Kommunale Wohnung – Caritas

Den Wohnungsmarkt nicht aus sozialer Verantwortung entlassen. Franz-Josef Winterhalter diskutiert bei Feier zum bundesweiten Caritas-Sonntag mit Oberried/Freiburg. In Deutschland fehlen eine Million Wohnungen. Davon sind nicht nur Randgruppen betroffen – das Problem ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Wohnungen werden luxussaniert, die Mieten steigen stark an, Menschen müssen ihr langjähriges Zuhause verlassen und finden keine neue Wohnung, die sie sich leisten können. Sie verlieren ihr soziales Umfeld und ihr Zuhause. Am Ende sitzen sie vielleicht auf der Straße.
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Mit ihrer Jahreskampagne „Jeder Mensch braucht ein Zuhause“ will die Caritas 2018 in Deutschland zeigen, wo es an Wohnungen fehlt und wie man bezahlbaren Wohnraum schaffen kann. „Denn ein Zuhause für jeden darf in einem reichen Land wie Deutschland nicht Privileg sein, sondern Grundrecht“, stellte der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Prälat Peter Neher, am Sonntag beim Empfang zum bundesweiten Caritas-Sonntag in Freiburg fest. Er beklagte massiv den ständig wachsenden Verlust sozialgebundener Wohnungen: „In Deutschland werden zu wenig und zu teure Wohnungen gebaut.“
Die Caritas sieht bei dem großen Wohnungsproblem die Kommunen in einer besonderen Verantwortung. „Die Beseitigung des Wohnungsmangels ist ein gesellschaftliches Problem“, so der Caritas-Präsident, „der freie Markt wird das nicht regeln.“ In einer vom Pressereferenten des Diözesan-Caritasverbandes Thomas Meier moderierten Gesprächsrunde mit Dana Mebus von der Stiftungsverwaltung der Erzdiözese Freiburg und dem
Bruchsaler Immobilienexperten Peter Schürrer nahm auch der ehemalige Bürgermeister von Oberried Franz-Josef Winterhalter teil. In Oberried haben sich zwei Vereinigungen gegründet: die „Bürgergemeinschaft Oberried (BGO)“, um die sozialen und pflegerischen Angebote für ältere und kranke Menschen im neuen Gemeindeprojekt „Ursulinenhof“ zu verwirklichen und die „Wohnbaugenossenschaft Ursulinenhof (WGU)“, die dafür sorgt, das auf dem nördlichen Teil des ehemaligen Ursulinengeländes sozialer Wohnraum entsteht. So blieb das Bauland in der Hand der Bürger und wurde dem Zugriff kommerziell orientierter Bauträger zu entzogen.
Winterhalter, der sich ehrenamtlich als BGO-Vorsitzender engagiert, machte deutlich, dass sich Kommunen um die Wohnungsnot ihrer Bürger kümmern müssen: „Der Wohnungsmarkt darf nicht aus seiner sozialen Verantwortung entlassen werden und auch Vermieter müssen verantwortlich handeln.“ Dana Mebus betonte, dass das Erzbistum Freiburg mit seinen zahlreichen Mietwohnungen verantwortungsvoll umgehe. Sie bestätigte die riesengroße Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum.
Peter Schürrer meinte, dass sich die Wohnungsnot zwischen Stadt und Land unterschiedlich darstelle. Die Politik müsse mehr in die Infrastruktur ländlicher Gegenden investieren, um so die Landflucht einzudämmen. Außerdem müssten die baurechtlichen Vorschriften entschlackt werden, um Wohnungsbau schneller umzusetzen.
Erzbischof Stephan Burger hatte zuvor beim Festgottesdienst im Freiburger Münster festgestellt: „Immer mehr Menschen kommen in die Bredouille, sich keine Wohnung trotz ihres Einkommens mehr leisten zu können.“ Er dankte der Caritas für ihr  gesellschaftspolitisches Engagement und ermunterte sie, sich immer wieder einzumischen. Auch für Diözesan- Caritasdirektor Thomas Herkert unterstreicht das Caritas-Jahresthema „bewegte Zeiten“: „Wir müssen als Caritas deutlich machen, dass wir hinter allen Problemanzeigen die Menschen nicht vergessen. Wir müssen ihnen ein Gesicht geben.“ Abschließend machte der Kabarettist und Caritas-Mitarbeiter Clemens Schaub einige spitze Anmerkungen zur Wohnungsnot und der damit verbundenen Wohnungssuche: „Man will überall sozial sein – nur beim Thema Wohnung nicht!“
26.9.2018, Gerhard Lück, www.dreisamtaeler.de

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