Konservativ: Europas neues Volk

In seinem Büchlein „Das neue Volk“ zeichnet der Historiker Simon Kiessling ein realistisches Bild Deutschlands. Erstens: Die ethnisch-kulturellen Deutschen werden zur Minderheit. Damit einher geht zweitens die Autoaggression der Linken auf alles Deutsche. Und Drittens: „Nur wer sich mit der Tatsache abfindet, daß das Zeitalter des Bürgertums (die Ära des Liberalismus, der Epoche von Geist und Geld) unwiederbringlich verloren ist, und auch das Zeitalter des Arbeiters (der produktiven Klasse, der Demokratie) sich dem Ende neigt, kann jenen freien Blick auf die Wirklichkeit gewinnen, den die aktive Gestaltung einer Zukunft voraussetzt.” Für diese Gestaltung beschreibt Kiessling drei Strategien:
1) Die „bürgerliche Revolte“ durch die Leistungsträger, vertreten durch den libertären Ökonomen Markus Krall.
2) Die „Remigration“ der Sozialmigranten, vertreten durch den österreichischen Identitären Martin Sellner.
3) Die „Renovation des Abendlands“ in Westeuropa, vertreten durch den belgischen Althistoriker David Engels.

Kiessling verwirft alle drei Strategien, da sie jeweils nur machtlose Minderheiten hegen. In Kurzform: Deutschland hat fertig. Man habe sich vielmehr „von dem sinnlosen Versuch zu lösen, das alte, untergehende, untergehen wollende Volk zu erhalten”. Konservative, die etwas wiederherstellen wollen, das zu einer abgelaufenen Epoche gehört, verlieren.
Deshalb stellt sich für Kiessling diese entscheidende Frage:
„Werden sich aus jener Biomasse, in die die alten Völker sich transformieren (lassen), diejenigen herausschälen und zusammenfinden, die sich von den Zerfallsgesellschaften abwenden, um ein neues, politisch handlungsmächtiges Volk zu bilden?”
Ein europäisches Volk von Konservativen, nationenübergreifend über alle Ethnien und Kulturen hinweg. Als Vision eines aktiven rechten Konservatismus und als Gegenpol zu den globalistischen Gleichheitsversprechen der Linken.

Für dieses „neue Volk“ Europas beschreibt Kiessling u.a. folgende Merkmale:
– Bereitschaft, seine Lebensführung aus überzeitlichen spirituellen Prinzipien abzuleiten.
– Entschlossenheit, das Private, die Familie, den Oikos, als staatsferne Sphäre zu behalten.
– Wunsch, in einem geordneten und öffentliche Sicherheit garantierenden Staat zu leben
– „unverstelltes Sittlichkeitsempfinden”.
– Weigerung, als abhängiges, enteignetes, disponibles Gesellschaftsatom „den Architekten des Great Reset zu Willen” zu sein.
– Ziel, „Teil einer selbstbewussten wehrhaften Gemeinschaft und nicht eines neurotisch getriebenen Selbstbezichtigungskollektivs” zu sein.

Kiessling geht mit der zu passiven politischen Rechten ins Gericht: „Eine politische Rechte, die sich dem Weg ins Offene verweigert, erschöpft sich der Tendenz nach in einer reinen Kulturkritik, im klugen Deuten und Beklagen des sich beschleunigenden Verfalls einer permanent nach links abdriftenden Gesellschaft“.

Kiessling bezieht sich auf Geschichtsphilosophen wie Julius Evola und Oswald Spengler, nach denen jede Kultur Phasen von Aufstieg, Blüte und Niedergangs durcherlebt. Wobei der einmal in Gang gekommene Niedergang nicht aufzuhalten ist. Deshalb apelliert Kiesslang an die Bildung einer neuen europaweiter Allianz, um damit den substanziellen Kern des Abendlands zu erhalten. Diese Bildung muß von einem aktiven – er nennt ihn revolutionären – Konservatismus getragen werden: „Der klassische Konservatismus befindet sich stets in der Defensive, agiert im Geiste einer musealen Restauration, kommt am Ende in die verquere Lage, sich einem au Verfall geeichten Sstem andienen zu wollen. Der revolutonäre Konservatismus hingegen will nicht Vergangenheiten wiederherstellen, sondern die Elemente der Vergangenheit schöpferisch erweitern und aus dieser Erweiterung heraus eine neue Gegenwart hervortreiben… die Perspektive etwas zu schaffen, das zu bewahren und verteidigen sich lohnt.“

