Houellebecq Onfray: Diskussion

Ja, es gibt sie noch: Die Literatur jenseits von langweiligem, weil haltungskonformem Gleichklang. Literatur, die echauffiert und zur Diskussion einläd, zum demokratischen Streit also. Allerdings weniger in Deutschland, eher in USA, GBR oder z.B. in Frankreich, wo Michael Houellebecq nach „Unterwerfung“ mit „Vernichten“ seinen nach eigenen Angaben letzten – wer mag dies glauben? – Roman herausgebracht hat (1). Die Lektüre verlangt Zeit und Geduld. Aber sie lohnt.
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In Frankreich führten der Schriftsteller und Agnostiker Michel Houellebecq und der Philosoph und Atheist Michel Onfray ein sechsstündiges Gespräch zu Themen wie Existenz Gottes, Abtreibung, Europa, Abendland, Todesstrafe, Umweltschutz und Bevölkerungsaustausch, das dann im Dezember 2022 in einer 144-seitigen Sonderausgabe unter dem Titel „Fin de l’Occident“ („Untergang des Abendlands„) der Zeitschrift „Front populaire“ herausgebracht wurde (2).
Dieses Gespräch zweier Intellektueller eröffnete eine heftige und kontroverse öffentliche Debatte in Frankreich – ungewohnt für deutsche Verhältnisse. Zum einen haben wir vom intellektuellen Niveau her anscheinend keine Houellebecq’s mehr. Zum anderen sind solch interessante und aufwühlende Debatten aufgrund unkorrekter Haltungen nicht woke (3) und damit schlicht nicht möglich. Gleichwohl sind sie dringend erforderlich – wir müssen miteinander reden: Gerade wieder nach den Silvesterkrawallen in Berlin wird von Experten vehement eine offene Diskussion über den politischen Islam (Ahmad Mansour) bzw. Islamismus (Hamed Abdel-Samad) gefordert, um die Probleme von Integration und Parallelgesellschaften zu besprechen und im Sinne eines „Consent of the Governed“ einer Lösung zuzuführen.

Frankreich hat die gleichen Probleme wie Deutschland hinsichtlich „Fin de l’Occident“.
In beiden Ländern muß eine friedliche Lösung gefunden werden, und die erreicht man nur über eine offene, freie, ehrliche und von den Medien kritische begleitete innen- wie außerparlamentarische Diskussion.
Aber in Frankreich kann ein Linker (Onfray) mit einem politisch nur schwer verortbaren Freigeist (Houellebecq) auf intellektuell hohem Niveau einen über die Medien verbreiteten Diskurs führen (4) über Themen, die in Deutschland nur unter dem Schleier der Political Correctness angehaucht werden dürfen. Und die zudem als Tabus bzw. Elefanten im Raum von den Mainstream-Medien ignoriert werden. Im Vergleich zu den anderen EU-Staaten erscheint Deutschland, das einstige Volk der Dichter und Denker, intellektuell nahezu verkümmert.
17.1.2023
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Houellebecq et Onfray – La Rencontre: Fin de l’Occident? ,
Front Populaire, Les editions du Plénitre,
144 Seiten, 13,90 Euro, https://frontpopulaire.fr

Ende von Artikel „Houellebecq Onfray: Diskussion“
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Beginn von Anlagen (1) bis (4)
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(1) Houellebecq erkennt die Strukturen im Nebel der Gegenwart
Wer etwas über unsere Jetztzeit wissen will, erfährt seit fast dreißig Jahren bei Houellebecq mehr als in den Zeitungen. Und nur mit dieser Geistesgegenwart lässt sich auch die Zukunft ahnen. Houellebecq ist der aktuellste aller europäischen Autoren.

Um es gleich zu sagen, es gibt von Houellebecq kürzere und auch dichtere Bücher. In seinem Erstling „Ausweitung der Kampfzone“ von 1994 brauchte er nur 155 Seiten, um eine Geschichte zu erzählen, die der Leser nicht mehr vergisst. „Vernichten“ füllt 615 Seiten, was nicht nur, aber auch an dem liegt, worüber er schreibt: es handelt sich um einen beinahe klassischen Familienroman, doppelt eingerahmt durch eine politische Nebenhandlung und einen globalen Geheimdienstplot.
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Doch in einem anderen wichtigen Punkt bleibt Houellebecq mit „Vernichten“ bei seiner Tradition: Von Anfang an, von „Ausweitung der Kampfzone“, „Elementarteilchen“ und „Unterwerfung“ bis zu diesem vorläufigen Schlussstück machte er immer Gedanken zu Literatur, die außer ihm bis dahin noch keiner auf den Begriff bringen konnte. Ein spiritistisches Medium besitzt angeblich die Fähigkeit, in Zukunft, Vergangenheit oder beides zu sehen. Der französische Autor besitzt die unterschätzte Fähigkeit, wie ein Medium eine Struktur in der Gegenwart zu erkennen, wo andere nur Nebel wahrnehmen.
Wer etwas über unsere Jetztzeit wissen will, erfährt seit fast dreißig Jahren bei Houellebecq mehr als in den Zeitungen. Und nur mit dieser Geistesgegenwart lässt sich auch die Zukunft ahnen. Houellebecq ist der aktuellste aller europäischen Autoren. Er ist Medium und Botschafter zugleich.
… Alles vom 14.12.2022 von Alexander Wendt bitte lesen auf
https://www.tichyseinblick.de/feuilleton/buecher/houellebecq-erkennt-die-strukturen-im-nebel-der-gegenwart/

Kommentare:
Ja, ein wirklich toll konstruierter und eben auch bewegender Roman.
Das ist auch für uns Deutsche DER aktuelle Gesellschaftsroman. Ich mag nicht daran denken, dass er aufhört zu schreiben. Allerdings ist der Autor eben vom Beginn an konsequent – und besser kann er kaum noch werden.
Houellebecq hat den Nobelpreis verdient, aber er wird ihn wohl nie bekommen. Seine Literatur ist zu wahrhaftig.
14.12.2022, RMP

Houellebecq steht in der Tradition des typisch französischen Rationalismus. Er erkennt, dass in dieser kulturellen Makrokrise des Westens der Rückzug auf den privaten Mikrokosmos die Lösung sein kann. Statt Globalismus Regionalismus.
Auch den Niedergang der deutschen Wirtschaft erkennt er. Dieser dürfte allerdings in Realität weniger den genialen Leistungen französischer Ökonomiestrategen zuzuschreiben sein als vielmehr der Inkompetenz bzw. dem zerstörerischen Vorsatz des linksgrünen Politestablishments hierzulande.
Wie anders zeitgenössische Deutsche und Franzosen ticken zeigt folgendes Beispiel: ich habe mich gestern morgen, vor dem Fußballweltmeisterschafts – Halbfinale Frankreich – Marokko mit Schülern unterhalten, in Bezug darauf, wer wohl gewinnt. Dabei wurden dann sofort Meinungen der kleinen, linksgrün-gehirngewaschenen Gutmenschlein geäußert wie: „es wäre doch schön, wenn Marokko dem ehemaligen Kolonialherren eine Abfuhr erteilt“ oder sogar „zur Wiedergutmachung könnte Frankreich Marokko doch gewinnen lassen“. Das ist deren Denke. Natürlich hat Frankreich Marokko nicht gewinnen lassen, sondern ist mit 2:0 ins Finale gestürmt. Bei unseren kleinen Gutmensch-décadents bewahrheitet sich jedenfalls der Spruch „get woke – go broke“. Nicht nur im Fußball, auch in der Wirtschaft. Ob die dafür Verantwortlichen hierzulande wohl langsam erkennen, was sie da angerichtet haben?
So geht unser Land unter.
14.12.2022, H.C.
Ende Kommentare
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(2) Houellebecq, das Ende des Abendlandes und eine abgesagte Anzeige
Noch im alten Jahr, im Dezember 2022, hatte Houellebecq mit dem Philosophen Michel Onfray ein langes, ein sehr langes Gespräch geführt, das in Onfrays Zeitschrift „Front Populaire“ veröffentlicht wurde. Onfray war hierzulande mit seiner kurzgefassten Aktualisierung von Oswald Spenglers „Der Untergang des Abendlandes“ unter dem Titel „Décadence. Vie et mort du judéo-christianisme“ – die der deutsche Verlag ein wenig grell mit „Niedergang. Aufstieg und Fall der abendländischen Kultur – von Jesus bis Bin Laden“ übersetzt hat – bekannt geworden. Für Onfrays Buch wurde in Deutschland übrigens mit dem Hinweis geworben: „Ein Albtraum à la Houellebecq“.
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Nun prophezeit Houellebecq auf Seite 28 im Interview: „Wenn ganze Wohngebiete unter islamistische Kontrolle geraten sind, wird es meiner Meinung nach zu Widerstandshandlungen kommen. Es wird Anschläge und Schießereien in den Moscheen geben und in den Cafés, die von Muslimen besucht werden, kurzum: ein umgekehrtes Bataclan. Dann werden sich die Muslime nicht damit begnügen, Kerzen und Blumensträuße aufzustellen.“ Mit dem Namen des Bataclan-Theaters spielte Houellebecq auf die islamistischen Terroranschläge in Paris am 13. November 2015 an, bei denen 130 Menschen getötet und 683 Menschen verletzt wurden.
Doch dabei ließ es der Schriftsteller nicht bewenden, sondern fügte hinzu: „Ich glaube, der Wunsch der französischen Stammbevölkerung ist nicht, dass die Muslime sich assimilieren, sondern dass sie aufhören, uns zu bestehlen und zu attackieren, kurz gesagt, dass ihre Gewalttätigkeit abnimmt, dass sie das Gesetz und die Menschen respektieren. Eine gute Lösung wäre es auch, wenn sie einfach abhauen.“

