woke-lost

Home >Kultur >Kulturverlust >Abendland >Cancel Culture >woke >woke-lost

Nichtstun am Mittelmeer bei Hyeres im Mai 2023

 

Die Einteilung der Welt in woke (Aufgewachte) und lost (Verlierer)
Woke-lost geht zurück auf Hillary Clinton, die am 9.9.2016 auf einem LGBTQ-Treffen die Erwachten (woke) abgegrenzt hat von dem Haufen von Jämmerlichen (basket of deplorables), die sie als die Verlierer (lost) bezeichnete. Seither gilt alles, was nicht woke ist, als lost. So einfach geht es.

Agenda der Woken
Die Woken sind die Erwachten, Erleuchteten, Wohlgesinnten bzw. Sinnproduzierenden, die in ihren urbanen Milieu’s vom PC aus warten, welche neue Message gerade aus den USA als dem Woke-Mutterland her herübertrendet. Ihre Agenda erstreckt sich auf zweierlei:
1) Weltrettungskampagnen (Virus, Klima, Migration, Krieg) sollen ablenken vom eigentlichen Ziel: dem Erhalt und Zuwachs von Macht.
2) „Gegen rechts“-Kampagnen (Demos, „Kampf gegen rechts“) sollen jegliche Diskussion abweichender Meinungen unterbinden, wobei der ewige Schuldkult beschworen wird – je länger die Nazizeit zurückliegt, umso heftiger gilt die Gleichsetzung „rechts=Nazi“.
===========================================================

 

Die woke Revolution frisst ihre Kindfrauen
In fast allen westlichen Ländern bilden junge progressive Frauen die treueste Unterstützergruppe der Erwachten. Mit ihrer ständigen Radikalisierung vergrätzt die Bewegung allerdings ausgerechnet diese wichtige Gefolgschaft. Dort könnte bald das Bedürfnis wachsen, sich ideologisch zu entgiften, um wieder glücklicher und normaler zu leben,

Vor kurzem erschien in der Financial Times eine Untersuchung mit dem Ergebnis, dass junge Frauen in fast allen westlichen Ländern im Schnitt deutlich weiter nach links tendieren als gleichaltrige Männer.
Die Autoren des Textes sprechen von einer ideologischen Geschlechterlücke. Dafür kommen mehrere Gründe in Frage. Vermutlich spielt es eine Rolle, dass Frauen dank der Identitätspolitik in Wissenschaft, Medien und Politik heute über bessere Aufstiegschancen verfügen als Männer. Ohne die freundliche Resonanz in dieser Gruppe wäre die schnelle westweite Ausbreitung der Erwachtenbewegung jedenfalls nicht möglich gewesen. In der Bewegung selbst spielen Frauen als Rollenmodelle und Einflussagenten eine herausragende Rolle, ihre Botschaften, die sie vor allem an andere junge Frauen richten, senden sie nicht nur über Universitätsseminare und klassische Medien, sondern vor allem über soziale Netzwerke wie TikTok und Instagram.

Aber gerade in dem speziell auf diese Gefolgschaft zugeschnittenen Angebot der Postcolonial-Theoretiker, kritischen Weißseinsforschern, Hamasgutfindern und Transgenderideologen lässt sich neuerdings der Trend beobachten, die Schrauben so fest anzuziehen, dass sie nach dem unvermeidlichen Knacks wieder ganz locker sitzen. Alle in diesem Text gleich aufgelisteten Fälle wirken so, als wären sie von verdeckt operierenden Gegnern der Erwachten in der Absicht ausgeheckt worden, dem harten erwachten Kern ausgerechnet die bisher besten und treuesten Unterstützer abspenstig zu machen und ganz nebenbei noch das Glaubenssystem als Ganzes durch Lächerlichkeit zu erschüttern. Beginnen wir mit der vom Deutschlandfunk, aber auch anderen Institutionen verbreiteten Forderung, endlich die koloniale Vergangenheit von botanischen Gärten und öffentlichen Grünanlagen überhaupt aufzuarbeiten.
… Alles vom 10.4.2024 von Alexander Wendt bitte lesen auf
https://www.publicomag.com/2024/04/die-woke-revolution-frisst-ihre-kindfrauen/?utm_source=mailpoet&utm_medium=email&utm_source_platform=mailpoet&utm_campaign=neues-bei-publico_1

 

Der neue Pöbelaufstand, bei dem keine Gefangenen gemacht werden
Die Reaktion der Moralelite auf die Bauernproteste zeigt vor allem eins: eine abgrundtiefe kulturelle Verachtung für die Peripheren. Dass Progressive mit reinstem Gewissen nach unten treten, hat eine längere Tradition. Sie würden noch ganz anders strafen, wenn sie könnten.
Es gibt ein historisches Datum, einen Stichtag, der die offizielle Einführung der Verachtung nach unten in die Welt der neuzeitlichen Progressiven markiert. Am Abend des 9. September 2016 bat die damalige demokratische Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton zusammen mit der LGBTQ-Gemeinschaft der Stadt zur Spendengala in der Cipriani Wall Street, New York City. Die Kartenpreise für den Abend mit anschließendem Empfang durch die Kandidatin lagen zwischen 2.500 und 250.000 Dollar, daneben gab es auch ein kleines Kontingent von „Billigtickets” für 1.200 Dollar für Gäste, die nach Manhattan-Maßstäben als arm gelten.

