihrer Person mit Nationalsozialismus und Rassismus diskreditiert, schon durch die Überschrift, an der Grenze zur Strafbarkeit stehend.
Ludwig Heilmeyer: Hämatologe von Weltruf, begeisterter Naturwissenschaftler („die Medizin sei Naturwissenschaft oder sie sei nicht“), Entdecker vieler pathophysiologischer Zusammenhänge internistischer Erkrankungen (Eisenmangelanämie, Eisenstoffwechsel, Hämo- lytische Anämien, Ikterus), der Natrium-Kalium-Homöostase, Erstbeschreiber der chronischen Erythroblastose (M. Heilmeyer-Schöner), heute eine sehr seltene erythrozytäre Reifungsstörung. Weiter ist eine Intensivstation der Medizinischen Klinik nach ihm benannt sowie das weltberühmte Freiburger Tumorzentrum (CCCF)! Es gibt den Ludwig-Heilmeyer-Preis für die begabtesten Freiburger Mediziner, Heilmeyer war Gründungsrektor der Universität Ulm.
Seine Verbrechen: Überhaupt keine! Heilmeyer war Mitglied beim Stahlhelm, die NSDAP hielt ihn für politisch unzuverlässig; um seine Professur weiter behalten zu können wurde er später doch Mitglied der NSDAP. Weiter hat er in einem Gutachten einen KZ-Arzt entlastet. Beide Dinge sind absolut nicht ungewöhnlich, der Korpsgeist bei der Erstellung von Sachverständigengutachten besteht bis heute. Seine Haltung zum Nationalsozialismus war allenfalls ambivalent. Man werfe also die großen Verdienste Heilmeyers in eine Waagschale, die kleinen Ungeschicklichkeiten in die andere und sehe, was wiegt schwerer?
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Ludwig Aschoff war ein Pathologe von Weltruf, er gilt nach Rudolf Virchow als bedeutendster Pathologe; die Aschoff-Knötchen (histologische Herzveränderungen bei Myokarditis im Rahmen des Rheumatischen Fiebers) sowie der mit seinem japanischen Schüler Tawara entdeckte Aschoff-Tawara-Knoten, auch als AV-Knoten bezeichnet, sind nach ihm benannt. Aschoff war Gründungsmitglied der verehrungswürdigsten Freiburger Medizinischen Gesellschaft, es gibt die Aschoff-Medaille, bei der Aschoff-Vorlesung wird sie hochkarätigsten Medizinern verliehen!Seine Verbrechen: Nihil! Allenfalls ein wenig Patriotismus. Man fülle also wie bei Heilmeyer wieder die Schalen und wäge ab.
Weiter bedenke man, was die von der Freiburger Stadtverwaltung bestellte, aus Sozialwissenschatlern bestehende, ehrenamtliche Kommission hochbegabten Medizinern antut, die nach den beiden Koryphäen benannte Preise erhalten haben.
Nota bene! 77 Prozent ehemalige NSDAP-Mitglieder gab es nach dem Krieg im Bundesjustizministerium (Süddeutsche Zeitung, 10. Oktober). Weiter ist zu bedenken, ob die Straßennamen überhaupt ernst zu nehmen sind: Gibt es doch sowohl Straße wie Platz, die den Namen eines wegen Doping, Steuerstraftaten, unerlaubtes Entfernen vom Unfallort, Trunkenheit am Steuer vorbestraften Sportlers: Jan Ullrich.
Und der Badischen Zeitung stünde es gut, erlauchteste Wissenschaftler nicht als „Nazis, Rassisten und Hexenjäger“ zu bezeichnen.
Die Bundeskanzlerin war schließlich als SED-Mitglied für Agitation und Propaganda zuständig; inwieweit sie jetzt Schaden von unserem Land abgewendet hat entzieht sich meiner Kenntnis. Also: Die Moschee bitte im Dorf lassen.
30.10.2016, Hans G. Hanagarth, Freiburg

