Haltungsprotestantismus

Es hat der Kirche in der Geschichte noch nie gut getan, gemeinsame Sache mit der jeweiligen politischen staatlichen Führung zu machen. Genau dies jedoch prägte die sechsjährige Amtszeit von EKD-Präses Heinrich Bedford-Strohm. Er propagierte „DIE öffentliche Rede der Kirche“:
Die EKD muß in Gesellschaft und Politik mit EINER Stimme mitreden, deshalb ersetzt er die lebendige evangelische Vielfalt durch autoritäre Einfalt. Seine Kirche unterstützt EINseitig links-grüne Positionen wie unkontrollierte Migration (Seenotrettungsschiffe), Abwertung der Familie, „Kampf gegen rechts“ (Gleichsetzung von rechts mit rechtsextrem), Sprachverhunzung durch Gender, Anti-Kernkraft. Vor lauter tagespolitischem Aktionismus bleibt die eigentliche Aufgabe der Kirche, die christliche Seelsorge (was für ein schönes Wort), auf der Strecke.
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Die Folge: 1,3 Millionen Kirchenaustritte während Bedford-Strohm’s autoritärer Amtszeit von Gläubigen, die ihre EKD nicht mehr als Kirche, sondern als eine von den vielen NGOs bzw. GONGOs („Govermental-organized NGOs“) wie etwa DUH, Greenpeace, atmosfair, Germanwatch, FFF, Bund, Attac wahrnehmen.
Zweifelsohne hat Bedford-Strohm die politische Macht der evangelischen Kirche gemehrt:
Anstatt sich von der aus der Zeit 1933-1945 datierenden „Verbandelung Kirche-Staat“ zu lösen und sich in Richtung „Trennung von Kirche und Staat“ (Laizismus) zu organisieren, beharrt die EKD weiter auf den mit Hitler-Deutschland vereinbarten Reichskonkordats-Privilegien, wie z.B. die bekenntnisorientierte Religion als vom Staat bezahltes Schulfach. Schlimmer noch, die EKD nutzen diese Privilegien, um ihren Einfluß im links-grünen Politik-Mainstream zu vergrößern.
Heinrich Bedford-Strohm hat es geschafft, den so interessant vielfältigen Protestantismus in Deutschland zum langweilig einfältigen Haltungsprotestantismus zu verengen – passend zum Haltungsjournalismus der Medien.
14.11.2021

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Bedford-Strohm:
Das freundlich lächelnde Gesicht des autoritären Protestantismus

Die evangelische Kirche möchte als Kirche in der großen Politik mitmischen. Dazu hat Professor Heinrich Bedford-Strohm optimal als EKD-Ratsvorsitzender gepasst.
Bis zum Ende seiner Amtszeit auf EKD-Ebene am 10. November blieb Bedford-Strohm seiner Linie treu und rief in seinem letzten Synodenbericht diese Woche zum Klimaschutz und zur Massenimpfung auf: „Geben Sie sich einen Ruck. Auch um Ihrer selbst willen! Das Risiko, dass Sie selbst schwer an Covid-19 erkranken, ist bei weitem höher als jedes Impfrisiko.“ Bedford-Strohm nennt das „die öffentliche Rede der Kirche“, die unverzichtbar zum Wesen des christlichen Glaubens dazugehöre; wer die Liebe lebt, dürfe sie nicht nur im privaten Bereich realisieren, sondern müsse sich auch allen Lieblosigkeiten im öffentlichen Bereich entgegenstellen.
Hier beginnt für mich das große Problem, nämlich wenn Bedford-Strohm von „DER (Singular!) öffentlichen Rede der Kirche“ spricht. Denn an der Basis des Priestertums aller Gläubigen gibt es viele und ganz unterschiedliche „öffentliche Reden (Plural!) der Kirche“.
Da ist z.B. der evangelische Arzt, der öffentlich sagt: „Nehmen Sie die individuelle Impfentscheidung ernst. Machen Sie die Massenimpfung nicht mit. Das Risiko, dass Sie als gesunder 20-Jähriger schwer an Covid-19 erkranken, ist bei weitem niedriger als jedes Impfrisiko.“
Was ist denn jetzt mehr „öffentliche Rede der Kirche“ – die medizinischen Äußerungen des Theologieprofessors an der EKD-Spitze oder die Äußerungen der Fachmannes an der Basis?
Mit so einem lebendigen und vielfältigen Haufen von evangelischen Christen, die doch tatsächlich in allen (!) im Bundestag vertretenen Parteien zu finden sind, lässt sich nur schlecht eine einheitliche und wirkungskräftige „öffentliche Rede (Singular) der Kirche“ proklamieren. Zumal die ethische und politische Vielfalt im christlichen Glauben angelegt ist. Der berühmte Spruch von Jesus Christus „mein Reich ist nicht von dieser Welt“ bedeutet doch, dass es keine ungebrochene, direkte, einfache Linie von der christlichen Spiritualität in die Politik hinein gibt. Christliche (Sozial)Ethik gibt es immer nur im Plural.

