Islam-Reform muss scheitern

Die Reform des Islam in Deutschland muss scheitern. Die Anhänger des reformierten Islam stehen vor einem Dilemma: Sie ignorieren problematische Stellen im Koran einfach oder erklären sie für nicht mehr zeitgemäß. Damit stellen sie jedoch die Religion selbst infrage. Der Ausweg kann nur in einer Bildungsreform liegen. Der westliche Ruf nach einer Reform des Islam wird immer lauter.
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Derweil scheint die deutsche Regierung – innenpolitisch – einen mehrfachen Ansatz zu verfolgen: Zum einen will man offenbar mit dem Diktum »Der Islam gehört zu Deutschland« und entsprechenden symbolischen Gesten die Integrationsbereitschaft der muslimischen Minderheit erhöhen. Zugleich wird zumindest mit sanften Mitteln eine theologische Reformierung des Islam gefördert, die ihn von seiner Scharia-Last befreien soll. ….
Die Politik sollte nicht auf Reformtheologien, sondern lieber auf die normative Kraft des Faktischen setzen – also religiöse Ghettos räumlicher und geistiger Art bekämpfen. Dass eine Schulklasse, die gerade noch gemeinsam Mathematik-Aufgaben löste, sich plötzlich in drei oder vier Gruppen aufteilt, weil die Glocke zum Religionsunterricht läutet, ist nichts anderes als eine staatlich finanzierte Ghettoisierung. Warum richten wir uns nicht nach dem Modell, das an der Theodor-Heuss-Schule in Offenbach für die elfte Jahrgangsstufe erfolgreich umgesetzt wurde: ein gemeinsamer Religions– und Ethikunterricht für alle!
Kein noch so gut gemeinter Unterricht eines liberalen Religionslehrers kann für das Einüben religiöser Toleranz wirksamer sein als der gemeinsame Unterricht in Religion und Religionskritik. Andererseits kann kein fundamentalistischer Lehrer in jungen Köpfen so hohe Mauern gegenüber »den anderen« errichten wie sie durch die Erfahrung entstehen, jedes Mal, wenn der Religionsunterricht beginnt, in homogene Gruppen aufgeteilt zu werden.
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Eine theologische Reform, die den Islam auf seine spirituellen und ethischen Dimensionen zu reduzieren versucht, ist aber auf intellektuell ehrliche Art und Weise nicht zu haben. Die von deutschen Intellektuellen hochgelobten »humanistischen« Lesarten des Korans stoßen bei muslimischen Gemeinden vielmehr auf Widerstand. ….
Alles von Ufuk Özbe vom 19.4.2016 bitte lesen auf
https://www.cicero.de/weltbuehne/reform-des-islam-der-islam-ist-mehr-als-eine-weltanschauung/60767
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Ausführliche Analyse der liberalen Koranauslegungen von Ufuk Özbe:
Ufuk Özbe, Kritik der liberalen Auslegungen des Islam –
Die Islamdebatte zwischen politischer Zweckmäßigkeit und intellektueller Redlichkeit,
in: Aufklärung und Kritik, Sonderdruck zur Ausgabe 1/2016.
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Ufuk Özbe wurde 1981 in Nürnberg als Kind türkischer Einwanderer geboren. Er war in den Jugendorganisationen einiger Moscheegemeinden aktiv und studiert nun als Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes Mathematik und Physik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen.
Veröffentlichungen u.a. in „Die Zeit“, „Die Weltwoche“, „Humanistischer Pressedienst“ und „Aufklärung und Kritik“.
Seit 2010 ist Özbe Mitglied der „Gesellschaft für kritische Philosophie
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Ufuk Özbe ist sehr mutig mit dieser Analyse des Islam
Das ich das noch in einem politischen Magazin in Deutschland lesen kann grenzt an ein Wunder. Da der Erdogan gerade so richtig in fahrt ist wird der Autor sicherlich mit einer Beleidigungsklage geadelt. Der deutsche Ableger des türkischen Religionsamt, die DITIB wird eine bestimmt eine Fatma, oder so ähnlich gegen ihn aussprechen. Wahrlich teuflisch (und mutig), dieser Ufuk Özbe.