Kiessling verbreitet Optimismus. Er meint, mit seinem rechtskonservativen Gegenmodell des „neuen Volkes“ sei man in der Lage, den linken „Tiger der multiethnischen Gesellschaft zu reiten“, also der linken One-World-Agenda zu widerstehen.
15.3.2023

Simon Kiessling: Das neue Volk,
Kaplaken 83, 2022, ISBN 978-3-949041-83-0
88 Seiten, 10 Euro
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Ende von Beitrag „Konservativ: Europas neues Volk“
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Beginn von Anlagen (1) bis  (4)
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(1) Simon Kiessling: Das neue Volk
… Die Rede ist von Simon Kießlings Streitschrift „Das neue Volk”, erschienen in der „Kaplaken”-Reihe, einem handlichen, essayistisch bündigen und anregenden Format. Der Historiker und Philosoph, der mit einer Studie über die 68er promoviert wurde, beginnt seinen Essay mit einer Beschreibung der historischen Lage der Deutschen als Volk, deren Schonungslosigkeit wenig zu hoffen übriglässt. Demzufolge haben die Deutschen keine Zukunft, sofern sie als ethnisch-kulturelle Einheit überleben wollen; dazu genüge ein Blick auf die Bevölkerungsstatistiken. Den ethnisch-kulturellen Deutschen stehe unvermeidlich eine Minderheitenexistenz im ehemals eigenen Land bevor.
Diese Lage wäre schon heikel genug, wenn die Übriggebliebenen im Schnitt jünger wären als die heutigen Almans und entschlossen, ihr Deutschsein weiter in die Zukunft zu tragen. Doch das Gegenteil sei der Fall – nicht nur in ’schland, sondern überall im Westen –: „Für die Menschen der späten Zivilisationen stellt sich der progressive Rückbau der Kultur und ihrer geistig-institutionellen Formenwelt (Familie, Volk, Geschlechterordnung, Religion, Sittlichkeit, Ästhetik, Staat und Nation) und die schließliche Rückkehr in einen geschichtslos-urmenschlichen Zustand nicht als Verlusterfahrung, sondern als universales Befreiungserlebnis dar.
Die formlos gewordene Masse empfindet eine innere Befriedigung darin, all dasjenige zu vernichten, was Ausdruck einer geschichtlich gewordenen Verfeinerung oder Differenzierung ist und über ein basales, primitives, vorgeschichtliches Dasein hinausgeht. Von wütendem Eifer erfüllt, reißt sie jene sorgfältigen Distinktionen ein, die die Kulturen errichtet haben, um die Mächte der Verwilderung fernzuhalten.”
Der „am Ende eines hochkulturellen Zyklus stehende Typus Mensch, der die Entkopplung von Geschichte als Befreiung und ‚Menschwerdung’ erlebt”, müsse jeden Versuch von Bewahrung „als innerlich wesensfremd und existenziell verabscheuungswürdig empfinden”.
Daraus erkläre sich auch der täglich an Heftigkeit zulegende Rausch der kulturellen Autoaggressionen. Ob sie nun die Denkmäler „weißer Suprematisten” stürzen, Kunstwerke aussondern, Bücher und Lieder zensieren oder umschreiben, christliche Symbole aus dem öffentlichen Raum entfernen: Immer zielten die Linken und Woken auf die Zerstörung der weißen, westlichen Identität. „Jeder Migrant, der die deutschen Grenzen überschreitet und jeder (indigene) Jugendliche, der Pubertätsblocker einnimmt oder sich einer Geschlechtsumwandlung unterzieht, stellt sich ihnen als ein Sieg über das tödlich gehaßte Eigene dar, dass aus der Welt verschwinden muß.”
So weit, so bekannt, so deprimierend.

Leser *** meint: „Der Beitrag zum Thema Neues Volk, Multi-Ethnicity und die genannten Anknüpfungspunkte für die Entstehung des ‚Protovolkes’ beschreibt wunderbar die USA. Das untenstehende Photo („If you look around the room, you see AURORA. You see white, black, Latino, Indian, Asian. This ist AURORA …“) hängt in dem Büro von Richard Irwin, des Bürgermeisters von Aurora, der zweitgrössten Stadt in Illinois. Sein Ausspruch ist dort nicht nur Lippenbekenntnis – die sehr multi-ethnisch Stadt funktioniert tatsächlich prima und prosperiert. In Umfragen wird Aurora (200.000 Einwohner) immer als eine ‚happy city’ und lebenswert bezeichnet. Und tatsächlich treffen wir dort Menschen sehr vieler Ethnien – und alle folgen den genannten Anknüpfungspunkten.
… Alles vom 12.3.2023 bitte lesen auf
https://www.klonovsky.de/2023/03/12-maerz-2023/
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(2) Simon Kiessling: Selbstaufgabe einer Zivilisation
Sozusagen als Vorläufer zu „Das neue Volk“ ist das Buch „Selbstaufgabe einer Zivilisation?“ von Simon Kiessling einzuordnen. darin konstatiert der Historiker und Philosoph , daß „die linke kulturrevolutionäre Agenda (der Globalisten) von ‚Gender Mainsteaming‚, ‚No Border‚ und ‚One World‚ zur uneingeschränkt vorherrschenden Ideologie des Westens aufgestiegen ist, die andere politische Ordnungsvorstellungen lautstark übertönt und immer weniger bereit ist, diese neben sich zu tolerieren“. Mit dem Aufstieg dieser linken Ideologie geht – begleitet von NWO, Political Correctness und Cancel Culture – der Abstieg des Konservativen einher. Auf der Suche nach den Gründen geht Kießling in seinem Buch weit in die Geschichte zurück: Spätantike Zivilisation, Christentum, Römerzeit, Aufklärung, …
Mehr dazu hier (Selbstaufgabe) und hier (Kulturverlust).
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(3) Das Ende der römischen Republik – eine Analogie zu unserer Gegenwart?
Simon Kiessling mit „Das neue Volk“ knüpft an diese Analogie an
Die auch aus meiner Sicht düstere innen- und außenpolitische Situation unserer Tage führt in rechtskonservativen Kreisen oftmals zu an der Geschichtsphilosophie Oswald Spenglers (1880-1936) und dessen Werk „Der Untergang des Abendlandes“ orientierten Katastrophenerwartungen, in denen der heutige Verfall des westlichen Kulturkreises in einer Analogie zum Ende des weströmischen Reiches im fünften Jahrhundert unserer Zeitrechnung gesehen wird.
Als ein herausragendes Beispiel für eine solche Perspektive nenne ich hier das jüngst erschienene Buch „Das neue Volk“ von Simon Kießling. Kießling sieht dort den gesamten Kampf um die Erhaltung der westlichen Zivilisation und ihrer Völker als bereits gescheitert an und setzt seine verbleibende Hoffnung auf die Möglichkeit, dass in ihrer ethnischen Zusammensetzung deutlich veränderten „Europäern“ in ferner Zukunft ähnliche Neuanfänge gelingen könnten wie im Frühmittelalter bei der Gründung Venedigs, das zwar kein direkter Nachfahre des antiken Roms war, aber dennoch eine gewisse Kontinuität verkörpern konnte.
Hierzu muss zunächst als Kritikpunkt angemerkt werden, dass derartig langfristige Perspektiven mit Notwendigkeit den zeitlichen Rahmen von konkreten politischen Ideen und Handlungsvorschlägen sprengen. Hinzu kommt allerdings etwas, das ich als noch sehr viel wichtiger einstufe und deshalb in diesem Artikel näher behandeln möchte: Autoren wie Kießling berufen sich auf Spenglers „Untergang des Abendlandes“, haben aber anscheinend das Buch nicht wirklich gelesen und verstanden. Für Spengler ist zwar das antike Rom gleichsam die Blaupause für das Entstehen, Blühen und Vergehen aller großen Weltkulturen, zu denen auch unsere eigene westlich-europäische Zivilisation, eben das „Abendland“ gehört. Spengler sieht aber die römische Analogie zu seiner und auch unserer Gegenwart keineswegs in der Endphase des Römerreiches, sondern in einer sehr viel früheren Epoche, nämlich dem ersten vorchristlichen Jahrhundert, in dem nach schweren innenpolitischen Auseinandersetzungen und Bürgerkriegen die römische Republik durch eine neue Staatsform, das sogenannte Prinzipat, ersetzt wurde, das man als eine Quasi-Monarchie unter einem Kaiser (Augustus) beschreiben kann.
… Alles vom 14.1.2023 von Jens Woitas bitte lesen auf
https://wir-selbst.com/2023/01/14/das-ende-der-romischen-republik-eine-analogie-zu-unserer-gegenwart/

