Informatik Mathe Physik (IMP)

Am humanistischen Berthold-Gymnasium in Freiburg können 10.Klässler wählen zwischen Griechisch und InformatikMathePhysik (IMP). Gut so. Das passt zu Gunnar Heinsohn’s neuem Buch „Wettkampf um die Klugen“: Moderne Technologie (Digitalisierung, KI) verlangt zunehmende kognitive Kompetenz – von hier oder immigriert. Und in diesem Wettkampf darf Deutschland – will es sich als Industriestandort und damit Lebensstandard behaupten – nicht weiter zurückfallen gegenüber China und Fernost.
Nach einer China-Reise äußerte sich Ranga Yogeshwar in seiner WDR-Sendung zur Künstlichen Intelligenz (KI) beeindruckt von der „Lust auf Innovation“ von Chinas Jugend, der bei uns die „Angst vor dem Klimawandel“ gegenüber zu stehen scheint. Gerade deshalb sind Ansätze wie die Einführung des IMP-Profils am Berthold-Gymnasium in Freiburg so wichtig.
Ganz konkret dazu: Ein chinesischer Schüler (die Schülerin natürlich auch) lernt zum IMP-Profil
– Informatik: Die Grundlagen von C als maschinennaher Sprache sowie einer weiteren höheren Programmiersprache
wie etwa ein Basic-Derivat oder Pascal.
– Mathematik: Differenzengleichungen bei Wachstum
– Physik, wie ein Drehmomentschlüssel (Anwendungsorientierung: Radwechseln beim Fahrrad) funktioniert.
– Ausserdem lernt er im Profil Oeconomics (Wirtschaft) die Grundlagen des betrieblichen Rechnungswesen (Bilanz
sowie Gewinn-und-Verlust-Rechnung). Aber dies gibt es nur in China, in Deutschland nicht mehr.

Um mit Ranga Yogeshwar zu sprechen: Fragen Sie einen deutschen Abiturienten (natürlich auch eine Abiturientin) mal nach
– Informatik: Parameterübergabe bei der Programmiersprache C,
– Mathematik: Z inseszins-Sparen,
– Physic: Drehmoment oder
– Oeconomics: Unterschied zwischen Umsatz und Gewinn.
Als Schülerantwort werden Sie zumeist „… keine Ahnung“ erhalten. Alle Untersuchungen – Shell-Studie, Pisa, OECD, UN-Bildungsbericht – zeigen, wie sehr deutsche gegenüber chinesischen Schülern ins Hintertreffen geraten sind – man kann auch sagen unterfordert werden. Die Schüler hierzulande sind nicht dümmer als die in China, aber unsere Bildungspolitiker sehr wohl. Hier besteht gewaltiger Aufholbedarf. Es ist Aufgabe des Bildungswesens, der Jugend „Lust auf Innovation“ zu machen, man könnte auch sagen „Lust auf Zukunft“ bzw. Optimismus.
21.1.2020