Die französischen Debatten werden Deutschland einholen
Wie man es dreht und wendet, oder am liebsten verdrängt und framed wie in Deutschland, trifft Houellebecqs Äußerung auf einen sich vergrößernden Konflikt in der Gesellschaft, einen Konflikt, der sich durch eine teils misslungene Integration zusehends verschärft. Der Blick nach Frankreich lohnt sich allein deshalb, weil uns die französischen Debatten in Deutschland einholen werden.
Noch ein anderer Aspekt ist an der französischen Diskussion spannend: Michel Onfray lässt sich nicht mehr als links oder rechts einordnen. Er ist nur ein Beispiel dafür, dass die alten von den Grünen und der identitätspolitischen Linken so sehr geschätzten Kategorien von „rechts“ und „links“ ihre Inhalte verloren haben und lediglich zur Markierung und Diffamierung des politischen Gegners dienen, als dass sie einen heuristischen Wert besäßen.
… Alles vom 12.1.2023 von Klaus-Rüdiger Mai bitte lesen auf
https://www.tichyseinblick.de/meinungen/houellebecq-onfray-gespraech/
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Einige Kommentare:
Die französischen Debatten wird es in Deutschland nicht geben. Einerseits existiert nahezu keine intellektuelle Elite, die diese Debatte führen könnte oder wollte und andererseits ist die Islamisierung Deutschlands schon wesentlich weiter fortgeschritten als die in Frankreich, man gucke dazu mal auf die Anzahl der hier bereits errichteten und noch geplanten Moscheen. …
12.1.2023, Lik

Die Europäer reagieren nicht mit Gegengewalt auf die Einwanderung von Muslimen, sondern ziehen in Vorstädte und stecken ihre Kinder in Privatschulen. Auch wenn ich Houellebecqs Einschätzung des Islams (und der Grünen) absolut teile, an diesem Punkt irrt er sich.
14.1.223, Clu

Houellebecq ist Realist bis über die Schmerzgrenze hinaus
Er phantasiert nicht von einem Aufbegehren der westlichen Kultur. Er konstatiert lediglich, dass es im Rahmen der gesellschaftlichen Transformation zu einzelnen Akten der Gewalt kommen wird. Dies war im Rahmen der Menschheitsgeschichte in entsprechenden Konstellationen immer so. Die westliche Kultur begeht eine Massenapoptose. Einzelne Akte verzweifelter Gewalt werden hieran nichts ändern. Im Gegenteil, sie werden die Etablierung noch rigiderer Kontrollmechanismen erleichtern. Das ist Houellebecq und wohl auch Onfray bewusst.
Die Mechanismen der Abwicklung sind ja für alle absolut transparent. Die Menschen nehmen es wahr, gähnen gelangweilt, duschen beflissen seltener, kürzer und kälter um die Erde zu retten und berauschen sich am Abend mit leckerem Rotwein (oder dem 40 Cent Büchsenbier, je nach Rang in der Konsumhierarchie). Letzte Menschen.
14.1.2023, Mon

„…das für deutsche Klein-Intellektuelle wichtigste Thema überhaupt, das Thema der Themen: die Klimakrise, der Klimaschutz, der Klimawandel und alle unzähligen Filiationen oder Klone dieses deutschen Haupt- und Staatsthemas.“ Ach ja, die deutschen Luftikusse und Himmelsstürmer. Wie sang doch Heine so passend?

Sie fühlt sich frey und schwingt sich empor
Zu den höchsten Himmelsräumen.
O deutsche Seele, wie stolz ist dein Flug
In deinen nächtlichen Träumen!

Die Götter erbleichen wenn du nahst!
Du haſt auf deinen Wegen
Gar manches Sternlein ausgeputzt
Mit deinen Flügelschlägen!

Franzosen und Russen gehört das Land,
Das Meer gehört den Britten,
Wir aber beſitzen im Luftreich‘ des Traums
Die Herrschaft unbestritten.
Hier üben wir die Hegemonie,
Hier sind wir unzerstückelt;
Die andern Völker haben sich
Auf platter Erde entwickelt.
14.1.2023, D.M.

In Deutschland scheint man die soziokulturellen Unterschiede von Kulturkreisen weltweit einfach nicht zur Kenntnis nehmen zu wollen. Integration reduziert der deutsche Zeitgeist auf eine Frage der Sozialarbeit. Warum rebellieren junge Migranten aus bestimmten Kulturkreisen, die hier in Deutschland geboren, aufgewachsen und scheinbar gut integriert sind? Warum nur….
14.1.2023, Hof

Papier ist geduldig. Was hat „Die Unterwerfung “ gebracht? Nichts, von der Realität überhohlt. Überhaupt kennen nur Minderheiten diese Texte. Wie sagte Marx? Nicht die Welt interpretieren, sie verändern! Aber wer soll die Kraft aufbringen? Die Leser? Glaube ich nicht, wir werden hier noch in 10 Jahren Kommentare schreiben, die niemand liest.
14.1.2023, B.S.

Vielen Dank, lieber Herr Mai, für Ihren wunderbaren Artikel. Er müsste in dieser Form in allen großen Tageszeitungen veröffentlicht werden. Der „ Deutsche Michel“ schläft leider überwiegend, derweil in den ÖRR „ ganze Arbeit“ geleistet wird. Ein Leser-Kommentar verweist weiter unten auf den hervorragenden Uwe Tellkamp. Auch Tellkamp ist ein „Rufer in der Wüste“, der gemieden und verteufelt wird.
14.1.2023, M.J.

