Graffiti-Haus Wiehre – Kunst?

Das denkmalgeschütze Eckhaus Kirch-/Konradstrasse in der Wiehre wurde vom Graffiti-Künstler Tom Brane bemalt. Nach dem Malstop aufgrund einer anonymen Anzeige: Tagtäglich diskutieren Bürger vor dem Haus. Presse und TV berichten. Kunst hat, was Kunst ausmacht: Diskussion, kreativer Impuls, Protest, Auseinandersetzung, Eine Initiative für den Erhalt des grünen Gemäldes hat am 29.9. bereits 800 Unterschriften gesammelt.
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Stell Dir vor, es hätte keine anonyme Anzeige incl. Malverbot gegeben und die Zeitungen hätten nichts berichtet – die grüne Wandmalerei in der Kirchstrasse wäre kaum wahrgenommen worden. Nun aber wird an der Strassenecke zur Konradstrasse diskutiert. Die Wiehremer sprechen miteinander, freundlich, lange, dafür oder dagegen, voller Leidenschaft oder im Plauderton. Man hat plötzlich Zeit, die Meinung des anderen wahrzunehmen und mit ihm, dem Fremden, zu reden. Ein bißchen wie beim Pokemon-Stop in der Herrenstrasse – nur glücklicherweise ohne Smartphone.

Kunst auf Lein- und Steinwand, Tom Brane,
www.tombrane.de , tombrane@gmx.de

Initiative für den Erhalt des Graffito:
MaxlTrommsdorff@gmail.com, Tel 0171/4858850

 

graffitihaus3kirchstrasse160929          graffitihaus2kirchstrasse160929           graffitihaus1kirchstrasse160929
(1) Tom Brane am 29.9.2016                  (2) … die Ente                               (3) Graffiti-Haus Kirchstrasse

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Rückendeckung fürs Baurechtsamt in Sachen Graffitihaus
„Die Wiehre lebt davon, dass sie ein programmatisch homogener Stadtteil ist“, sagt Angeli Janhsen, die der gemeinderätlichen Kunstkommission vorsitzt. Deshalb könne nicht jeder sein Haus nach Belieben gestalten. „Das gäbe eine Inflation an Individualismen.“ …. Alles vom 29.9.2016 bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/rueckendeckung-fuers-baurechtsamt-in-sachen-graffitihaus

Wutbürgertum contra Amtsschimmel?
Ich verstehe den ganzen Wirbel nicht. Aus meiner Sicht ist das „Kunstwerk“ aus gestalterischer Sicht fragwürdig und aus ästethischer Sicht in etwa so wertvoll wie eine Fototapete. Mir drängt sich der Eindruck auf, dass das Wutbürgertum sich mal wieder aufregen will über den „Amtsschimmel“.
Auch das Argument „vorher war es noch häßlicher“ zieht aus meiner Sicht nicht. Schlimm anzusehen sind beide Versionen….
29.9.2016, Ria Herzog

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Warum ein Graffiti-Künstler …
Hier an der Ecke Kirch-/Konradstraße entstand in den vergangenen zwei Wochen ein riesiges Gemälde – eine ganze Hausfassade strahlt in grünen, blau, weißen Naturmotiven. Ein wahrer Blumenteppich mit Wildtieren, Blüten, Farnen und darüber ein strahlend blauer Himmel. Doch diesen Anblick wird es nicht mehr lange geben: Das Graffito muss entfernt und die Hauswand neu übermalt werden. Verantwortlich dafür sei eine Entscheidung des Baurechtsamts, erzählt Brane entnervt. Das Amt habe diese Anweisung mit dem Denkmalschutz begründet, unter dem das Haus teilweise stehe. Eigentlicher Auslöser aber sei ein anonymer Einspruch eines Anwohners gewesen, der zuvor beim Amt eingegangen sei. … Alles vom 28.9.2016 bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/freiburg/warum-ein-graffiti-kuenstler-ein-haus-in-der-wiehre-nicht-fertig-bespruehen-darf–127784359.html

