Kapuzinerkresse Arzneipflanze

Mit ihren orangefarbenen Blüten verschönert die Kapuzinerkresse etliche Bauerngärten. Doch die aus Amerika stammende Pflanze kann noch mehr: Ihre Inhaltsstoffe hemmen nämlich die Vermehrung von Bakterien, weshalb die Kapuzinerkresse seit Jahrzehnten zur Behandlung von Infekten eingesetzt wird. Ein Expertengremium hat sie nun zur Arzneipflanze des Jahres 2013 gewählt.

Die Heimat der Kapuzinerkresse ist das Andengebiet Perus und Boliviens, wo diese Heilpflanze – genau genommen gibt es mehrere Arten von Kapuzinerkressen – bereits von den Inkas als Schmerz- und Wundheilmittel genutzt wurde. Der deutsche Name dieser Pflanze spielt übrigens auf ihren auffälligen Blütensporn an, dessen Form an die Kopfbedeckung des Ordensgewands der Kapuziner, einem franziskanischen Bettelorden, erinnern soll. Aus botanischer Sicht bildet die Gattung der Kapuzinerkressen indes eine eigene Familie der Kapuzinergewächse innerhalb der sogenannten Kreuzblütlerartigen: Die Kapuzinerkresse ist also mit den Kreuzblütlern verwandt, zu denen beispielsweise Raps und Senf gehören. Im 16. Jahrhundert wurde die Kapuzinerkresse erstmals in Europa bekannt: Zunächst als Zierpflanze, im 18. Jahrhundert dann auch als Mittel gegen Skorbut – einer Krankheit, die bei Vitamin-C-Mangel auftritt. „Die Kapuzinerkresse soll einen hohen Vitamin-C-Gehalt besitzen“, sagt Irmgard Merfort, Professorin für Pharmazeutische Biologie an der Universität Freiburg. Neuere wissenschaftliche Untersuchungen dazu fänden sich allerdings nicht.

Belegt sei jedoch das Vorkommen von Senfölglucosiden: Das sind Verbindungen, die zum einen für den scharfen Geschmack verantwortlich sind, zum anderen aber auch eine medizinische Bedeutung haben. Im Körper werden die Senfölglucoside nämlich durch Enzyme in Senföle umgewandelt. Und diese können die Vermehrung von verschiedenen Bakterien hemmen. „Die Kapuzinerkresse und ihr Presssaft sowie getrocknete Pflanzenteile werden innerlich erfolgreich zur Vorbeugung und unterstützenden Behandlung von Infekten der ableitenden Harnwege und von Katarrhen der oberen Luftwege sowie bei Entzündungen der Nebenhöhlen angewendet“, erläutert Irmgard Merfort. Äußerlich sei eine Anwendung in Form von Wickeln bei Bronchitis und leichten Muskelschmerzen möglich. „Festzuhalten ist aber, dass diese Anwendungen ihre Wurzeln in der traditionellen Medizin haben und ihre Wirksamkeit nicht durch klinische Studien belegt ist“, betont die Wissenschaftlerin. Bei Magen- und Darmgeschwüren sowie bei Säuglingen und Kleinkindern dürfe man die entsprechenden Präparate nicht verwenden.
Die therapeutischen Möglichkeiten der Kapuzinerkresse könnten indes noch größer sein: So gibt es Untersuchungen an Zellen und in Tiermodellen, die zeigen, dass reichhaltiger Verzehr von senfölglucosidhaltigem Gemüse die Krebsentstehung in der Anfangsphase hemmt und auch das Wachstum von Tumoren hemmen könnte, indem der programmierte Zelltod von Tumorzellen gehemmt wird. „Zur endgültigen Beurteilung sind hier aber weitergehende Untersuchungen notwendig“, erläutert Merfort.
Die Kapuzinerkresse ist jedoch nicht nur wegen ihres medizinischen Nutzens eine gern gesehene Pflanze: Aufgrund ihren leuchtenden Blüten und der Fähigkeit, sowohl am Boden zu kriechen als auch über Mauern zu klettern, wird sie auch von vielen Gartenliebhabern geschätzt. So zum Beispiel von Liselore von Krosigk von der Nabu-Gruppe Dreisamtal: „Aus den noch frischen, grünen Samen kann man sogar Kapern machen“, sagt die Naturliebhaberin aus Buchenbach-Unteribental.
Doch nicht nur die Früchte sind essbar: Vor allem Feinschmecker verwenden auch die frischen, fast kreisrunden Blätter der Kapuzinerkresse zur Verfeinerung von Salaten.
15.8.2013, Andreas Braun

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