„Die französischen Debatten werden Deutschland einholen“
Nein, das glaube ich nicht. Während in F wohl noch über solche Dinge diskutiert wird, ist in D die Herangehensweise die, die wir aus vergleichbar extremen Situationen her kennen, nämlich aus den Jahren 33 bis 45 und 45 bis 89. Widerspruch wird niederkartäscht. Schauen Sie sich die Umdeutung der Ausschreitungen von Berlin an. Wer glaubt dort Mißstände wahrgenommen zu haben halluziniert. Die Deutschen greifen eher die eigenen Leute an, die sich einen andere Sicht leisten, als die, die sie aus der Tagesshow kennen.
Wirklichkeit ist ledigliche eine Frage medialer Aufbereitung. Wer dann immer noch nicht begriffen hat wo`s langgeht, der kriegt den Haldewang auf den Hals.
14.1.023, G.N.

Wäre der Mann (Houellebecq) ein deutscher Autor,
wär der Mann schon längst abgeurteilt und würde medial nach der zügig erledigten Einordnung auf „ganz pfui rechts“ weitgehend boykottiert. Die Debatten werden hier noch etwas auf sich warten lassen, das ist noch eine Weile die linksgrüne Deutungs- und Medienhoheit vor.
14.1.2023, a.M.

Ein Linker (Onfray) und ein politisch nicht verortbarer Freigeist (Houllebecq)
diskutieren auf intellektuell hohem Niveau über Themen, die in Deutschland nur in ideologisch präformierten Phrasen thematisiert werden dürfen.
Kein Land in der westlichen Sphäre ist intellektuell derart verkümmert wie Deutschland. Ich kann Sieferle verstehen. Man kann darob resignieren. Hoffentlich gibt’s bald eine deutsche Übersetzung des Front Populaire Interviews.
Die deutschen Journalisten geifern derweil reflexhaft über einen Text, den zu verstehen sie kaum in der Lage sein dürften.
14.1.2023, Mon

Todesfatwa
Auf die Kollegen derer, die im Januar 2016 im Verlag Charlie Hebdo getötet wurden, ist wegen der Ausgabe des Sonderheftes zur Erinnerung an den Terrorakt vor Tagen erneut eine Todesfatwa ausgesprochen worden.
Ob auch über den beiden bereits eine schwebt – wer kann das wissen? Hamed Abdel Samad braucht hier in Deutschland jedenfalls seit Jahren 24/7 Polizeischutz. Und Rushdie, auf den sogar Millionen an Kopfgeld ausgesetzt waren, hat einer im letzten Jahr schlimm erwischt – wobei ich hoffe, dass er wieder schreiben wird können.
Aber: Nicht ihr habt sie getötet, sondern Allah hat sie getötet. Und nicht du hast geworfen, als du geworfen hast, sondern Allah hat geworfen, und damit Er die Gläubigen einer schönen Prüfung von Ihm unterziehe. Gewiß, Allah ist Allhörend und Allwissend. Ewig gültig.
14.1.2023, Kas

Epistemisch soweit wie Houellebecq sind „wir“ hier noch lange nicht, wie man fast jedem Artikel auch auf TE entnehmen kann. Gerade die anlässlich der „Silvesteraktivitaeten“ geschriebenen Artikel zeigen hier erstaunliche, oder auch weniger erstaunliche, Defizite, aber Houellebec, ein Anhänger Schopenhauers, neigt nicht zu deutschen Illusionen oder Träumereien, auch und vor allem was den Islam und seine Glaeubigen betrifft. Dass er bei dem ihm eigenen Realismus dann auch intellektuell zu den richtigen Schlussfolgerungen kommt, ist klar.
14.1.2023, R.E.

Es geht in unseren westlichen Gesellschaften schon lange nicht mehr um rechts vs. links, diese antiquierte Kategorisierung nutzt Linksgrün lediglich, um Andersdenkende zu diffamieren, den rationalen Diskurs zu verweigern und – darum geht es zentral – an der Macht und den Fleischtöpfen zu bleiben. In Wahrheit geht es um Vernunft vs. Unvernunft, Rationalität vs. Irrationalität, Verantwortung vs. Gesinnung, Ehrlichkeit vs. Verlogenheit, Integrität vs. Korruption.
Ungesteuerte, überwiegend muslimische Massenzuwanderung führt natürlich unweigerlich zu der von Houellebecq beschriebenen soziokulturellen Transformation der Aufnahmegesellschaft. Das ist nur eine Frage der Zeit, zumal die Reproduktionsrate dieser Bevölkerungsteile besonders hoch ist. Wenn die Zahl der Muslime eine kritische Größe erreicht hat, folgen alsbald entsprechende politische Veränderungen und schließlich wird eine theokratische Herrschaftsform bzw. ein Kalifat eingeführt. Dazu werden sich auch die meisten Muslime bekennen, die schon lange im Land leben und als gut integriert galten.
Die Erwartung von Linken und Grünen, daß die neuen Herrscher sie aus Dankbarkeit (weiterhin) an der Macht beteiligen und ihnen ihre Privilegien sichern, wird bitter enttäuscht werden. Man wird auch sie verjagen, so wie es Chomeini 1979 nach dem Machtwechsel im Iran getan hat.
In eine solche Sackgasse dürfen sich die europäischen Zuwanderungsgesellschaften nicht führen lassen. Es braucht eine rationale, verantwortungsvolle Migrationspolitik, die auch das langfristige Wohl der Gesellschaft im Auge hat.
14.1.2023, Fre