Nun aber träumt Bedford-Strohm davon, den Menschen nicht nur geistig, sondern auch irdisch-politisch eindeutig den Weg zu weisen. Darum muss er aus den vielfältigen Denkansätzen christlicher Sozialethik irgendwie zu einer einheitlichen und klaren Linie kommen. Dies versucht Bedford-Strohm mit zwei folgenschweren Weichenstellungen:
Zum einen hierarchisiert er in katholischer Manier die evangelische Kirche und billigt den Kirchenoberen mehr Autorität zu: „Dass diejenigen, die zur öffentlichen Repräsentanz der Kirche beauftragt worden sind, mit mehr Verbindlichkeit für die Kirche sprechen, ist allerdings klar.“ (Bedford-Strohm, 31.10.2021). Das heißt im Klartext: Er als EKD-Ratsvorsitzender spricht in der Impffrage mit mehr Verbindlichkeit für die Kirche als der obige Arzt und Fachmann.
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Zum zweiten versucht Bedford-Strohm, bei seinem Wesensanliegen „die öffentliche Rede der Kirche“ vom Pluralismus in die Eindeutigkeit zu kommen, indem er die Kategorie der „prophetischen Rede“ salonfähig gemacht hat. Damit könne die Kirche „jenseits aller Kompromisse und Klugheitserwägungen in der Tradition biblischer Prophetie ein klares Wort sprechen“ (Bedford-Strohm am 31.10.2021). Hier begibt sich Bedford-Strohm auf ein weiteres Minenfeld. Denn die Gattung der „prophetischen Rede“ passt wohl eher zu einer Theokratie als zu einer Demokratie, wo auf Augenhöhe miteinander gerungen und gestritten werden muss.
Bedford-Strohm spürt die starke Tendenz zum Autoritären wohl selber und versucht die „prophetische Rede“ mit den Begriffen „Demut“ und „Offenheit zur Diskussion“ zu domestizieren. Aber das gleicht dem verzweifelten Versuch der Quadratur des Kreises. „Prophetische Rede“ hat einen Zug zum Autoritären. Wer die Stimme Gottes prophetisch hörbar macht, der weiß Bescheid; der braucht nicht mehr zu diskutieren; der muss seine Mitmenschen nur noch zu einem Ruck ermahnen, damit sie endlich das Richtige tun – mehr oder weniger freiwillig. Ganz zu schweigen von den „falschen Propheten“, vor denen die Bibel warnt.
… Alles vom 13.11.2021 von Achijah Zorn bitte lesen auf
https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/vorwort-zum-sonntag/autoritaerer-protestantismus/

Einige Kommentare
Sehr geehrter Herr Zorn, ich schätze Ihre Kolumne sehr.
Wieder mal ein sehr treffender Beitrag. Herr Bedford-Strohm und die Aspekte, die Sie in Ihrem Beitrag beschreiben, waren letztlich ausschlaggebend dafür, dass meine gesamte Familie 2019 aus der evangelischen Kirche ausgetreten ist. Diesem Beispiel sind mittlerweile auch viele Arbeitskollegen gefolgt.
13.11.2021, Ste

