Grexit zur Integration Europas

Nur der Grexit rettet die Integration Europas. „Griechenland zu retten, ohne auf harte Reformen zu bestehen, mit denen die griechische Wirtschaft wettbewerbsfähiger wird, bedeutet eigentlich, Syriza zu retten, die marktfeindlich und antiwestlich ausgerichtete quasikommunistische Partei. … Es ist an der Zeit, Griechenland aufzugeben … um die europäische Integration zu retten.“
Würde dies ein deutscher Politiker sagen, würde er bei der AfD bzw. noch weiter rechts verortet oder aber mit der gutmenschlichen Nazi-Keule als großdeutsch EU-Hegemonialer bedroht. Wenn dies der Stanford-Ökonomieprofessor Melvyn Krauss sagt („Diese Griechen braucht Europa nicht“, DieZeit vom 2.7.2015, S. 31), dann darf er dies trotz Mitgliedschaft in der Demokratischen Partei der USA.
(1) Die Kluft zwischen den Werten von Griechenland und EU ist nicht überbrückbar – schließlich kam Syriza durch demokratische Wahlen, nicht durch einen Staatsstreich, zur Macht.
(2) Die EU soll Griechenlands aufgeblähten öffentlichen Sektor finanzieren und macht die Arbeitskräfte für Arbeitgeber weiter immer teurer: „Die Benachteiligung des privaten Sektors macht nicht einmal Halt vor Stellen, die dort (durch Reformen) entstehen würden. Das ist nun wirklich skandalös!“
(3) Wird die Reformverweigerung Griechenlands durch weitere Euro-Transfers belohnt, kommt es zu einer Kettenreaktion. Der Wunsch europäischer Spitzenpolitiker (Juncker, Schulz), Griechenland im Euro zu halten, betärkt produktivere Länder zur Nachahmung.
(4) Seit fünf Jahren und besonders seit Jahresbeginn 2015 lähmen Griechenlands spieltheoretische Übungen die Arbeit der EU. Die Lösung der großen Probleme (Wirtschafts- und Steuerpolitik, Ukraine/Rußland und Flüchtlinge) wird aufgeschoben.
(5) Die EU beraubt sich ihrer eigenen, so großartigen Ideen, die EU ist erpreßbar und handlungunfähig: „Wer will die europäische Integration, wenn man dafür mit der widerspenstigen radikalen Linken Griechenlands auf Schmusekurs gehen muß?“
(6) Die Griechen selbst lehnen Reformen ab.
Nur der Grexit kann die EU und damit auch Griechenland selbst in eine gute Zukunft führen.
2.7.2015

Lüder Gerken für Grexit und „geordneten Rückzug“
Die Griechen wollen eben keine Reformen – die Regierung nicht und das Volk mehrheitlich auch nicht. Sie lehnen die Spielregeln der Währungsunion ab. Das muss man akzeptieren. Man kann sich nicht mit einem Staat einigen, dessen Volk nicht bereit ist, selbst dafür zu sorgen, wieder auf eigenen Füßen zu stehen. …
Alles von Lüder Gerken vom 7.7.2015 bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/wirtschaft-3/die-griechen-wollen-eben-keine-reformen–107313594.html
7.7.2015
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Was würde Athens Pleite kosten?
Mit welchen Summen haftet der deutsche Steuerzahler, falls Athen insolvent wird und danach möglicherweise die Eurozone verlässt? Die Summe klingt atemraubend. 85 Milliarden Euro deutsches Steuergeld stehen in Athen auf dem Spiel. Dies ist laut Münchner Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung die Summe aller Hilfen aus der Bundesrepublik. Manche sagen: Damit könnten hierzulande mehr als zwei Jahre lang alle Hartz-IV-Leistungen bezahlt werden. Doch solche Vergleiche hinken. Denn es handelt sich bei den 85 Milliarden um den maximal möglichen Verlust und damit um eine recht theoretische Größe. ….
Alles vom 1.7.2015 auf
https://www.badische-zeitung.de/was-wuerde-athens-pleite-deutschland-kosten