An diesem Abend sprach Clinton das Wort vom basket of deplorables aus, dem Korb der Jämmerlichen, frei übersetzt: Haufen der Jämmerlichen, Schändlichen, Kläglichen. Die Passage, die dem Wahlkampf einen entscheidenden Schwung geben sollte – nur eben zugunsten ihres Konkurrenten Donald Trump – lautete:

„Wir leben in einer volatilen politischen Umgebung. Ihr wisst, um einmal grob zu generalisieren, ihr könntet die Hälfte der Trump-Unterstützer in das stecken, was ich den Korb der Jämmerlichen nenne. Richtig? (Lachen, Applaus) Die Rassistischen, Homophoben, Fremdenfeindlichen, die Islamophoben – ihr wisst schon. Und leider gibt es Leute, die so sind. (…) Nun, einige dieser Leute sind unverbesserlich – aber zum Glück sind sie nicht Amerika.“
Clintons basket of deplorables brannte sich auch deshalb in die öffentliche Debatte ein, weil vor ihr praktisch niemand diese Einordnung von Menschengruppen in Körbe vornahm, weder in den USA noch irgendwo sonst. Die Wendung klingt im Englischen genauso schief wie in ihrer deutschen Übersetzung. „‚Basket of deplorables‘“, schrieb die Washington Post in einem Beitrag, den sie 2021 dem fünften Jahrestag der Rede widmete, „ist ein seltsamer Phrasenausdruck. Es gibt Körbe, und es gibt jämmerliche Leute, aber die beiden Begriffe zu kombinieren, ist die merkwürdigste aller merkwürdigen linguistischen Paare.“

Das Zitat aus ihrer Rede genügt noch nicht, um die Wirkung ihres Auftritts zu erfassen. Im Videomitschnitt ist zu hören und zu sehen, wie Clinton einen leiernden Tonfall anschlägt und dazu mit dem Arm rudert, als sie ihr ‚rassistisch, homophob, xenophob, islamophob‘ abspult. Sie zeichnete damals nur ein Schema nach, von dem sie zu Recht annahm, dass ihr urbanes Publikum es schon in- und auswendig kennt: „Ihr wisst schon.“ Die vier Begriffe benutzte sie, um eine bestimmte Großgruppe innerhalb der Gesellschaft zu umreißen. Dialektische Überlegungen dazu stellte sie nicht an, etwa, dass in den Augen vieler Wohlmeinender und Erwachter schon jemand nach der „Critical Race Theory“ als Rassist gilt, wer keinen „strukturellen“, also tief in der Gesellschaft eingewurzelten Rassismus erkennen kann. Oder, dass Muslime durchaus schwulenfeindlich sein können, weshalb wiederum nicht alle Schwulen selbst in der Wählerschaft der Demokraten vorbehaltlos die Einwanderung von Muslimen begrüßen.

Clinton fragte auch keine Stelle, weder in der Cipriani Wall Street noch später, aus welchen Gründen die Jämmerlichen überhaupt zu ihren Ansichten kommen. Sie behandelt diesen Korb wie eine Naturkonstante: Diese Leute denken und sprechen niedrig. Sie sind unverbesserlich. Sie verdienen keine argumentative Mühe. Am 8. November 2016 wählten immerhin gut 63 Millionen Amerikaner den republikanischen Kandidaten. Clinton sortierte in ihrer Rede also gut 30 Millionen von ihnen in den Korb der Unverbesserlichen.

Jeder im Saal an diesem 9. September wusste, wen die Kandidatin in sozialer Hinsicht meinte: Amerikaner ohne Collegeabschluss und außerhalb der städtischen Zentren, Leute, die sich vorwiegend mit materiellen Problemen herumschlagen, und schon deshalb der Frage nach dem richtigen Pronomen wenig Platz in ihrem Leben einräumen können. Leute, die sich weigern, sich wegen ihrer weißen Hautfarbe für privilegiert zu halten, weil sie so nicht recht erkennen können, worin das Privileg eines Truckfahrers oder einer Walmart-Verkäuferin im mittleren Westen besteht. Außerdem Latinos und Schwarze, die den Grund für ihre Schwierigkeiten weniger in dem abstrakten strukturellen Rassismus sehen, sondern hauptsächlich in konkreten Umständen wie schlechten Schulen und hoher Kriminalität in ihren Wohnvierteln. In ihrer Ansprache billigte Clinton etwa der Hälfte dieses Milieus noch ein gewisses Maß an Verständnis zu, um die andere Hälfte zu Verlorenen und politisch Unberührbaren zu erklären.

Hier und da findet sich die Behauptung, sie hätte sich für ihre Formulierung entschuldigt. Das trifft nicht zu. Am nächsten Tag sagte sie der Presse: „Ich bedaure, dass ich gesagt hatte: die Hälfte. Das war falsch.“ Damit ließ sie offen, ob sie mit den Jämmerlichen nicht sogar mehr als nur jeden Zweiten meinte.

Seit diesem Tag im September 2016 existiert die Verachtung von oben als festes, anerkanntes Instrument im Lager der neuen Progressiven, nicht zu verwechseln mit den klassischen Linken. Denn dort gab es neben allen Verirrungen meist noch eine Erinnerung an den eigenen Ursprung, den Einsatz für die Unterprivilegierten, und deshalb auch ein Grundgefühl für soziale Realität. Aus diesem Grund herrschte selbst bei aufgestiegenen Funktionären der Traditionslinken eine Zurückhaltung, sich öffentlich über Leute zu erheben, die in der Kleinstadt oder auf dem Dorf leben, keinen Hochschulabschluss vorweisen können, keine Städtereisen nach Paris unternehmen und gern große Fleischportionen vom Grill verzehren.

Der angewiderte Blick nach unten ergibt sich für die Progressiven des neuen Typs nicht in erster Linie aus einer sozialen, sondern aus einer in diesen Kreisen für selbstverständlich gehaltenen kulturellen Hierarchie. Sie kennen keine Scheu, ihre kulturelle Verachtung öffentlich zu zeigen. Im Gegenteil, mit ihrem Gelächter über die kulturell Niedrigen bestätigten sich damals die Gäste, die in dem New Yorker Hotel für ein paar tausend Dollar Hillary Clinton lauschten, nicht nur ihre Zugehörigkeit zur besseren, sondern auch zur moralisch guten Gesellschaft. In dieser Zeit kam in den USA ein auch in Europa schnell übernommener Spiegelbegriff zu woke auf, zu erwacht – nämlich lost, verloren. Zwei Gruppen bilden seitdem die Gegenpole in den meisten westlichen Gesellschaften: Die Erwachten, die über das richtige Maß an materiellem und kulturellem Kapital verfügen, und die Verlorenen, die Erbärmlichen, um die sich niemand bemühen muss.

