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Dreisamtal: Blick vom Kamelberg nach Nordosten über Zarten und Stegen zu den Höhen um St.Peter am 22.12.2006

 

Sei wachsam – Text zu Reinhard Mey’s Lied
„Sei wachsam!“ sang Reinhard Mey 1996 https://www.youtube.com/watch?v=BVpnrTkQqTI und beschrieb darin unsere fragile Demokratie, die sich durch die Heuchelei der Politiker nährt und verkommt. Er hatte sich eingeschossen, auf die Konservativen, die Alten, wie so viele, damals noch junge Rebellen.
Aber war er wachsam genug, die Gefahr in Camouflage zu erkennen, wie es der italienische Schriftsteller Ignazio Silone nahezu prophetisch ausdrückte? Er sagte: „Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: ‹Ich bin der Faschismus›. Nein, er wird sagen: ‹Ich bin der Antifaschismus›.“
Der Schauspieler Burak Hoffmann wählte Reinhard Mey’s Lied „Sei wachsam“ für seinen Text zur medienübergreifenden Aktion
14.11.2023
https://t.me/NeuzeitNachrichten/5113

 

Naidoo: Dieser Weg wird kein leichter sein
von Bernd Rademacher
Xavier Naidoo machte sich durch irrlichternde politische Aussagen vom Hofmigranten der Popmedien zum Paria. Lange Zeit schien er diesen Ritt auf der medialen Rasierklinge zu genießen. Mit Rückenstärkung durch loyale Fans, Platten­umsätze und Charterfolge provoziert es sich ganz komfortabel. Immer wieder schaffte er es, seltsame Andeutungen in Texten und teils wirren Interviews hinterher wieder wortreich und inhaltsleer zu relativieren, andererseits taten ihm viele Journalisten gerne den Gefallen, alle möglichen schlimmen Intentionen in seine obskuren Reime zu deuten.
Bisher war das scheinbar ein ritualisiertes Spiel. Doch jetzt hat der inzwischen 51jährige offenbar kalte Füße bekommen. In einem dreiminütigen Video veröffentlichte der „Sohn Mannheims“ eine wahre Kaskade von Entschuldigungen und Beteuerungen.
Vom Oberquerdenker zum Olympiasieger im Zurückrudern: Er habe sich auf „Irrwege“ begeben.
Vom Oberquerdenker zum Olympiasieger im Zurückrudern. Er habe sich auf „Irrwege“ begeben, sich „verrannt“ und Menschen mit „verstörenden Äußerungen“ vor den Kopf geschlagen. Nun habe er „viele Fehler“ erkannt und distanziere sich „ohne Wenn und Aber“ ganz und gar von „Verschwörungserzählungen“, die ihn geblendet hatten. Böse „Gruppierungen“ hätten ihn „vom Bezug zur Realität entfernt“ und ihn Dinge sagen lassen, „die ich heute bereue“. Der Krieg Rußlands gegen die Ukraine habe ihm die Augen geöffnet. Dann folgen noch die übliche Bekenntnisformel zu „Toleranz und Vielfalt“ sowie die Abkehr von allem „Rassismus“, den er „aufs schärfste“ verurteilt.
Offenbar hat das Verschwinden seines Freundes Attila Hildmann ihn so stark erschreckt, daß er um seine Rente in Deutschland fürchtet. Doch noch darf er nicht wieder mitspielen: Die Inquisitoren und „Rechtsextremismusexperten“, die ihn zum „Reichsbürger“ gestempelt hatten, nehmen ihr Urteil nicht so leicht zurück.
Die ARD-Faktenfinder haben ihn vorerst unter strenge Bewährung gestellt: Ein Aussteigen aus dem Querdenkermilieu gehe nicht von heute auf morgen, das sei „ein lebenslanger Prozeß“. Nun ja, wie sang der Reimeschmied einst: „Dieser Weg wird steinig und schwer …“
… Alles vom 29.4.2022 bitte lesen in der JF 18/22, Seite 17

 

Frühjahrssingen der Chöre aus Zarten mit Uli Führe
Warum singen die Menschen? Sicher ist, dass Gesang bereits in den frühen Stunden der Menschheit eine zentrale Rolle spielte: zur Abschreckung von Raubtieren, im Wettbewerb innerhalb der Art und für die Stärkung des Zusammenhalts in der Gesellschaft mit den Mitmenschen – zum Beispiel wenn man arbeitete oder gemeinsam ums Lagerfeuer saß.
Der berühmte Naturforscher Charles Darwin beobachtete, dass bei den Vögeln die guten Sänger gegenüber ihren weniger begabten Artgenossen deutliche Vorteile bei der Partnerwahl hatten. Er vermutete daraufhin, dass es bei den frühen Menschen ähnlich gewesen sein musste. Darwin zufolge fingen die urzeitlichen Männer somit an zu singen, um besser bei ihren Frauen anzukommen.
Aktuelle Beobachtungen in Zarten belegen: Auch im 21. Jahrhundert funktioniert die Methode. Singen spielt somit in vielerlei Hinsicht eine wichtige Rolle. Nicht ohne Grund gibt es selbst in kleinen Gemeinden wie Zarten oftmals verschiedene Chöre, in denen sich Menschen zusammenfi nden, um gemeinsam zu singen. Gemeinsames Singen macht eben einfach Spaß! Was wird beim Konzert gesungen?
Diesmal ist mit dem Komponisten und Musiker Uli Führe aus Buchenbach ein prominenter Gast zu hören, der nicht nur Lieder von seiner neuen CD „Muul Uf!“ vorstellen wird, sondern auch als Chorkomponist in Erscheinung treten wird. Seit Anfang des Jahres probt der Männerchor Zarten mit Verstärkung von 10 Projektsängern Lieder aus Führes neuem Männerchorheft „Tango animato“, in dem er Literatur von Fontane, Herwegh u.a. stimmungsvoll und augenzwinkernd vertont hat. Christian Nagel hat die Einstudierung übernommen und begleitet die Lieder am Klavier. Frühjahrslieder aus Klassik und Pop steht auf dem Programm des Gemischten Chor Zarten. Das sind humorvolle Liebeslieder von Johannes Brahms und Joseph Haydn sowie eine großartige Hymne von John Rutters mit dem Titel „Schau auf die Welt“. Die Leitung hat ebenfalls Christian Nagel.
Der Gospelchor „Zarduna Sing and Swing“, unter Leitung von Heinz Tränkle, präsentiert beliebte Gospels und Spirituals aus aller Welt. Die Gospelmusik hat sich im Laufe des 20. Jahrhunderts zu einer lebendigen christlichen Musik entwickelt. Sie steht für die gute Nachricht von Jesus Christus und die Liebe Gottes an die Menschen. Der Abend wird auch noch einige musikalische Überraschungen bieten, zum Beispiel echte Dreisamtäler Volksgesänge.
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Datum: Samstag 18. Mai 2019 Ort: Zardunahalle in Zarten
Beginn: 19.30 Uhr.
Eintritt: 10.- € im Vorverkauf, 12.- € Abendkasse.
Vorverkauf: Strudel`s Scheunenlädele, Bundesstraße 9, Kirchzarten-Zarten sowie bei allen Sängerinnen und Sänger des MGV Zarten e.V.

15.5.2019, dt, Dreisamtäler, Seite 23

 

 

Der Lieder-Wiederentdecker – am 22.2.2013 wäre Peter Rohland achtzig geworden

Groß war er, ein kräftiger Kerl mit einem großen Mund im offenen und freundlichen Gesicht. Seine Lieder trug er zur Gitarre im kräftigen Bassbariton vor: Peter Rohland, Sänger, Liedermacher und Liederwiederentdecker. Mit 33 Jahren viel zu früh gestorben, in Freiburg, heute wäre er 80 Jahre alt geworden. Peter Rohland hat 1964 auf der Burg Waldeck erstmals vor einem großen Publikum wieder das „Bürgerlied“ und andere vergessene politische Lieder aus dem Vormärz gesungen. Von Wader, Wecker, Mey und anderen war da noch nicht die Rede.