Houellebecq ist ein großartiger Schriftsteller („Karte und Gebiet“ ist literarisch sein bestes Werk, besser als „Unterwerfung“) und es sind kurioserweise die Romanciers, die klar und eindringlich beschreiben, was die Sozialwissenschaftler nur leise und verschwurbelt zu Papier zu bringen wagen: Fast alle diversen Gesellschaften sind grausam gescheitert. Dafür wird Houellebecq genau wie Nobelpreisträger V.S. Naipaul von den dogmatischen Antirassisten gehasst. Dabei ist es dieser epochale Irrtum der Antirassisten, der Frankreich in einen täglichen kleinen Bürgerkrieg geführt hat (der Innenminister nennt es so). Dass die Spirale der Gewalt sich jederzeit schneller drehen kann, wird Chems-Eddine Mohamed Hafiz wahrscheinlich wissen, er darf es im Land der Bartholomäus-Nacht nur nicht sagen.
14.1.2023, B.G.

Die Franzosen wertschätzen den freien Diskus noch,
zumindest mehr als in D. Lesenswert ist „ Le droit d‘emmerder Dieu“ von Richard Malka, Anwalt für Charly Hebdo.
14.1.2023, Stu

Ersetze die folgende Aussage Houellebecq`s beim Stichwort „französische Stammbevölkerung“ durch [„deutsche Stammbevölkerung“] und alles trifft auch auf hiesige Verhältnisse zu:
„Ich glaube, der Wunsch der französischen Stammbevölkerung [deutschen Stammbevölkerung] ist nicht, dass die Muslime sich assimilieren, sondern dass sie aufhören, uns zu bestehlen und zu attackieren, kurz gesagt, dass ihre Gewalttätigkeit abnimmt, dass sie das Gesetz und die Menschen respektieren. Eine gute Lösung wäre es auch, wenn sie einfach abhauen.“
Ebenso zutreffend wie die Aussage: „Der Blick nach Frankreich lohnt sich allein deshalb, weil uns die französischen Debatten in Deutschland einholen werden.“
Eigentlich haben sie uns schon eingeholt; die sog. „politische Verantwortungsgemeinschaft“ will es nur (noch) nicht wahrhaben !
14.1.2023, Civ

Erlösungsreligion der Zukunft ist der Transhumanismus
Sehr interessant! Kann man das interview nicht auf Deutsch bringen oder ist es eventuell schon irgendwo auf Deutsch zu lesen. Der Islam, als extrem reaktionäre Ideologie, wird in der modernen Welt verschwinden bzw. als irgendeine Lightversion für die neue Unterschicht höchstens eine Weile ein Mittel der Selbstfindung bleiben. Da bin ich mir ziemlich sicher. Die Germanen haben zwar gesiegt, aber nicht ihre Religion. Und der Islam hat fast nichts von dem, was das Christentum damals philosphisch-theologisch anbieten konnte. Eigentlich kann man das „fast“ auch streichen. Aber er kann bis dahin einen gigantischen Schaden anrichten, wie damals die Germanen.
Die Ideologie (Erlösungsreligion) der Zukunft ist der Transhumanismus (jedenfalls irgendetwas in der Art), was nun zwar wenig tröstlich ist, aber mir doch unabwendbar erscheint. Er wird sich auch anpassen in den kommenden Jahrhunderten, aber jetzt haben wir erstmal den Schlamassel, wie damals die Römer. Prosit.
14.1.2023, W.Z.

Ich bin mir sicher, dass ihr Deutschen weiter debattieren, diskutieren, evaluieren, erörtern und begutachten werdet, die Invasion wird freilich weitergehen. Ich hoffe allerdings, dass sich Resteuropa gegen diese Agenda auflehnen wird, wenn nötig auch mit unschönen Bildern.
14.1.2023, Rai

Houellebecq ist ein heruntergekommener Voltaire,
ein vergammelter Typ mit einem messerscharfen Verstand. Ein Erbe der Aufklärung, dem der Kompass für das Rationale noch nicht verlorengegangen ist. Was dumme und schlechte Bücher sind, sind nun mal dumme und schlechte Bücher. Es macht sie auch nicht besser, wenn es religiöse Bücher sind. Houellebecq ist unbestechlich in seinem literarischen Urteil. Klare Urteile sind die verlogenen Europäer nicht mehr gewohnt. Und ganz besonders nicht die verlogenen Deutschen.
14.1.2023, c.H.