Besonders deutlich zeigte sich diese Grundhaltung in bisher allen großen Sozialprotesten westlicher Länder, von der Gelbwestenbewegung in Frankreich über die kanadischen Truckerdemonstrationen und über die Traktorenparaden in den Niederlanden bis zu den Protestzügen der Bauern und Spediteure in Deutschland. Ein großer Teil der urban-medialen neoprogressiven Klasse lehnt es ohne weitere Begründung ab, sich überhaupt mit der Interessenlage der Protestierenden zu befassen. Für diese Leute, so lautete damals die Sofortdiagnose in den weltoffenen Zirkeln von Paris und Toronto und jetzt in den zentralen Stadtvierteln von Berlin, gab und gibt es überhaupt keinen Grund, die Öffentlichkeit mit ihren Forderungen zu behelligen, denn sie verweigern sich hartnäckig einer Begriffswelt, die sich unter Wohlgesinnten von selbst versteht. Die Randständigen reden anders, essen anders, wohnen anders, sie sprechen vor allem anders über Migration als die Anwohner der Innenstadtviertel, sie zeigen kein Interesse an postmateriellen Themen, sie wählen die ehemals linken und heute neoprogressiven Parteien nicht mehr, sie kaufen keine neoprogressiven Medienerzeugnisse. Das alles macht sie zu Verlorenen. Und darüber hinaus zu Figuren, die Strafe verdienen.

Einen ähnlichen Moment wie den im September 2016 in Manhattan und eine ähnliche prominente Figur wie Hillary Clinton gibt es für die deutsche Verachtung von oben nach unten nicht, sondern nur kleinere und halbprominente, so, wie es auch der Verwertung einer woanders entstandenen Weltanschauung entspricht. Zu den deutschen Pionieren der Nachahmung gehörte mit Sicherheit Yannick Haan, damals Vorsitzender der SPD Alexanderplatz, Mitglied der „Netz- und Medienpolitischen Kommission“ im SPD-Parteivorstand und „Smart City Manager“ der Stadtverwaltung Wolfsburg, der schon im Februar 2019 per Meinungsbeitrag in der WELT von seiner Partei forderte: „Vergesst endlich die Arbeiter“.

„War vor 30 Jahren die Arbeiterschaft männlich, weiß und heterosexuell“, hieß es in dem Haan’schen Manifest, „so ist sie heute extrem divers geworden. Zudem nimmt die Arbeiterschaft in der Gesellschaft immer weiter ab. Laut DIW beträgt diese im Jahr 2019 nur noch 16 Prozent der Bevölkerung.“ Also eine periphere Gruppe, die bestenfalls identitätspolitisch statt mit sozialen Themen bearbeitet werden sollte – aber auch nur dann, wenn sie sich auf die neue diverse Ansprache einlässt. Welchen Platz in seiner Aufmerksamkeitspyramide die verbliebenen männlichen weißen heterosexuellen Beschäftigten einnehmen, musste er gar nicht explizit ausführen. Seine Empfehlung an die SPD, endlich die Arbeiter als gesellschaftlichen Typus zu vergessen, folgte einer gewissen Logik. Denn umgekehrt war das 2019 ja schon weitgehend der Fall.

Eine zweite Figur stanzte einen bis heute noch zu wenig beachteten bundesrepublikanischen Kernsatz für die kulturelle Verachtung, nämlich die beim ZDF tätige Sarah Bosetti während der Coronazeit bei ihrem Vortrag über unbotmäßige Bürger, die damals gegen die staatlichen Einschränkungsmaßnahmen demonstrierten. In Bosettis Worten handelte es bei ihnen um den „Blinddarm der Gesellschaft“. Ihre Diagnose begründete sie mit einem Satz über den Blinddarmsitz: „Rechts und unten“. Diese Formel gehört heute zum Allgemeingut der neoprogressiven Wohlmeinenden; sie schließt unausgesprochen aber immer mitgedacht das logische Gegenstück ein: neolinks und oben.

Der verächtliche Blick staatlicher Eliten samt Klerus auf den Pöbel gehört zur geschichtlichen Normalität. Das Neue besteht darin, dass der sehr alte Brauch, nach unten zu spucken, heute von Leuten praktiziert wird, die sich selbst nicht nur eine ganz besondere Toleranz und Weltoffenheit bescheinigen, sondern auch die größte Sensibilität für Ungerechtigkeiten. Ihre Begründung lautet folgerichtig, sie würden die Erbärmlichen gar nicht zur Steigerung des eigenen Wohlgefühls verachten, sondern, um der Gesellschaft einen Dienst zu erweisen. In die erste Reihe dieses Milieus gehört mit Sicherheit auch Rainald Becker, langjähriger Chefredakteur der ARD, heute Chefkorrespondent des SWR, der auf X, vormals Twitter, die Bauernproteste zum Anlass nahm, um zu verkünden: „Traktorfahren macht offenbar dumm.“

Er machte sich also noch nicht einmal die Mühe, zwischen den Protestierenden und dem Rest zu unterscheiden, also zu differenzieren, wie es in seinen Kreisen heißt. Er kaprizierte sich nicht auf den „motorisierten Mistgabelmob“, wie die Relotius-Rahmensetzer vom SPIEGEL die Protestbauern alliterierend nennen, sondern bescheinigt kurzerhand allen Landwirten geistige Rückständigkeit.

Becker war es übrigens auch, der im Mai 2020 in einem Tagesthemen-Kommentar alle als „Wirrköpfe“ und „Spinner“ abkanzelte, die sich eine Rückkehr zur Normalität vor Corona wünschten. Als Verbündete und Kronzeugen für die Notwendigkeit einer globalen Gesellschaftstransformation wegen Covid und mit staatlichen Maßnahmen führte er in seinem Kommentar ein Manifest amerikanischer Kulturgrößen an, darunter Madonna und Robert De Niro, die damals das Volk von ihren Strandhäusern aus zu Verzicht und überhaupt zu einem postmateriellen Lebensstil ermahnten.

