Höllentalkaiserstuhlbahn wozu?

Sogar der gesunde Menschenverstand des Eisenbahn-Laien sagt: Verbinde nie eine eingleisige alpine Bergbahn mit einer ebenso eingleisigen mediterranen Flachlandbahn zu eine starren Einheit. Konkret. Die Höllentalbahn Titisee/Neustadt-Freiburg (oben im Schwarzwald) und die Kaiserstuhlbahn Freiburg-Breisach (unten im Rheintal) zu einer Höllentalkaiserstuhlbahn Titisee/Neustadt-Breisach zu koppeln, bringt einen unzuverlässigen ÖPNV und Verdruß für alle – vor allem für die Berufstätigen und Schüler der Breisgau-S-Bahn.
Ob man dies im weder alpinen noch vulkanischen, aber dienstwagenversorgten Stuttgart jemals verstehen kann?
7.11.2021
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Breisgau-S-Bahn: Pendler vermissen die Verlässlichkeit
Einst als Vorzeigeprojekt gefeiert, knirscht es auf der Ost-West-Achse der Breisgau-S-Bahn noch immer. Pendler und Bürgermeister klagen über fehlende Verlässlichkeit. Eines von sieben Probleme, wie eine Analyse zeigt. ….
Es ist das alles überragende und gleichzeitig für die Bahn und das Land am schwierigsten zu lösende Problem: der Eindruck der fehlenden Verlässlichkeit. Es ist ein Gefühl, das sich bei vielen Pendlerinnen und Pendlern trotz veröffentlichter Pünktlichkeitsstatistiken und Imagekampagnen in den vergangenen knapp zwei Jahren durch viele große und kleine Enttäuschungen auf den Bahnsteigen festgesetzt hat. Pendlerin Katja Müller, die viele Zugausfälle mitgemacht hat, bringt es vielleicht in einem Satz auf den Punkt:
„Wenn die Leute einen wirklich wichtigen Termin haben,
nehmen sie nicht die Bahn,
sondern steigen ins Auto.“


Freiburg ist auf der Ost-West-Strecke für viele der zentrale Anlaufpunkt – vor allem für Berufspendlerinnen und Pendler. Weil die Strecke früher nicht durchgängig war, konnte es damals dem Breisacher Pendler egal sein, wenn in Hinterzarten ein Baum auf die Oberleitung krachte – heute kommt er deswegen zu spät zur Arbeit in Freiburg, weil die gleichen Züge auf der gesamten Ost-West-Achse unterwegs sind. Vom Westen werden daher auch deutlich mehr Beschwerden gemeldet.
Ohne zusätzliche Reservezüge müssen sich die Kaiserstühler in den kommenden Monaten aber wieder auf mehr Zugausfälle einstellen, je nachdem wie schneereich und stürmisch der Winter im Hochschwarzwald wird.
… Alles vom 6.11.2021 bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/das-sind-die-sieben-probleme-auf-der-breisgau-s-bahn–206219310.html
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Einige Kommentare
Linie Donaueschingen-Breisach einfach wieder in Freiburg brechen (trennen)
Warum muss ein Zug von Donaueschingen bis nach Breisach oder Endingen durchfahren? Ich vermute mal, dass das weit weniger als 10 Prozent der Fahrgäste sind. Für die meisten ist doch Freiburg Start- oder Endziel.
Die Linie einfach wieder in Freiburg brechen und für entsprechenden Puffer sorgen. Bei einem 30- Minuten Takt kann man dann auch mal eine überlange Verspätung verkraften. Auf jeden Fall potenziert sich dadurch nicht eine Verspätung über die ganze eingleisige Strecke hinweg.
6.11.2021, S.V.
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…. solche »Durchmesserlinien« sind seit einigen Jahren »in«
»Warum muss ein Zug von Donaueschingen bis nach Breisach oder Endingen durchfahren?« – Weil solche »Durchmesserlinien« seit einigen Jahren »in« sind. Deswegen wollen ja auch die Basler ihr verkorkstes »Herzstück« für um die 10 Milliarden, damit man ohne Umsteigen etwa von Schopfheim nach Liestal fahren kann. Ob das überhaupt jemand will, interessiert kaum.
Bei gut ausgebauter Infrastruktur (zweigleisige, nicht überlastete Strecken) und einigermaßen symmetrischen Fahrgastzahlen (gleiche Größenordnung auf beiden »Außenästen«) mag das aus betrieblichen Gründen (bessere Ausnutzung der Fahrzeuge durch weniger Stillstandzeiten) trotzdem sinnvoll sein, aber nicht bei einer Infrastruktur, die kapazitätsmäßig schon auf dem letzten Loch pfeift.
6.11.2021, N.R.

