Imkerverein Freiburg freut sich über neue Mitglieder

Das Leben auf dem Land galt lange Zeit als spießig, die Bauern und ihre Lebensweise als überholt. Heute aber sehnen sich viele nach dieser Welt, zumindest danach, ab und zu Landluft zu schnuppern, die Jahreszeiten zu erleben und dabei zu sein, wenn geerntet wird. Martin Uhl hat diesen Wunsch umgesetzt. Anfang März hat der 34-jährige Jurist auf dem Anwesen seiner Eltern in Sölden eine Imkerei eingerichtet. Die ist noch klein, zwei Völker nennt Uhl sein Eigen. Das sind rund 50 000 Tiere. In Sölden stehen die Bienenvölker deshalb, weil Uhl noch in diesem Jahr zusammen mit seiner Frau von Merzhausen dorthin umziehen wird und weil sich hinter seinem Elternhaus ein gut 3000 Quadratmeter großer Garten erstreckt. Für Bienen ist das perfekt. Denn hier gibt es von März bis Juli Nektar und Blütenstaub satt: Zunächst in den Blüten der Frühlingsblüher wie Narzissen und Tulpen, dann in den Kirsch-, Zwetschgen- und Apfelbäumen und in den Ziersträuchern und weiter in den Wiesenblumen, Hecken und Bäumen in der freien Landschaft, die sich dem Garten an seiner West- und Nordseite anschließt. Natürlich werden Martin Uhls Bienen noch weiter ins Hexental hinausfliegen. Bis zu fünf Kilometer legen die Tiere zu ihren Trachten zurück, wie Imker die Sammelplätze nennen. Auf den Nektar sind die Bienen wegen dessen Zuckergehalts aus, der Pollen ist Eiweißfutter. Beides benötigen sie für sich selbst, aber vor allem für den Nachwuchs im Bienenstock und für die Königin. Und weil ihr sprichwörtlicher Fleiß Überschüsse bewirkt, können Imker Honig gewinnen. Der entsteht, indem Bienen den Nektar aufsaugen, in ihrem speziellen Honigmagen verändern und in Waben zusammen mit dem Pollen einlagern soweit sie beides nicht gleich an die Brut verfüttern. Abgesehen von Nektar und Pollen saugen die Bienen auch die süßen Ausscheidungen von Blattläusen auf, woraus beispielsweise der Tannenhonig entsteht. In einem mittleren Jahr sammelt ein Volk, das im Spätsommer auf bis zu 50 000 Tiere angewachsen ist, 20 bis 30 Kilogramm Honig. Es können aber auch bis zu 50 Kilogramm sein.
Der Begriff „fleißig wie eine Biene“ kommt nicht von ungefähr. Eine Honigbiene macht am Tag bis zu 40 Ausflüge und besucht dabei ungefähr 4000 Blüten. Nebenbei verteilt sie Blütenstaub und sorgt auf diese Weise für die Befruchtung. Kirschbäume etwa brächten ohne die Tierchen nur wenig Früchte hervor. Dieser Nebeneffekt aber bleibt von den Bienen selbst unbeachtet. Und auch das Interesse des Menschen am Honig berührt sie nicht. Von Natur aus wollen sie nichts weiter, als ihr Volk zu vergrößern. Honig bilden sie als Wintervorrat und um schlechte Zeiten zu überbrücken, wer ihn wegnimmt, muss für Ersatz sorgen.
Martin Uhl und seine Angehörigen freuen sich schon auf den ersten eigenen Honig. „Wenn es nur endlich wärmer würde“, sagt er. Wie bei allen landwirtschaftlichen Zweigen ist das Wetter auch bei der Bienenhaltung ein Risikofaktor. Wenn es kälter als zehn Grad Celsius ist, fliegen die Bienen nicht aus und verzehren das, was sie schon angesammelt haben. Damit die Brut nicht eingeht, muss zugefüttert werden. Der Wunsch Bienen zu halten, kam bei Martin Uhl vor gut einem Jahr auf. Beschäftigt bei einem Pharmaunternehmen am Hochrhein hat er ein Hobby gesucht, das ihn „hinaus in die Natur“ bringt. „Das mich die Jahreszeiten erfahren lässt und mir Ruhe und Ausgleich schenkt“, erzählt er. Er hat sich Bücher über die Imkerei gekauft und gründlich überlegt, ob es wirklich das Richtige für ihn ist. Der Zeitaufwand ist erheblich. Auch ist ein Kurs nötig, den Martin Uhl beim Lehrbienenstand des Imkervereins Freiburg besucht. Denn ohne Verständnis der Lebens- und Funktionsweise, der Bedürfnisse und der Entwicklungszyklen eines Bienenvolkes lässt sich nur wenig Honig gewinnen oder gehen die Völker sogar verloren, etwa durch Infektionen, durch den Befall mit der gefürchteten Varroamilbe, die sich parasitisch von der Bienenbrut ernährt und Krankheitserreger überträgt, oder dadurch, dass die Königin im Sommer mit ihrem Volk ausschwärmt. Das passiert unwillkürlich und von Natur aus, wenn sich eine junge Königin entwickelt und Sammelbienen um sich geschart hat.
Andreas Wolfangel, der Vorsitzender des Imkervereins, unterstützt Martin Uhl auch draußen in Sölden bei der praktischen Arbeit. Ohne einen solchen „Imkervater“ geht es nicht. „Man steht oft vor Fragen und Entscheidungen, die man ohne den Rat eines Fachmanns nicht lösen kann“, weiß Andreas Wolfangel aus eigener Erfahrung. Er selbst hat vor fünf Jahren mit der Imkerei begonnen und tauscht sich regelmäßig mit anderen Imkern aus.

Der Imkerverein Freiburg zählt 246 Mitglieder aus der Stadt und den Gebieten Dreisamtal, March, Schönberg/Batzenberg sowie östlicher Kaiserstuhl und Gundelfingen. Über Nachwuchsmangel kann sich der Verein nicht beklagen. Die Imkerei liegt im Trend, im Vorjahr hat der Imkerverein Freiburg 32 neue Mitglieder registriert, 25 Teilnehmer zählt der aktuelle Einführungskurs und weitere Interessenten stehen auf der Warteliste. Wolfangel steht dem Verein seit einem Jahr vor. Er hatte Albert Mayer aus Freiburg-Lehen abgelöst, der jahrzehntelang auch die Kreisverbände Freiburg und Breisgau-Hochschwarzwald im Landesverband Badischer Imker vertreten hatte.
Andreas Wolfangel, Email: andreas.wolfangel@yahoo.de, weitere Informationen zur Imkerei und Kontakte zu Imkervereinen gibt es unter https://www.badische-imker.de
14.5.2012, Silvia Faller

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