Nun prophezeit Houellebecq auf Seite 28 im Interview: „Wenn ganze Wohngebiete unter islamistische Kontrolle geraten sind, wird es meiner Meinung nach zu Widerstandshandlungen kommen. Es wird Anschläge und Schießereien in den Moscheen geben und in den Cafés, die von Muslimen besucht werden, kurzum: ein umgekehrtes Bataclan. Dann werden sich die Muslime nicht damit begnügen, Kerzen und Blumensträuße aufzustellen.“
Anstelle der Kreuzzüge für Westenwerte (Oligarchen-Gewinne und Klima) sollten sich westliche Länder vielleicht auf die bereits schwelenden Bürgerkriege vorbereiten? Bald läuft es bei uns wie in Libanon oder Syrien
14.1.2023, H.M.
Ende Kommentare
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(3) Kulturjournalistin Cohen fordert Solidarität mit Houellebecq
Man dürfe die „subtilen Strategien des politischen Islam“ nicht unterschätzen meint die „Tagespost“-Kolumnistin Ute Cohen. Anlass ist ein umstrittenes Interview des Schriftstellers.
Die bekannte Autorin und Journalistin Ute Cohen fordert in ihrer „Tagespost“-Kolumne Solidarität mit dem bekannten französischen Schriftsteller Michel Houellebecq, dem aufgrund eines Interviews eine Klage vonseiten der „Großen Moschee“ von Paris droht.
„Der juristische Dschihad, der Versuch, mit rechtlichen Mitteln islamkritische Intellektuelle mundtot zu machen, ist in Frankreich seit Jahren im Gange. Michel Houellebecq, der wohl einflussreichste europäische Schriftsteller, weiß ein Lied davon zu singen. Bereits 2002 wurde er von der ,Liga der Menschenrechte‘ und muslimischen Organisationen wegen Aufstachelung zum Hass verklagt. Das Gericht entschied zugunsten Houellebecqs.“

Cohen meint mit klaren Worten: „Wer mutwillig, das Setting dieser Äußerung, den Sprecher und das Genre dieses Textes verkennen will oder nicht über entsprechende Analysefähigkeiten verfügt, mag darin ein Rechtsdelikt erkennen. Alle anderen mögen sich an Houellebecqs Ausführungen reiben oder sich selbst darin erkennen. Dass Emmanuel Macron im Oktober Chems-Eddine (Rektor der Moschee) den Orden der französischen Ehrenlegion verliehen hat, ist ein kurioser Schritt. Vielmehr wäre es geboten, die subtilen Strategien des politischen Islams auch hierzulande zu analysieren und sich dagegen zu wappnen. Solidarität mit Michel Houellebecq!“
… Alles vom 3.1.2023 bitte lesen auf
https://www.die-tagespost.de/kultur/feuilleton/kulturjournalistin-cohen-fordert-solidaritaet-mit-houellebecq-art-234801
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(4) Das Gesetz des Dschungels: Gespräch Houellebecq mit Onfray
Frankreich: Ein langes Zeitschriftengespräch zwischen dem Schriftsteller Michel Houellebecq und dem Philosophen Michel Onfray schlägt hohe Wellen
von Katrin Krips-Schmidt
Man muß Chems-Eddine Hafiz, dem Rektor der Großen Moschee von Paris, nicht dankbar sein, aber eines läßt sich nicht leugnen: Seine inzwischen wieder zurückgezogene Strafanzeige wegen „Aufstachelung zum Haß gegen Muslime“ gegen den Schriftsteller Michel Houellebecq hat die öffentliche Debatte um Äußerungen des Bestsellerautors noch einmal kräftig angeheizt. Auslöser war das brillante Gespräch zwischen zwei der schillerndsten intellektuellen Persönlichkeiten Frankreichs, eben dem preisgekrönten Houellebecq und dem populären Philosophen Michel Onfray.
Worum geht es? Michel Onfray und Stéphane Simon, die beiden Mitbegründer des Magazins Front Populaire, trugen sich seit dem Frühjahr 2022 mit dem Gedanken, mit Houellebecq – häufig in Medien als „Prophet des Untergangs“ charakterisiert – einen Gedankenaustausch zu organisieren. Man sei verzweifelt gewesen über den Verlauf der letzten Präsidentschaftswahl, bei der von Bewerbern und Medien die Frage nach der „Zivilisation“ und deren Niedergang so gut wie gar nicht behandelt wurde.

Das Gespräch nun dauerte mehr als sechs Stunden und wurde in der im Dezember erschienenen 144seitigen Sonderausgabe der Zeitschrift publiziert. Neben dem Untergang des Abendlandes (oder auch synonym gebraucht: des Westens) reichte die Themenpalette von der Existenz Gottes, über Euthanasie und Abtreibung, der Europäischen Union, Todesstrafe und Umweltschutz bis hin zum „großen Bevölkerungsaustausch“.

Houellebecqs Aussagen in diesem Gespräch zum Islam sowie zum Zuzug von Muslimen und deren (Nicht-)Integration in westliche Gesellschaften nahm Moschee-Rektor Chems-Eddine Hafiz zum Anlaß, dem 66jährigen Autor des dystopischen Romans „Unterwerfung“ eine undifferenzierte „Beleidigung“ aller Muslime vorzuwerfen. Am 28. Dezember erstattete er Anzeige gegen Houellebecq. Inzwischen kam es jedoch vergangenen Donnerstag auf Initiative und im Beisein des Großrabbiners von Frankreich, Haïm Korsia, zu einer Unterredung zwischen Hafiz und Houellebecq, in deren Verlauf der Schriftsteller zwei seiner Aussagen zwar modifizierte, was der Prägnanz seiner Äußerungen indes keinen Abbruch tat. Dabei räumte er ein, daß die „betreffenden Passagen zweideutig“ und aus dem Kontext gerissen seien – vornehmlich ging es um die Prophezeiung eines bevorstehenden Bürgerkrieges. Nach der Zusammenkunft zog Hafiz seine Anzeige zurück, zumal Houellebecq ankündigte, die inkriminierten Absätze in einer geplanten Buchausgabe zu ändern.

