Johnson: Rede nach dem Brexit

Am 3.3.2010 hielt der britische Premierminister Boris Johnson seine erste große Rede nach dem Brexit, in historischer Umgebung des Old Royal Naval College in Greenwich. Er legte die Pläne Großbritanniens für ein Handelsabkommen mit der EU dar, ähnlich dem mit Kanada bzw. Australien. Unsere Medien berichten über die Rede (Meta-Ebene) nur ganz kurz, neben viel kontinentaler Kritik auch mit Spott und Häme – nicht verwunderlich angesichts Johnson’s rhetorischer Volksnähe, Unbekümmertheit, Mut, Optimismus und Theatralik. Denn da finden sich Sätze wie „Freihandel als Gottes Diplomatie, … die einzige sichere Art und Weise, Menschen in den Fesseln des Friedens zu vereinen“.
Nur: Den originalen Text von Johnson’s Rede bieten die hiesigen Medien nicht an, den wollen sie dem deutschen Leser vorenthalten. Lesen Sie bitte die deutsche Übersetzung des Redetextes (unkommentiert, Information pur) auf Achgut und bilden Sie sich selbst Ihre Meinung:
https://www.achgut.com/artikel/just_for_the_record_boris_johnsons_rede_im_deutschen_wortlaut

Johnson scheint bilateralen Verträgen mit USA, China und vor allem Fernost eine weit größere Bedeutung zuzuordnen als der EU und dem alten Europa, dem er eh verbunden ist:
„Und während wir in der Außen- und Verteidigungspolitik immer mit unseren europäischen Freunden zusammenarbeiten werden, wenn unsere Interessen zusammenlaufen – wie sie es oft, wenn nicht immer, tun werden –, wird dies meiner Ansicht nach nicht unbedingt einen neuen Vertrag oder neue Institutionen erfordern, weil wir sie aus dem einfachen Grund nicht brauchen werden, dass das Vereinigte Königreich nicht durch einen Vertrag oder ein Gesetz eine europäische Macht ist, sondern durch unwiderrufliche Fakten der Geschichte und Geographie und Sprache und Kultur und Instinkt und Gefühl.“

Johnson beendet seine Rede mit diesen Worten:
„Wir befinden uns jetzt auf einer großen Reise, einem Projekt, von dem niemand in der internationalen Gemeinschaft gedacht hat, dass dieses Land den Mut hätte, es zu verwirklichen. Aber wenn wir mutig sind und uns wirklich der Logik unserer Mission verschreiben – offen, nach außen gerichtet, großzügig, einladend, engagiert für den weltweiten Freihandel in einer Zeit, in der der globale Freihandel einen globalen Fürsprecher braucht, können wir dieses Unterfangen meiner Meinung nach zu einem großen Erfolg für Großbritannien, für unsere europäischen Freunde und für die Welt machen.“
Nun ja, im Vergleich zu unserer aller „Weiter so“-Rhetorik schon starker Tobak.
4.2.2010

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