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IMP als neues Profil am BG in Freiburg
Am Gymnasium gibt es ein neues Profil: Informatik, Mathe und Physik. Auch das humanistische Berthold-Gymnasium in Freiburg bietet es an. Der Lehrer Alexander Wollmann erklärt, wieso das gut passt.
BZ: Wie kommen denn die Griechen zu Informatik und Co.?
Alexander Wollmann: Wenn unsere Schüler sich in der achten Klasse für ein neues Hauptfach entscheiden, können sie seit diesem Schuljahr zwischen Französisch, Griechisch und IMP wählen. Und weil die Griechischklasse in Stufe 10 gerade alte Texte über Astronomie übersetzt und in IMP die Achtklässler das Thema ebenfalls behandeln, treffen sie sich jetzt, um festzustellen, welche Erkenntnisse der alten Griechen bis heute Bestand haben. Zum Abschluss wollten wir eigentlich gemeinsam ein Mondphänomen beobachten, leider war es dann zu bewölkt. Aber das holen wir nach.
BZ: Das Griechisch-Profil ist vermutlich nicht gerade ein Zugpferd.
Wollmann: Wir haben um die 50 Achtklässler, grob gerundet haben ungefähr 20 IMP gewählt, 20 Französisch und 10 Griechisch. Wir waren erstmal stolz darauf, dass wir als traditionsreiches humanistisches Gymnasium, auf dem auch alle Schüler Latein lernen, einen modernen naturwissenschaftlichen Unterricht anbieten können. Aber es soll sich nicht zersplittern: Die Schüler müssen sich zwar entscheiden, doch das bedeutet nicht, dass sie von Griechisch nichts mitbekommen.
BZ: Was steht jetzt auf dem Stundenplan des neuen Profils?
Wollmann: Im Moment beschäftigen wir uns mit dem Internet und lernen, selber zu programmieren. Die Schüler entwickeln eigene kleine Apps für ihr Smartphone. Und gerade haben wir ein Freiburger Technologie-Unternehmen besichtigt, da haben sie die Digitalisierung in der Praxis gesehen – das, was sie in der Schule gelernt haben. Die Digitalisierung nimmt zu, unsere Lebenswelt verändert sich.
… Alles vom 21.1.2020 bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/an-freiburger-gymnasien-gibt-es-ein-neues-naturwissenschaftliches-profil
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https://www.berthold-gymnasium.de
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Ein Wettkampf, den Deutschland ignoriert und deshalb verliert
Fachkräftediskussion: Gunnar Heinsohn zeigt auf, daß Bildung die Grundlage für die wirtschaftliche und technische Entwicklung jeder Nation ist
von Erich Weede
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Der in Danzig lebende Gunnar Heinsohn analysiert in seinem neuen Buch „Wettkampf um die Klugen“ den Zusammenhang von Kompetenz, Bildung und Wohlfahrt der Nationen. Als breit aufgestellter Wissenschaftler ignoriert er souverän die intellektuellen Zäune zwischen den Fachgebieten. Vor allem weiß der 76jährige, der bis 2009 Soziologie an der Uni Bremen lehrte, daß Menschen sich in ihren kognitiven Fähigkeiten unterscheiden, daß diese Tatsache weder für den individuellen Berufserfolg noch für die Unternehmen, wo die Menschen arbeiten, noch für den Wohlstand der Nationen belanglos ist.
Die kognitiven Fähigkeiten kann man mit Intelligenztests oder mit Schulleistungstests in Mathematik und Naturwissenschaften erfassen, wobei verschiedene Tests sehr ähnliche Ergebnisse bringen. Heinsohn verwendet vorwiegend Mathematik-Tests und den von Nation zu Nation variierenden Prozentsatz derer, die dabei die höchste Leistungsklasse erreichen. Obwohl Heinsohn bewußt die Anlage-Umwelt-Debatte unter Psychologen vermeidet, kommt er implizit der Auffassung derer nahe, die der Anlage große Bedeutung beimessen. Denn er verwendet gelegentlich das Wort „Unbeschulbare“ und betont, daß pädagogische Erfolge bei manchen Menschen extrem selten sind.
Moderne Volkswirtschaften, in denen künstliche Intelligenz von zunehmender Bedeutung ist, benötigen kompetente Mitarbeiter.
Je kompetenter und besser ausgebildet die Bevölkerung ist, desto wohlhabender und wettbewerbsfähiger ist eine Volkswirtschaft. Nach Heinsohn (und fast allen Psychometrikern, die sich mit dieser Frage beschäftigt haben) sind Ostasiaten im Schnitt kognitiv kompetenter als Weiße oder Europäer und diese kompetenter als die meisten Menschen in Entwicklungsländern. Mit dieser Feststellung setzt sich Heinsohn natürlich dem Vorwurf der Diskriminierung aus.
Er erinnert deshalb an die Bedeutung des Rassismus, nämlich Überschätzung der Fähigkeiten der eigenen Rasse und Unterschätzung der Fähigkeiten der anderen. Diese Definition paßt zweifellos für das Dritte Reich.
Heinsohn aber erkennt an, daß es Menschen gibt, die anders aussehen als er und seinesgleichen und meist klüger sind. Daß die Überwindung der Massenarmut dennoch zuerst in Europa und dem Westen und nicht in Fernost gelang, erklärt er mit institutionellen Unterschieden zwischen Ost und West, vor allem mit den Eigentums- und Verfügungsrechten. Aber inzwischen sind für Heinsohn die eigentumsrechtlichen Unterschiede zwischen Ostasien und dem Westen nicht mehr groß genug, um die Unterschiede in der kognitiven Leistungsfähigkeit von Ostasiaten und Europäern zu verdecken.
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Kognitive Überlegenheit der Ostasiaten offenkundig?
Deshalb beurteilt Heinsohn die japanische und chinesische Volkswirtschaft und deren Zukunftsaussichten viel positiver als im Westen üblich. Den Hinweis auf die Alterung Chinas wehrt er mit dem Hinweis auf die Vergreisung der westlichen Konkurrenz ab. Natürlich kann und wird es in Ostasien wie im Westen auch Krisen geben – schließlich impliziert Kapitalismus „kreative Zerstörung“ – aber spätestens danach wird sich die kognitive Überlegenheit der Ostasiaten wieder zeigen.

