Je suis Winnetou

Ich habe früher oft Winnetou gelesen und Old Shatterhand gespielt, mit selbstgebastelten Waffen. Entgegen der woken Ideologie der kulturellen Aneignung bin ich nicht zum verrohten Bösmenschen geworden. Ebenso sind unsere Söhne in den Wald gegangen für ihre Ritterspiele die ganze Nacht hindurch. Auch sie sind nicht gewalttätig geworden, nun auch die Enkel ebenso nicht.
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Meine Eltern hatten Vertrauen in mein Denk- und Urteilsvermögen als Kind. Das soll heute anders sein. Die aktuell moderne Entmündigung des Einzelnen im Sinne des betreuten Denkens (Nudging) ist Kennzeichen des Weltbildes von Woke und Cancel Culture, das glaubt, alles steuern, planen, vorhersehen und absichern zu können.

Der Ravensburger Verlag hat den Verkauf des neuen Kinderbuchs „Der junge Häuptling Winnetou“ zum gleichnamigen Film gestoppt. Als Reaktion auf eine anonyme Internetkampagne von Linken, das Buch würde Rassismus schüren und kulturelle Aneignung vertreten. Der Versuch einer Rechtfertigung hier: https://nv.vi-serve.com/vis-media/136/2252/136_b090372353ac4c5ab2c5d26fa8b578e7_720p.mp4

Sind nun auch Märchen bzw. Fantasygeschichten zu Irokesen, Kommanchen, .,. verboten? Und nach dem Apachenhäuptling Winnetou auch Pippi Langstrumpf und auch Jim Knopf? Wegen kolonialer Vorurteile? Weil ein Weißer mit einem Indianer keine Freundschaft, geschweige denn Blutsbruderschaft eingehen darf?

Das Ganze unterstreicht die Unglaubwürdigkeit der Woke-Ideologie: Für Woke sind Minderheiten wie z.B. POC die besseren Menschen. Also im Grunde ganz im Sinne von Karl May mit seinem Bild von Winnetou als dem „edlen Wilden“ Sind heute Migranten die neuen „edlen Wilden“?
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„Je suis Charlie“ war notwendig und gut nach dem Attentat auf Charlie Hebdo am 7.1.2015. Wo bleibt heute der Aufschrei „Je suis Winnetou“, wo es doch um mehr geht als den fiktiven Apachenhäuptling, der nicht mehr Freund sein darf vom ebenso fiktiven Old Shatterhand, nur weil der eine Indianer und der andere ein Weißer ist. Warum dürfen Kinder und deren Eltern nicht mehr von Winnetou als dem „edlen Wilden“ träumen, ja, warum darf man nicht mehr „Winnetou denken“? Denkverbot? Sprechverbot? Leseverbot? Schreibverbot?
Der Mensch als soziales Wesen ist auf den Austausch seiner Gedanken angewiesen. Er muß das Gedachte den anderen mitteilen können, sofort beim Sprechen oder oder für später über das Schreiben. Verbietet man das Sprechen und Lesen, dann beschneidet man letztendlich auch das Denken (John Stuart Mill). Das Verbot des Buches „Der junge Häuptling Winnetou“ steht stellvertretend für eine tiefgreifende  Beeinträchtigung der Meinungsfreiheit, die uns weit zurückwirft vor die Zeit der Aufklärung.

Wenn es nach Woke geht, sind Geschichten, Märchen, Fantasy-Stories bzw. Gleichnisse, die allesamt stets kulturelle Aneignungen und Úngleichheiten beinhalten, verboten. Als Gute-Nacht-Geschichten wären dann für die Eltern nur noch wissenschaftlich fundierte Abhandlungen zugelassen, die das Besondere, Beispielhafte, Persönliche, Einmalige, Emotionale, Seltene, Unheimliche, Verschiedenartige und Exemplarische ausklammern. Nur weil woke alles dahingehend prüft, ob die gute bzw. richtige Haltung vorliegt und ob auch niemand einer durch die linke Identitätspolitik erkannten Minderheit benachteiligt wird.

