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Ein Clan-Mitglied nimmt einen Polizeibeamten der SEK-Berlin für ein übers Internet verbreitetes Selfie in den Arm

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Gewalt zwischen Migranten und Deutschen
Ein deutsch-türkischer Klassiker zum molekularen Bürgerkrieg: Vor zehn Jahren erschien Akif Pirinçcis provozierender Essay „Das Schlachten hat begonnen“
Von Wölfen und Hunden

Die Meldungen kommen Schlag auf Schlag und Stich auf Stich: Im Januar wurde ein junges Paar, 17 und 19 Jahre alt, in einem Regionalzug von Kiel nach Hamburg erstochen. Der Täter ist ein 2014 nach Deutschland gekommener Palästinenser. Gleichfalls im Januar wurde in Ibbenbüren eine Lehrerin von einem Schüler erdolcht, dessen Name, Sinan, mit „eiserne Speerspitze“ übersetzt wird. Besonders spektakulär war ein Verbrechen, das sich im Oktober 2022 in Ludwigshafen ereignete. Ein Somalier, der 2015 nach Deutschland gekommen war, tötete zwei Handwerker, 20 und 35 Jahre alt, mit einer Machete. Dem einen wurde der Unterarm abgetrennt, den der Täter auf einen Balkon warf. Außerdem verletzte er einen 27jährigen schwer. Dem Sachverständigen offenbarte er, daß er aus Wut und Eifersucht bewußt deutsche Männer angegriffen habe.

Das ist ein kurzer Auszug aus der Liste von Bluttaten, die Monat für Monat länger wird. Sie bestätigt, was der Schriftsteller und Publizist Akif Pirinçci in dem Aufsatz „Das Schlachten hat begonnen“ prognostizierte. Vor zehn Jahren, am 25. März 2013, wurde der Text auf der „Achse des Guten“ veröffentlicht.
Unmittelbarer Auslöser war die Tötung des 25jährigen Lackierers Daniel S., der in der Nacht zum 10. März 2013 vor dem Bahnhof Kirchweyhe bei Bremen Opfer einer Prügelattacke geworden war und vier Tage danach an den Folgen starb. Bekannt wurde der Fall durch einen unverblümten Bericht der Bild-Zeitung: Demnach hatten junge Leute einen Bus gemietet, um in eine Diskothek zu fahren. Da Plätze frei geblieben waren, luden sie eine Gruppe türkischer Jugendlicher zur Mitfahrt ein. Während der Fahrt kam es zum Streit, worauf einer der Mitfahrer mit dem Handy Verstärkung zum Zielbahnhof beorderte. Ein Begleiter des Getöteten berichtete: „Dort wartete schon eine Horde Türken auf uns. Daniel wollte sie beruhigen. Als die Tür aufging, ging er als erster raus. Sie fielen sofort über ihn her, traten immer wieder auf seinen Kopf ein. Ein anderer Teil der Gruppe stürmte den Bus, schubste und riß uns raus, schlug draußen auf uns ein.“

Die Anklage ging zunächst davon aus, daß der Haupttäter „mit menschenverachtendem Vernichtungswillen“ vorgegangen war. Er habe „aus vollem Lauf heraus mit einer Sprungbewegung wie ein Kickboxer gegen den hinteren Oberkörper seines Opfers getreten“, worauf dieser gegen den Bus prallte und besinnungslos zu Boden ging. Trotzdem soll der Täter noch weiter auf ihn eingetreten haben.