Kunstwerk contra Sprayer?
Ich schätze mal die weniger talentierten Sprayer stehen schon in den Startlöchern und freuen sich auf die neue in Einheitsfarbe gestrichene Fassade. Da kommen dann Kraftausdrücke und diverse (verfassungsfeindlichen) Symbole auch wieder viel besser zur Geltung.
Normal müsste die Stadt für dieses Kunstwerk dem Künstler eine Belobigung aussprechen und ihm zumindest die Unkosten erstatten. Ein Bauherr, der seine Fassade so verziert haben wollte, müsste wohl tief in die Tasche greifen. Ich hoffe Herr Brane findet in einer anderen Stadt dankbarere Behörden und der Artikel hat etwas Werbung für ihn gemacht.
28.9.2016, Markus Vonderstraß

Denkmalschutz und „Denk mal“
… in dem Wort „Denkmalschutz“ sind auch die Worte „DENK MAL“ enthalten.. „IM Denkmal“ hat die Behörden erst mit der Nase draufgestossen, die hättens wohl in hundert Jahren nicht bemerkt. Der Petzer ist dann noch so feige und machts anonym. Dem Bericht nach zufolge hats jahrelang keinen interessiert, und plötzlich hektische Betriebsamkeit; letztlich muss es aber jemand gewesen sein, der Kenntnis davon haben muss, dass hier der Denkmalschutz eine Rolle spielt… naja, vielleicht verrät sich dieser ja irgendwann, wenn er sich verplappert…
Fassen wir mal zusammen – wenn das Gebäude bunt ist, verstösst das gegen Regeln des Denkmalschutzes? und wenns unifarben ist nicht ??? Hauptsache doch, wenn die Bausubstanz erhalten bleibt, doch halt – vielleicht wird bald festgestellt, dass das Gebäude nicht erhalten werden und vielleicht sogar abgerissen werden muss.. aber erstmal STOPP, bis irgendwann in der Zukunft eine Entscheidung getroffen wird. Ich als Besitzer würde darauf dringen, dass UMGEHEND eine Entscheidung der Behörde fällt..
In Island gibts eine Elfenbeauftragte, die durch ihren Einspruch erwirken kann, dass eine Strasse um einen bestimmten Felsen herumgebaut werden muss, weil da angeblich Elfen wohnen.. und hier in Deutschland wird ein Baustopp erwirkt, weil ein „Fachmann“ festgestellt hat, dass die schwarzbraunlila gefiederte Gelbbauchunke abgelaicht hat… man darf gespannt sein, wie in diesem Falle entschieden wird…
Thomas Reinacher, 28.9.2016

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Kein Denkmal: Graffiti-Haus in der Wiehre kann bleiben
Das Graffiti-Haus in der Wiehre ist gar kein Denkmal – und die Graffiti müssen gar nicht entfernt werden. Diese überraschende Neuigkeit teilte die Stadtverwaltung am Mittwoch mit. … Alles vom 12.10.2016 auf
https://www.badische-zeitung.de/freiburg/kein-denkmal-graffiti-haus-in-der-wiehre-kann-bleiben–128524366.html
Fauxpass am besten rasch vergessen
Starke Veränderungen im Inneren? Wäre dies überhaupt erlaubt gewesen, im Sinne des Denmalschutzes? – Hätte man nicht, bevor man die Entfernung der Graffiti anordnet, eventuell die Möglichkeit gehabt, die jetzt stattgefundene Begehung zu machen? Wäre nicht ganz so blamabel gewesen. Könnte man nun nicht dieses Graffiti Haus zum Kunstwerk erklären? Hoffentlich nicht, denn sonst beissen sich noch mehr Verordnungen und Paragrafen. Am besten wird sein, ganz still zu sein und zu hoffen, dass dieser Fauxpas bald vergessen ist.
12.10.2016, Michael Kirschner
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Rechtsbeugung?
In der Freiburger Rechtswelt gibt es bekannterweise zwischen richtig und falsch immer noch eine sogenannte „badische Lösung“, die irgendwo zwischen faulen Kompromißen, Vermeidung von Gesichtsverlust und Beamtenangst vor gerichtlichen Niederlagen angesiedelt ist, zuweilen zwar an Rechtsbeugung grenzt, aber manchmal (siehe Graffitihaus) im Sinne aller Beteiligten ist.
Thomas Muschiol, 12.102016

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