Der ‚Bauern sind dumm‘-Block von ARD-Hierarchen, Journalisten und sonstigen Würdenträgern schloss sich fast blitzartig und instinktiv zusammen, schneller, als jemand bei der „Wirtschaftswoche“ überhaupt ausrechnen kann, wie viel Cent der Steuerunterschied zwischen Agrar- und Normaldiesel beträgt. Es geht und ging bei der Reaktion auf die Proteste nie um Details. Sondern um die Exekution einer abgrundtiefen Verachtung, die schon vorher bestand. Zu den Ekelbekundungen gehörte die schon zitierte Etikettierung der Demonstranten als „motorisierter Mistgabelmob“ beim SPIEGEL, verbunden mit der Erklärung, dem Mob ginge es ja eigentlich noch viel zu gut,

Dazu gesellen sich beispielsweise noch ein leitender Funktionär der Deutschen Umwelthilfe, der nach der Staatsmacht gegen die „Traktor-Extremisten“ ruft, der Leiter eines überwiegend steuerfinanzierten Instituts, der streng rügt, dass die Straßenblockaden der „letzten Generation“ wenig und die Bauernproteste viel Unterstützung in der Bevölkerung erfahren („es sollte genau umgekehrt sein“); ein Mitarbeiter des mit der Amadeu Antonio Stiftung verbundenen „Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft“ namens Axel Saalheiser, der in den wütenden Landwirten eine „völkische Protestbewegung“ erkennt – also eine falsche, von den Wohlgesinnten nicht zertifizierte Bewegung –, in diesem Gefolge noch eine kleine Mitaktivistin, die auf X Molotowcocktails auf Fendt-Traktoren empfiehlt. Schließlich und endlich auch der Chefredakteur einer Miniaturzeitschrift mit dem völlig ernst gemeinten Vorschlag an alle urbanen Yannicks und Nurse Rage-Verbalkämpfer, zur Selbstversorgung mit Lebensmitteln überzugehen, um dem reaktionären Landpöbel zu zeigen, wo der Hammer der wahren Macht hängt.
….
Kurzum: Im Land der Neoprogressiven bilden Bauern und Arbeiter heute den reaktionären Mob. Die Arbeiter auch, denn die Beschäftigten der Autoindustrie und anderer Branchen nehmen es vermutlich nicht klaglos hin, wenn ihnen die Transformationselite die Jobs unter dem Hintern wegzieht. Demnächst dürften sich auch viele von ihnen zu Protestzügen zusammenfinden.

Hier wie schon bei den Gelbwesten-Protesten in Frankreich und den Truckerdemonstrationen in Kanada steht auf der einen Seite eine Deutungselite, beschäftigt in der Begriffsproduktion, auf der anderen Seite die in ihrem Lebensstandard bedrängten Vertreter der materiellen Produktionssphäre. Die Funktionselite positioniert sich jedes Mal fast ausnahmslos gegen die Unteren.

Erstens, weil sie selbst die Sonnendeckplätze besetzt hält – neolinks und oben eben –, nicht unbedingt immer in finanzieller Hinsicht, aber fast durchweg auf dem Gebiet der Definitionsmacht. Zur Verachtung kommt noch das Ressentiment, die Wut darüber, dass sich die Peripheren nicht dazu bringen lassen, sich für die Begriffe und Projekte der Erwachten zu interessieren, dass sie keine Gendersprache verwenden, sondern sich auch noch darüber lustig machen, dass sie sich nicht kollektiv für die Kolonialvergangenheit des Deutschen Reichs schämen, dass sie nicht an die Rettung des Globalklimas durch deutsche Windräder glauben, deren Platzbedarf die Feldwirtschaft im Weg steht. Sie verweigern sich also der progressiven Botschaft.

Durch den heutigen Umgang mit den Dumpfen, die sich gegen diese Fortschrittsidee wehren und stattdessen nach ihren Kosten fragen, schimmert immer noch wie ein altes Wasserzeichen der Feldzug revolutionärer Truppen in Frankreich gegen die störrischen Bauern der Vendée, die nicht nur den neuen Herrschern in Paris die Anerkennung verwehrten, sondern auch die hohen Steuern nicht akzeptierten, die ihnen von dort aus auferlegt wurden. Für die Revolutionäre stand es außer Frage, dass es sich bei den Bauern der Vendée um rückständige Wesen handelte, die sie mit vollem Recht niederwerfen durften, und zwar nicht nur echte Kombattanten, sondern auch Frauen und Halbwüchsige, denn sie hatten sich als komplettes Milieu vor der Revolution schuldig gemacht.

General Francois Joseph Westermann meldete dem Konvent 1793: Ich brauche mir nicht vorzuwerfen, auch nur einen Gefangenen gemacht zu haben.“ Zu den Kampfmethoden der Revolutionstruppen gehörte das Niederbrennen von Dörfern und Wäldern, die Vernichtung von Lebensmittelvorräten, und, nachdem die Aufständischen militärisch besiegt waren, umfangreiche Massaker, und zwar zum ersten Mal in der Geschichte mit Mitteln, die Massenauslöschungen in kurzer Zeit ermöglichten: Flöße mit tausenden Gefesselten wurden in der Loire versenkt.

Heute herrschen zivilisierte Zustände. Die Mittel eines Westermann oder Babeuf stehen glücklicherweise nicht mehr zur Verfügung, zu Molotowcocktailwürfe auf Traktoren kommt es nur rhetorisch durch Schwatzhelden auf X, die in der Praxis oft schon an der Öffnung einer Konservendose scheitern. Auf der anderen Seite finden auch die Bauernproteste nicht so statt wie seinerzeit in Frankreich, noch nicht einmal so wie zu einer anderen Zeit an der Startbahn West. Aber das Grundmuster des Vendée-Feldzugs existiert immer noch. Eine Elite, die sich nicht nur der gewöhnlichen Machterhaltung verpflichtet sieht, sondern dem Menschheitsbesten, reagiert auf Verweigerung und Widerspruch eben nicht nur mit konventionellen Machtmitteln, sondern mit überschießender Energie. Je besser die Absichten, die sich eine Bewegung selbst bescheinigt, desto erbitterter die Bekämpfung ihrer Feinde. Sie straft mit dem reinsten Gewissen der Welt.

Die teilweise, aber nicht durchweg gewalttätigen Gelbwesten-Proteste wurden zwar mit nichttödlichen, aber durchaus verstümmelnden Geschossen bekämpft, die Trucker-Proteste in Kanada mit einem bis dahin noch angewendeten Notstandsrecht.

