Kirchzarten MTB Talvogtei Kinder

Dorf aktuell: Der Dreisamtäler im Gespräch mit Kirchzartens Bürgermeister, Andreas Hall
Hall: Der Bürgerentscheid ist da, wir müssen mit diesem Ergebnis umgehen und werden das auch tun. Dabei ist mir wichtig, dass wir konstruktiv bleiben und nicht sagen: die Bürger haben mit „Nein“ votiert, also tun wir nichts. Dafür ist zu viel passiert und zu viel entwickelt worden. Konkret geht es mir um zwei Dinge:  Zum einen soll das Mountainbike-Training der Kinder und Jugendlichen weitergehen. Das kann auf Dauer nicht mehr auf dem Trainingsgelände am Giersberg sein, deshalb werden wir schnell gemeinsam einen Ersatzparcours schaffen. Bis dieser steht, duldet die Gemeinde Kirchzarten und die Stadt Freiburg als Geländeeigentümer das Training, das jetzt ja wieder beginnt, noch auf dem bestehenden Parcours. Danach beginnt dann der Rückbau. Zum anderen will ich das, was am runden Tisch an Positivem für die Naherholungsfunktion des Giersberges entwickelt wurde, aufgreifen und die Aufenthaltsmöglichkeiten verbessern, weitere Bänke aufgestellen und die Wege aufwerten, die teilweise in einem nicht mehr so guten Zustand sind. Ich gehe davon aus, dass sich die Situation am Giersberg dann deutlich verbessert und entspannt.
Dreisamtäler: Wohin wird der neue Technikparcours verlegt?
Hall: Das wird im Hexenwäldle sein.
Dreisamtäler: Wie kommen die Biker dahin?
Hall: Über das bestehende Wegenetz.
Dreisamtäler: Geht das konfliktfrei?
Hall: Wenn sich alle an die Regeln des guten Miteinanders halten, ja! Die Wege werden wie bisher sowohl von Fußgängern als auch Radfahrern benutzt und der Dreisamtalradweg führt da ja auch durch. Ich denke, dass eine gemischte Nutzung auf den breiten Wegen machbar und für alle zumutbar ist.

Dreisamtäler: Was tut sich in der Talvogtei?
Hall: Da geht jetzt wirklich was! Der Gemeinderat hat ja schon letztes Jahr den Grundsatzbeschluss gefasst, dass die gemeindeeigene Scheune umgebaut und unsere öffentliche Bibliothek dort untergebracht wird. Willi Sutter war bisher beauftragt, die Planung bis Bauantragsstellung durchzuführen. In der nächsten Gemeinderatssitzung geht es darum, die Weiterbeauftragung zu beschließen und damit die konkrete Nutzung beider Scheunen.
Dreisamtäler: Eine Vision wird Wirklichkeit?
Hall: Ja! Wir – der Gemeinderat und die Verwaltung – haben tolle Beispiele im Land angeschaut und uns davon inspirieren lassen. Es waren jeweils öffentliche Büchereien in historischen Gebäuden, die wir gesehen haben. Die Erfahrungen dort zeigten, dass die Besucherzahlen und die Ausleihzahlen stark nach oben gingen und die Büchereien sich zu richtigen Bürgertreffpunkten entwickelt haben, auch durch eigene Veranstaltungen wie Lesungen. Eine Gemeinde kann davon enorm profitieren.
Dreisamtäler: Wie sieht das genaue Konzept für Kirchzarten aus?
Hall: Es geht um zwei Gebäude: einerseits wird die große Scheune saniert und als Standort für die Öffentliche Bibliothek ausgebaut, die sich derzeit ja im Schulzentrum befindet. Andererseits wird auch das Gebäude gegenüber der Scheune in die Sanierungsmaßnahmen mit einbezogen. Dort soll im Obergeschoss ein Saal für Lesungen, aber auch für die Gemeinde selbst, die Vereine, für die Bevölkerung – ähnlich der Klosterscheune in Oberried – entstehen. Im Erdgeschoss soll das Bürgerbüro und das Bauamt untergebracht werden.
Unser Ziel ist eine wohnverträgliche Belebung der Talvogtei. Von daher macht eine Wohnnutzung der Scheunen keinen Sinn. Für Handel und Gewerbe ist das Areal nicht attraktiv, von daher ist eine öffentliche Nutzung ideal. Der zentrale Belebungspunkt ist sicherlich die Bibliothek, die dann durch das Bürgerbüro ergänzt werden soll. Das obere Rathaus kann dann einer anderen, der Fußgängerzone entsprechenden Nutzung zugeführt werden, also zum Beispiel Einzelhandel oder Dienstleistungen. Auch weil wir im alten Rathaus inzwischen sehr beengt sind, macht diese Lösung Sinn – und auch unter dem Aspekt der Refinanzierung.

