Historisch: „Russland mit China“

Das am 20.3.2023 in Moskau beschlossene Bündnis zwischen Russland und China markiert eine historische Zäsur: Die bipolare Hegemonie der USA wird abgelöst durch eine multipolare Machtstruktur mit Russland-China als führendem Block. Incl. BRICS. Der Dollar ist nicht mehr Welthandelswährung: Yuan statt Dollar.

1) China ist der clevere Profiteur: Die riesigen und billigen russischen Energieträger begünstigen das weitere Wachstum der chinesischen Wirtschaft.

2) USA als der große Verlierer: Die US-Geopolitik hat ihre Doktrin „Keine Kooperation zwischen EU/Deutschland und Russland“ seit dem Beginn des Ukrainekriegs mit Erfolg aufrecht erhalten und ausgebaut – mit Sanktionen und NATO-Intensivierung. Aber damit haben die USA Russland in das Bündnis mit China gedrängt und mit China+Russland sich selbst einen neuen, zu starken Feind geschaffen: Die USA können militärisch nicht gleichzeitig im Ukrainekrieg UND im chinesischen Meer aktiv sein. Spätestens die neue US-Administration nach Biden (unabhängig davon, ob demokratisch oder republikanisch) wird deshalb ihre seit dem 1. Weltkrieg gültige Doktrin „Deutschland klein, Russland raus“ aufgeben und die militärische Unterstützung im Ukrainekrieg beenden. Die Stimmen hierzu mehren sich in den USA von Woche zu Woche.

3) Deutschland/EU: Deutschland wurde zum Vasall der USA. Seit dem 24.2.2022 läßt sich Berlin von den USA eine Energiepolitik diktieren, die der Deindustrialisierung des eigenen Landes Vorschub leistet und primär den amerikanischen Interessen dient und die deutschen vernachlässigt.

4) Russland: Einerseits ist mit China ein durstiger Abnehmer der russischen Energievorräte gefunden. Andererseits wird die so ungleiche Partnerschaft (1,4 Milliarden Chinesen gegenüüber 250 Millionen Russen) auf lange Sicht für Russland problematisch sein. Neben der wirtschaftlichen gibt es auch eine kulturelle Ebene, und in dieser spielt die Entfremdung Russlands von Westeuropa eine große Rolle. Und Konflikte mit China gab es reichlich: Wann wird China die Rückgabe des von Russland annektierten Amurgebietes fordern?

Fazit: In einer neuen multipolaren Weltordnung muß Deutschland seine Position neu und selbst bzw. souverän bestimmen. Nicht als Anhängsel der USA, sondern innerhalb der EU. Dazu jedoch braucht man fähige Realpolitiker und erfahrene Diplomaten. Wo sind sie?
Eine multipolare ersetzt die bipolare Weltordnung (28.3.2023)
27.2.2023
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Beginn von Anlage (1)
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Putins Rettungsanker verschiebt die Machtbalance
Am 20. März 2023 hat Wladimir Putin Xi Jinping in Moskau empfangen. Das Treffen war kein gewöhnlicher Staatsbesuch, sondern Ausdruck einer tektonischen Verschiebung. Über ein Ereignis, das einst als historisches Datum in die Geschichte eingehen könnte. Was für Russland ein Rettungsanker und für China eine singuläre Opportunität ist, erweist sich für den Westen als dunkles Vorzeichen.

Bald schon wird man in Moskau bemerken, wie tückisch das Bündnis mit einem ungleichen Partner sein kann. In wirtschaftlicher Hinsicht ist China ein Gigant, Russland ein Zwerg. Seit der Jahrtausendwende hat das Reich der Mitte seinen Status als weltweit führende Exportnation gefestigt; sein Bruttoinlandsprodukt hat sich in diesem Zeitraum mehr als vervierfacht; es ist einer der größten Gläubiger der Welt und führend im der globalen Technologiebranche.
Vor Jahren schon haben Experten prognostiziert, dass die chinesische Volkswirtschaft in absehbarer Zeit zur größten der Welt werde. Lediglich über den Zeitpunkt scheiden sich die Geister. Laut einer 2018 von Goldman Sachs veröffentlichten Analyse soll dies nicht vor 2040 passieren. Danach ist alles möglich. Mit einschneidenden Folgen.
Die dadurch induzierte Veränderung der globalen Machtbalance würde zwangsläufig eine neue Weltordnung schaffen. China würde als Handels- und Wirtschaftsmacht sowie in Bezug auf Ressourcen und Militärstärke an Bedeutung gewinnen. Neue Handelsströme und wirtschaftliche Beziehungen wären die Folge, und zwar sowohl im Hinblick auf den Handel mit anderen Ländern als auch auf den Zugang zu Ressourcen und Märkten. Der US-Dollar würde als weltweit am meisten gehandelte Währung abgelöst werden.