Das Aufbegehren der Landwirte in Deutschland blieb bisher fast völlig friedlich. Von der Vendée sind alle neuzeitlichen Empörungen des Pöbels und die Reaktion der Neuprogressiven weit entfernt. Aber zumindest im übertragenen Sinn gilt bei den beleidigten wohlgesinnten Eliten auch heute noch das Prinzip, keine Gefangenen zu machen. Sie wissen, dass es den Gelbwesten nicht nur um die damals durch Macron verkündete Erhöhung der Dieselsteuer ging, die Arbeitspendler draußen in der Provinz traf, nicht Enarchen im zentralen Paris; dass die Trucker und ihre Sympathisanten in Kanada nicht nur gegen die Impfnachweise kämpften, die niederländischen Bauern nicht nur um den Viehbestand, und dass es den deutschen Landwirten nicht nur darum geht, die geringere Besteuerung für Agrardiesel behalten zu wollen, derzeit 25,56 Cent je Liter statt der vollen Steuer für von 47,04 Cent.

Ganz nebenbei, es handelt sich also nur um eine geringere Belastung, anders als etwa bei Lastenrad-Käufern in Berlin, die vor einiger Zeit ganz real bis zu 1.000 Euro aus der Steuerschatulle bekamen. Aber wie gesagt, nie bewirkten es die fiskalischen und bürokratischen Angelegenheiten allein, dass in Frankreich, Kanada, den Niederlanden und jetzt in Deutschland Zehntausende protestieren und dabei einen bemerkenswerten Zuspruch von anderen deplorables bekamen. In jedem dieser Fälle kanalisiert sich eine Wut auf eine aufgeblasene Moralelite, die definiert, auf welchem Pfad die Gesellschaft voranschreiten muss, und wer für den von ihr definierten Fortschritt etwas zu opfern hat (nämlich die sowieso Verlorenen). Und natürlich erzeugt Verachtung von oben auch immer eine Gegenverachtung von unten. Die liefert dann wiederum den Wohlgesinnten weitere Argumente, warum der Pöbel keine Nachsicht verdient.

Ein Jahr nach dem Ende der Gelbwesten-Proteste gab es in Frankreich bei einigen Medien durchaus ein schlechtes Gewissen angesichts ihrer damaligen Einseitigkeit. France 24 etwa ging durchaus selbstkritisch mit der Berichterstattung um, und ließ eine damalige Teilnehmerin der Demonstrationen namens Oriane zu Wort kommen. „Die Medien hatten versucht, und zu kriminalisieren“, meinte Oriane, „sie haben versucht, uns Homophobe, Rassisten und Antisemiten zu nennen.“ Sie selbst habe als lesbische Frau von den anderen Demonstranten nie irgendeine Zurücksetzung erfahren, auch nicht ihre muslimische Freundin. „Viele Nachrichtenorganisationen, denen ich früher vertraut hatte, haben uns mit Verachtung behandelt. Sie brauchten lange Zeit, bis sie uns verstanden haben, und mit der Art, wie sie die Nase über uns rümpften, haben sie die Kluft zwischen den Eliten und dem Volk vergrößert.“

Im Nachbarland fanden die Verlorenen in den Auseinandersetzungen mehr grundsätzliche Sympathie in der intellektuellen Öffentlichkeit, etwa bei Michel Houellebecq (der das Motiv des Bauernaufstandes in seinen Roman „Seretonin“ einbaute), bei Christophe Guilluy, der den Begriff des „France Periphere“, oder Édouard Louis, der beide Welten kennt, die der Wohlgesinnten und die Welt weit draußen, der sich die bessermeinenden Kreise meilenweit überlegen fühlen. Ähnliche Stimmen wie Guilluy und Louis gibt es auch in Deutschland. Nur eben nicht mit Zugang zu den Fernsehredaktionen und etablierten Blättern. Der bundesrepublikanische Meinungsblock der öffentlich-rechtlichen Haltungsbeamten, der FAZ- bis taz-Journalisten, NGO-Funktionäre und Wirtschaftsinstitutsleiter steht noch etwas dichter zusammen als die Wohlgesinnten in anderen Ländern, gerade dann, wenn es darum geht, in sozialen Konflikten nach unten zu treten. Denn diese sozialen Auseinandersetzungen münden in Verteilungsfragen, zum einen materieller Natur, aber auch aufmerksamkeitsökonomisch. Gerade auf diesem Gebiet verteidigen die Verächter der deplorables eisern ihr Vorrecht, zu bestimmen, wer Debatten prägen und Interessen vortragen darf, und wer das gefälligst zu unterlassen hat.

Im Fall des deutschen Bundeshaushalts und der deutschen Landwirte könnte die Koalition auch die Wasserstoffwirtschafts-Subventionen aus dem Haus von Robert Habeck zusammenstreichen, die Zuwendungen an Organisationen wie die Amadeu Antonio Stiftung, den Kanzleramtsanbau, die Finanzierung von Radwegen in Peru und andere Welttransformationsvorhaben, um das selbstverschuldete 17-Milliarden-Loch im Haushalt für 2024 zu stopfen. Die Bauern erkennen in den überfallartigen Regierungsmaßnahmen völlig zu Recht keine fiskalische Notwendigkeit, sondern eine Strafaktion. In Zeiten des Internets lesen Kuhmelker und gelegentliche Trachtenträger auch in Oberbayern und im Allgäu, was bessere Kreise über Viehquäler, Gülleverschütter und Aiwangerwähler sagen und schreiben. Vor allem die Widerspenstigkeit der bayerischen Landbevölkerung, die sich im Hebst 2023 nicht der Anordnung der „Süddeutschen“ und anderer Organe beugen wollten, künftig nicht mehr die Freien Wähler anzukreuzen, sondern den Weg für eine grüne Mitregierung in München freizumachen, vergessen die Progressisten nicht so schnell. Jetzt schicken sie in ihren Leitartikeln und Twitter-Wortmeldungen die Quittung.
Es gab auch keine objektive Notwendigkeit, französischen Arbeitspendlern den Diesel zu verteuern, holländischen Bauern das Wirtschaften schwer zu machen, kanadischen Truckern einen Impfnachweis abzuverlangen und 2016 die deplorables öffentlichkeitswirksam zu verspotten. In allen Fällen handelte es sich neben der Verachtung auch immer um die Bestrafung einer schon vorhandenen Renitenz, vorgenommen von progressivoben nach pöbelunten. Auf Twitter häufen sich gleichzeitig die Empfehlungen an die Landwirte, doch mit ihren Traktoren lieber für das Richtige zu demonstrieren. Würden sie Autobahnen blockieren, um mehr Windräder in Bayern zu erzwingen und sich für Pumpspeicherwerke im Alpenvorland einzusetzen, dann gäbe es selbstredend Lob aus all den Kanälen, aus denen jetzt die Verachtung suppt. Und würden sich die Mistgabler aufmachen, das Privathaus von Aiwanger zu belagern, um ihn aus der Politik zu vertreiben, würde kein Gutredakteur Sippenhaft fordern; die Anführer säßen stattdessen ruckzuck im Fernsehstudio und bekämen lobende Porträts auf SPIEGEL Online. Es geht und ging nie um die Methoden. Sondern darum, dass die falschen Leute das Falsche verteidigen, nämlich ihren Lebensentwurf.
Alle wohlgesinnten Oberen können bei allen Rachefantasien von Glück sagen, dass die Auseinandersetzungen heute milder ablaufen als damals in der Vendée. Denn zu der ganzen Geschichte gehört auch, dass Maximilien Robespierre, Graccus Babeuf und anderen die Rasur mit dem angeschrägten republikanischen Messer nicht erspart blieb. Die Höchststrafe, die progressiven Gesellschaftslenkern heute droht, ist der Entzug von Stimmen, und, was allerlei Zivilgesellschafter angeht, von staatlichen Geldern.
Der Hals bleibt heil. So sieht wahrer Fortschritt aus.

