Corona-Ausgrenzung

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Freiburger Münster Anfang April 2023 – Abendsonne

 

Dr. Pürner: Ausgrenzung – eine grenzwertige Erfahrung
Offenbar können diejenigen, die Ausgrenzung noch nicht erfahren mussten, nicht verstehen, wie schlimm das ist. Wie lässt sich sonst so manch abscheuliches Verhalten auf Twitter erklären? Und weshalb hat sich bisher kein führender Politiker für diese Unmenschlichkeit entschuldigt?

Vor ein paar Tagen wurde auf Twitter ein Bild mit den „2G-Regeln“ für einen Weihnachtsmarkt in Erinnerung gerufen.


„Ungeimpfte“ wurden ohne jeden Grund als Aussätzige behandelt, die man nicht mal im Abseits stehend mit Essen beliefern durfte.
Diese Schilder gab es bis 2022 überall.
So etwas war nur in Deutschland möglich.
Was für eine ekelhafte Gesellschaft ist das, die so etwas tut?
https://twitter.com/holmenkollin/status/1640974332724666368
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Der Twitter-Account stellte die Frage „Was für eine ekelhafte Gesellschaft ist das, die so etwas tut?“ Gemeint ist damit nicht allein, dass nur Geimpfte und Genesene am Weihnachtsmarkt teilnehmen durften. Gemeint ist auch – und das ist in dem Bild rot eingekringelt – die Tatsache, dass auf dem Schild deutlich zu lesen ist, dass die Weitergabe von Speisen und Getränke an Personen, die weder geimpft noch genesen sind, ausdrücklich nicht erlaubt sei.
Es ist ein bedrückendes Dokument aus der Corona-Zeit. Menschen wurden ausgeschlossen, durften nicht einmal Speisen und Getränke erhalten. Und die anderen Besucher nahmen an der Ausgrenzung teil. Natürlich finden sich viele ekelhafte Kommentare darunter. Ekelhaft deshalb, weil sie das Schild verteidigen und mit Schadenfreude darauf reagieren, dass Ungeimpfte ausgeschlossen wurden. Nun mag man denken, dass es ja nur Twitter sei. Das ist in der Sache korrekt. Doch auch bei einer Vielzahl von Verfassern dieser widerwärtigen Kommentare, die sich hinter anonymisierten Accounts verstecken, handelt es sich um Menschen. Und diese Menschen leben tatsächlich unter uns. Keine schöne Wahrheit. Nun repräsentiert Twitter gewiss nicht die gesamte Gesellschaft. Doch muss unbedingt die Frage gestellt werden, wie es überhaupt dazu kam, dass ein solches Schild aufgestellt wurde.

Wer?
Wer hat das veranlasst? Wer hat den Text entworfen? Wer hat es geschrieben? Wer aufgestellt? Und weshalb wurde es nicht einfach ignoriert? Jeder Besucher des Weihnachtsmarktes muss dieses Schild wahrgenommen haben. Und dann? Ging man in besinnlicher Weihnachtsstimmung weiter, aß Bratwurst und trank Glühwein, als sei nichts passiert? Wie kann das sein? Wie kann man auf diesem Weihnachtsmarkt noch essen und trinken, ohne dass es einem wieder hochkommt?
Was war mit den Budenbesitzern? Übten sie Kritik? Wohl nicht. Denn sie waren froh, endlich wieder was zu verdienen. Aber reicht das als Begründung? Mal angenommen, alle Budenbesitzer hätten sich dieser Regelung nicht unterworfen. Dann hätten sie ihren Stand wohl nicht aufbauen dürfen. Klar. Und der Weihnachtsmarkt wäre ausgefallen.
Oder was wäre wohl passiert, wenn die Besucher auf Grund des Schildes kehrt gemacht hätten und somit ausgeblieben wären? Mit Verweis darauf, dass hier Menschen ausgeschlossen werden. Das hätte echte Solidarität bedeutet.
Hätten die verantwortlichen Politiker das riskiert? Vermutlich nicht. Bevor Weihnachtsmärkte erneut ausgefallen wären, hätte man bei den Vorgaben eingelenkt. Wie sehr sich ein wenig Protest lohnen kann, zeigt folgendes Beispiel.

Man hätte sich wehren können
Im Dezember 2021 ruderte die bayerische Regierung nach heftiger Kritik von Berufsverbänden zurück und erlaubte in Skigebieten 2G statt 2G plus. Das bedeutete, die Besucher mussten keinen zusätzlichen Test vorlegen.
Dieses Zurückrudern macht das unsinnige 2G keineswegs besser. Es zeigt aber deutlich, dass hier mit der Politik durchaus verhandelt werden konnte. Es standen wirtschaftliche Interessen und Druck durch die Verbände im Raum. Dies ließ den „Gesundheitsschutz“ dann doch zurücktreten. Wäre die Pandemie tatsächlich so schrecklich gewesen, dann hätte es keinen Raum für derartige Verhandlungen und Spielräume geben dürfen.
Doch warum ist Ausgrenzung so schlimm? Und weshalb können diejenigen, die es bisher nicht erfahren mussten, wenig mit diesem Leid anfangen? Oder wie lässt sich sonst so manch abscheuliches Verhalten auf Twitter erklären? Und weshalb hat sich bisher niemand aus der Führungsriege der Politik für diese Unmenschlichkeit entschuldigt?

Ausgrenzung zielt auf das Innerste
Die Ausgrenzung, wenn sie einen trifft, berührt das Innerste in uns. Wir bemerken, dass wir unerwünscht sind. Nicht gewollt. Von der Gesellschaft ausgeschlossen. Unwichtig. Nicht mehr geachtet. Die ausgegrenzte Person empfindet Ohnmacht, ist hilflos, ist traurig. Zugleich dann wütend. Denn es ist nicht nur die Ausgrenzung aus der Gesellschaft. Es ist auch das Verbot mit anderen in Kontakt zu treten. Vor allem mit denjenigen, die ausgrenzen bzw. denjenigen, die mitmachen. Ein Gespräch wird unmöglich gemacht. Wer nicht mehr teilnehmen darf, der kann auch nicht mehr kommunizieren. Die Ausgegrenzten werden zu Schatten, dann verschwinden sie. Jemand, der immer im Licht steht, wird das nicht begreifen.
Fragen sie mal einen Mannschaftskapitän, wie sich der Ausschluss aus der Spielmannschaft anfühlt. Er wird es nicht beantworten können. Weil er es nicht kennt. Oder fragen Sie mal bei einem Klassentreffen den Schülersprecher. Den, der inmitten der Schüler stand und von diesen und den Lehrern beachtet und respektiert worden ist. Traurigerweise können sich manche Schüler an andere gar nicht mehr erinnern.
Was ist wohl das Schlimmste bei einem Streit unter Paaren? Wenn einer geht. Wenn derjenige, mit dem man sich gerade streitet, einfach aufsteht, den Rücken zudreht und davongeht. Hilflos und ohnmächtig bleibt der andere zurück. Er ist verdammt zu schweigen, denn er kann nichts mehr tun.
Und obwohl nun viele Leser zumindest innerlich nicken werden, so können es doch nur diejenigen verstehen, die in ihrem Leben diese Situationen schon selbst erlebt haben. Ausgrenzung ist kein Kavaliersdelikt. Sie ist natürlich nicht strafbar. Ausgrenzung ist aber zutiefst inhuman und absolut abschätzig. Und dieses Wissen scheint bei fast jedem vorhanden zu sein. Auch wenn man das Gefühl selbst nicht kennt, so wissen es die meisten, dass man dies nicht tut. Und doch ist es passiert. Dies macht die Aufarbeitung so schwierig. Es fehlte den meisten Besuchern des Weihnachtsmarktes an Größe, sich diese Unmenschlichkeit einzugestehen.

Wir können entscheiden, wie wir sein wollen
Also liebe Besucher, Trainer, Lehrer und ihr vielen anderen, die Ihr mitgemacht und zugesehen habt. Ihr habt dazu beigetragen, dass aus einem bloßen Schild Realität werden konnte. Und auch wenn es Euch nicht passt – es wurden Menschen ausgegrenzt, während Ihr getrunken und gegessen habt. Manchen mag das nun unangenehm und beschämend auffallen. Andere hingegen werden feststellen, dass sie solches Schild regelrecht gut hießen. Diese Lust an Ausgrenzung gab es schon vor der Pandemie. Einige Trainer, Chefs, Behördenleiter, Lehrer, Erzieher u. v. m. beweisen es täglich aufs Neue. Die Pandemie hat es sichtbar werden lassen. Dieses Bild ist der Beweis. Und nun sollten sich einige zutiefst schämen und ab sofort anders handeln. Denn zu jeder Zeit kann der Mensch für sich entscheiden, wie er sein möchte.
… Alles vom 31.3.2023 von Friedrich Pürner bitte lesen auf
https://www.tichyseinblick.de/meinungen/ausgrenzung-eine-grenzwertige-erfahrung/

Dr. med. Friedrich Pürner, Jahrgang 1967, war nach seinem Medizinstudium in leitenden Positionen beim Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit tätigt, bevor er 2018 die Leitung des Gesundheitsamts Aichach-Friedberg übernahm. Im November 2020 wurde er plötzlich versetzt, nachdem er auf Twitter und in vielen Medien den Corona-Kurs der Bayerischen Staatsregierung kritisiert hatte.

Friedrich Pürner: Diagnose Pandemie
Das kranke Gesundheitssystem
LMV, 208 Seiten, 18 Euro
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Einige Kommentare:
Lieber Dr. Pürner, ich werde es niemals vergessen, wie ich kurz vor Weihnachten, vor dem Fenster der Mensa, in der Schule meiner Tochter stand, um von draußen zu beobachten, wie meine Tochter mit ihrer voll maskierten Klasse, ihr erstes Weihnachtskonzert vor voll maskiertem Publikum gab. Ungeimpften wurde der Zutritt untersagt. Meine ungeimpfte Frau ist Zuhause geblieben, weil es ihr zu peinlich war und es sie wohl zu sehr schmerzte. Ich, „ungeimpfter Covidiot“ bin demonstrativ hingegangen und mich draußen an dieses Fenster gestellt, wo mich alle anderen sehen konnten. Habe sogar durch dieses Fenster ein Video mit dem Handy aufgenommen, um meiner Tochter zu zeigen, dass ich da war und alles gesehen habe. Ich werde die Blicke der Leute nie vergessen, als sie auf dem Weg nach draußen an mir vorbeiliefen, während ich auf meine Tochter wartete, um sie am Haupteingang in Empfang zu nehmen. Dieses Gefühl, diese Beklemmung und Druck in der Brust und das gleichzeitig abschnürende Gefühl um den Hals. Ich hätte so etwas in Deutschland nie für möglich gehalten. Nachdem ich auf Twitter darüber schrieb, antworteten mir Leute Zeilen wie: „Und das ist auch gut so!! Du hättest dich einfach impfen lassen können, du Wichswichtel!“. Ich wurde darauf hin, auf irgendwelche Listen, die als „Nazi“, „Schwurbler“ oder „Wichswichtel“ benannt wurden gesetzt, und das nur, weil ich mich nicht habe impfen lassen. Ganz zu schweigen davon, dass Familienmitglieder selbst im KZ Lager inhaftiert waren und auch ums Leben kamen. Ich bin entsetzt und finde es ungeheuerlich, dass bis heute niemand dafür Rechenschaft abgeben musste und manche ihre politischen Ämter weiterhin bekleiden, so als ob nie etwas passiert wäre. Die Wahrheit ist, nur die Wenigsten haben noch Anstand oder Charakter. Für mich ist klar geworden, dass ein 1939 immer wieder und überall erneut passieren kann, wo ein Geflecht aus Angst, Manipulation, Lügen und Hetze aufgefahren wird, um Menschen gegeneinander aufzubringen und genügend Mitläufer darauf warten, für die gute Sache anderen ihre Macht zu demonstrieren. Es gibt noch viel mehr zu erzählen aus der Zeit, doch es wären wohl zu viele Zeilen. N.P.
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Die Mehrheit hat mitgemacht, davon wiederum eine Mehrheit lustvoll enthusiastisch, deshalb verlangt/erwartet die Mehrheit gar kein Ersuchen um Entschuldigung, und deshalb wird sie ausbleiben wie die juristische Aufarbeitung auch. E.F.
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Puerner schreibt auch auf Twitter zum Thema Corona Politik. Und eine hasserfuellte Meute stuerzt sich mit voellig unsachlichen, nur auf persoenlich Herabwuerdigung abzielendenPosts auf ihn. Puerner ist zur Jagd freigegeben. Eingeleitet wegen seines couragierten Verhaltens und der anschliessenden Entlassung. Das was das Jagdsignal. Wer etwas ueber „Hass & Hetze,“ erfahren moechte, lese in seinem Account.Es IST wahrhaft abstossend! Les
Ende Kommentare
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