Dreisamtäler: Wie sieht es in Kirchzarten mit der Kinderbetreuung aus?
Hall: Die Kindergärten platzen aus allen Nähten, nicht unbedingt weil die Kinderzahlen explodieren, sondern weil sich die Nachfrage in Richtung mehr Ganztages- und Kleinkindbetreuung verändert hat. Sowohl in Zarten als auch in Burg werden inzwischen mehr Kinder in Ganztages- als Regelgruppen betreut. Wir müssen und wollen für alle Kindergärten Geld in die Hand nehmen. In Burg besteht bereits eine Interimslösung: dort ist eine Kleinkindgruppe im Haus Demant untergebracht. Damit die Gruppen wieder zusammengelegt werden können, werden wir den Kindergarten dort erweitern. Hierfür haben wir übrigens ein Planungsteam gebildet mit Gemeindeverwaltung, Eltern, Erzieherinnen und externen Experten der Firma „Bagage“. In Zarten steht ein Container im Garten, weil es zu eng ist. Auch dort müssen wir in naher Zukunft Räumlichkeiten schaffen. Die kirchlichen Kindergärten werden ebenfalls saniert. Wir als Gemeinde sind da jeweils mit 75 % beteiligt.
Dreisamtäler: Ist die Gemeinschaftsschule in Kirchzarten ein Thema?
Hall: Nein, weder von Eltern- noch von Lehrerseite. Ich gehe davon aus, dass dies an dem guten und funktionierenden Bildungsangebot aller unserer weiterführenden Schulen und deren hervorragendem Ruf liegt!
Dreisamtäler: Wie ist die Situation der Zardunaschule als Förderschule?
Hall: Infolge der geforderten Inklusion werden in Zarten zunehmend weniger Schüler unterrichtet und die Lehrer der Zardunaschule sind vermehrt an anderen Schulen präsent. Trotzdem haben wir als Träger ein Interesse, den Schulstandort Zarten zu erhalten, weil dort außer der Förderschule auch noch ein sonderpädagogischer Hort, eine Heilpädagogische Praxis und eine Beratungsstelle angegliedert sind und wir somit ein ganz besonderes Förderzentrum haben. Dort existiert ein einzigartiges Zusammenwirken mehrerer Einrichtungen, das es in dieser Art nirgendwo gibt. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass der Standort bestehen bleibt – zumal die Schule eine ganz tolle Arbeit macht!

Dreisamtäler: Kirchzarten hat ja ein Klimaschutzkonzept beschlossen. Wie steht es mit der Umsetzung?
Hall: Das Konzept wurde mit Unterstützung der „badenova plus“ als externem Treiber entwickelt und ihre Dienstleistungen wollen wir weiterhin in Anspruch nehmen, um die Umsetzung voranzutreiben. Ganz konkret wird im Zusammenhang mit der Scheunensanierung in der Talvogtei ein Nahwärmenetz für die Scheunen und das Rathaus realisiert. Das nächste Projekt wird das Schulzentrum sein. Die EWK ist dabei, ein Konzept für ein Nahwärmenetz unter Einbeziehung des Schulzentrums und der Angrenzer zu entwickeln. Dafür laufen derzeit Wirtschaftlichkeitsberechnungen und Planungen.
Dreisamtäler: Auch die Windenergie könnten einen Beitrag zum Klimaschutz leisten …
Hall: Der politische Wille ist da, war im Dreisamtal auch schon früher da und zwar immer mit der Maßgabe der Landschaftsverträglichkeit. Das Problem ist derzeit, dass effektive Standorte stark restriktionsbehaftet sind, so dass es schwierig wird, wirtschaftlich sinnvolle Standorte genehmigt zu bekommen. Wir gehen jedoch nicht den vermeintlich einfachen Weg, Standorte ohne Restriktionen zu suchen, die dann aufgrund zu geringer Windhöfigkeit unwirtschaftlich sind, denn dann gibt es keine Investoren und somit keine Windkraft. Man muss sinnvoll abwägen und dann Anlagen an wenigen Standorten bündeln. Denn auch eine Verspargelung der Landschaft kann nicht das Ziel sein.
Dreisamtäler: Kirchzarten hat noch keinen Haushaltsplan für 2013 verabschiedet?
Hall: Ja, das ist eine Sondersituation. Der Haushalt wird erst am 30. April 2013 beraten und verabschiedet.
Dreisamtäler: Gibt es außer der Talvogtei noch weitere besonders haushaltsrelevante Maßnahmen in Kirchzarten?
Hall: Das Sportstadion ist ein großes Thema. Im letzten Jahr hat die Gemeinde mit dem Sportverein und den Schulen ein Gesamtkonzept für die Sportanlage entwickelt. Wir wollen in diesem Jahr an die Umsetzung erster Maßnahmen gehen: die Umkleidekabinen und Anlagen der Leichtathletik werden saniert, ein Kunstrasenplatz angelegt – unter dem Vorbehalt, dass das im Haushalt so beschlossen wird. Außerdem müssen wir eine Verbesserung des Brandschutzes im Kurhaus in diesem Jahr planerisch angehen. Hier gibt es keinen Bestandsschutz, es müssen immer die aktuellen gesetzlichen Vorgaben erfüllt werden.
Dreisamtäler: Herr Hall, vielen Dank für das Gespräch!
Mit Bürgermeister Andreas Hall unterhielt sich Dagmar Engesser
36.4.2013, www.dreisamtaeler.de

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