19.4.2016, Jürgen Dannenberg, CO

Das Gastrecht hat Grenzen
Europa ist eine Gemeinschaft geprägt von christlich-liberalen Werten. Diese beinhalten auch die Religionsfreiheit. Das bedeutet, dass alle hier ansässigen Religionen sich auf ein sehr liberales Gastrecht berufen dürfen. Diese Freiheit erlaubt jedoch nicht, seine Vorstellungen von Gesellschaft expansiv dem Gastgeber aufoktroyieren zu dürfen. Öffentlich zur Schau gestelltes Tragen von Kopftüchern, das Werben um Mietglieder außerhalb von Moscheen, das Verlangen Kreuze im öffentlichen Raum zu entfernen, das Verweigern einer Lehrerin die Hand zu geben, zeigen jedoch sehr deutlich diesen Expansionswillen. Leider haben Christian Wulff, Joachim Gauck und Angela Merkel mit ihrem gutgemeinten Sager „Deutschland ist Islam“ dazu herausgefordert. Das ist grundfalsch. Es ist daher mehr als rechtens und ein Glück für Europas Zukunft, dass immer mehr politische Stimmen auf diesen verheerenden Fehler aufmerksam machen um die Grenzen dieses Gastrechts aufzeigen.
18.4.2016, Engelbert Dechant, Wien , CO
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Die Innerlichkeit des Islam ist nicht gegeben
Klare Worte. Sind wir bereit, die Konsequenzen zu ziehen? Vielen Dank für die analytische Klarheit und Schärfe Ihres Artikels, Herr Özbe! Mir scheint, dass wir in einem Kategorienfehler stecken, wenn wir unseren westlichen Religionsbegriff auf den Islam anwenden. Unausgesprochene Prämisse der grundgesetzlich geschützten Religionsfreiheit ist die Innerlichkeit des religiösen Bekenntnisses. Wenn nun der Kern des Islam darin bestehen sollte, die Vorschriften des Korans als Wort Gottes buchstäblich zu nehmen und auf alle Lebensbereiche anzuwenden, dann wäre es kulturell selbstmörderisch, einem solchen Vorhaben den grundgesetzlichen Schutz der Religionsfreiheit angedeihen zu lassen. Wenn wir unser Konzept individueller Religionsfreiheit aufrecht erhalten wollen, müssen wir im Westen die aufklärerischen Bestrebungen innerhalb des Islam auf jede Weise fördern. Auf Dauer werden wir kaum umhinkommen, eine Wandlung dieser Religion zu einer aufgeklärten Innerlichkeit zur Voraussetzung für die weitere Teilhabe an der Religionsfreiheit zu machen.
Kall Schade
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Wie kann man das Wort Gottes reformieren?
Mit „Dass muslimische Gemeinden solche Aussagen (zu einem Reform-Islam) strikt von sich weisen, ist nicht Ausdruck einer besonders fundamentalistischen Gesinnung. Diese Ablehnung folgt aus der Glaubensprämisse, dass der Koran die Rede Allahs ist.“ ist mehr als klargestellt, dass es nicht funktionieren kann, zumindest nicht mit ‚Umerziehungsmassnahmen‘, ausgedacht in theologisch-philosohischen ‚Seminaren‘. Dem gläubigen Muslim etwa nahe bringen, dass der Koran *nicht* die Rede Allahs ist? Wie denn? Wenn der Koran aber nicht die Rede Allahs ist, wen interessiert dann noch der Koran resp. der Islam?