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(4) Volk ist vorbei – Das neue Volk
Mit den richtigen Einwanderern gegen den Great Reset kämpfen
Werner Olles
Die Lage der politischen Rechten hierzulande ist prekär, man zweifelt mehr und mehr an der effektlosen Dauerkritik an einem System, das trotz aller Verwerfungen und eines politischen Führungspersonal, das jeder Beschreibung spottet, offenbar das Geheimnis der ewigen Stabilität entdeckt hat. Neue Konzepte müssen also her, da das deutsche Volk nun rasend schnell zur Disposition steht.

Simon Kießling, Germanist und Philosoph, der mit einer Studie über die antiautoritäre Revolte der 68er promoviert hat, präsentiert in seinem Büchlein „Das neue Volk“ Lösungen, die auf den ersten Blick verführerisch erscheinen, bei näherem Anschein jedoch viel von ihrem Glanz verlieren. Man hat zwar Dialektik studiert, ja sogar darüber promoviert, aber um für Intellektualität Werbung zu machen, ist offenbar nichts trivial genug. Der Rezensent, der sich die alte/neue Gesellschafts- und Klassenanalyse nicht ausreden lassen will, bedauert dies, denn Kießling scheitert auf eine wirklich tragische Weise an seinem Sujet.

Denn während die Bundesrepublik mit ihrer Kakistokratie (Herrschaft der Schlechtesten) auf der schiefen Ebene ihrer Begehrlichkeiten immer tiefer ins Dekadente und Degenerierte rutscht und sich etwas anbahnt, an dem man eigentlich nicht mehr partizipieren möchte, geschieht im Weltmaßstab das, was Heidegger ein „Ereignis“ oder eine „Erscheinung“ nennt: Die Geschichte wird jetzt wahr und kommt zu ihrer Vollendung. Doch statt einer Metakritik dieses inneren Zusammenhangs von moderner Geschichte und gesellschaftlichem Ganzen, damit dieser Zusammenhang von Aufklärung und Gegenaufklärung, Moderne und Antimoderne deutlich wird, schlägt man sich lieber auf die bessere, lichtere Seite, um nicht den „Dunkelmännern“ des Cäsarismus zu verfallen. Dieser wird dann auch nur mit ein paar Sätzen gestreift.

Die moderne Verwertung der biologischen Hardware des Menschen treibt üppige Blüten, und die „bürgerliche Persönlichkeit“, das hat Kießling richtig erkannt, ändert daran nicht die Bohne. Die starken Gefühle von Spenglers „kulturellem Seelentum“ werden den Untergang des Abendlandes, mit dem es übrigens bereits am 4. August 1914 unwiderruflich vorbei war, nicht aufhalten, ob mit oder ohne David Engels’ Hesperialismus. Als Reich der institutionalisierten Lügen ist Europa geistig und moralisch nicht mehr zu retten. In den identitären Erweckungsgesängen (Reconquista) manifestiert sich ein Mobilisierungsaufruf in der Tradition chiliastischer Selbstmobilisierung. Die Instrumentalisierung des Fremdkulturellen durch den Vorgang des Assimilierens und Archaisierens dient jedoch lediglich der negativen Selbstdefinition, denn was angeeignet wird, entspricht immer dem eigenen Mangel.

Simon Kießling: Das neue Volk. Kaplaken 83. Verlag Antaios. Schnellroda 2022, gebunden, 88 Seiten, 10 Euro
… Alles vom 14.4.2023 bitte lesen in der JF 16-34, Seite 21

 

 

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