Der 85-Mrd-Verlust für D ist bereits eingetreten seit der Bürgschaftsverpflichtung
Mit den hier vorgenommen Berechnungen kann ich aus mehreren Gründen rein gar nichts anfangen. Zum einen ist ein Verlust für Deutschland nicht erst dann eingetreten, wenn der EFSF den Bundeshaushalt mit dem Zahlungsausfall belastet, sondern bereits dann, wenn die Bundesrepublik für einen erkennbar zahlungsunfähigen Staat wegen dieser Summe bürgt.
Der Verlust ist daher bereits mit der Auszahlung eingetreten, nur hat man das den Wählern gekonnt verschwiegen. Dass die Beträge erst über viele Jahrzehnte hinweg abgestottert werden müssen, liegt nur daran, dass sie über den EFSF günstig fremdfinanziert wurden. Und hier liegt gleich der nächste Denkfehler in dieser Aufstellung. Wenn Griechenland seinen Schuldendienst einstellt, zahlt es auch keine Zinsen mehr. Aber der EFSF hat die Gelder nicht aus Eigenmitteln ausgezahlt, sondern dafür selbst Kredite aufgenommen, für die er Zinsen zu zahlen hat. Diese Zinszahlungen kommen zu dem Verlust hinzu, und müssen von Deutschland zusätzlich zu den Tilgungsraten bezahlt werden. Daher verbieten sich auch Überlegungen über eine Abzinsung des Verlusts bis zum Zahltag. Eine solche Abzinsung könnte nur dann eintreten, wenn die Inflation in der Zwischenzeit höher wäre als die zu zahlenden Zinsen. Da der EFSF seine Gelder großenteils bereits vor Jahren ausgezahlt hat, und somit bevor die langfristigen Zinsen auf Null gefallen sind, dürfte er insgesamt eine Zinsquote im Bereich der angepeilten Inflationsrate haben. Damit erübrigen sich Berechnungen zu einer Abzinsung.
Die Diskussion ist auch insoweit unnötig, weil der Verlust längst eingetreten ist. Daran würde übrigens auch ein Ja am Sonntag nichts ändern, weil auch ein Griechenland ohne Tsipras überhaupt nicht in der Lage sein wird, diese Schulden jemals wieder abzutragen. Wir werden diese Schulden irgendwann erlassen müssen, auch wenn es jetzt nicht zum förmlichen Bankrott kommen sollte.
Es lohnt sich daher nicht, Geld hinterherzuheulen, das nicht mehr uns gehört, sondern den Profiteuren des Bailouts.
Das einzige was sich lohnt, ist über diesen grandiosen Fehler unverkrampft und ohne euromantische Blauäugigkeit nachzudenken. Denn wenn diese 90 Mrd. € nun dazu führen sollten, dass Deutschland seine Rettungspolitik insgesamt überdenkt und einstellt, und wir unsere Partner unerbittlich darauf hinweisen, dass mit Deutschland eine Transferunion nicht zu haben ist, dann ist dieser gewaltige Verlust vielleicht doch noch gut investiertes Geld, um viel zu viele Gläubige in unserem Land von ihrem Irrglauben abzubringen, dass ein Europa mit grenzenlosem Finanztransfer ein friedliches Europa sein könne.
Um dieses Europa ohne Wirtschaftsreformen nach dem deutschen Standard über die Runden zu bringen, ist unter Experten ziemlich unstrittig, dass dafür gewaltige Finanztransfers von den solide wirtschaftenden Nationen zu den Finanzhalodris nötig sind, und zwar auf Dauer (!). Berechnungen sprechen von mindestens 10% des Einkommens, welches wir Deutsche jedes Jahr in europäische Sozialkassen auf Nimmerwiedersehen einbezahlen müssten, um so ungleiche Länder innerhalb der gleichen Währung zu halten. Um den Rettungseuro zu erhalten muss Deutschland daher jedes Jahr so viel bezahlen, wie Herr Bürckholt als Verlust des Griechenlanddebakels ausgerechnet hat. Da zahle ich den Betrag doch lieber einmal und bin angesichts der Frechheit, mit der Tsipras dieses Rettungssystem binnen kürzester Frist völlig diskretitiert hat, gottfroh, dass wir uns niemals wieder in eine solche Situation bringen lassen. Daher den Verlust abschreiben und danach eine Riesenparty veranstalten, dass es endlich vorbei ist.
2.7.2015, Rainer Brombach
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90 Mrd Euro und 90 Mrd Äpfel
Manche Aussagen im Artikel vermitteln den Eindruck, dass es sich mehr oder minder um Spielgeld handelt. Die Summen entziehen sich sowieso der menschlichen Vorstellung. Wer kann sich schon 90 Mrd Äpfel vorstellen? Warum soll das mit Euros anders sein?
Kredite die durch die europäischen Institutionen (wie sie auch immer heißen) aufgenommen werden und an Griechenland weitergeleitet wurden, sind aber kein Spielgeld. Kein Bürger hätte freiwillig solche Kredite als Staatanleihen gezeichnet! Also hat man hier wieder ein Mechanismus eingebaut, der den Kreditgeber verschleiert.
Kreditgeber sind „institutionelle Anleger“ wie z.B. Lebensversicherungen. Diese wurden früher per Anlagegesetz gezwungen direkt griechische Staatanleihen zu kaufen. Als Griechenland das erste Mal pleite war, verkauften die institutionellen Anleger ihre faulen Forderungen an die EZB. Sie hätten den Mist ja auch nie freiwillig gekauft. Jetzt hatten die Lebensversicherer ja wieder die riesige Spargelder der Kapitallebensversicherungskunden. Wohin mit der Kohle? Na klar, jetzt müssen sie sichere Kredite an die europäischen Institutionen geben und diese geben Sie an wen weiter? Genau, an Griechenland. Das Geld stammt also von den europäischen Sparern, die als Steuerzahler dann wieder für die griechischen Kredite gerade stehen.
Verwirrend? Hütchenspielertrick? Stimmt. Aber irgendwer muss sparen, d.h. auf Güter verzichten, damit ein anderer diese Güter konsumieren kann.
1.7.2015, Martin Synowzik

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