Hunger

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Blick von der Bergstation am Schauinsland nach Westen über den Rheintalnebel zu den Vogesen am 15.11.2012

 


Ganze Weltregionen profitieren nicht von der Globalisierung: Afrika, Mittelamerika, der Mittlere Osten und Teile Südasiens.
In einem Schwellenland wie Indien leben so viele Arme wie noch nie zuvor.
In China hat sich ein Mittelstand in den großen Städten etabliert. Auf dem Land leiden Millionen Menschen Hunger.
Weltweit leben knapp drei Milliarden Menschen von weniger als zwei Dollar am Tag.
Jede Kuh in der Europäischen Union wird höher subventioniert.
Die Finanzkrise wird die Armut vergrößern – darin sind sich alle Experten einig

 

Das ARD Nachtmagazin und der Hunger auf der Welt
Die linksextreme Tagesschau-Redaktion bejammert gerade im Nachtmagazin bejammert gerade, dass der Hunger stark ansteigert, wieder mehr Menschen auf der Welt – vor allem Afrika – nicht ordentlich ernährt würden. Würde man aber, so meinen sie, alle Lebensmittel, die produziert werden, „gerecht” verteilen, so könnte man 12 Milliarden Menschen ernähren. Moment mal.
Heißt es nicht ständig, wir müssten das Wachstum aufgeben, die Industrie reduzieren, weniger Transport, weniger Reisen, um die Erde zu retten? Und jetzt sollen wir industriell und logistisch aufrüsten, um 12 Milliarden Menschen zu ernähren? Wozu soll das gut sein?
Es ist völlig egal, wieviel Milliarden man ernähren kann, weil sie sich auf jeden Fall soweit vermehren werden, bis der Hunger die Grenze setzt. Wenn wir bei jetzt 7 bis 8 Milliarden Menschen dafür sorgen, dass wir künftig 12 Milliarden ernähren können, werden wir in kürzester Zeit dann 15 Milliarden Menschen haben und noch viel mehr hungern als jetzt.
Anders gesagt: Mit jedem hungernden Menschen, den man jetzt satt macht, werden irgendwann drei oder fünf oder sieben Hungernde – weil man ihn satt macht. Menschen, die jetzt lokal schon nicht ernährt werden können, durch „Umverteilen” (also weltweiten Transport, den man eben noch abschaffen wollte) künstlich am Leben zu erhalten, ist im Prinzip Massenmord, indem der Mörder sich seine Mordopfer erst züchtet um sie dann verhungern zu lassen.
Es kann überhaupt nicht funktionieren, Leute durch Nahrungsmittelimport am Leben zu halten, die jetzt schon nicht lokal selbst überlebensfähig sind, sich aber vermehren wie bekloppt, um die Sache immer schlimmer zu machen.
Normalerweise würde man aus ökologischen Gründen sagen, dass Hunger die natürliche Grenze der Bevölkerungsdichte unter natürlichen Bedingungen ist.
Aus irgendwelchen Gründen aber will man unbedingt, dass man Lebensmittel in großen Mengen um die Welt schippert, als hätte es die Klimadiskussion nie gegeben.
… Alles vom 14.7.2020 bitte lesen auf
https://www.danisch.de/blog/2020/07/14/das-ard-nachtmagazin-und-der-hunger-auf-der-welt/
(
siehe Artikel von Hoimar von Ditfurth ganz unten)

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Jean Ziegler: Wir lassen sie verhungern – Die Massenvernichtung in der Dritten Welt

