Je suis Charlie: Meinungsfreiheit

 

Auch die Redaktion des Dreisamtälers ist entsetzt über den Terrorangriff auf die Satire-Zeitschrift Charlie Hebdo in Paris, bei dem zwölf Menschen ums Leben kamen; über den Angriff auf Polizisten, bei dem eine Polizist starb; über die Geiselnahmen, bei denen vier jüdische Geiseln getötet wurden. Die Würde des Menschen ist unantastbar. Toleranz. Meinungsfreiheit. Das sind die Grundsäulen unserer freien und offenen Gesellschaft, die es zu verteidigen gilt.

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„Je suis Charlie
… weil der Stift der Barbarei immer überlegen ist
… weil die Freiheit ein universelles Menschenrecht ist.

Mit der Veröffentlichung der Grafik von Charlie Hebdo bekunden wir unser Mitgefühl mit den Opfern vom 7.1.2015. Wir bewundern, das verbleibende Redaktionsteam, das dem Terror zum Trotz mit ihre Arbeit weiter machte und heute eine neue Ausgabe des Magazins herausgebracht hat! Wir solidarisieren uns mit dem französischen Volk, das am vergangenen Sonntag dem Terror zum Trotz auf die Straße ging und zum Ausdruck brachte, dass es die in der französischen Revolution erkämpfte humanistische und laizistische Gesellschaftsform mit ihren unveräußerlichen Menschenrechten verteidigen will! Wir verurteilen, dass die Attentäter den Islam missbrauchen. Sie schüren damit die Angst vor Muslimen, die in ihrer größten Mehrheit ihre Religion friedliebend praktizieren.
14.1.2015, www.dreisamtaeler.de

Die demokratische Welt hat es nicht nötig, Mohammed zu verunglimpfen
Haben wir, die demokratische Welt, es wirklich nötig, den Propheten Mohammed zu verunglimpfen, nur will einige Verrückte seinen Namen missbrauchen, um zu morden? Wir haben es nicht nötig, und schon gar nicht, um der Welt unsere Prinzipien der Meinungsfreiheit zu beweisen. Also können wir es auch lassen!
24.1.2015, Imri Rapaport, Berlin, Der Spiegel 5/2015, Seite 6.

Wo bleibt der Respekt?
Wir alle sind entsetzt über die grauenhaften Taten in Frankreich. Natürlich müssen wir unsere Meinungsfreiheit schützen, und Gewalt darf nie ein Mittel gesellschaftlicher Auseinandersetzungen sein. Aber: Ich möchte keine Pussy Riots auf Altären, keine verunstalteten Kreuze und keine Mohammed-Karikaturen sehen, denn dies alles verletzt die Gefühle von Menschen! Wo bleibt der Respekt vor den Menschen, mit denen wir in einer multikulturellen Gesellschaft zusammenleben wollen? Es geht nicht darum, was alles möglich ist, sondern um das, was wir als Werte auch unseren Kindern mitgeben sollten und was eine Gesellschaft human macht.
16.1.2015, Roswitha Mangler-Soravia, Freiburg

Charlie-Demo am 17.1.2015 in FR ohne Juden
Die Freiburger Solidaritätskundgebung für die Opfer des Terroranschlags auf die Redaktion von Charlie Hebdo und auf einen jüdischen Supermarkt in Paris nennt Irina Katz sehr unglücklich terminiert. Die Vorsitzende der jüdischen Einheitsgemeinde in Freiburg machte als einen der federführenden Veranstalter Ibrahim Sarialtin (Die Grünen) darauf aufmerksam, dass die Demonstration am Samstag, 17. Januar um 14 Uhr genau in die Schabbat-Gottesdienstzeit der jüdischen Gemeinde falle … „Sieben der Opfer waren Juden – da ist es ein Unding, ohne die jüdische Gemeinde ein Gedenken zu organisieren!“ …
Alles vom 16.1.2015 bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/freiburg/schabbat-juden-koennen-nicht-zur-demo–99056980.html