… autoritärer Haltungsprotestantismus
Lieber Bruder Zorn, vielen Dank für diese wieder sehr klare und mutige Analyse. In den vergangenen Jahren meines Pfarrdienstes war die Fremdscham für „Genosse“ Bedford-Strohm ein ständiger Begleiter, der Ärger über die von ihm verursachten Kirchenaustritte ebenfalls. Leider musste ich jedoch feststellen, dass Kritik an diesem autoritären Haltungsprotestantismus zumindest in meinem Umfeld nur bescheidene Resonanz findet. Linke Aktivisten in Dekanat und Landeskirche prägen den Diskurs und geben die Richtung vor. Die Mehrheit der aktiven Gemeindeglieder trägt ihn mit in der festen Überzeugung, damit auf der „richtigen“ und „guten“ Seite zu stehen. Höchste Zeit, dass Bedford-Strohm aufhört. Aber leider bin ich sicher: es kommt nichts besseres nach. Dieser Prozess der Selbstzerstörung der EKD, ihre Transformation zu einer belanglosen Moralismus-NGO ist auf vielen Ebenen in vollem Gange. Und ich fühle mich als Gemeindepfarrer mehr und mehr wie ein Konkursverwalter.
13.11.2021, Gus

„Autoritärer Haltungsprotestantismus“ – danke für die ehrlichen Worte.
Wer nicht mitmacht, wird abgekanzelt; Argumentationen zwecklos. Das zerstört die Kirche von Innen, während auch der Wind von Außen stärker wird. Ihr „Mitleidensbruder“.
Autoritärer Haltungsjournalismus, der dann noch als „prophetische Rede der Kirche“ sakralisiert wird und damit jeglicher Diskussion entzogen wird; damit ist eine Korrektur nur schwer möglich…
13.11.2021, Achijah

Die Evangelische und Katholische Kirche sind längst zu NGO’s mutiert.
Trennung von Politik und Kirche??
Fehlanzeige. Unter der Leitung von Bedford Strohm schleppt ein von ihm besorgter Schlepperkahn mit Antifabesetzung Migranten in die EU bzw.im Endeffekt nach Deutschland , zerstört damit auf absehbare Zeit die Kirche selbst.
13.11.2021, Ird

Die Evangelische Kirche in Deutschland ist keine „religiöse Glaubensgemeinschaft“
im eigentlichen Sinn des Begriffes. Sie ist eine rein weltliche „NGO“, die sich in weltliche Belange einmischt und dafür den christlichen Glauben mißbraucht. Bedford-Strohm ist in meinen Augen der klassische Pharisäer wie er in der Bibel beschrieben wird und von Luther verachtet wurde. Der Mann ist Berufsfunktionär, aber kein authentischer Christ. Jeder Euro Zwangssteuer an diese „Nichtkirche“ ist ein Euro zuviel.
13.11.2021, G.J.

… immer mit der Macht ins Bett gelegt
Der Mann mit der roten Brille und dem modischen Haarschnitt könnte auch der Chef einer Werbeagentur sein. Wahrscheinlich sieht er sich so, als Chef der Werbeagentur Christi. Abhängig von der weltlichen Macht über die Kirchensteuer und Verkünder für das Wort Gottes. Geht das überhaupt? Im Äquivalent zur Besoldungsgruppe A18. Plus Villa & Spesen. Sicher nicht.
Beide Kirchen sind aus vielerlei Gründen am Ende. Ein Grund ist, dass sie sich immer mit der Macht ins Bett gelegt haben. Und die Leute wissen das. Also Schluss mit dem faulen Zauber. Hinter dem sich allzuviele verstecken. Kirchensteuer & Glaube, das geht nicht zusammen. Nur wer frei ist kann das Wort Gottes vertreten.
13.11.2021, Doz

BS versstößt gegen den Grundsatz der Trennung von Staat und Kirche
Danke. Ein sehr gutes Psychogramm dieses typischen „ugly german“: größenwahnsinnig, dumm und rücksichtslos. Am schlimmsten an Bedford-Strohm finde ich, in welcher Dreistheit und Penetranz er notorisch gegen das Säkularitätsprinzip bzw. gegen den Grundsatz der Trennung von Staat und Kirche verstößt – eines wesentlichen verfassungsmässigen Prinzipien seit der Reformation und Aufklärung.
Schlimmer noch: Dieser religiöse Revanchist ruft öffentlich aus seiner Führungsposition alle Gläubigen bewusst dazu auf, ihm darin nachzueifern. Mit derartigen geschichtsvergessenen Religionsführern ist der Rückschritt in den mittelalterlichen Gottesstaat nach Vorbild Iran nicht
13.11.2021, IJ
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