Wird morgen ein Buch X vom Markt genommen, weil darin die Gefühle irgendeiner Gruppe Y verletzt werden? Wird die Welt besser, wenn man Bücher aus dem Verkehr zieht und dabei gar verbrennt? Der Rechtsanwalt Joachim Steinhöfel macht einen Vorschlag: Der Ravensburger Verlag bringt zusätzlich zum originalen Buch eine gegenderte und der Political Correctness gemäße Buchversion zu „Der junge Häuptling Winnetou“ heraus (siehe (1) unten kursiv). Und läßt so die mündigen Bürger selbst entscheiden, welches Buch ihre Kinder lesen sollen.
25.8.2022
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Winnetou: Feiges Kapitulieren vor anonymen Denunzianten
Seit Generationen feiern Kinder den von Karl May erschaffenen Indianer-Held Winnetou – das sollen sie jetzt nicht mehr dürfen. Der Verlag Ravensburg hat ein Winnetou-Buch zurückgezogen, „weil es die Gefühle anderer verletze“. Meinungsfreiheits-Anwalt Joachim Steinhöfel sagt dazu im BILD-Interview: „Die armen Kinder, kann ich nur sagen und armes Deutschland, wenn wir Verlage haben, denen jedes Rückgrat fehlt, um für Grundrechte gerade zu stehen“. Seine neue Bild-Kolumne widmet sich dem gleichen Thema hier.
PS.
Zur Ergänzung hat uns Joachim Steinhöfel noch folgenden Vorschlag für eine neue Ausgabe des Winnetou-Buches zugesandt, der in einem Leser-Kommentar unter seinem Bild-Video gepostet ist:
„Winnetou outet sich endlich als Winniti,
besteigt sein gemietetes Lastenrad
und fährt durch neu angelegte Ausgleichflächen
zu seinem People of Color Kumpel „Jung Global Hand“,
um gemeinsam im Sonnenuntergang die Regenbogen-Flagge zu hissen
und mit einem Prosecco (natürlich aus Bio-Trauben) auf die Tatsache anzustoßen,
dass ihnen in dieser Woche ihre Klima- und Gesundheits-App
gleich zweimal den Zugang zur Lebensmittelausgabe der Regierung
erlaubt hat „.

… Alles vom 23.8.2022 von Dirk Maxeiner bitte lesen auf
https://www.achgut.com/artikel/fundstueck_ein_feiges_kapitulieren_vor_anonymen_denunzianten

Wir unterwerfen uns einer radikalen Minderheit
„Recht klar“ – eine Kolumne von Joachim Steinhöfel
Verlag kassiert Winnetou-Buch, weil es rassistisch sein soll
Joachim Steinhöfel am 22.8.2022 bei BILD Live:
https://youtu.be/mE2LewOINmE
… Alles vom 22.8.2022 von Joachim Steinhöfel bitte lesen auf
https://www.bild.de/bild-plus/politik/kolumnen/kolumne/verlag-zieht-winnetou-buch-zurueck-wir-unterwerfen-uns-einer-radikalen-minderhei-81079002.bild.html

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(2) Stellungsnahme des Ravensburger-Verlag
„Wir haben die vielen negativen Rückmeldungen zu unserem Buch ‚Der junge Häuptling Winnetou’ verfolgt und wir haben heute entschieden, die Auslieferung der Titel zu stoppen und sie aus dem Programm zu nehmen. Wir danken Euch für Eure Kritik. Euer Feedback hat uns deutlich gezeigt, dass wir mit den Winnetou-Titeln die Gefühle anderer verletzt haben. Das war nie unsere Absicht und das ist auch nicht mit unseren Ravensburger Werten zu vereinbaren. Wir entschuldigen uns dafür ausdrücklich.
Unsere Redakteur*innen beschäftigen sich intensiv mit Themen wie Diversität oder kultureller Aneignung. Die Kolleg*innen diskutieren die Folgen für das künftige Programm und überarbeiten Titel für Titel unser bestehendes Sortiment. Dabei ziehen sie auch externe Fachberater zu Rate oder setzen ‚Sensitivity Reader’ ein, die unsere Titel kritisch auf den richtigen Umgang mit sensiblen Themen prüfen. Leider ist uns all das bei den Winnetou-Titeln nicht gelungen. Die Entscheidung, die Titel zu veröffentlichen, würden wir heute nicht mehr so treffen. Wir haben zum damaligen Zeitpunkt einen Fehler gemacht und wir können euch versichern: Wir lernen daraus!“
11.8.2022, https://www.instagram.com/p/ChHlYBdsk_A/
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(3) Winnetou wird nochmal gestorben – eine Glosse
– Karl May begeisterte mit seinem Halbwissen Jung und Alt
– Heute frustriert eine halbwissende Regierung fast alle
– Und die Gesinnungspolizei eröffnete eine neue Front