Stadt  Freiburg prüft 1300 Straßennamen und diskutiert Umbenennungen

Hindenburg, Admiral Spee, Alban Stolz: Nach ihnen wurden in Freiburg Straßen benannt – doch sie sind umstritten. Jetzt kommen die Straßennamen der Stadt auf den Prüfstand, und zwar alle 1300. …
Alles vom 6.11.2012 bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/freiburg/stadt-prueft-1300-strassennamen-und-diskutiert-umbenennungen–65380319.html

 

Vauban – der Militärarchitekt und kriegslüsterne Feldmarschall
Ja klar, die eigene Geschichte will man am besten aus dem Gedächtnis tilgen, aber gleich einen ganzen Stadtteil nach einem fränzösischen Militärarchitekten und kriegslüsternen Feldmarschall zu benennen (Vauban) das ist wiederum okay.
Robin Bühler, 6.11.2012

In FR das amerikanische Blocksystem mit 1.Strasse Ost … einführen
Schaffen Sie in Frankreich dann auch die Rue Napoleons oder die Rue Fochs ab? Und wird dann in London das Denkmal für Bomber-Harris (der 10000e unschuldige Deutsche in den Tod gebombt hat) geschleift?
Dieses ganze Strassennamen-Gedöns gehört sowieso abgeschafft, und wo möglich das amerikanische Blocksystem mit 1.Strasse Ost , 2. Strasse Ost, West , Süd Nord usw eingeführt, dann entfallen solche Kontroversen.
6.11.2012, Florian Engels

Kurz müssen die Strassennamen sein
Schlimmer als die Straßen nach umstrittenen Persönlichkeiten zu benennen, sind diese unsäglich langen, unverständlichen und von Bindestrichen wimmelnden Straßennamen, wie beispielsweise die Jean-Monnet-Straße in Rieselfeld. Jeder, der in so einer Straße wohnt, weiß wie nervig es ist, die Adresse jedesmal umständlich Buchstaben für Buchstaben buchstabieren zu müssen. Da wohnt man doch allemal lieber in einer Hindenburgstraße.
6.11.2012, Kevon Arnold

Alle existierenden Dokumente der gegenwärtigen Parteilinie anpassen (George Orwell)
George Orwell hat es in seinem Roman „1984“ vorausgesehen. „Ein elementares Konzept der Partei zur Kontrolle der Gedanken ist die Kontrolle der Vergangenheit. Deshalb wird im Ministerium für Wahrheit ein gigantischer Aufwand betrieben, alle existierenden Dokumente der gegenwärtigen Parteilinie anzupassen.“ (Wikipedia) Zu den Dokumenten der Vergangenheit gehörten natürlich auch die Straßennamen. Und das grüne Freiburg scheint Vorreiter sein zu wollen. Oder ist aus einer anderen Stadt bekannt, dass ALLE Straßennamen auf den Prüfstand sollen?
6.11.2012, Martin Mattmüller

Dieter-Salomon-Strasse und Barak-Obama-River
Özdemir-Str. statt Hindenburgstraße, Trittin-Straße statt Alban-Stolz-Str. oder Claudia-Roth-Str. statt Admiral-Spee-Str.? Aber nein! Es sollten schon Freiburger sein, wie z.B. Dieter Salomon, Kerstin Andrae, Rolf Böhme usw.
Die großen Namen wie Trittin, Roth und Steinbrück sollten nur für große Straßen reserviert sein, also für die Kaiser-Joseph-Straße, die jetzt noch nach einem Feudalherrn benannt ist oder die Berthold-Straße, die nach einem mittelalterlichen Herzog (= der vor dem Heer herzog) benannt ist. Feudalismus und Militarismus wollen wir doch auch nicht mehr! Bei der Dreisam, an der einst die Hitlerjugend Bockspringen machte und der BDM Uniformblusen wusch, bei der Dreisam, die nicht nur Freiburg, sondern auch CDU-beherrschte Ortschaften tangiert, sollte ein übergeordneter Name gefunden werden, ich denke etwa an Barak-Obama-River.‘
7.11.2012, hans-Joachim Burghart