20.4.2016, Siegfried Stein, Essen, CO
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Klasse Beitrag von Ufuk Özbe
… der viel zum besseren Verständnis der schwierigen Reformbemühungen innerhalb des Islam beiträgt und einiges an Wunschdenken entlarvt. Diese Religion ist – ernst genommen – mit unseren westlichen Werten nun mal nicht vereinbar und der Satz „Der Islam gehört zu Deutschland“ einfach Unsinn. Zum Artikel von Ufuk Özbe passt ein Leserbrief des Moschee-Beters O. Hassan aus München in der „Welt“ vom 18.4.16:
„… Das Arabische ist die Sprache des heiligen Korans und die Sprache Gottes, und daher steht es außer Frage, eine andere Sprache in die Moschee einzubringen. Das Verlangen nach einem ‚europäischen Islam‘ ist theologisch gesehen für Muslime unmöglich, denn so wie es nur einen einzigen Gott gibt, gibt es auch nur einen einzigen und wahrhaftigen Islam …“ Das ist klar und deutlich.
20.4.2016, Ursula Schneider , CO
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Islamische Gesellschaften im Abwärtstrend – deshalb keine Islamreform
Die Reformaton des Islam in Europa scheitert an der Dynamik der islamischen Gesellschaften in der Heimat, also starkes Bevölkerungswachstum bei gleichzeitigem, wirtschaftlichem und politischem Scheitern. Von dieser Abwärtspirale ist keine moslemische Community ausreichend isoliert, auch nicht in Europa, wegen ständiger Massenzuwanderung. Es wird sich keine muslemische Keimzelle entwickeln, die eine ausreichende reformatorische Triebkraft entwickeln könnte. Außerdem hat das zunehmend religionsaverse Europa wohl auch keinen Bedarf für einen reformierten Islam.
20.4.2016, Frank Jankalert, CO
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Genau so kenne ich es auch aus 15 Jahren Leben im Islam
Selten so einen realistischen Kommentar der Situation gelesen. Ich würde mir wünschen, mehr Menschen lesen diesen Beitrag, bzw. das zugrunde liegende Buch. Dann wäre eine deutlich bessere, und sogar eine entspannte Diskussion möglich. Es sind ja nicht die Muslime, die ’schlimm‘ sind. Im Schnitt sind sie nicht schlimmer als nicht-Muslime. Schlimm ist, was dieses ‚Gesamtpaket‘ Islam beinhaltet, und was – so sehr richtig beschrieben – eben auch als unverrückbares Wort Gottes im Raume steht, mit allen seinen Konsequenzen. Mohammed wird eben genau als ‚letzter‘ Prophet beschrieben, weil er, so steht es im Koran, alles an Mitteilungen Allahs zur Erde bringt, was Allah mitteilen will. Viele Deutsche sehen diesen Unterschied nicht. Sehr lesenswert für die vielen Christen, auch aus der Amtskirche, inklusive all der Priester, die immer wieder glauben, Islam sei ‚ungefähr‘ wie das Christentum:
ISBN-13: 978-2810006762, Jourdan Islam et christianisme, comprendre les différences de fond
21.4.2016, Uwe Dippel
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Reformierbarkeit nur durch die Muslime selbst möglich
Ethikunterricht in den Schulen wäre flächendeckend als Pflichtfach klasse! Religionsunterricht Wahlfach auch. Die Reformierbarkeit sehe ich auch nicht gegeben. Kemal Atatürk hat bei der Staatsgründung einen säkulären Staat errichtet, das Militär hat die Massen in Schach gehalten. Syrien ist unter Assad auch ein säkulärer Staat, es fragt sich, wer die Rebellen im Land sind, die mit Waffengewalt gegen die Regierung vorgeht, dabei spreche ich nicht vom IS. Überall im Nahen Osten waren zur Befriedung des Volkes hart durchgreifende Militärs im Einsatz. Als diese geschwächt wurden, haben sich Ayahtollas wie im Iran, breit gemacht. Mit Religionspolizei und Schlimmerem. All das im Namen Allahs.
Wir weichgespülten Pseudodemokraten im Westen werden mit lauter Freundlichkeit und so weiter keine Gegenwehr gegen eine Islamisierung hinkriegen.
Wenn nicht Muslime selbst, die das freiheitliche Leben nach eigener Facon ohne Einmischung von Imamen lieben, sich einsetzen (für eine Reform), dann sehe ich schwarz.
21.4.2016, Ute Mine

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