Ein begeisterter Karl-May-Leser war vermeintlich in einen neuen May-Band vertieft. Ein Bekannter riss ihn aus seiner Lektüre mit der Frage, „was liest Du denn gerade?“ „Karl May natürlich“, war die Antwort, als er das aufgeschlagene Buch zur Seite legte. „Da steht aber Karl Marx auf dem Buchrücken“, bemerkte der Störenfried. „Was sagst Du da, Karl Marx?! Jetzt wundert mich auch nicht mehr, dass bisher keine Indianer drin vorkamen“, ärgerte sich der May-Fan. Spaß beiseite …

Karl May war ein begnadeter Schriftsteller, der mit seinem vielseitigen Halbwissen und seiner ausgeprägten Phantasie Millionen junger und auch älterer Menschen in den Bann ziehen konnte. 96 klassische „grüne Bände“ zählt sein Lebenswerk. OK, mit „verschiedenen Gaunereien“ und der „widerrechtlichen Benutzung fremder Sachen“ machte er sich einst straffällig. Aber mit einem solchen Sündenregister könnte er heutzutage politische Karriere machen, Ministerämter begleiten und es sogar zum Bundeskanzler bringen. Heute wird mit dem Karl May eigenen Halbwissen eine komplette Regierungsmannschaft gestellt, und deren Frauenmannschaft nicht zu vergessen. Und die Medien übernehmen die Rolle des damaligen Schriftstellers May und beschreiben ebenso romanhaft die Heldentaten unserer neuen Häuptlinge.

Neulich wurde auch mein Enkel auf drei Winnetou-Bände im Bücherschrank aufmerksam, nahm sie heraus und verschlang sie förmlich. Und prompt zu diesem Zeitpunkt kommen Querdenker der anderen Art auf die Idee, eine Neuauflage des Ravensburger Verlags speziell für Kinder zum No-Go zu erklären (sie auf einem Scheiterhaufen zu verbrennen trauen sie sich noch nicht). Weil die neuen Bücher nicht grün sind wie die May-Klassiker? Nein, den Kulturfundamentalisten geht es um mehr.

„Kulturelle Aneignung und Übernahme von fremdenfeindlichen Stereotypen aus der Kolonialzeit“ lautet die Anklage für die beiden Winnetou-Bücher. Werden nun auch Deutschkurse für Ausländer verboten, weil es damit um die organisierte Aneignung der deutschen Sprache geht – eines unserer Kulturgüter? Und werden nun auch keine Bücher mehr in andere Sprachen übersetzt, weil man damit schließlich die Sprachkultur der Schriftsteller exportiert? Ein weiterer Anklagepunkt ist, Indianerinnen würden im Buch mit Ahnen und Tieren sprechen. Na sowas. Steht nun auch das „Sprechen“ mit Hunden oder Katzen auf dem Index? Und die beschriebenen Indianer hätten gestrotzt vor Gold. Dann stimmt es vielleicht gar nicht, dass die Spanier den südlicher lebenden Indianern Gold abgeluchst haben oder es tonnenwiese raubten?

Indianern darf man auch keine „Waffendeals mit Gaunern“ mehr anlasten. Die damaligen „Roten“ sollen das nicht gemacht haben – wirklich nicht? Aber die rot-grünen von heute umso mehr. Und Winnetous Feinde seien damals „dumm wie Kaktusbrot“ gewesen, ist in der Kindersprache zu lesen. So etwas geht natürlich gar nicht; dieses Prädikat darf man nur uns Einheimischen anhängen, denen von der ex-türkischen Antidiskriminierungsbeauftragten Ferda Ataman der Intellekt von „Kartoffeln“ nachgesagt wird. Aber immerhin sind Kartoffeln bekömmlicher als Kaktusbrot und sicher auch nicht dümmer.

Dass ein Türke, Mehmet Kurtulus, im Film den Häuptling Intschu-Tschuna spielen darf, wird nicht als kulturelle Verfremdung angesehen. Was natürlich an der heutigen Realität vorbeigeht: Damals warf sich der „rote“ Winnetou vor den weißen Old Shatterhand und rettete ihn vor der Kugel eines Gauners und somit das Leben. Spätabends im Ersten meinte einer dazu, „total falsch, der weiße Mann hätte den Indianer zu erschießen gehabt!“ Ein Glück, dass solche Geistesblitze nicht tödlich sind.

Heute retten Rote in Berlin und anderswo die Weißen nicht mehr – im Gegenteil. Die politisch Roten geben uns Weißen und Weisen den Rest. Und der bisher erfolgreiche Ravensburger Verlag knickt vor der regenbogenfarbenen Kulturrevolution ein. Die Bücher zum Film werden wohl eingestampft oder im nächsten Winter als Ersatzbrennstoff versteigert. Und es ist vielleicht nur eine Frage der Zeit, dass auch der Film geächtet wird und auf dem Index landet. 1802 verlor Ravensburg seine reichsstädtische Selbständigkeit und wurde bayerisch. Jetzt, 220 Jahr danach, droht Ravensburg mit seiner Kapitulation vor den Kulturrevolutionären auch seine Unschuld zu verlieren.

Diese Kulturrevolution im Lande wird immer skurriler. Wann frisst sie ihre geistigen Kinder? Muss ich meine Karl-May-Bücher nun auch verschwinden lassen, wie unsere Eltern damals Bücher, die dem nationalsozialistischen Zeitgeist nicht mehr entsprachen?

Auch andere haben sich mit der neuen Posse aus deutschen Landen auseinandergesetzt, z.B.:
https://reitschuster.de/post/jetzt-muss-auch-winnetou-den-rassisten-tod-sterben/
https://www.tichyseinblick.de/feuilleton/medien/ravensburger-winnetou/
24.8.2022, Albrecht Künstle aus Herbolzheim, https://www.die-andere-sicht.de
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(4) „Rassismus“: Jetzt auch Winnetou-Buch gecancelt
Riesenwirbel um das neue Indianer-Buch „Der junge Häuptling Winnetou“, das kürzlich auch als Film erschien: Nachdem Linksradikale in den sozialen Netzwerken den Inhalt als Rassismus und kulturelle Aneignung kritisierten, hat der Verlag Ravensburger das Werk vom Markt genommen. „Der junge Häuptling Winnetou“ wird nicht mehr verkauft. In dem Roman, der an die Karl-May-Bücher anknüpft, geht es um die Kindheit Winnetous. In einer Art Kniefall vor der „woken“ Szene erklärte Ravensburger, das auch durch seine Gesellschaftsspiele bekannt ist, auf Instagram: „Die Entscheidung, die Titel zu veröffentlichen, würden wir heute nicht mehr so treffen. Wir haben zum damaligen Zeitpunkt einen Fehler gemacht und wir können euch versichern: Wir lernen daraus!“ Weiter heißt es wörtlich: „Unsere Redakteur*innen beschäftigen sich intensiv mit Themen wie Diversität oder kultureller Aneignung. Die Kolleg*innen diskutieren die Folgen für das künftige Programm und überarbeiten Titel für Titel unser bestehendes Sortiment.“ Der Rechtsanwalt Joachim Steinhöfel kritisierte die Entscheidung in seiner Bild-Kolumne scharf: „Ein Verlag, der so formuliert, hat nicht nur die Kontrolle über die deutsche Sprache verloren oder zuviel Feuerwasser getrunken. Er unterwirft sich einer militanten Minderheit, die ohne jede demokratische Legitimation darüber entscheiden will, was gelesen werden darf und was nicht.“ Die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) hatte den am 11. August in den Kinos angelaufenen Spielfilm „Der junge Häuptling Winnetou“ von Regisseur Mike Marzuk als „besonders wertvoll“ eingestuft. Die Jury sei zwar „absolut gespalten“ gewesen, wie es in der Begründung heißt, „zwischen vehementer Ablehnung einerseits und großer Zustimmung andererseits“. Insgesamt jedoch sehe die Mehrheit des FBW-Gremiums „Der junge Häuptling Winnetou“ als „gelungenen Kinderfilm, der einem großen Familienpublikum sicher viel Freude bereit wird“.