.. Alles vom 14.1.2024 von Alexander Wendt bitte lesen auf
https://www.publicomag.com/2024/01/der-neue-poebelaufstand-bei-dem-keine-gefangenen-gemacht-werden/

https://www.tichyseinblick.de/meinungen/reaktionen-moralelite-bauernproteste-basket-of-deplorables-hillary-clinton/
.
Einige Kommentare:
Auffallend, dass die „Eliten“ in den deplorables immer nur die eigenen Leute sehen. Über marodierenden Horden muslimischer Männer, die Frauen als zweite Klasse sehen und am liebsten die Scharia in Deutschland einführen wollen, wird man nie von deplorables sprechen, höchstens von Fachkräften, Kulturbereichern, Traumatisierten und künftigen Renteneinzahlern. Fox
.
Wendt hat es intellektuell hervorragend aufgearbeitet, allerdings reicht das heute nicht mehr. Leider, leider waren es heute am Brandenburger Tor viel zu wenig Bürger (ich war da) und alle viel zu brav, da „anständige Leute“! Die Redner angepasst und voller Angst, als Rechte von MSM angeprangert zu werden. Tja, das ist Euer Problem, das mit der Bahnsteigkarte… F.U,
.
Zeiten ändern sich, und das umso schneller, wenn die Wirklichkeit und die Vernunft abserviert worden sind. Die Wirklichkeit gewinnt immer, wenn auch, nach menschlichem Verständnis, langsam. Die Ampel mit all ihren Grünlingen, den kindischen Illusionisten, Zehntelgebildeten ohne Beruf und Ideologie-Verrannten, wird verlieren, weil die letztlich immer bestimmenden wirklichen Dinge sich durchsetzen, die Illusionen als Träumereien entlarven.
Natürlich muss man in einer Demokratie, die leider nur aus Ausübung des Wahlrechts hierzulande besteht, nachhelfen, indem man das verbriefte Recht, seine Meinung zu bekunden, so vertritt, dass sie aufgeben müssen.
Ihr sogenannter Fortschritt ist natürlich nur ein Rückschritt, weil alles, was sie bekämpfen und loszuwerden versuchen, ohne adäquaten Ersatz bleibt. Ein Lastenfahrrad ist kein Ersatz für ein Stadtauto, eine Luftheizung ist kein Ersatz für 85 % aller Häuser. Die finanzielle Auspressung ist kein Mittel, den erarbeiteten Wohlstand und die modernen Technik, zu der ich auch die Medizin rechne, zu erhalten und voranzubringen. Daher läuft diese grünrote Politik unter Assistenz der FDP ins Leere. Alle diese, inkl. der Gelben, sind die Ungeheuer, entstanden aus der Schlafmützigkeit der vernünftigen Bürger. bfw
.
Die FDP-Scharfmacherin Strack-Zimmermann nennt die AfD „einen Haufen Scheiße“! Das ist nicht nur eine sprachliche Entgleisung, sondern spiegelt das Politikverständnis dieser Regierung wider: die Verachtung der Andersdenkenden, deren mediale Ausgrenzung und massive Verunglimpfung! Das sind diktatorische Maßnahmen, mit Demokratie hat das nichts mehr zu tun! H.B.
.
„Einen ähnlichen Moment wie den im September 2016 in Manhattan und eine ähnliche prominente Figur wie Hillary Clinton gibt es für die deutsche Verachtung von oben nach unten nicht, …“
Für mich persönlich schon: Und zwar als der damalige Bundesvorsitzende der SPD und Vizekanzler Sigmar Gabriel, anlässlich des (wohl in Teilen übergriffigen) Protests von Menschen irgendwo in Ostdeutschland gegen das Ankommen von Migranten, diese voller Verachtung im Gesichtsausdruck, als „Pack“ bezeichnet hat. Das war eine Ausdrucksweise, die es bis dahin aus Regierungskreisen nicht gab.
Verhalten eines Staatsmannes wäre es gewesen, konkret übergriffiges Verhalten zu verurteilen, aber zur gleichen Zeit grundsätzlichen Respekt für die Bürger zu signalisieren. Was Gabriel jedoch von sich gegeben hat, war meiner Ansicht nach der verbale Ausdruck genau dessen, was in diesem Artikel beschrieben ist: Grundsätzliche Verachtung dieser Menschen, für ihr Leben, für ihre Interessen, sein „basket of deplorables“. med
.
Eine treffende Analyse der Verachtung, die von der Politik ihren Wählern gegenüber ganz ungeniert demonstriert wird, indem Unsummen für kosmetische Selbstdarstellungen und sinnfreien Projekte weltweit mit den Steuern des verachteten Wahlvolks bestritten werden. Auch die schamlose und nicht einmal mehr versteckte Korruption und Vetternwirtschaft auf allen Etagen der Politik ist ein beredtes Zeugnis dafür. Um in der Sprache der Bauern zu bleiben: Sauställe müssen ausgemistet werden. H.P.
.
In einer Demokratie ist das Volk der Souverän. Sollte es sich hierbei jedoch größtenteils um „Jämmerliche“ handeln, erlischt deren Machtanspruch. Folglich auch die mühsame Verpflichtung der Eliten ihnen gegenüber. Dies ist Größenwahn! … Lux
.
Passende ironische und reale Sprüche für die/von den grünlinken erwachten „Eliten“:
Wofür brauchen wir Atomkraftwerke, bei uns kommt der Strom aus der Steckdose.
Wir haben kein Strom-, sondern ein Gasproblem.(Robert)
Das Netz speichert den Strom. (Annalena)
Wofür brauchen wir Bauern, ich kaufe mein Gemüse im Bioladen.