Man kann feststellen, dass der Schulterschluss von Russland und China aus Sicht der USA ein dunkles Vorzeichen darstellt. Zwar hat Washington seit dem 24. Februar 2022 erfolgreich seine für Kontinentaleuropa entwickelte Doktrin durchgesetzt, wonach eine enge wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit der EU mit Russland zu verhindern ist. Auf der anderen Seite jedoch hat diese Politik Russland in ein Bündnis mit China gedrängt. Dabei handelt es sich um eine Allianz, die sich schon mittelfristig als weitaus größere Bedrohung erweisen dürfte, als es die vormals bestehende Partnerschaft mit der Europäischen Union je hätte tun können. Auch die USA haben der chinesischen Volkswirtschaft auf lange Sicht nichts entgegenzusetzen. Allein zwischen 2011 und 2013 hat China mehr Beton verbaut als die Vereinigten Staaten im gesamten 20. Jahrhundert. Die Rede ist von 6,6 Gigatonnen.
… Alles vom 27.3.202 bitte lesen auf
https://www.achgut.com/artikel/putins_rettungsanker_verschiebt_die_machtbalance
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Christian Osthold ist Historiker und hat in russischer Geschichte promoviert. Seit 2001 hat er Russland mehr als 30-mal bereist sowie Archivaufenthalte in Moskau und Grosny absolviert. Im Rahmen seiner Forschungsarbeiten hat Osthold 2015 als einziger deutscher Historiker für mehrere Monate in einem tschetschenischen Dorf gelebt. Aus dieser Tätigkeit ist 2019 die erste vollumfängliche Gesamtdarstellung zum Tschetschenien-Konflikt hervorgegangen. Als intimer Russlandkenner schreibt Osthold für verschiedene Zeitungen und Journale, darunter Focus Online, NZZ, Cicero etc. Darüber hinaus ist er regelmäßig in Fernsehsendungen zu sehen, zuletzt bei der Deutschen Welle. Christian Osthold spricht fließend Russisch und ist mit einer Russin verheiratet.