https://www.fbw-filmbewertung.com
… Alles vom 26.8.2022 bitte lesen in der JF 35/22, Seite 16
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Winnetou-Bücher werden gecancelt – Die Gefühle anderer verletzt
An „Winnetou“ zeigt sich die ganze Absurdität der woken Ideologie. Karl Mays Romanheld steht für Mut, Tapferkeit und die Liebe zu seinem Volk. Stets treu an seiner Seite: sein deutscher „Blutsbruder“ Old Shatterhand. Das Duo paßt so gar nicht in die progressive Vorstellungswelt, in der jeder Weiße ein Unterdrücker und alle anderen Opfer sind. Linke Vorkämpfer haben es dennoch geschafft, eine Adaption der Geschichte mit ihrem überempfindlichen Plärren über Rassismus und „kulturelle Aneignung“ zu canceln.
Der Ravensburger Verlag hat auf Kritik an zwei seiner Bücher reagiert und deren Verkauf gestoppt. Beide trugen den Titel „Der junge Häuptling Winnetou“ und erschienen begleitend zum gleichnamigen Kinofilm, der im August anlief. „Euer Feedback hat uns deutlich gezeigt, daß wir mit den Winnetou-Titeln die Gefühle anderer verletzt haben“, teilte das Unternehmen mit. Schuld sind wohl der Kopfschmuck sowie der Begriff „Indianer“, den Anhänger der woken Ideologie schon lange als beleidigend zu brandmarken versuchen.
Herabwürdigend ist aber nicht jenes Wort, sondern ein einst als mächtig und stolz wahrgenommenes Volk als wehr- und hilflos zu degradieren, um es so für die eigenen politischen Ziele zu mißbrauchen. Wer als Kind Karl May gelesen hat, entwickelte keine rassistischen Vorbehalte, sondern pure Bewunderung für die freien und starken Indianer.
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(5) An Winnetous Seite kämpfen
Winnetous leiser Kampf ist auch der Kampf um die Bewahrung von Phantasie und Identifikation als Grundlage des sozialen Lebens – seitdem sich Menschen Geschichten erzählen. Eine Welt, die Welt ist: mit Fehlern, mit Missverständnissen, mit Problematiken. Mit Unsicherheiten und Katastrophen. Welt, eben.
Die Sommer meiner Kindheit waren angefüllt mit ewig rauchenden (und für mein Taschengeld viel zu teuren) Platzpatronen und ihrem Geruch, der Abenteuer versprach und die Haut zwischen Daumen und Zeigefinger rotgrau färbte. Wir liefen schreiend über die Wiese der Hamburger Neubausiedlungen und träumten Jungsträume (Mädchen waren nicht willkommen) von Gefechten der Nord- gegen Südstaaten (die „Blauen“ hatten die schöneren Uniformen) und imitierten die Revolverkünste eines John Wayne, dessen Film wir – große Ausnahme – am Abend zuvor zu Ende sehen durften. Auf der Wiese standen blaue, aber vor allem wackelige Indianerzelte vom Quelle-Versand mit Streben aus dünnem Bambus, die sofort umfielen, sobald man sie betrat.
Manchmal setzte ich meinen bunten indianischen Federschmuck, mit schwarzer Perücke sowie feinsten güldenen Blechornamenten auf und schrie dieses unnachahmliche „Uauauauu“ durch den Hof. Herr Fransen aus dem 2. Stock schrie dann „Ruhe!“ Indianer waren cool und klug und sprachen merkwürdige, aber weise Worte …, die man sich sorgsam ausdenken musste, um nicht wie ein Depp vor seinen Freunden dazustehen.
Aus und vorbei.