Das trägt Züge einer Vertuschung
Auch wenn wir die Namensgeber (die umstrittenen Straßennamen beziehen sich sicherlich vor allem auf historische Personen) heute nicht mehr auf diese Weise würdigen würden, sollten wir bedenken, dass es offensichtlich eine Zeit gab, in der diese Personen so hohes Ansehen genossen, dass Straßen nach ihnen benannt wurden. Die Straßenschilder sind Zeugnisse dieser uns möglicherweise schon sehr fremden Zeit. Aber Freiburgs Straßen sind älter als die aktuellen Bewohner, älter als der vorherrschende Zeitgeist. Deshalb sollten wir diese Zeugnisse nicht vernichten, nur weil sie uns sauer aufstoßen. Das trägt für mich Züge einer Vertuschung.
12.11.2012, Mathis Habedank, Stegen

 

Hindenburgstrasse wegen Scholl-Gymnasium Waldkirch umbenennen
Vor 25 Jahren wurde das Waldkircher Gymnasium auf den bedeutungsvollen Namen der Geschwister Scholl getauft, dem die Schule mit den pädagogisch sehr wertvollen „Geschwister-Scholl-Tagen“ und anderen Aktivitäten durchaus gerecht wird. Doch dass die Postadresse des Geschwister-Scholl-Gymnasiums immer noch Hindenburgstraße 2 heißt, ist der Ideenwerkstatt „Waldkirch in der Nazizeit“ ein Dorn im Auge. Die Initiative regt daher eine Umbenennung an. …. Alles vom 22.11.2012 bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/initiative-will-wegen-des-scholl-gymnasiums-die-hindenburgstrasse-umbenennen

Kombinaton Hindenburg/Scholl zum Geschichtslenrnen
Ich sehe in Straßennamen historischer Personen nicht immer „Verehrung“, sondern auch oft eine Erinnerung daran, wer oder was unsere Geschichte beeinflusst hat.  Hindenburg gehört für mich zu einer der interessantesten Figuren der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts. Einfach aufgrund der vielen Ereignisse, in denen er eine Schlüsselrolle gespielt hat. Ich sehe gerade in der Kombination Hindenburg/Scholl eine gute Möglichkeit, die Komplexität des dunkelsten Kapitels unser Geschichte klar zu machen!  Wir machen uns doch komplett lächerlich, wenn wir unsere eigene Geschichte leugnen! Nehmen wir mal die Türken: Unzählige Moscheen sind nach dem Eroberer des damaligen Konstantinopel, Mehmet II., benannt. Nämlich Fatih (der Eroberer). Das ist auch ein üblicher Vorname unter Türken. Dass diese Eroberung nicht friedlich und ohne Blutvergießen abgelaufen ist, brauche ich sicher nicht zu betonen.
22.11.2012, Johannes Schweizer

Mainstream – Straßennummern-System statt Namen
Die Geschwister Scholl haben etwas riskiert und waren in ihrer Zeit alles andere als politisch korrekt. Es hat sie das Leben gekostet. Die Ideenwerkstatt „Waldkirch in der Nazizeit“ liegt dagegen im heutigen mainstream und ihr Widerstand kommt ein dreiviertel Jahrhundert zu spät. ……
Hindenburg erhielt 1925 bei der Reichspräsidentenwahl 48,3 % der Stimmen und damit die meisten, 1932 sogar 53,1 %. Er kandidierte 1932 gegen den Nationalsozialisten Hitler und den Kommunisten Thälmann. Er bekam die Stimmen des ganzen demokratischen Lagers, auch die SPD hatte zu seiner Wahl aufgerufen. Wenn wir auf unseren Straßenschildern Männer und Frauen haben wollen, die gar keinen Dreck am Kittel haben, müssen wir tatsächlich zu einem Straßennummern-System übergehen. Dann muss auch die Scholl-Schule umbenannt werden; mir ist zwar keine Schwäche der Geschwister bekannt, ich weiß aber, dass jeder Mensch fehlbar ist und jeder gefehlt hat, sobald er längere Zeit politische Verantwortung bekam. Beispiel, wie das Leben so spielt: Erich Honnecker saß während der NS-Zeit im KZ und danach im Kommunismus auf dem Stuhl des Diktators.
22.11.2012, Martin Mattmüller

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