Aus zwei Gründen gibt es in der Welt einen Wettkampf um die Klugen: Erstens verlangt moderne Technologie zunehmende kognitive Kompetenz. Zweitens haben gerade kluge Menschen zu wenige Kinder, so daß kognitive Kompetenz immer knapper wird. Volkswirtschaften, die auch künftig global eine führende Rolle spielen wollen, müssen deshalb versuchen, sich gegen die Zuwanderung weniger kompetenter Menschen zu schützen – Heinsohn spricht sogar von „Kompetenzfestungen“ – und kompetentere anzuziehen. Auch schon lange vor Angela Merkel hat das die deutsche Politik nie versucht.

Heinsohn verweist allerdings auf zwei relativ kleine Gruppen von Zuwanderern nach Deutschland, die erfolgreich und gut integriert sind, nämlich Vietnamesen und Iraner. Weil in Deutschland inzwischen etwa 40 Prozent aller Kinder aus Zuwandererfamilien und nur noch 60 Prozent aus ‚„altdeutschen“ Familien stammen und das mit Kompetenzunterschieden korreliert, ist Heinsohn pessimistisch, was die Zukunft hierzulande angeht. Optimistischer ist er für Osteuropa und die angelsächsische Welt. Weil die Mehrheit der Mathe-Asse, so sein Ausdruck, aus Ostasien stammt, hängt die Zukunft des Westens auch von erfolgreicher Abwerbung östlicher Intelligenz durch den Westen ab. Auch wegen der Freiheitsdefizite zu Hause sind Chinesen durchaus wanderungsbereit.

Am Rande streift Heinsohn, der seit 2010 Kriegsdemographie am Nato Defense College (NDC) in Rom lehrt, auch sicherheitspolitische Fragen. Bei der Kriegsvermeidung machen ihn das nukleare Gleichgewicht des Schreckens und die Alterung aller dominierenden Gesellschaften optimistisch. In den armen Ländern werden Kriege und Bürgerkriege weitergehen. Dort gibt es mehr Söhne als frei werdende Positionen, was Gewalt fördert. Der Migrationsdruck wird eher wachsen als abflauen. Heinsohn scheint eine Zivilisationsfestung gegen unerwünschte Zuwanderung zu erhoffen, die Nordamerika und das nördliche Eurasien – einschließlich Rußlands und Chinas – umfaßt. Aber dazu sind seine Überlegungen längst nicht so detailliert wie zum Zusammenhang von kognitiver Kompetenz und Wohlstand.
Das Buch ist gut lesbar, geradezu spannend. Es ist politisch inkorrekt, weil Heinsohn nirgendwo der Versuchung erliegt, die Analyse der Welt, wie sie ist, durch Moralisieren zu ersetzen. Das bedeutet nicht unbedingt, daß er in allen Fragen recht haben muß. Was Indien und das Humankapital dort angeht, wäre ich optimistischer als er. Was China angeht, könnte er die Gefährdung seiner Wirtschaft durch das KP-Regime unterschätzen. Zustimmen kann man seiner Aussage, daß Protektionismus niemanden klüger macht.
… Alles vom 17.1.2020 bitte lesen in Junge Freiheit, 4/20, Seite 11

Prof. Dr. Erich Weede lehrt Soziologie an der Universität Bonn.
Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Friedrich-A.-von-Hayek-Gesellschaft.
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Gunnar Heinsohn: Wettkampf um die Klugen.
Kompetenz, Bildung und die Wohlfahrt der Nationen.
Verlag Orell Füssli, Zürich 2019, broschiert, 232 Seiten, 12 Euro

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