Alles an den oben genannten Erinnerungen führte in den sensibel aufgeklärten Zeiten der Postmoderne im besten Fall zu Stirnrunzeln, im schlimmsten Fall zu einer Anzeige wegen Gefährdung des Kindeswohls, denn:
Platzpatronen = Kriegserziehung + Giftstoffe
Kriegsspiele = mangelnde Empathie
Fernsehfilme = für Kinder geeignet (FSK)?
Zelte = nicht TÜV-geprüft
Indianerspielen = kulturelle Aneignung

Was nun geschieht, ist der Anfang vom Ende der Fiktion, es ist der Anfang vom Ende des Vertrauens in die Denk- und Urteilsfähigkeit des (jungen) Menschen. In der Logik der modernen Aufklärer hätten meine wüsten Kindheitserfahrungen dazu führen müssen, dass ich wild marodierend und brandschatzend durch die Straßen der Hamburger Neubaugebiete zöge. Das Gegenteil war der Fall: Gerade einmal ein Dutzend Jahre später verweigerte ich den Wehrdienst und zog es vor, dem amerikanischen Generalkonsulat „Kein Blut für Öl“ zuzurufen (man mag mir diese Jugendsünden verzeihen: Die Jugend ist an die Jungen verschwendet …).
Es ist nur konsequent zu glauben, man müsse den Menschen vor dem Übel schützen, indem man jede Äußerung und Aktivität daraufhin überprüft, ob die richtige Geisteshaltung vorläge. Es ist ein Menschenbild, das Reiz und Reaktion in eine absolut vorhersehbare Logik presst: Wenn Du A siehst, wirst Du A. Jedoch: Menschen sind keinen Maschinen. Menschen haben die faszinierende Fähigkeit, aus Gesehenem etwas Eigenes zu entwickeln – manchmal wird aus A dann B oder C oder D –, die Entmündigung des Einzelnen im Sinne betreuten Denkens verdeutlicht ein Weltbild, das glaubt, alles steuern zu können und zu müssen, von der Zehntelstelle des Weltklimas über die Höhe von Einzelhandelsregalen bis hin zu sorgsam ausgewählten Gästen in den politischen Talkshows, weil der Einzelne nicht in der Lage ist, oder zu schwach sei, die richtigen Schlüsse zu ziehen.
Und so greift der (sehr deutsche) Glaube, alles steuern zu müssen und zu können, selbst meinen guten, alten Freund Winnetou an, der niemanden entwertet, sondern im Gegenteil die (immer weiter verschwindende) Verschiedenheit der Welt in aller unscharfen Großartigkeit feiert. Winnetous leiser Kampf ist auch der Kampf um die Bewahrung von Phantasie und Identifikation als Grundlage alles sozialen Lebens – seitdem sich Menschen Geschichten erzählen. Eine Welt, die Welt ist: mit Fehlern, mit Missverständnissen, mit Problematiken. Mit Unsicherheiten und Katastrophen. Welt, eben.
Und: Was sagt es eigentlich über das Miteinander aus, wenn jede Äußerung, jede Aktivität und jede kreative Lösung zunächst einmal dahingehend überprüft wird, ob sie nicht bösartig, gemein und unsensibel ist. Das ist ein Menschenbild, das Missmut, Distanz und Kälte lebt. Die soziales Leben aseptisch, fein abgerundet und garantiert desinfiziert absolviert.
….
Winnetou, dieser alte moralische Haudegen, wurde Opfer einer weltgewandten Ethik. Und dabei ist er doch der Inbegriff der Solidarität zwischen den Kulturen. Schon vergessen? Winnetou und Old Shatterhand waren Blutsbrüder.

… Alles vom 2.8.2022 von Oliver Errichiello bitte lesen auf
https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/ware-und-wahrheit/an-winnetous-seite-kaempfen/
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Einige Kommentare:

Ich negere, zigeunere und indianere weiter wie bisher. Mögen andere über mich kartoffeln: Es kratzt mich nicht!
25.8.2022, Deu

Karl May, Astrid Lindgren und andere, waren einfach Menschen ihrer Zeit.
Sie schrieben, dachten und benutzten die Sprache ihrer Zeit. Der Wunsch, sie und ihre Werke jetzt zu verurteilen oder gar zu canceln, ist einfach nur ideologischer Schwachsinn von engstirnigen, verblendeten Menschen. Warum sind diese Leute eigentlich noch nicht auf die Idee gekommen, die Bibel und den Koran zu verbieten? Was da so alles drinsteht, ist ja nun auch alles andere als „wokeness“. Karl May, hat wahrscheinlich mehr zum Verständnis für die indigenen Bevölkerung
in Deutschland beigetragen, als jeder andere. Wurden die Indianer, sonst eher als „Wilde“ die Menschen skalpieren, armen Farmern die Hütte abbrennen und deren Töchter rauben wahrgenommen, hat sich dieses Bild durch seine Bücher und die späteren Filme über Winnetou radikal verändert. Sein Kampf für Gerechtigkeit, Völkerverständigung und Freundschaft, hat eine ganze Generation mit geprägt und ist das, was hängen geblieben ist. Seine Bücher, sollten sogar wieder in jedes Klassenzimmmer. Die problematischen Stellen, können heute doch wunderbar als Lehrbeispiel dienen. Da hätte der edle Häuptling der Apachen, sicher überhaupt nichts dagegen einzuwenden.
25.8.2022, St.Z.