Wobei sich Ironie inzwischen in Realität verwandelt hat, die glauben das wirklich.
Insbesondere die ehemals klugen Köpfe der FAZ scheinen einer sehr erfolgreichen Gehirnwäsche unterzogen worden zu sein, wie sonst käme man auf einen Kommentar wie „die Bauern erhalten Riesen Subventionen, ohne etwas zu leisten“, primitiv wäre hier noch eine zu milde Bezeichnung. Grausam. W.G.
.
Jeder Artikel von Alexander Wendt ist intellektuell ein Hochgenuss, auch wenn das Thema traurig ist. Aber er wirft einen überzeugenden Blick auf die dahinterliegenden Beweggründe der „Akteure“. J.C.
.
Man stelle sich vor: Elitäre versammelt in einem Bundesland, nicht Elitäre leben, arbeiten, wirtschaften (im Sinne sozialer Marktwirtschaft), forschen und lehren frei in den anderen Bundesländern – wer könnte allein (über-)leben? Wer käme nicht ohne wen aus?
Verachtung funktioniert nicht mehr, wenn Selbstachtung wächst, Unterdrückung nicht mehr, wenn Macht nivelliert wird.
Bleiben wir freie Bürger und leben wir entsprechend, als Gleiche und auf Augenhöhe, in Verantwortung für uns selbst und die Nächsten. Und wer kann, weiß sich von Gott geführt und getragen.
Gläubige Christen kennen und benötigen die Anerkennung von „Eliten“ nicht, sie leben universelle Werte, die immer Bestand haben werden, sie übernehmen Aufgaben, die ihnen die geschenkten Talente zuweisen, gern und zum Lob Gottes und seiner Schöpfung. Für sie gibt es nur Mitmenschen, Nächste. mit
.
Es ist falsch auf der heutigen Großdemo der Bauern in Berlin den Finanzminister oder andere Politiker auf dem Podium reden zu lassen. Dieser politischen Klasse unterstelle ich, dass sie keine ernsthaften Absichten verfolgen, sondern die Bauern für dumm verkaufen wollen und weiter die Steuermilliarden ungekürzt im Ausland verschwenden wollen. Aber die Deutschen sollen dafür noch mehr Steuern abliefern und Einschnitte hinnehmen. Es reicht! Schluß mit der Sozialistendiktatur! Wir brauchen Neuwahlen und eine bùrgerliche Regierung. Eve
.
Die 15-Minuten-Stadt der Woke
In jungen Jahren heute auf dem Land lebend: Der Diskurs wird von denjenigen bestimmt, die intellektuell nur die 15 Minuten Stadt brauchen. Dazu gehört der Supermarkt, das Fahrrad und der ÖPNV, Internet und eine Büro -oder Lehrertätigkeit. Sie schätzen die Vielfalt, den Döner Laden um die Ecke, Bioland und die Kita „Fähnlein Wieselschweif“. Kritisch wird es mit der Grundschule und Gymnasium, daher auch die freie Schulwahl. Hinweis: Bestimmte Gymnasien in Köln sind schlicht überbucht, weil die längere Fahrt dem Elternwillen entspricht. Dazu kommt ein Urlaub oder möglichst zwei und die Eigentumswohnung. Alles nur Klischee? Wenn man sich die Wahlen in den Großstädten ansieht, könnte man den Eindruck gewinnen, der städtische Kern wäre grün. Landleben gibt es nur am Wochenende. Auch das Verständnis für Arbeiter und Bauern schwindet. Es ist ja alles da und im Zweifelsfall kommen Äpfel aus Neuseeland und die Kartoffeln aus Ägypten. Regional einkaufen – gerne. Öko, ja bitte. Die Label der großen Discounter, Aldi und Lidl, oder auch Rewe liefern Bauernidylle, auch wenn die Rohwaren irgendwo aus dem Osten, z.B. Ukraine kommen. Daß ökologischer Landbau weniger Ertrag und mehr Arbeit bedeutet, ist wohl vollkommen unbekannt. Man könnte das wissen, wenn man einen Schrebergarten hätte, aber dort sieht man statt Acker nur Rasen und Grill, wenn überhaupt Interesse besteht. Und so kommt es, wie es irgendwie kommen muss. Es gibt einen schwer auflösbaren Konflikt zwischen Stadt und Land. Stadtluft scheint heute nicht mehr frei zu machen, sondern schränkt die Sicht ein. Wer nur noch zwischen 15 Minuten Stadt und Urlaub lebt, der sieht hat keinen Traktor, der bei Tag und Nacht das Getreide erntet, Gras mäht oder mit seiner Rübenernte die Landstraße blockiert. Gibt es eine Lösung? Die Grünen und ihre Claqueure schaffen eine, indem sie Ackerflächen reduzieren, Vieh keulen und Lebensmittel so teuer machen wie früher. Meine Schwiegermutter hat immer gesagt, man kann auch ein Haus auf die Toilette tragen – wir werden es erleben! HGV
.
Danke für diese überfälligen grundsätzlichen Betrachtungen zur gespaltenen Gesellschaft der heutigen Tage. In Meinungsdiktaturen ist dies eine logische Folge. „Ich bin Arbeiter, wer ist mehr!!“ tönte der SED-Parteisekretär bei jeder Gelegenheit. Ein ehemals schlechter Elektriker, der keine rechte Lust zur Arbeit hatte. Schon dieser kleine Funktionär fühlte sich erhaben und schaute herab auf die, die er zu „erziehen“ hatte. Der Arbeiterschaft begegnete die SED-Obrigkeit mit Haßliebe, denn gerade die „Führende Klasse“ war mit ideologischen Spinnereien nicht zu erreichen. Heute, trotz aller krampfhaften Marginalisierungs- und Digitalisierungsbemühungen, hat sich daran nichts geändert. Der AfD wird (hauptsächlich!) aufgrund der Arbeiter-Verbundenheit mit Verachtung und Wut begegnet. Die Ideologen und ihre Nutznießer werden ihre Pfründe verteidigen, gegen alle „Umzingelung durch die Wirklichkeit“. Kal