@ S.V. (Linie brechen): Das ist eben auch eine der spannenden Fragen,
die kritische (Kommunal-)Politiker durchaus hätten stellen können, ja sie hätten es meines Erachtens gemusst! Der ZRF-Geschäftsführer Uwe Schade (…um das rausgeschmissene Geld) behauptet ja immer wieder, die Förderung des Projektes sei nur mit diesem Betriebskonzept durchgehender (Flügel-)Züge zu erreichen gewesen. Aber wird da nicht eventuell umgekehrt ein Schuh daraus? Hat man das Konzept nicht ganz bewusst derart aufgeblasen, um die Kosten dem Projekt „BSB 2020“ vollumfänglich anzulasten und so auch die Kommunen finanziell für die Modernisierung jahrzehntelang verwahrloster Infrastruktur – vor allem des Bundes – heranzuziehen. Freilich war beispielsweise das mechanische Stellwerk in Gottenheim völlig veraltet, aber die reine Elektrifizierung der Strecken hätte nicht den völligen Umbau des Gleisplans dort verursacht mit dem ganzen Rattenschwanz dadurch notwendiger weiterer Maßnahmen, die man so als „projektbedingt“ definieren konnte. Das Drucktasten-Stellwerk in Titisee (zuvor bereits mit Fernsteuerung der Bf Neustadt und Hinterzarten von diesem!) war dagegen durchaus noch zeitgemäß, aber das neue Betriebskonzept erforderte auch dort einen derart umfangreichen Umbau der Sicherungstechnik (Einbau von Zwischensperrsignalen an den Bahnsteiggleisen), dass man auch den heutzutage selbstverständlich nur noch durch vollständigen Ersatz durch ein elektronisches Stellwerk (Bedienplatz jetzt in Freiburg-Wiehre) ausführt.
Und Titisee ist auch ein besonders „schönes“ Beispiel für den Rückbau-Wahnsinn der Bahnsteige, da man ja meinte, für „BSB 2020“ benötige man nur noch zwei Bahnsteigkanten. So wurde Gleis 4 (das Stumpfgleis aus Richtung Neustadt und Seebrugg am Empfangsgebäude) zunächst teuer abgezäunt, muss nun aber doch wieder zeitweise genutzt werden, ebenso wie die zweite Bahnsteigkante am Mittelbahnsteig, die extra nicht barrierefrei modernisiert wurde.
Und im Bf Neustadt braucht man ja „ganz weitsichtig“ nur noch ein Bahnsteiggleis für Langzüge (aus drei Triebzug-Einheiten gebildet). Überhaupt: werden die Langzüge ‚mal aus drei vierteiligen Einheiten gebildet, was nun bei dem verzapften Chaos auch gerne vorkommt, sind die „auf Kante genähten“ Bahnsteigkanten teilweise eh‘ schon zu kurz. Ersetzt wurde auch das Drucktasten-Stellwerk im Bf Kirchzarten (gleichalt oder -neu wie in Titisee und ehemals mit Fernsteuerung der Bf Himmelreich und Hirschsprung), wo nun für die planmäßige Nutzung das Gleis 2 völlig verlegt wurde.

Und zurück an den Rhein: in Breisach (zuvor ebenfalls noch mit einem mechanischen Stellwerk wie in Gottenheim) hat man gar den Gleisplan, der immer noch als Durchgangsbahnhof (in Richtung Colmar) vorhanden war, nun weitestgehend in einen echten Kopfbahnhof zurückgebaut und wohl auch gleich noch die wiederaufgefundenen Reste der Bahnsteigunterführung verfüllt, während man gleichzeitig aber über den Wiederaufbau der Strecke ins Elsass philosophiert…
6.11.2021, r.w.