Deutsches Strafrecht gegen Charlie Hebdo
Wir sind nicht Charlie.
 So etwas wie Charlie Hebdo gibt es in Deutschland nicht, kann es auch nicht geben. Solch eine Zeitschrift ist nur in einem laizistischen Staat mit langer freiheitlicher Tradition wie Frankreich denkbar. Denn bei uns wären die Macher dieser Satirezeitschrift nicht nur von Islamisten, sondern auch vom deutschen Strafrecht bedroht worden. Warum erinnert keine Zeitung aus aktuellem Anlass an den noch immer geltenden Paragrafen 166 StGB, in dem es heißt: „Wer öffentlich oder durch Verbreiten von Schriften den Inhalt des religiösen oder weltanschaulichen Bekenntnisses anderer in einer Weise beschimpft, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft“?
Spätestens nach einem Brandanschlag wie jener, der bereits 2011 auf Charlie Hebdo verübt wurde, hätten die Macher des Blattes mit einer Anklage rechnen müssen. Wer von den ganzen Politikern, angefangen bei Pastor Gauck, die dieser Tage ihr „Wir sind Charlie“ heucheln, wäre denn bereit, sich für die Abschaffung unseres Blasphemie-Paragraphen einzusetzen? Keiner! Denn das würde ja bedeuten, sich mit den beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland anzulegen. Wer traut sich das schon? Im Gegenteil: Man übt Schulterschluss und behauptet, Religion hätte nichts mit Fundamentalismus zu tun und somit auch Islamismus nichts mit dem Islam.
Es gibt Islam ohne Islamismus. Das ist bei den meisten Muslimen der Fall. Es gibt aber keinen Islamismus ohne Islam. Der Islam ist (nicht die einzige, aber eine zwingende) Voraussetzung für Islamismus. Islamismus hat also selbstverständlich mit dem Islam zu tun! Wenn solche Zusammenhänge geleugnet werden, darf man sich nicht wundern, wenn Tausende den Demagogen von Pegida auf den Leim gehen.
17.1.2015, Arno Ehret, Freiburg

Unsere Toleranz zu „Charlie Hebdo“ bedeutet, die Werte von Muslimen nicht zu tolerieren
Die Gräueltaten von Paris sind verabscheuungswürdig und durch nichts zu rechtfertigen. Als Folge sollen Überwachungen und Kontrollen deutlich intensiviert werden. Bei der weiteren Analyse verweisen wir unter anderem auch auf die Begriffe Meinungsfreiheit und Pressefreiheit, die zweifelsohne Errungenschaften unseres freiheitlich-demokratischen Denkens sind. Auf dieser Basis werden auch die teilweise „satirischen Verunglimpfungen von Leitfiguren verschiedenster Weltreligionen“ gerechtfertigt. Fast schon beschwichtigend wird dabei hinzugefügt, dass islamische Themen eher einen geringen Anteil haben. In einem erhöhten Spannungsfeld zwischen Orient und Okzident muss es aber auch erlaubt sein, die Sinnhaftigkeit eines solchen Handelns hinterfragen zu dürfen. Nur Spaß für eine Spaßgesellschaft? Damit werden die religiösen Gefühle vieler Menschen verletzt. Fundamentalisten aller betroffenen Religionen werden in hohem Maße provoziert.
Wir pochen auf die Meinungsfreiheit und fordern Toleranz ein, ohne zu ahnen, dass wir damit überfordern könnten. Denn Toleranz bedeutet, auch die Werte Andersdenkender zu akzeptieren und zu respektieren.
17.1.2015, Otmar Kammerer, Freiburg
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„Die meisten von uns beteiligen sich nicht an dieser Art von absichtlich verletzendem Humor, auf den sich diese Zeitung spezialisiert“, meint die „New York Times“.

Gutmenschen kaufen Charlie
Vor dem Attentat hatten fast alle mit den moralischen Zeigefinger Charlie Hebdo gerichtet. Dieselben waren danach alle Charlie – hatten und haben auch jetzt nicht den Mut, mal unbequem den Mund aufzumachen. „Je suis Charlie“ wird zum Marketinginstrument. Viele verstehen nicht mal was dahinter steckt. Jetzt wollen alle dieses Heft kaufen, was sie vorher nicht mal kannten. Es ist so traurig, dass es lächerlich ist. Ich kann gar nicht so viel essen, wie ich r… könnte. Dieses Gutmenschentum hat es doch gar nicht kapiert, um was es geht.
13.1.2015, Andreas Jenne

„Je suis Charlie!“ als Anmaßung
Für den 56jährigen Freiburger Karikaturisten Matthias Deutschmann ist erstaunlich, mit welcher Todesverachtung der Chefredakteur Stephane Charbonnier alias Charb trotz Morddrohung einfach weiter gearbeitet und gezeichnet hat: „Aus dieser Perspektive erscheint die Solidaritätsformel „Je suis Charlie“ als Anmaßung“ meint er.
11.1.2015, www.der-sonntag.de