.
Es hat im Bereich dessen, was „links“ sein soll, ein unglaublicher Paradigmenwechsel stattgefunden. Wir wären beim Abitur in den 80er Jahren niemals auf die Idee gekommen, einen Ball mit aufgeplusterten Spießerkleidern zu veranstalten. Um die „hart arbeitende Arbeiterschicht“ nicht mit unserem akademischen Abschluss zu erniedrigen, wurde das Abitur möglichst klein gehalten. Ebenso beim Diplom und bei der Promotion, da holte man sich den Wisch bei der Institutssekretärin ab, um bloß kein akademisches Angebertum aufkommen zu lassen. Auf die „arbeitende Schicht“ musste extrem Rücksicht genommen werden. Auch beim Verhalten und bei der Kleidung wurde alles „Bürgerliche“ vermieden. Ich war deshalb entsetzt, als vor einigen Jahren das Wort „Unterschichten-Fernsehen“ die Runde machte. Unterschicht – das wäre bei den arbeiteraffinen Linken alter Prägung ein absolutes Tabu-Wort gewesen. Ich bin deshalb völlig platt, welche Überheblichkeit sich bei der billigen „Elite“ von heute gegenüber der arbeitenden Bevölkerung breit gemacht hat. Das ist aber nichts links, sondern entspricht einer feudalistischen Clique, die sich für überlegen hält, genau wie das adlige Pack einst am Hof von Versailles. Und wie damals, möchten ein paar alberne Figuren aus der Stadt, die nicht in Versailles wohnten, auch zu diesem illustren Kreis der Volksverächter gehören und kopierten deren albernes Gebaren. Man weiß ja, wie es ausging… c.F.
.
Ich bin gespannt, ob es irgendwann zu einem offen ausgetragenen Konflikt Land & Vorstädte gegen die Innenstädte kommen wird. In den USA zeichnet sich ja ähnliches ab. W.B.
.
Es wird ganz augenscheinlich immer schwieriger „es noch nach Demokratie“ aussehen zu lassen. Das Motto der „Rechtsschwurbler“ “ Wir können sie nicht zwingen die Wahrheit zu sagen aber wir können sie dazu bringen immer dreister zu lügen“ verfängt immer mehr.
Politik und (Leid)Medien müssen sich immer weiter Demaskieren, nach und nach ihr wahres Gesicht zeigen. Immer häufiger, immer lauter, immer unangebrachter wird der zur Worthülse mutierte Begriff Demokratie und deren Verteidigung und Bewahrung hinausposaunt. Und immer mehr verhallt er in den Weiten des Moblands.
Man kann der Demokratie in diesem Land zu Gute halten dass die Bauernproteste stattfinden (dürfen) und es, zumindest noch, keine strafrechtlichen Konsequenzen gibt. Dass sie in diesem Außmaß stattfinden und keinerlei Auswirkungen auf die politischen Entscheidungen haben, zeigt aber gleichzeitig ihre Wirkungslosigkeit auf. Und eine wirkungslose Demokratie ist keine. W.E.
.
Wen braucht das Land, und auf wen könnte man fast komplett verzichten ? Also, müsste man sich entscheiden zwischen Politikern und Bauern und deren Unterstützern aus Handwerk und Logistik, würde die Wahl nicht schwer fallen. Nur haben dies die parasitären Ideologen in Berlin NOCH nicht kapiert. Also, weiter so… Weg mit der Ampel !! m.K.
.
Einen gigantischen basket of deplorables hat auch die FDP mit Strack-Zimmermann aufgemacht: nämlich AfD-Wähler.
„Je grösser der Haufen Scheisse, umso mehr Fliegen sitzen darauf.“ (zur AfD) Nach aktuellen Umfragen hat sie damit mindestens 13 Millionen Staatsbürger zu Schmeissfliegen erklärt. Mit der Anweisung, wie man als „Anständiger“ gegen Mitbürger vorzugehen habe, die offen zugeben, diese Partei wählen zu wollen. Mehr abgrundtiefe Verachtung des Souveräns kann man kaum in 3 Sätze packen. M.K.
.
Zitat: „In die erste Reihe dieses Milieus gehört mit Sicherheit auch Rainald Becker, langjähriger Chefredakteur der ARD, heute Chefkorrespondent des SWR, der auf X, vormals Twitter, die Bauernproteste zum Anlass nahm, um zu verkünden: „Traktorfahren macht offenbar dumm.“
Und das genau sind die Wanzen, die sich von unserem Abgepressten ein komfortables Leben leisten. An dem Zitat zeigt sich auch, dass die Umsetzung der repressiven deutschen Politik überhaupt nicht ohne die Medien stattfinden kann. Die Qualität der Journalisten scheint dabei zusehends abzunehmen. Qualität der Ausbildung ist Nebensachen. Zukünftig wird das Studienfach „Journalismus“ durch „Framing“ ersetzt. R.U.
Gut beschrieben. Das existentielle Grundproblem fast aller westlichen Demokratien ist, das sich eine völlig nutzlose, anmaßende, selbstgerechte, absolut verantwortungslose und durch und durch parasitäre Schicht aus Mist den Staat angeeignet hat. Mit Hilfe staatlich finanzierter Medien, NGOs usw. usw. .
Wir müssen uns die Demokratie zurückholen. ML
Ende Kommentare