Auf der Rheintalbahn hat man die Regionalbahnen alle „gebrochen“
Die überall haltenden nur einstöckigen Mireo- Züge von Siemens fahren in Basel los und enden in Freiburg, um wieder zurückzufahren. Oder sie fahren in Freiburg los und enden in Offenburg, um auch wieder zu wenden.
Früher fuhren die meistens durch, hielten aber nicht überall.
Dies musste man tun, damit die Fernverkehrszüge überhaupt an denen noch an den Hauptbahnhöfen vorbeikommen.
Als „Ersatz“ hat man die teilweise doppelstöckigen Desiro- Züge angeschafft, die von Basel bis Offenburg oder sogar Karlsruhe durchfahren, allerdings mit manchmal sehr sporadischen Halten.
6.11.2021, s.v.

Ja, und er wird sich vor allem wieder hinter verschlossenen Türen treffen,
wo sich dann die sogenannten „Vertreter der Region“ wieder alles über die vormalige „Altwagensenke Baden-Württemberg“ (einer seiner liebsten Begriffe) und seine dagegen doch ach so schönen Löwen auf den Sitzpolstern erzählen lassen, auch dieser Herr Minister – einst als MdB durchaus fundiert arbeitender Verkehrspolitiker – redet gerne viel und hört ungern zu! Über die Anordnung der Stauferlöwen, das heißt wie der Stoff genau zu vernähen ist, gibt es übrigens detaillierteste Qualitätsvorgaben aus dem Hause Hermann, ebenso wie über die Verteilung der gelben Kleckse im Fußbodenbelag…

Doch zurück zur Diskussion: ist „unser“ Gregor bei der elitären Runde auch dabei? Ich erinnere mich noch an die Sonder(krisen)sitzung der ZRF-Zweckverbandsversammlung Anfang 2020, die die Verantwortlichen dann zweckmäßigerweise – um sich selbst aus der Schusslinie zu nehmen – kurzerhand nichtöffentlich angesetzt hatten! Kurz danach wurde die Panikdemie ausgerufen und die Herrschaften konnten ebenso zweckmäßigerweise – und das quasi bis heute – völlig auf Tauchstation gehen. Aus dem ehemaligen Westteil Berlins stammend, wo ich die Luxusmodernisierung der S-Bahn nach 1984 nach dem Motto „möglichst wenig Bahn für möglichst viel Geld“ miterleben durfte, dachte ich eigentlich: schlimmer geht’s nimmer. Bis ich nun die „Truppenteile um BSB 2020“ erleben durfte, dazu noch die Arroganz der Werbeabteilung und der sich selbst kontrollierenden Verkehrsunternehmen als Gesellschafter des hiesigen Verkehrsverbundes RVF! Was ist denn mit der Gängelung der sogenannten Fahrgastbeiräte, die ihren Frust ja zum Teil sehr deutlich zum Ausdruck brachten:
https://rvf-fahrgastbeirat.de/ost/news/zu-den-aktuellen-internetseiten-fgb-dreisamtal-hochschwarzwald
(die noch deutlichere Kritik ist auch den darin erwähnten „Aufräumarbeiten“ zum Opfer gefallen…)

Immerhin wurde ja in Berlin einst ein Veranstaltungsformat von einem Fahrgastverband organisiert, in dem sich die Verantwortlichen von Verkehrsunternehmen und aus dem Planungsbereich regelmäßig der Kritik aus dem „einfachen Volk“ stellen dürfen. Also jenen die auf einen funktionierenden ÖPNV angewiesen sind, sich dafür oftmals sehr fundiert engagieren und die den ganzen verzapften Quatsch ja – nicht zuletzt – als Öffentlichkeit auch zu finanzieren haben! Aber auch da konzentriert man sich hier ja gerne auf elitäre Klima- und Verkehrswende-Phantastereien verbunden mit der Beweihräucherung der real existierenden Verhältnisse im ÖPNV, und das dann noch völlig auf die Stadt Freiburg bezogen („unsere VAG: super, unsere Regiokarte: ganz toll!“). Und ach ja, von Vauban in die Innenstadt kann man ja auch bequem mit dem Fahrrad fahren! Gibt es beispielsweise für einen VCD eigentlich gerade in der aktuellen Situation nichts wichtigeres zu thematisieren, als – vermutlich aus der Freiburger Innenstadtwohnung heraus – gegen eine geplante Kreisstraße irgendwo im Altkreis Lahr zu kämpfen?
Siehe: https://bw.vcd.org/der-vcd-in-bw/suedbaden/
6.11.2021, R.W.
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