Einige Kommentare:
Russland braucht Chinas militärischen Rückhalt/Chinas Wirtschaft und China braucht russische Energie/Rohstoffe. Deutschland/Europa braucht Chinas Wirtschaft und russische Energie/Rohstoffe. Die Machtspieler in den USA sehen China als Konkurrenten und brauchen keine russische Energie/Rohstoffe. Die Konfliktseiten betreiben eiskalte Interessens- Macht- und Geldpolitik auf Kosten der einfachen Menschen. Deutschland/Europa lässt sich lieber als Spielball treten, die eigenen Bürger zahlen, statt im eigenen Interesse die Rolle des Diplomaten zu übernehmen. Europa kann weder einen Konflikt mit China, noch mit Russland wollen! T.Sch.
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Die USA verliert in sämtlichen Weltteilen und versucht Europa mit runter zu ziehen. Der montägliche Schwanengesang zeigt es. “Das Ende der US-Dominanz am Persischen Golf” und die USA errichtet massiv militärische Stützpunkte rund um China. Rohstoffgeschäfte werden nun in anderer Währung als Dollar gehandelt. Das kommt davon wenn nicht auf Augenhöhe verhandelt wird und ist Nachhaltig. T.W.
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Die Russen sind Europäer. Die Zwangsehe mit China ist Putins Machtambitionen geschuldet. Das spricht gegen eine lange Haltbarkeit des Bündnisses. Dennoch, diese Gefahr war seit langem erkennbar. Es mangelt(e) an der Kunst der Diplomatie. G.T.
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Nanu? Doch kein Endsieg? Im Übrigen erscheint mir dieser Krieg immer mehr als ein neuer komischer Krieg. Es gibt kaum Berichterstattung oder gar Beurteilungen der militärischen Lage, außer ein paar spärliche Bilder, von improvisierten Gräben, in einem Waldstück. Was passiert wirklich in der Ukraine, außer einer Völkerwanderung. Ist man sich geopolitisch einig, diesen Landstrich zu entvölkern? P.H.
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Und das Ganze wird noch interessanter, wenn man andere, nicht ganz unwichtige und grosse Laender einbezieht, firmieren unter den Begriff “Brics “- Staaten, die sich der Verurteilung Russlands nicht angeschlossen haben und auch nicht anschließen werden. Und dann sollte man den Zustand und die weitere Entwicklung der Staaten des Westens, einen kennen wir ja bestens, noch dazunehmen und uns freuen. Aber das ist alles kein Problem, denn wir stehen ja auf der richtigen Seite, der des Hegemon und vertreten die “westlichen Werte” . Zur Erinnerung : Das sind unter anderem Demokratie, Freiheit und Recht. Moralisch sind wir wieder einmal fast perfekt. Kleine Unsauberkeiten gehörten dazu. Die “Rettung” nicht nur des Klimas, sondern der Ukraine sollte uns wirklich jedes! Opfer Wert sein und so wird es auch kommen. Aber wer ausser der AfD hat schon ein Interesse an dieser Nation und Gesellschaft? R.N.
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Tja Herr Osthold, zu wenig, zu spät. Als vor Jahren der russische Bär seine offene Tatze hingehalten hat, wohlgemerkt damals eine Tatze ohne Krallen, wurde ihm dahin gespuckt. Schon damals war klar, in welche Richtung sich der Bär bewegen wird. Dass sich der Bär auf die Hinterbeine stellt und ab und zu rumbrüllt, finde ich auch nicht schön. Okay. Nur jetzt können wir nicht mal mehr in den Wald, um preiswert an Pilze, Beeren und Holz zu gelangen. Das dürfen jetzt hochintelligente, ostasiatische Arbeitsbienen. Zur russisch-chinesischen Partnerschaft. Ich lese an vielen Stellen die Chinesen sind in Afrika so erfolgreich, weil sie die dortigen Partner, im Gegensatz zu den Besserwissern aus Nordamerika und Europa, wie Partner behandeln. Warum sollte das mit Russland anders werden? Was bleibt für Europa? ´Es würde ein großes Unglück sein, “denn wir könnten ja nichts gewinnen, nicht einmal die Kriegskosten bekommen. Dann würde der Krieg auch dahin führen, daß wir Polen bis an die Duna und den Dnepr herstellen müßten.” Bismarck 1883; Lange, lange vor der Zeit als kindische ( ausdrücklich nicht infantil ) Bilderstürmer, größenwahnsinnige Weltumgestalter ins Außenamt einzogen. Frau Baerbock hat schon richtig eingeschätzt, wir sind im Krieg mit Russland. Als Ergebnis aus diesem Krieg werden wir, wird die EU, eine zerschossene, völlig überschuldete Restukraine erhalten. Die die EU auf Grund der jetzt schon feststellbaren Überdehnung der EU nicht wiederherstellen kann. Es sei denn mit russischer und chinesischer Hilfe und zu deren Bedingungen. Das hätten wir schon früher haben können. Welch Ironie. J.T.
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Und einmal mehr haben die USA damit genau das Gegenteil dessen erreicht was sie vorhatten – wie so oft in Lateinamerika und Afrika, in Ex-Jugoslawien und zuletzt wiederholt im Nahen Osten. Die Annäherung zwischen Europa an Russland wurde untergraben, dies zum Preis des nun weit mächtigeren Bündnisses zwischen Russland und China – und damit auf Kosten Europas natürlich. Immerhin könnte die EU womöglich künftig die Ukraine (zumindest einen Teil davon) hinzugewinnen – Glückwunsch! Das (deutsche) Geld für den dortigen Wiederaufbau wird ja sicher “da sein”, wie stets, nicht wahr? R.M.
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Es ist nicht nur Russland und China – der völlig woke durchgeknallte Westen mit seinen inkompetenten Quoten-Trullas an der Spitze hat auch ganz Afrika, Indien und überhaupt den globalen Süden gegen sich. Europa hat sich im Schlepptau der USA endgültig abgeschafft, Deutschland ist wirtschaftlich und diplomatisch ruiniert und hat jede Glaubwürdigkeit verloren. Der Verachtung, die dem Land entgegenschlägt ist unübersehbar. Und die Achse wie überhaupt alle deutschen Medienfuzzis haben die von den USA lang vorbereitete Falle bis jetzt nicht begriffen. R.B.
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Es kam (fast) alles so, wie die USA das wollten und wollen: – Russland und Europa für lange Zeit entzweit – das war das wichtigste und dringendste Ziel von USA (und GB). – auf Europas Kontinent die Spaltung vorangetrieben, indem die paranoiden und kriegslüsternen Polen hofiert (nud hochgerüstet wie aufgehetzt) wurden. – einzig die Aufteilung Russlands haben die USA nicht erreicht. Und Europa war (und ist immer noch) so dumm, genau diese Spaltung zu unterstützen. Das Resultat wird Europa als schwerer Kotz auf die Füsse fallen ! H.B.
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Der “Worst Case” ist eingetreten . Bereits in absehbarer Zeit werden die USA und ihre militärischen Verbündeten nur noch am Rand Asiens wesentlichen Einfluß ausüben , weil sie sich eine Auseinandersetzung mit dem modern hochgerüsteten China definitiv …nicht mehr… leisten können . Der im letzten Jahr verstorbene Nuklearwaffenexperte Peter Pry hat noch im letzten Jahr vor diesem Szenario eindringlich gewarnt , ganz im Gegensatz zum Geostrategen der US – Demokraten George Friedman , der tatsächlich glaubt , Asien ließe sich in Zukunft von dem strategisch favorisierten Polen und von Japan in eine US – Hegemonie steuern , wenn Deutschland unwiderruflich von Rußland getrennt ist . R.T.
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