Islamkritik und Islamphobie

Islamkritik und Islamphobie – Podiumsdiskussion zwischen Hamed Abdel-Samad, Politologe und Autor, und Dr. Abdel-Hakim Ourghi, Leiter des Fachbereichs Islamische Religionslehre an der PH Freiburg. Hörsaal 1098 der Universität Freiburg, KG I, Freitag den 29.05.2015 um 20 Uhr. Es ist noch kein halbes Jahr her, dass islamische Terroristen in Paris 17 Menschen erschossen und in Deutschland Zehntausende als Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ auf die Straße gingen. Zwar ist die Diskussion um die Rolle und den Umgang mit des Islam in Deutschland und Europa inzwischen durch andere Themen in den Hintergrund geraten, aber es bedarf nicht viel Phantasie um zu erahnen, wie schnell und wie heftig der Streit hierüber im Falle eines Anschlags in der Bundesrepublik eskalieren würde.
Die Bilder und Nachrichten islamistischen Terrors sind seit Jahren in den Medien täglich präsent. Nicht wenige Muslime, die zum Teil seit Generationen in Deutschland leben und arbeiten, fühlen sich unter Generalverdacht gestellt, während Politik, Gesellschaft und Medien – anstatt nur zu beschwichtigen – auch darüber nachdenken müssten, ob es tatsächlich so ist, dass „das alles mit dem Islam nichts zu tun“ habe. Gleichzeitig registrieren nichtmuslimische Mitbürger mit Unbehagen ein selbstbewussteres, immer mehr einforderndes Auftreten muslimischer Gläubiger und Organisationen.
In Baden-Württemberg glaubt die Landesregierung, durch den Ausbau von islamischem Religionsunterricht an öffentlichen Schulen den Einfluss von islamistischen Gruppierungen auf Jugendliche abschwächen zu können (vgl.  „Islamunterricht ist ein Irrweg“). Ganz aktuell wird darüber nachgedacht, durch die Einführung eines neuen Gesetzes Muslimen und Aleviten das Recht einzuräumen, an den drei wichtigsten religiösen Feiertagen den Gottesdienst zu besuchen.
Wenn aber islamische Glaubensgemeinschaften einigen (nicht allen!) christlichen Religionsgemeinschaften gleichgestellt werden sollen, sind sie ihnen dann auch insofern gleich gestellt, dass sie Kritik, beißenden Spott und grundlegende Ablehnung ertragen müssen? Sind Ängste um eine schleichende Aushöhlung der Meinungsfreiheit und der Höherbewertung religiöser Dogmen gegenüber staatlichen Normen tatsächlich unbegründet? Wo und wie manifestiert sich denn „der“ Islam in unserer Gesellschaft und weshalb wird er als Bedrohung empfunden?

Über solche und weitere Fragen diskutieren die Podiumsteilnehmer zunächst untereinander, später werden auch die Zuhörer Gelegenheit haben, mit Fragen und Beiträgen an der Diskussion teilzunehmen. Zu dieser kostenlosen Veranstaltung der Evolutionären Humanisten Freiburg e.V. sind alle Interessierten herzlich willkommen.
27.5.2015

 

Der Hörsaal 1098 der Uni Freiburg war übervoll am 29.5.2015, die Besucher standen am Rand und auf der Treppe. Der Informations- und Diskussionsbedarf zum Islam in Deutschland ist riesengroß. Abdel-Samad warnte, den Islam-Verbänden mehr Einfluß zu gewähren, zumal sie nur ca 10 Prozent der deutschen Muslime verträten. Dadurch verstärke man nur den gegenwärtigen Trend zur Bildung von Parallelgesellschaften. Islam sei keine Religion, sondern eine komplettes politisches System. Der politische Islam entstand als totalitäre Ideologie – wie auch der Faschismus und der Kommunismus – nach dem Ersten Weltkrieg. In einer funktionierenden Demokratie wie in Deutschland dürfe für solche Ideologien kein Platz sein.

 

Christliche Kirchen sollen auf ihre Privilegien verzichten
Keine Religion bereitet so viele Probleme bei der Integration wie der Islam – in Deutschland wie in allen anderen EU-Staaten. Bei anderen Religionen wie Buddhisten, Hinduisten, Baptisten, Shintoisten sowie Konfessionsfreien bzw. Atheisten vollzieht sich das gesellschaftliche Einleben vergleichsweise problemlos. Nicht so beim Islam.
– Bei Gewaltdelikten (besonders Messerstechereien) sind Muslime ganz vorne zu finden.
– In Gefängnisse stellt der Islam einen unverhältnismäßig hohen Anteil der Insassen.
– Muslime geben sich äußerst sensibel (Ehrverletzung, Opferrolle, Fatwa auf Karikaturen hin, …)
– Mißachtung der Menschenrechte (Frauenrechte, Kinderrechte) in islamischen Familien und Gemeinden.
– Islam-Verbände fordern für sich die gleichen Privilegien wie die christlichen Kirchen ein.
– Religionsunterrichte an Schulen für alle unterschiedlichen Islam-Strömungen.
– Islam-Politisierung vom Ausland her (Türkei-Präsident Erdogan in D, Assimilierungs-Verbot).
– Missionierung des Islams in Deutschland, z.B. Salafisten, IS.
– Islamischer Antisemitismus.
Begründen diese Faktoren nicht eine gewisse Besorgnis und Angst, die dann in Islamkritik bis hin zur Islamphobie münden?

Der Rückgang der Protestanten wie Katholiken (Kirchenaustritte) und die Zunahme der Muslime (Migration) zeigen, dass die im Grundgesetz verbriefte Gleichbehandlung aller Religionsgemeinschaften nicht mehr gewährleistet ist. So klagen die islamischen Verbände zu recht auf eigene Religionsunterrichtsfächer (sunnitisch-, schiitisch-, alevitisch-, … islamische Religion), so fordern die Konfessionsfreien (als die mit Abstand größte ‚Konfession‘) zu recht die Einführung eines bekenntnisneutralen Ethikunterrichts, während die anderen Kinder ihre verschiedenen Religionsunterrichte besuchen.

Würden die katholische und evangelische Kirche ihre Privilegien (Religionsunterricht an Schulen, Kirchensteuer, …) aufgeben, dann wäre viel für den inneren Frieden in Deutschland getan:
– Einführung der Trennung von Kirche und Staat nach französischem Vorbild (Laizismus) wird möglich.
– Art. 7 Abs. 3 Grundgesetz durch 2/3-Mehrheit  gestrichen: Keine Religion mehr als Schulfach an staatlichen Schulen.
– Religion ist Privatsache – bekenntnisgebundener Religionsunterricht ausserhalb der Schulzeit.
– Staatsbürgerkunde (Ethik + Religionskunde) als neues Pflichtfach für alle Schüler gleichermaßen.
Niemand gibt gerne und freiwillig Macht und Privilegien an, auch nicht die Bischöfe der christlichen Kirchen.
29.5.2015

Dieser Beitrag wurde unter Hochschulen, Kultur, Religion abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar