Grüne Flotte konkurriert mit Stadtmobil Südbaden und Flinkster

Auto teilen als Geschäft – Die Grüne Flotte kommt, und Carsharing wird in Freiburg zum umkämpften Markt. Bisher war Carsharing in Freiburg vor allem als alternatives Verkehrsmodell bekannt, allmählich wird daraus aber ein umkämpfter Markt. Mit der Grünen Flotte gibt es seit dieser Woche den dritten Anbieter in der Stadt. Im Rathaus muss man sich jetzt ein paar Gedanken machen. Menschen, die Carsharing betreiben, wollen kein eigenes Auto kaufen – da wirkt es zunächst erstaunlich, dass ausgerechnet ein Autohändler diese Verweigerungshaltung unterstützt. Denn hinter der jetzt in Betrieb gegangenen „Grünen Flotte“ steht das Autohaus Schmid aus Waldkirch. Andersherum holt sich das Autohaus über diesen Schritt auch noch die Verweigerer als Kunden ins Haus. Und deren Zahl nimmt zu. „In den Städten geht der Trend weg vom eigenen Auto“, sagt Christian Dufner, Leiter der Grünen Flotte. Mit zwölf Fahrzeugen auf acht Stellplätzen ist der Carsharer in Freiburg an den Start gegangen, wie schnell man sich weiter ausbreiten will, bleibt unternehmerisches Geheimnis. Auf jeden Fall, sagt Christian Dufner, biete der Markt noch viel Platz für Konkurrenten. „Freiburg ist da noch ein recht unberührtes Pflaster.“
Drei Anbieter gibt es dort nun. Während der Bahn-Ableger Flinkster.de mit seinen vier am Bahnhof geparkten Fahrzeugen eher eine Nebenrolle spielt, ist Stadtmobil Südbaden der Platzhirsch in Freiburg. Die AG ging aus dem vor 20 Jahren von Idealisten gegründeten Carsharing-Verein hervor, sie hält im Stadtgebiet 95 Autos bereit, in jedem Stadtviertel und meist in ÖPNV-Nähe. 160 Fahrzeuge sind es in ganz Südbaden. In Freiburg beteiligen sich 2350 Kunden am Stadtmobil-Verbund.

Mit der neuen Konkurrenz kann man offenbar leben. „Wir machen uns da relativ wenig Sorgen“, sagt Geschäftsführer Michael Nowak, und Sprecherin Manuela Müller ergänzt: „Dadurch wird Carsharing wieder ein Stück bekannter, das ist auch für uns kostenlose Werbung.“

Technisch funktionieren die beiden Angebote ähnlich, die Fahrzeuge bucht man vorrangig über das Internet. Wer mit der neuen Grünen Flotte losfahren will, bekommt nach Anmeldung einen kleinen Chip auf den Führerschein geklebt, der öffnet die Fahrzeugtüren und startet das Auto. Im Wagen wird man von der Stimme der Sprachführung begrüßt und angeleitet. „Das ist das Modernste, was es gibt“, sagt Grünflotten-Kapitän Christian Dufner. Konkurrent Stadtmobil hat in den vergangenen Wochen auf neue Bordcomputer umgerüstet, hier öffnet man die Türen per Plastikkarte, die man an einen Sensor hält.

Die Fahrtkosten sind beim Platzhirsch und dem neuen Anbieter ähnlich. Ein Ford Focus beispielsweise, den beide im Fuhrpark haben, kostet bei Stadtmobil 2,50 Euro und in der Grünen Flotte 2,40 Euro pro Stunde, der Kilometer schlägt zwischen 7 Uhr und 24 Uhr bei beiden mit 0,27 Cent zu Buche, Benzin inklusive. Größter Unterschied bei den Kosten: Stadtmobil Südbaden verlangt eine Kaution von 300 Euro und einen monatlichen Grundbeitrag von fünf Euro. Beides gibt es bei der Grünen Flotte nicht.

Zur Carsharing-Modellstadt wird Freiburg auch mit dem dritten Anbieter nicht. Von Zuständen wie in Bremen oder Hannover, wo die Stadtverwaltung das Autoteilen gezielt als Verkehrsträger ausbaut, träumen die hiesigen Carsharer. Ihnen mangelt es vor allem an Stellplätzen. Rechtlich, heißt es im Rathaus, könne man als öffentliche Verkehrsflächen gewidmete Areale nicht zu Carsharing-Parkplätzen umbauen. Bisher versuchte man darum vor allem, in neuen Stadtvierteln auch Stellflächen für den Carsharing-Verein einzuplanen. Eine Praxis, die künftig wohl auch anders gestaltet werden muss. „Wenn die Stadt neue Stellplätze ausweist und es mehr als einen Anbieter gibt, der sich dafür interessiert, muss man sich für die Vergabepraxis etwas überlegen“, sagt Edith Lamersdorf, Sprecherin der Stadt.
Jens Kitzler, 30.4.2012, www.der-sonntag.de

 

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