Als Kind der DDR hab ich die Filme mit Gojiko Mitić geliebt
Mein Liebling war ,,Chingachcook,die große Schlange “ , dann ,,Der letzte Mohikaner“ und ,,Blutsbrüder“ mit dem unvergessenen Dean Reed. Und natürlich ,,Daniel Boone“, die kanadische Filmreihe. Wir wollten ja genau so sein wie unsere Helden. Edel, tapfer, gut und gerecht. Genau das soll auch so sein! Und Karl May? Vor geraumerZeit sah ich eine Doku auf NTV, da zeigte man das Leben kanadischer Indianer. Überrascht war ich, das dort die,,Winnetou“-Erzählungen bekannt waren! Und wohlwollend beurteilt wurden! Nur das Winnetou im Todesmoment noch Christ wurde, wurde etwas kritisiert. Sie wußten jedoch diese Gegebenheit einzuordnen. Was diese Rot-Grüne -Woke-Durchgeknallten hier veranstalten, hat nichts mit irgendwelchen Werten zu tun, es geht um das Ausschalten des Individuums als selbstdenkendes Wesen. Um den dann gleichgeschalteten Massen ihre Dogmen aufpressen zu können. Wehrt euch gegen dieses Gesocks!
25.8.2022, ram

Erschreckend zu sehen, wie sich der Deutsche sofort unterwürfig
in den Staub wirft, winselt und um Verzeihung bittet, sobald der Vorwurf des Rassismus, kultureller Aneignung, fehlender Vielfalt, klimaneutralen Fehlverhaltens, nicht nachhaltiger Ernährung oder fehlender sprachlicher Sensibilität im Genderbereich auch nur angedeutet werden. Dieses sofortige Kuschen aus Angst vor Konsequenzen und diese devote Anbiederung beim grünen Zeitgeist lässt befürchten, dass künftige möglicherweise autokratische Regierungen beim Bürger keinen Widerstand zu erwarten haben, da die Bürger alles das mitmachen und unwidersprochen gutheißen werden, was ihre Regierung so alles verlauten lässt.
25.8.2022, A.W.

Was muß nicht alles noch auf den Index?
Udo Lindenbergs Lebenswerk z.B. strotzt nur so vor „Rassismus“ und „Stereotypen“: Johnny Controlletti, Sister King Kong, „Oberindianer“, „Urwaldneger“, Dröhnland-Sinfonie…
Ich fress nen Besen, dass sich auch bei BAP, den Toten Hosen, Grönemeyer, den Ärzten und anderen, die sich heute selbstverständlich zu den Woken zählen, weil sie ja schon immer auf der „richtigen“ Seite gestanden haben, politisch Inkorrektes finden lässt.
Ich warte auf den Tag, dass sie ihre alten Aufnahmen politisch korrekt überarbeitet auf den Markt bringen. …
25.8.2022, Deu

„Es ist der Anfang vom Ende des Vertrauens in die Denk- und Urteilsfähigkeit des (jungen) Menschen.“
Das IST das Ende der Denk- und Urteilsfähigkeit des (jungen) Menschen.
Dieser Artikel hat mir die Tränen in die Augen getrieben. Was haben wir unseren Kindern Bücher vorgelesen! Tag für Tag, Abend für Abend. Bis sie zwölf waren! Da war es dann schon der Hitchhiker’s Guide.
Ich habe meinen Glauben an den Großteil der jungen Leute und Eltern verloren. Folgsam, nichts hinterfragend und FFP2-Masken tragend, aber dennoch arrogant, darf ich sie Tag für Tag aus nächster Nähe erleben. In mir herrschen nur noch unsägliche Wut und Verzweiflung.
25.8.2022, Man

Ich hab meinen Kindern nicht nur jeden Abend eine Geschichte vorgelesen,
ich hab meinen Töchtern sogar Zöpfe geflochten und meinem Sohn den Spruch „ein Indianer kennt keinen Schmerz“ um die Ohren gehauen, weil ich weiß, daß Mädels NICHT auf „Weicheier“ stehen! Alles heute undenkbar und wahrscheinlich strafbar! Heute bringt „Alexa“ die Kleinen ins Bett und sie lernen bereits im Kindergarten, daß man politisch korrekt sein muß! Ich will lieber nicht Oma werden!
25.8.2022, Jul

Ich koche mir gerade Spaghetti
 Darf ich das als Deutscher noch, oder ist das schon kulinarische Aneignung?
Liebe Leute, ich versuche, mich darüber lustig zu machen, weil all das so absurd ist. Indes, es will mir nicht mehr gelingen. Im Herzen überwiegen inzwischen Zorn, Frust, bitterer Sarkasmus und die traurige Erkenntnis, dass dieses Land einmal mehr in die Fallen der Extremisten, der Ideologen und Autoritären tappt – und wieder sind „hehre Ziele“ und „Solidarität“ die Köder!
Politische Idiotie gab´s schon immer – damit konnte man in der BRD früher aber gut leben, denn Idiotie war ja als solche erkannt und gebannt. Nun aber wird sie zur Tugend erkoren – und schlimmer noch: Sie soll zur Pflicht werden!
25.8.2022, Deu

Dabei war Karl May einer der Schöpfer des Bildes vom edlen Wilden, weitergedacht also von der woken These, dass POC die besseren Menschen sind.
Die durchgeknallte woke Elite sollte ihm also dankbar sein!
Was für faschistische, denkbehinderte, vor Arroganz und Anmaßung strotzende Typen, die nicht fähig sind, differenziert zu denken.
25.8.2022, W.G.

Winnetou ist schon lustig,
war er doch zumindest in meiner Generation so etwas wie der Ahnherr des Mythos vom „edlen Wilden“. Speziell für das in die Jahre gekommene linksgrüne weibliche Publikum ist heutzutage der – meist junge – männliche Migrant aus dem letzten Winkel oder „Shithole“ der Erde genau dieser „edle Wilde“, den Karl May einst trivialisierte. Durchaus, über Winnetou sollte man reden…
25,8,2022, Sch

Aufgrund dieser Entwicklungen und Diskussionen ist man sprachlos
Eines meiner jährlichen Urlaubsziele, die Nordseeküste, war bis jetzt immer ein Refugium der Normalität. Nun beginnen bereits Kinder (geschätzt 10 bis 12 Jahre ) am Strand über den Klimawandel zu philosophieren, weiter ob die Deutschen Bananen oder Kartoffeln sind. Ich habe in diesem Alter „nur“ meine Sandburg gebaut. Meine Gastgeber berichteten mir nach einem schönen Spaziergang am Abend mit Sonnenuntergang, dieses schöne Erlebnis auf ihrer Seite im sozialen Netzwerk veröffentlicht zu haben. Macht man halt so um für sein Unternehmen zu werben. Es habe keine halbe Stunde gedauert, dass man sich einer Kampagne als Querdenker usw. ausgesetzt war. Es kam eben das Wort Spaziergang vor. Kommentar meiner Gastgeberin, es war nur ein Strandspaziergang, es ist nur noch krank was daraus gemacht wurde. Die Kommentarfunktion wurde daraufhin geschlossen. Man kann also diese Tendenzen vermehrt feststellen, was eigentlich ohne bösen Hintergrund gedacht war und IST, wird als böse verortet. Das fängt bei einem Spaziergang an und hört bei Winnetou auf. Arme Gesellschaft.
25.8.2022, Jac

„Menschen sind keinen Maschinen. Menschen haben die faszinierende Fähigkeit, aus Gesehenem etwas Eigenes zu entwickeln
Und genau darum geht es! Im Sozialismus ist dafür kein Platz. Eigene Ideen sind eine Todsünde. Das Mittel dagegen ist die vollständige Indoktrination. Der Feldversuch dazu ist ja in D gerade in vollem Gange. Schon vor 20 Jahren hat man damit begonnen, Kinder und Jugendliche zu Indoktrinieren. Mit Erfolg! Das beweist das politische Verhalten der heutigen Bevölkerung. Bedauernswert daran ist vor allem, dass man den Kindern ihre Kindheit raubt und vor allem auch ihre Fantasie. Das macht das Leben zu einer tristen, grauen Angelegenheit. Trotz Regenbogenfarben!
25,8,2022, Cha

Der ideologische Krieg gegen “Winnetou & Co.” ist schon viel älter
In Schulen ist etwa seit den 90er Jahren die englischsprachige FWU-Doku “Winnetou never went to Wounded Knee” zu nennen, die im Grunde bereits die “kulturelle Aneignung” (“Indianerkostüm”) und vieles andere als quasi “prä-rassistisch” einstuft. Aber Winnetou ist ein Mythos geworden, den diese engstirnigen Underperformer nicht zerstören können. Sie werden ihn durch ihre Verbots-Exzesse eher revitalisieren. Ich sage schon einmal; Danke!
25.8.2022, O.B.
Ende Kommentare
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(6) WINNETOU: „Anonyme Denunziationen genügen, um so einen Prozess in Gang zu bringen“
| WELT Meinung – Henryk M. Broder:
23.8.2022
https://youtu.be/nLZVmpgxAXA

 

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