„Charlie – Für die Trennung von Kirche und Staat (Laizismus)“ – Besserer Slogan
„Zeichnungen von Jesus in verpinkelter Unterhose sind genauso widerlich wie Mohammed im Bordell. Wenn „Charlie Hebdo“ meint, nur mit solchen Beleidigungen Umsatz machen zu können, dann hat das wenig mit Presse- und Meinungsfreiheit zu tun. In einem laizistischen Staat wie Frankreich mit strenger Trennung von Kirche und Staat ist dies rechtlich möglich, in Deutschland nicht. Der Leitsatz des großen Aufklärers Immanuel Kant gilt aber überall: „Was Du nicht willst, dass man Dir tut, das füg‘ auch keinem andern zu.“
Demos wie „Je suis Charlie“ sind heuchlerisch, da etwas gefordert wird, was dem Grundgesetz widerspricht (Blasphemieverbot). Ehrlich wäre der Slogan „Charlie – Für die Trennung von Kirche und Staat (Laizismus)“, um endlich auch in Deutschland Religion (als Privatsache des einzelnen Bürgers) und Staat (als säkulare nationale Gemeinschaft) zu trennen. Doch dazu fehlt den Demonstranten der Mut und vor allem die Ehrlichkeit.
17.1.2015

Ich bin nicht Charlie Hebdo
Natürlich ist jeder normal denkende und fühlende Mensch bestürzt über diese schreckliche Tat von Mördern – zumal wieder einmal völlig Unbeteiligte sterben mussten. Jedwedes Verbrechen im Namen einer Religion ist eine gotteslästerliche Verunglimpfung des Höchsten, welchen Namen Er auch immer trägt hier auf unserer Erde. Und selbstverständlich verabscheue auch ich diesen Terroranschlag. Aber: „Ich bin nicht Charlie Hebdo!“ Denn ich solidarisiere mich auch mit den zutiefst verletzten Gefühlen von Menschen einer Glaubensgemeinschaft, die mehr als 1 Milliarde Gläubige zählt; die ihren Gott und ihren Propheten sehr sehr erst nehmen und deren spirituelle Empfindungen durch eine Handvoll Satiriker aus unserem sogenannten aufgeklärten abendländischen Kulturkreis missachtet werden, weil diese nicht wahrhaben wollen, dass alle Freiheiten, die diese Gesellschaft dem einzelnen Individuum zugesteht, durch die Verantwortung gegenüber gerechtfertigten Empfindlichkeiten und Bedürfnissen des anderen eingeschränkt werden. Das gilt besonders für den Glauben als einen der wundesten Punkte der Menschheit. Setzt sich einer darüber hinweg – sei es aus Unbedarftheit, Arroganz, Leichtsinn oder Dreistigkeit, beschwört er die unseligen Geister der Rache. Pressefreiheit und Meinungsfreiheit sind nicht grenzenlos. Einen behutsameren Umgang mit den Gefühlen der Mitmenschen sollten sich auch die Satiriker jedweder Couleur auf die Fahnen schreiben.
25.1.2015, Helene Hoffmann, Kirchzarten , Der Dreisamtäler

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Todd: „Je suis Charlie“-Demos sind heuchlerisch
Der Soziologe Emmanuel Todd fand die „Je suis Charlie“-Demonstranten heuchlerisch. Unter dem Deckmantel eines Kampfes für die Freiheit haben sich alle Demokaten wie Antidemokraten untergehakt, um gegen den Islam zu demonstrieren. Aber es ging ihnen nicht um die Freiheit generell, sondern nur um die Freiheit, den Islam zu verhöhnen. Die Religion einer diskriminierten Gruppe zu verhöhnen, sei etwas anderes als Kritik an der eigenen Religion.
Emmanuel Todd: Wer ist Charlie? – Die Anschläge von Paris und die Verlogenheit des Westens,
C. H. Beck, München 2015. 236 Seiten, 14,95 Euro.
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Wissenschaftler Todd schreibt ein Buch gegen die Charlie-Demos
Die „religiöse Krise“ (so der Untertitel des französischen Originals) habe in Frankreich einen aggressiven Atheismus hervorgebracht. Und den zwingt Charlie allen auf: „So muss sich der Muslim, will er als guter Franzose anerkannt werden, dazu bekennen, dass die Verhöhnung seiner Religion positiv zu bewerten sei,“ schreibt Todd. Er setzt als Forderung dagegen, der Islam solle so akzeptiert werden wie einst die katholische Kirche. …. Alles vom 14.1.2016 auf
https://www.badische-zeitung.de/wissenschaftler-kritisiert-je-suis-charlie-demos

 

 

 

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