Die Nachricht raste durch das Internet. Die etablierten Medien mußten reagieren. In den Mittelpunkt stellten sie die Tragik eines „Streitschlichters“ gemäß dem Muster: Zwei Parteien zanken sich, ein Einzelner will vermitteln, zieht damit eine aggressive Gruppendynamik auf sich, ein tödliches Verhängnis nimmt seinen Lauf. Eine norddeutsche West-Side-Story halt. Ein Presse-Zitat: „Vorangegangen war ein Streit unter einzelnen Businsassen, wie er immer mal passiert unter jungen Leuten.“ Das klang beinahe gemütlich. „Sind halt aso, die jungen Leut’!“, heißt es zum Ende des „Rosenkavaliers“.
Tatsächlich wurde die Anklage wegen Mord oder Totschlag fallengelassen, der Sprecher der Staatsanwaltschaft klang jetzt anders: „Das Opfer hat dann beim Aussteigen, als diese Auseinandersetzung weiterging, versucht zu schlichten. Und während dieses Schlichtungsversuches – so ist die Ermittlungslage – ist er hinterrücks angegriffen worden und dabei eben zu Fall gekommen; mit den Verletzungen, die zum Tode geführt haben.“

Der physische Angriff einer ethnisch definierten Gruppe auf eine andere, indigene Gruppe wurde vom politisch-medialen Komplex als „rechte“ beziehungsweise „Nazi“-Phantasmagorie abqualifiziert. Auf einer rasch anberaumten Kundgebung vor Ort wurde „ein eindrucksvolles Zeichen gegen Gewalt und für Toleranz gesetzt: ‘Weyhe ist bunt!’ (…). Dem rechten Spektrum ließen die Bürger keinen Raum – im Wortsinn“, freute sich die Lokalpresse. Ein „Runder Tisch gegen Rechts – für Integration“ erließ den Aufruf „Haß und Fremdenfeindlichkeit haben in Weyhe keinen Platz: Gegen den Mißbrauch des Gedenkens an Daniel S. durch Rechtsextreme!“ Der Leiter des Tisches, ein Pfarrer, erklärte: „Unsere Gesellschaft wird bereichert durch fremde Kulturen und Restaurants, durch die man den Urlaub ein Stück weit retten kann.“ Wer Probleme mit Ausländern behaupte, „der lügt, der betreibt geistige Brunnenvergiftung“.

Für Pirinçci war das der zynische Versuch, „den rassistischen Hintergrund des Mordes aus dem Blickfeld“ zu verbannen. Daniel S. sei das neueste von zahlreichen Opfern „eines veritablen Bürgerkrieges“, geführt „zumeist von jungen Männern moslemischen Glaubens“ gegen junge deutsche Männer, und zwar durch „in immer kürzeren Abständen erfolgende Bestialitäten“. Vom Islam wüßten die Täter – „zum Glück“ – nur wenig, aber das Wenige genüge, „um sich als ‘Masters of Universe’ zu fühlen“. Pirinçci präparierte das anthropologische Muster heraus: „Eine Gruppe oder die herbeitelefonierte Kumpelschar umstellt das Opfer nach der Jagdstrategie von Wölfen, wobei die Delta- und Betatiere stets außen herum laufen und für das einschüchternde Jagdgeheul sorgen und das Alphatier nach und nach von der Beute Stücke abzubeißen beginnt, bis am Ende alle über sie herfallen und hinrichten.“ Es handele sich um einen „beispielhaften evolutionären Vorgang (…), nämlich um den Genozid an einer bestimmten Gruppe“.

Der „Genozid“ war ein polemischer oder metaphorischer Überschuß, während der „Bürgerkrieg“ im Sinne von Hans Magnus Enzensbergers „molekularem Bürgerkrieg“ treffend war. Typischerweise behandelte der politisch-mediale Komplex den Text als einen Skandal, der die Tötung, auf die er sich bezog, an Furchtbarkeit weit überwog. Ein Redakteur von Radio Bremen, Jochen Grabler, nannte Pirinçci einen „neuen rassistischen Haßprediger“, einen „Volksverhetzer, beseelt von Goebbelsscher Perfidie“: Pawlowsche Reflexe, die den linksgrün konditionierten Medienschaffenden die Reflexion ersparen.

Die von Pirinçci erwähnte Evolution bezeichnet die stammesgeschichtliche Entwicklung und Ausdifferenzierung von Lebewesen, die sich auf die Biologie, die Psychologie, Soziologie, Ethnologie und auch Ideologie erstrecken. Es geht um die Anpassung an die Umweltbedingungen. Zu diesen gehört auch das gesellschaftspolitische Fluidum, das die Öffentlichkeit – Pirinçci sprach vom „Biotop“ – transzendiert. Die Individuen – so auch die „Masters of Universe“ – nehmen es durch ihre „soziale Haut“ (Elisabeth Noelle-Neumann) in sich auf. Den Haupttäter soll es am Tatabend zu der Ansage animiert haben: „Einer wird diese Nacht nicht überleben.“

Dazu schreibt Pirinçci: „Zunächst einmal ist der sogenannte Migrant in den letzten dreißig Jahren durch eine beispiellose und pathologische Umkehrung der Werte im öffentlichen Diskurs das Objekt der Vergottung geworden, er ist ganz im gegenständlichen Sinne mehr wert als der Einheimische. Selbst seine archaischen und menschenverachtenden Sitten (…) sind sakrosankt und blind zu akzeptieren.“ Die dialektische Kehrseite ist „der Selbsthaß und die moralische Degeneration“ der Deutschen. „Sie sind mittlerweile zu einem Haufen von Duckmäusern pervertiert, die unter der linksgrünen Gesinnungsdiktatur in völliger Furcht um ihr gesellschaftliches Ansehen, inzwischen auch um ihre Existenz nichts mehr politisch Unkorrektes zu sagen wagen, schon gar nicht würden sie dafür demonstrieren“, weil „das voll nazi ist“.

Auch der Tote wurde im Internet posthum als Nazi attackiert. Bild veröffentlichte einige Facebook-Einträge von der Art: „Ein Bastard Nazi weniger in weyhe das ist ja suppii“, oder: „(…) es ist nur eure dreckige Art die uns zwingt mit euch sowas zu machen ihr Nazis“. Die Einträge stammten offensichtlich von Türken, doch sie hatten bloß kopiert und vergröbert, was bundesdeutsche Schulen, Medien, sogenannte Experten und Politiker ständig verbreiten. Auch Propagandisten und Nutznießer der „bunten“ Gesellschaft sind nicht gänzlich frei von kognitiven Dissonanzen, wenn zertretene Hirnschalen und abgehackte Gliedmaßen als Kollateralschäden anfallen. Die Disharmonie bleibt ihnen erspart, wenn der Nachweis gelingt, daß es ein „Nazi“ war, der so grob verabschiedet wurde.
In der Regel kollidiert der konkrete Fall mit der Nazi-Pauschalierung. So auch hier, weshalb der SPD-Bürgermeister sich auf der Kundgebung berechtigt fühlte klarzustellen: „Daniel S. war, nach allem was ich weiß, ein guter Junge. Und er war ganz sicher kein Nazi.“ Die Abgründigkeit der Aussage ausgerechnet in diesem Kontext ging dem Redner gar nicht auf. Was hätte er wohl gesagt, wenn der Tote nach seinen Maßstäben kein „guter Junge“ gewesen und eben doch ein „Nazi“ gewesen wäre – was ja längst ein beliebiger Sammelbegriff für Oppositionelle, Kritiker, Quer- und Selberdenker aller Art ist? Müssen Bürger sich das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit durch Wohlverhalten und regierungskonforme Gesinnung erst verdienen?

In solchen kommunikativen Mißgriffen offenbaren sich die Abgründe der bundesdeutschen Staats-ideologie, die Botho Strauß im „Anschwellenden Bocksgesang“ – genau 20 Jahre vor Pirinçci – schon angedeutet hatte. Es zögen Konflikte herauf, „die sich ökonomisch nicht mehr befrieden lassen, bei denen es eine nachteilige Rolle spielen könnte, daß der reiche Westeuropäer sozusagen auch sittlich über seine Verhältnisse gelebt hat (…).“ Weil nämlich „die Geschichte nicht aufgehört hat, ihre tragischen Dispositionen zu treffen, kann niemand voraussehen, ob unsere Gewaltlosigkeit den Krieg nicht bloß auf unsere Kinder verschleppt“. Als der Essay Anfang Februar 1993 im Spiegel erschien, war Daniel S. fünf Jahre alt.

Zu den bundesdeutschen Varianten sittlicher Hybris gehört die „Willkommenskultur“. Denn ihr liegt ein Mißverständnis zugrunde, das Carl Schmitt in den Satz faßte: „Es wäre tölpelhaft zu glauben, ein wehrloses Volk habe nur noch Freunde, und eine krapulose Berechnung, der Feind könnte vielleicht durch Widerstandslosigkeit gerührt werden (…).“ Diese wird vielfach als Zeichen der Schwäche wahrgenommen und als Chance begriffen, immer mehr zu fordern. In einem Punkt sind die Ereignisse über Pirinçci hinweggegangen. Er meinte, daß nach dem evolutionären Gesetz keine Frauen getötet würden und es bei den Vergewaltigungen bliebe.
Zu dem im öffentlichen Raum wabernden Fluidum zählen die Verlautbarungen von Parlamentsabgeordneten, Partei-, Verbands- und Stiftungsfunktionären, Bundesbeauftragten, Kulturpreisträgern und Journalisten, die kürzlich in dieser Zeitung unter der Überschrift „Ich hasse Weiße“ zusammengetragen wurden (JF 11/23). Über religiöse, nationale und Geschlechtergrenzen hinweg waren Anetta, Aydan, Deniz, Ferda, Hengameh, Hasnain. Malik, Mohamed, Timon, Walid usw. sich einig im Hohn über „Kartoffeldeutsche“, über die „deutsche Dreckskultur“, die „jenseits der Sprache nicht zu identifizieren“ und höchstens eine „Halskrankheit“ sei, weshalb „Bomber Harris“ ein „Thanks“ gebühre. Weil nach 1989 trotzdem „ein Drittel des Staatsgebiets weiß blieb“, gehöre es „aufgelöst“ und sei der „Abgang der Deutschen ein Völkersterben von seiner schönsten Seite“, wobei selbige – ein „Hundeclan“ – „bei diesem leidvollen Prozeß lediglich Zaungäste“ sein würden. Der Stimmenchor glich dem Heulen des Jagdrudels, das die waidwunde Beute umkreist. Daß Angehörige der „Köterrasse“ darin einstimmen, indem sie Zielvorgaben, Stichworte und Rechtfertigungen liefern, gehört zu den Besonderheiten in einem evolutionären Prozeß, der nicht mehr von primitiven zu komplexen, sondern von komplexen zu primitiven Formen führt.

Akif Pirinçcis Text „Das Schlachten hat begonnen“ steht für eine Gegentendenz: Ein „Deutsch-Türke“ hatte den Mut, die Einsicht, die Empathie und Sprachkraft, diesen mehr denn je aktuellen, irgendwann vielleicht klassischen Text über den Zustand der altersmüden Bundesrepublik zu verfassen und zu veröffentlichen.
… Alles vom 24.3.2023 von Thorsten Hinz bitte lesen in der JF 13/23, Seite 13
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Akif Pirinçci: Akif auf Achse. „Das Schlachten hat begonnen“ und andere Texte. Verlag Antaios, Schnellroda 2016, broschiert, 232 Seiten, 14 Euro
 
Botho Strauß: Die Expedition zu den Wächtern und Spreng-meistern. Kritische Prosa. Hamburg 2020, gebunden, 320 Seiten, 26 Euro
 
Michael Wiesberg: Erinnerung als Dichterpflicht: 25 Jahre „Anschwellender Bocksgesang“ von Botho Strauß . Erträge 6 der Schriftenreihe der Bibliothek des Konservatismus, Berlin 2018, broschiert, 106 Seiten, 9,95 Euro