Kirnermarteshof Oberried – fuer konventionelle Landwirtschaft

Konventionelle Landwirtschaft steht zu Unrecht am Pranger. Hoher Besuch hatte sich letzten Freitag auf dem „Kirnermarteshof“ der Familie Jautz im Oberrieder Vörlinsbach angesagt. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Peter Hauk, früher in Stuttgart Landwirtschaftsminister und jetzt Oppositionsführer, sowie der in Oberried lebende Tourismuspolitische Sprecher der CDU Patrick Rapp, MdL wollten eigentlich vor allem der grünen Landwirtschaftspolitik am Zeug flicken. Das taten die beiden studierten Förster auch mit klaren Worten. Doch vor allem waren sie von der Arbeit der Familie Jautz auf dem Oberrieder Traditionshof begeistert und genossen den Rundgang, bei dem ihnen Tobias Jautz und Ehefrau Carolin Gänswein die verschiedenen Standbeine des Betriebes präsentierten.

Und auch Erich Jautz, der 2007 den Hof an seinen Sohn Tobias übergeben hatte, wusste viel Interessantes aus dem bäuerlichen Alltag zu berichten. Auf drei Standbeinen hat der „Kirnermarteshof“ jetzt seine Existenz aufgebaut. Da ist zum einen die Milch- und Landwirtschaft. Die 25 Milchkühe geben im Jahr durchschnittlich 7.000 Liter Milch. Hinzu kommt Ackerbau und Dauergrünlandpflege, die vor allem in schwieriger Hanglage zur wichtigen Freihaltung der Landschaft beiträgt. Dann betreibt die Familie Jautz einen nicht nur bei Holländern beliebten Campingplatz mit 100 Plätzen, von denen die Hälfte von Dauercampern gemietet ist. Im Sanitätsgebäude gibt es ein gemütliches „Stüble“, in dem auch Einheimische gerne mal ein Viertele trinken. Und zwei neue „Mobilheime“ vermitteln den Hauch von Luxus-Camping. Im 2008 erbauten Ferienhaus beim Hof sind vier urgemütliche komfortable Ferienwohnungen mit vier bzw. fünf Sternen. Der Wellness- und Saunabereich bietet mit seiner Sauna, dem Milch-Honigbad in der großen Holzwanne oder den Relax-Liegen echte „Seelenmassage“.

Doch zurück zum Anliegen der politischen Gäste. Hauk vertrat klar die Position, dass der grüne „Landwirtschaftsminister Bonde in der Landwirtschaft gewaltigen Flurschaden anrichtet“. Er begründet das mit dem von der neuen Regierung bevorzugten Regelung, die in Zukunft nur noch reinen Biobauern notwendige Zuschüsse geben will. Dabei sei es gerade den Bauernhöfen im Schwarzwald mit schwierigem Gelände und steilen Hanglagen oft gar nicht möglich, rein ökologisch zu arbeiten. Die damit verbundenen enormen Mehrkosten gäbe der Markt nicht her. Höhenlandwirte bräuchten staatliche Zuschüsse, die keine Almosen wären. Schließlich hielten diese Betriebe zum Beispiel die Landschaft frei: „Wertschöpfung ist aus einem zugewachsenen Schwarzwald nicht zu erzielen.“ Und Patrick Rapp unterstrich: „Für Nachhaltigkeit bei der Förderung sind ökonomische, ökologische und soziale Gesichtspunkte zu berücksichtigen.“ Beide Politiker forderten, den Bauern die Wahl ihrer Betriebsart selbst zu überlassen und davon nicht die Förderpraxis abhängig zu machen. Tobias Jautz konnte dem nur zustimmen: „Es ist schade, dass konventionelle Landwirtschaft so an den Pranger gestellt wird. Ich bin doch kein Giftmischer.“ Da allerdings immer mehr Gäste fragen: „Seid ihr Bio?“ wären er und seine Frau ernsthaft dabei zu überlegen, doch irgendwann auf Bio umzustellen. Im Übrigen machten Hauk und Rapp deutlich, dass sie nichts gegen „Bio“ hätten – nur aufzwingen könne man diese Betriebsart eben nicht. Beim Rundgang übers Gelände – im Hintergrund das Ferienhaus mit den zertifizierten Ferienwohnungen – konnte „Seniorlandwirt“ Erich Jautz dem Landtagsabgeordneten Patrick Rapp und dem Fraktionsvorsitzenden Peter Hauk wichtige Informationen geben.
Gerhard Lück, www.dreisamtaeler.de

 

 

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