Das auch von vielen Medien hierzulande als skandalös empfundene Gespräch zwischen Onfray und Houellebecq thematisiert den allgemeinen Niedergang Frankreichs. Das einleitende Zitat von Blaise Pascal: „Überall sehe ich mich um und sehe überall nur Dunkelheit“ ist auch Houellebecqs

Motto. „Frankreich verfällt zwar nicht mehr als die anderen europäischen Länder, doch es hat ein außergewöhnlich hochstehendes Bewußtsein über seinen eigenen Niedergang“, konstatiert er. Eine wesentliche Ursache sei die Demographie. Während Onfray den Transhumanismus verantwortlich macht, erkennt Houellebecq die Gefahr im Islamismus.

Trotz einer weiteren kontroversen Haltung in bezug auf Euthanasie und Abtreibung (der Atheist Onfray ist dafür, der Agnostiker Houellebecq dagegen) eint sie ihre „totale Ablehnung“ der Europäischen Union. Houellebecq, der eine besondere Liebe zu Deutschland empfindet, sei nicht aus „Nationalismus oder Patriotismus“ gegen Europa: „Mir wurde im Gegenteil im Alter von fünfzehn Jahren bewußt, daß Deutschland erstaunlich anders als Frankreich war. Das war faszinierend.“ Er lernte noch weitere europäische Länder und ihre Andersartigkeit kennen: „Damals verstand ich – wenn man Europa macht, wird diese ganze Vielfalt verschwinden und durch das amerikanische Modell ersetzt.“

Die Frage, ob Houellebecqs 2015 veröffentlichtes Buch „Unterwerfung“ Science-fiction sei, leitete zu einem weiteren Thema des Gesprächs, zum Islam, über. Die Handlung des Romans spielt im Jahr 2022. Der Autor fühle sich als Prophet überschätzt, habe er sich doch mit seiner Annahme geirrt, im letzten Frühjahr würde ein gemäßigter Muslim Präsident werden. Doch immerhin könne er sich zu einer Vorhersage in seinem Buch beglückwünschen: „Ich hatte geahnt, daß die Universität einer der ersten Orte der Zusammenarbeit mit dem Islamismus sein werde. Das war damals noch nicht evident, die woke Bewegung existierte in Frankreich nicht.“

Einig waren sich Onfray und Houellebecq über die oft unzureichende Assimilierung muslimischer Minderheiten, gerade in jenen Gebieten, wo arabische Bewohner die Kontrolle über ihr Stadtviertel übernommen haben. Onfray zweifelt jedoch an der Möglichkeit einer „Reconquista“ dieser Territorien. Sein Gegenüber kontert: „Als die Reconquista in die Wege geleitet wurde, stand Spanien unter muslimischer Herrschaft. In dieser Situation befinden wir uns noch nicht. Was man aber bereits feststellen kann, ist, daß sich die Leute bewaffnen. Sie besorgen sich Gewehre und nehmen Unterricht an Schießständen. Und das sind keine Hitzköpfe.“

Houellebecq fährt fort mit der gegenüber dem Rektor der großen Moschee nunmehr korrigierten Aussage, er persönlich glaube nicht daran, daß die Bedingungen für einen Bürgerkrieg aktuell gegeben seien: „Dazu bräuchte es zunächst einmal, daß die Polizei tatsächlich nicht mehr in bestimmte Viertel vorstoßen könnte; das ist nicht der Fall: Sie haben manchmal Probleme damit, sie müssen umfangreiche Hilfsmittel einsetzen, aber sie schaffen es. Auch wäre es erforderlich, daß die Armee selbst nicht mehr hier eindringen könnte: Und das, das scheint mir momentan unwahrscheinlich.“

Die inkriminierte Passage lautete zunächst: „Wenn ganze Territorien unter islamistischer Kontrolle sein werden, dann glaube ich, daß es Akte des Widerstands geben wird. Es wird Attentate und Schießereien in Moscheen und in den von Muslimen frequentierten Cafés geben – kurzum, umgekehrte Bataclans. Und die Muslime werden sich nicht damit begnügen, Kerzen aufzustellen und Blumensträuße abzulegen. Die Dinge können also ganz schön schnell gehen.“

Für Onfray existiert der Bürgerkrieg bereits unterschwellig: „Täglich lassen sich die Menschen verprügeln und von Motorrollern überfahren. Von Banden von sechs oder sieben Straßenjungen, die mit Hammerschlägen Überfälle verüben.“ Er denke, „daß wir zu einer primitiven Herde gelangen, mit dominanten Männchen, die in den Banlieues das Gesetz des Dschungels verbreiten, indem sie die Frauen, die Kinder und die Alten unterjochen“. Präsident Macron erkenne diesen Zustand der Gewalt, in dem wir uns befinden, jedoch nicht. Das heißt: „Die Existenz verlorener Territorien wird von ganz oben nicht eingestanden.“ Macron habe sich entschieden, so Onfray weiter, „zu unseren Feinden jedes Mal ‘danke’, ‘bitte’ und ‘Pardon’ zu sagen“. Er verwies auf das Buch des Philosophen Jean-François Revel. Dieser habe in „So enden die Demokratien“ die Lage ganz richtig erfaßt, „als er davon ausging, daß sich die Demokratien in Todesgefahr begäben, sobald sie die Meinung vertreten, man solle weiterhin lächeln, wenn man sich beleidigen, mit Füßen treten und sich niedermetzeln lasse. Und so weit sind wir.“ Dennoch erscheint ihm ein Aufruhr gegen den Islamismus „leider wenig wahrscheinlich. Die Menschen möchten lieber unterworfen leben, als frei und triumphierend sterben. Jedesmal, wenn die Leute sich attackieren lassen, senken sie das Haupt. Und die Menschen drumherum greifen nicht ein. Das ist menschlich.“

