Kampfradler an der Dreisam

Am Dreisamuferweg quer durch die Stadt Freiburg teilen sich alle einen zudem schmalen Weg: MTB-ler, Radrennfahrer, Fußgänger, Jogger, Skater, Kinderwagen, Gehfrei-Schieber, E-Biker, touristische Flaneure und Kampfradlern. Letztere dominieren alle anderen und das macht Probleme. Was tun: Weg verbreitern, extra Schnellrouten bauen, Kampfradler zum Bremsen zwingen?


Freiburg: Dreisamuferweg wird ausgebaut

Achtung, Umleitung: Der Radweg an der Dreisam wird dieses Jahr ausgebaut. Deshalb wird er im Sommer drei Monate lang gesperrt – zumindest im Freiburger Osten. ….. Alles vom 8.1.2014 bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/freiburg/freiburg-dreisamuferweg-wird-ausgebaut–79346914.html

 

Zwei Radler plus Rollstuhl – was dann?
Das kann nicht wirklich wahr sein. Sie meldeten, dass am Dreisamuferweg die schmale Durchfahrt unter dem Mariensteg für etliche 10 000 Euro verbreitert werden soll. Wie viele Kollisionen gab’s da schon? Wie lang ist der tägliche Stau? Wieso sind wir eigentlich seither ohne Vorfahrtsregelung mit roten und schwarzen Pfeilen ausgekommen? Ist eigentlich schon eine Ampelregelung in Erwägung gezogen worden? Ist bei der geplanten Verbreiterung gewährleistet, dass zwei Radanhänger durchpassen, wenn gleichzeitig ein/e Rollstuhlfahrer/in unterwegs ist? Das Geld sollte wirklich besser an „Aktion Weihnachtswunsch“ gespendet werden.
8.2.104, Peter Kallenberger, Freiburg

„Kampfradler bremsen nie brav ab, sondern gezwungenermaßen – gerne mit Fluch
Einmal mehr ist von „Schnellrouten“ für Radfahrer die Rede. Sicher unbeabsichtigt, aber dennoch wirkungsvoll, unterstützt damit das Garten- und Tiefbauamt das Credo der sogenannten Kampfradler: Es ist mein natürliches Recht, auf Radwegen schnell und ungehindert von A nach B zu kommen: Ich fahre auf einer Schnellroute! Platz da! Langsamer fahrende Radfahrer sind lästige Verkehrshindernisse, weg damit! In Bezug auf Amtsleiter Frank Uekermann heißt es: „Dass Kampfradler, die bislang brav abgebremst haben, künftig durch die verbreiterte Unterführung des Marienstegs rasen, will Uekermann allerdings nicht ausschließen.“ Kampfradler bremsen nie brav ab, gebremst wird gezwungenermaßen und dann heftig – gerne mit Fluch. Also, was tun? Das Credo der Stadtbehörden und der vernünftigen Alltagsradler könnte sein: Freiburg ist eine Stadt mit einem Herz für Radfahrer. Wir tun fast alles, um das Radfahren in dieser Stadt für alle angenehmer und sicherer zu machen. Wir sorgen für einen möglichst hindernisarmen Radverkehr. Radfahrer verhalten sich untereinander partnerschaftlich, nicht rechthaberisch. Radfahrer sind umsichtig, vorausschauend und freundlich. Kluge Radfahrer wissen um ihre Verletzlichkeit, machen sich sichtbar und passen ihr Tempo der Situation entsprechend an. Rücksichtslosigkeit wie Raserei kann man nie ausschließen, aber man sollte sie nicht durch falsche Begriffe auch noch fördern. Mein Vorschlag: Die Stadt baut für Radfahrer statt Schnellrouten „Grüne Routen“ als sichere, und wo möglich, begrünte breite Verbindungswege quer durch die Stadt. Plakate, Schülerwettbewerbe, Infoblätter in Fahrradgeschäften und witzige Slogans könnten angemessenes Verhalten fördern. Kontrollen sollten gefährdendes Verhalten sanktionieren. Für Rennradler bleiben genug öffentliche Straßen.
10.3.2014, Helmut Winter, Freiburg
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Rücksicht – Törle-Bogen am Mariensteg nicht verbreitern
Sehr geehrter Herr Ueckermann, Ihr Vorhaben überzeugt nicht. Der Törle-Bogen am Mariensteg – auch der ist ein Stück gewachsene Stadtgeschichte. Was ist an einer engen Durchfahrt, die zweibeinige und zweirädrige Verkehrsteilnehmer sowie die Kinderwagenfraktion zur Rücksichtnahme einlädt, schlimm? Es ist kein Unfallschwerpunkt! Es wird angeführt, die Verbreiterung sei aus Sicherheitsgründen überfällig, und dass die Schnellroute dazu zwinge. Fast tut’s schon weh, wenn Sie das Durchrasen von „Kampfradlern“ nicht ausschließen können. Anderenorts wird viel Geld ausgegeben, um Verkehr zu verlangsamen zur Erhöhung der Sicherheit. Und hier schafft das Amt eine potenzielle Quelle von Auseinandersetzungen – vielleicht reicht’s sogar für einen neuen Unfallschwerpunkt. Vielleicht steht dem Amt einfach zu viel Geld zur Verfügung – und dieses Vorhaben ist Anlass für die Stadtsäckelsanierer, Budgets kritisch unter die Lupe zu nehmen. Schade, dass bis dahin ein weiteres Detail im immer mehr genormten Stadtbild wegsaniert sein wird. Freundliche Grüße aus der Normalfahrradfahrer-Mehrheit von
Rudolf Berndt, Freiburg, 10.3.2014

„ich war in einem Krieg, aber das…“.
„Ich habe ja viel erlebt“, sagte Sasa Stanisic, „ich war in einem Krieg, aber das…“. Der Autor saß am Dienstagabend im Weingut Andreas Dilger in der Wiehre und gab sich etwas fassungslos. Eingeladen von Buchhändler Michael Schwarz, berichtete er anfangs seiner ausverkauften Lesung von seinem nachmittäglichen Zehn-Kilometer-Lauf längs der Dreisam. Raus aus dem Hotel und auf die Flussseite, die sich Fußgänger und Fahrradfahrer teilen, das hatte ihm einen Eindruck von hiesigen Kampfradlern gegeben, den er nun bestürzt-belustigt wiedergab. Stanisic, geboren 1978 in Bosnien-Herzegowina, war mit seinen Eltern 1992 vor dem Krieg dort nach Deutschland geflohen. In seinem Debüt „Wie der Soldat das Grammofon reparierte“ verarbeitete er die Erfahrungen. Für den zweiten Roman „Vor dem Fest“ bekam er den Preis der Leipziger Buchmesse. …. Fahrradfahren ist aber schon seine Sache. In seiner Wahlheimat Hamburg fahre er viel, erzählt Stanisic beim Signieren. Aber so etwas wie an der Dreisam, wiederholt er, hat er dort nicht erlebt. Fahrradfahrer, die Fußgänger „wie ein Hindernis in der Natur“ betrachten, sind ja vielleicht ein Stoff für ihn. Nächstes Jahr will er einen Band mit Erzählungen veröffentlichen. Und auch daraus dann in Freiburg lesen.
30.5.2014
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