„Die Waldeck“ im rheinland-pfälzischen Hundsrück wurde mit Peter Rohland zum ersten großen Treffpunkt von Liedermachern und -sängern, die deutsche Lieder und Texte wieder entdeckten und die Spreu vom Weizen trennten. „Die Deutschen waren nach 1945 zu einem Volk ohne Lieder geworden“, sagt Holger Böning, Professor und Kommunikationsforscher an der Universität Bremen. „Die Lieder waren verklampft und verhunzt.“ Niemand wollte mehr „Schwarzbraun ist die Haselnuss“ schmettern, aber auch nicht „Die Gedanken sind frei“. Die Jugend sog begierig auf, was aus England und Amerika herüber kam. Das Revival deutscher Freiheitslieder wurde zum Politikum. „Es ist an der Zeit, den Nebel auseinanderzublasen, mit dem die Romantiker und die völkischen Ideologen unsere Volkslieder umgeben haben“, schrieb Rohland. Nicht nur harmlose Seemanns- und Vagabundenlieder, auch die jiddischen, auch die Lieder der verlorenen Revolution von 1848, auch das Liedgut der Arbeiterbewegung gehöre zu den Volksliedern.
Peter Rohland wurde am 22. Februar 1933 in Berlin geboren und wuchs bei der Großmutter in Breslau auf. 1939 zog die Familie nach Stuttgart, später nach Göppingen. „Bei uns ist ständig gesungen worden“, erinnert sich die vier Jahre jüngere Schwester Ingrid. Peter Rohland ist musikalisch doppelt vorbelastet: Der Vater, ein Berliner Rechtsanwalt, ließ sich als Opernsänger ausbilden und schulte auch die Stimme seines Sohnes. Die Mutter war mit der bündischen Jugend unterwegs. Die „Wandervögel“ der Weimarer Republik suchten singend und wandernd die blaue Blume des Glücks in der Natur und hielten sich von der Politik fern. Von den Nazis wurden sie verboten und in der Hitlerjugend „gleichgeschaltet“.

Auch in Göppingen wurde die bündische Jugend nach Kriegsende neu belebt. Peter Rohland gründete und leitete zwischen 1951 und 1956 die Schwäbische Jungenschaft, später die Jungenschaft der Burg. Der „Pitter“, so sein bündischer Name, war beliebt, „er zog die Leute in den Bann“, berichtet der Freund Joachim Michael. „Wenn er anfing, zu singen, hatte er den Saal für sich.“ Aus dem bündischen Jugendleiter mit den kurzen Hosen und dem Halstuch wurde der Jurastudent in Tübingen, dann der Musikstudent in Berlin. Beide Studien brach er vorzeitig ab, zum Ärger seiner – längst geschiedenen – Eltern.

Ihr Sohn machte partout keinerlei Anstalten, ein bürgerliches Leben anzustreben. Er reiste stattdessen mit Jugendgruppen durch Europa und sang. Vielleicht konnte nur einer wie er die Renaissance des deutschen Volksliedes vorantreiben, weil man sehen und hören konnte, wie er sich selbst aus dem piefig anmutenden Milieu herausarbeitete. Nach der Lagerromantik („Vertäut am Abendstern“) folgten die jiddischen Lieder („Der Rebbe singt“), nach dem 1848er Liedern kamen die Balladen von François Villon. Noch bevor er diese auf einer Tournee verbreiten konnte, starb er am 5. April 1966 in der Uniklinik Freiburg, an den Folgen einer Gehirnblutung, die er in Karlsruhe erlitten hatte.

Andere Barden, zum Beispiel Franz-Josef Degenhardt, Walter Mossmann oder Hannes Wader sorgten Jahre später dafür, dass deutsche Lieder in den neuen politischen Bewegungen von Wyhl bis Wackersdorf, von Bonn bis Mutlangen gesungen wurden. Auch auf „der Waldeck“ wird im kleineren Stil weiterhin gesungen, das Liederfestival an Pfingsten und ein Peter-Rohland-Singwettstreit erinnern an den Lieder-Wiederentdecker. Um Werk und Person von Peter Rohland kümmert sich eine Stiftung ehemaliger Freunde, sein Nachlass ist beim Deutschen Volksliedarchiv in Freiburg in guten Händen.
22.2.2013, Heinz Siebold

Peter Rohland Stíftung:
https://www.peter-rohland-stiftung.de
…. da gibts auch eine CD von Peter

 

Chanteur oder Chanconnier?
„Chanconnier“ klingt wunderbar französisch und ziert in deutschen Medien Künstler wie Charles Aznavour oder Georges Moustaki. Nur ist in der französischen Sprache „un chansonnier“ etwas ganz anderes, und zwar ein meist politischer Kabarettist mit Hang zur Satire. Für Frankophone ist Jacques Brel, der Chansons singt, ganz einfach „un chanteur“, ein Sänger.
Und im Deutschen: Da würden wir Jacques Brel doch eher als „Liedermacher“ bezeichnen denn als Sänger.

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