Houellebecq frage sich immer, wann den „Intersektionalisten“ endlich ihr flagrantester Widerspruch bewußt werde: „der frontale Gegensatz zwischen dem Islam und dem Feminismus“. Die sexuelle Gewalt von Köln habe ihm „die Augen geöffnet“. Sobald Probleme mit dem Islam oder der Migration auftauchten, „halten die Feministinnen die Klappe“. Die aus dem Westen seien gar nicht so gefährlich, „sie sind ebenso feige wie die westlichen Männer, ganz genauso bereit, sich zu unterwerfen“.

Die Linken und auch andere spielten dies herunter, „sie lassen uns wissen, daß die arabischen Muslime zwar weiße Frauen vergewaltigen, daß man ihnen aber jahrelang ihre Würde geraubt habe durch den Kolonialismus, so daß sie in Wirklichkeit Opfer sind. Für die Linken sind die Vergewaltiger Opfer des weißen Privilegs.“ Das sei der „Opferdiskurs“, demzufolge „ein Weißer immer im Unrecht ist, weil er von Weißen abstammt, die Völkermörder sind“. Umgekehrt habe „eine farbige Person immer recht, weil sie von kolonialisierten und versklavten Farbigen abstammt“.

Einen Unterschied zu einer muslimischen Migration erkennt Houellebecq bei Einwanderern aus Asien. Diese seien in Frankreich „die am meisten geschätzte ethnische Minderheit“, obwohl sie jahrzehntelang die am wenigsten assimilierte gewesen sei. Im 13. Arrondissement, wo Houellebecq lange Zeit lebte, „gab es in meinem Umfeld fast keinen einzigen Chinesen über 50, der Französisch sprach“ – obwohl seit über 30 Jahren in Frankreich ansässig: „Sie lebten in einer Parallelwelt mit ihrer Parallelökonomie“, so der Schriftsteller weiter. Noch immer gebe es sogar Webseiten auf chinesisch, die die Franzosen gar nicht kennen, und auf denen man fast alles finden könne: Elektriker, Taxifahrer und selbst Prostituierte. Die Chinesen waren also „nicht im geringsten assimiliert, und das lief – aus einem einzigen Grund – hervorragend: Es gab weniger chinesische Delinquenten als französische im selben Alter. Viel weniger.“ Die meisten Franzosen wollten seiner Meinung nach gar nicht, daß sich die Muslime assimilierten, „sondern daß sie aufhören, sie zu bestehlen und anzugreifen, daß sie das Gesetz und die Menschen respektieren. Oder auch – eine weitere gute Lösung – daß sie fortgehen.“

Auch diese Passage wurde vom Rektor der Großen Moschee moniert. Houellebecq fügte ihr zur Verdeutlichung in einer korrigierten Version an: „Der Schleier, der Burkini, das Halal-Essen werden den Franzosen total egal sein, sobald sie die Muslime nicht als eine Bedrohung ihrer Sicherheit wahrnehmen. Was sie erbitten und sogar fordern, ist, daß die ausländischen Delinquenten ausgewiesen werden und die Justiz strenger mit den kleinen Delinquenten umgeht. Sehr viel strenger.“

Glaubt Michel Houellebecq tatsächlich an den „großen Austausch“?, wurde er gefragt. Zunächst sei er „sehr geschockt gewesen, daß man dies als Theorie bezeichnet. Es ist keine Theorie, es ist ein Faktum.“ Der von Renaud Camus konstatierte „große Austausch“ oder „um präziser zu sein, die Veränderung der ethnischen und religiösen Zusammensetzung der europäischen Bevölkerung, ist eine statistische Evidenz“. Auch wenn er nicht Camus’ Auffassung einer „organisierten Verschwörung“ teile: „Bei der Migration kontrolliert keiner irgend etwas – das ist ja gerade das Problem.“ Es gebe einfach eine „erdrückende demographische Realität“.

Die Zusammenkunft zwischen Houellebecq und Hafiz verließ Großrabbiner Korsia nach Angaben der Pariser Zeitung Le Figaro übrigens mit der Genugtuung, „einen für alle Parteien sinnlosen und schädlichen Prozeß“ vermieden zu haben. Der weltweit meistgelesene Autor sei „ein außerordentlich großer Schriftsteller, ein außerordentlich großer Denker“. Houellebecq selbst vertraute dem Figaro an, „aufrichtig erleichtert und froh über diesen Ausgang zu sein“ und daß er seine „Äußerungen präzisieren konnte“.
… Alles vom 13.1.2023 von Katrin Krips-Schmidt bitte lesen in der JF 3/23 , Seite 23

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