Es sind gewohnt starke Worte, die Jean Ziegler gleich in der Einleitung seines neuen Buches Wir lassen sie verhungern verwendet. Als „Skandal unseres Jahrhunderts“ bezeichnet den Hungertod von Millionen von Menschen im Jahr, als „Mord“ gar den Hungertod von Kindern unter zehn Jahren, den es seinen Berechnungen nach alle fünf Sekunden gibt. Man mag das allzu kraftmeierisch und alarmistisch finden. Doch bei den Zahlen, die Ziegler vorlegt, so wie er argumentiert und sein Buch über die komplexen Zusammenhänge des globalen Hungerproblems aufbaut, kann die Wortwahl gar nicht kraftmeierisch und alarmistisch genug sein. Denn das Grundproblem des Ganzen wird leider auch die noch so genaue Lektüre dieses Buches nicht lösen können: die von Ziegler beklagte „eiserne Gleichgültigkeit“ und „zerstreute Aufmerksamkeit“ der westlichen Welt. Wo gemordet wird, gibt es auch Täter. Und die agieren eben vor allem in der sogenannten Ersten Welt: „die Kreuzritter des Neoliberalismus“, die die transkontinentalen Privatkonzerne leiten, die Nestles, BASFs und Bayers beispielsweise, aber auch der Internationale Währungsfonds, die WTO und die Weltbank; dann die Spekulanten an den Börsen, die mit Grundnahrungsmitteln und landwirtschaftlichen Nutzflächen handeln und dadurch die Lebensmittelpreise in die Höhe treiben; und nicht zuletzt die „Geier des grünen Golds“, wie Ziegler sie nennt, diejenigen, die auf Bioethanol und Biodiesel als Ersatz für fossile Brennstoffe setzen, die Konzerne, die diese sogenannten Agrotreibstoffe produzieren, dafür aber viel Nutzfläche brauchen und Unmengen von Wasser und anderer Energie benötigen.  ….
Gesamte Rezension vom 11.9.2012 bitte lesen auf
https://www.kulturradio.de/rezensionen/buch/2012/jean_ziegler_wir_lassen.html

Jean Ziegler ist Vizepräsident des Beratenden Ausschusses des Menschenrechtsrates der Vereinten Nationen. Von 2000 bis 2008 war der Schweizer erster UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung. In seinen Büchern (u.a. „Die Schweiz wäscht weißer“, „Der Hass auf den Westen“, „Das Imperium der Schande“, „Die neuen Herrscher der Welt“) kritisiert der emeritierte Soziologieprofessor der Universität Genf massiv Schweizer Politiker, Großbanken und Finanzakteure. Deshalb wurde er mehrfach verklagt. Seine Schulden aus verlorenen Prozessen belaufen sich auf mehrere Millionen Euro. Zieglers neuestes Buch, „Wir lassen sie verhungern – Die Massenvernichtung in der Dritten Welt“.

Jean Ziegler
„Wir lassen sie verhungern. Die Massenvernichtung in der Dritten Welt.“
Aus dem Französischen von Hainer Kober
C. Bertelsmann Verlag, Gütersloh 2012, ISBN 978-3-570-10126-1, Gebunden, 320 Seiten, 19.99 Euro

Als UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung beklagt Jean Ziegler die vielen humanitärer Katastrophen, die den Hungertod mit sich bringen:
„Egal wo auf der Welt – ob nun in Peru, Bangladesch oder in Somalia – überall sterben die Kinder auf die gleiche Weise. Ohne ausreichend Nahrung gehen sie unter fürchterlichen Schmerzen zugrunde. Der Körper verbraucht erst die Zucker-, dann die Fettreserven. Das Immunsystem bricht zusammen. Durchfälle beschleunigen die Auszehrung. Mundparasiten und Infektionen der Atemwege verursachen schreckliche Schmerzen. Dann werden die Muskeln zerstört. Die Kinder können sich nicht mehr auf den Beinen halten. Sie schauen einen aus Greisengesichtern an. Dann folgt ein furchtbarer, schmerzvoller Tod. Solange meine Kraft reicht, will ich deshalb dafür kämpfen, dass dieser Horror ein Ende findet.“

In dem Buch „Wir lassen sie verhungern“ klagt Jean Ziegler die Industrieländer der „Massenvernichtung in der Dritten Welt“ an:
„Ein Kind, das jetzt, wo wir reden, an Hunger stirbt, wird ermordet. Alle fünf Sekunden stirbt ein Kind unter zehn Jahren an den Folgen des Hungers. Dieser massenhafte Hungertod ist der Skandal unseres Jahrhunderts. Mehr als 37 000 Menschen verhungern jeden Tag, und fast eine Milliarde sind permanent schwerstens unterernährt – und das, obwohl laut der Welternährungsorganisation FAO die Weltlandwirtschaft in der Lage wäre, zwölf Milliarden Menschen zu ernähren – also nahezu das Doppelte der Weltbevölkerung. Es gibt grenzenlosen Überfluss und trotzdem sterben jedes Jahr Millionen Menschen an Hunger.“

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Hoimar von Ditfurth: Die mörderische Konsequenz des Mitleids
Der Selbstbetrug bei den Brot-Spenden für die Dritte Welt
von Hoimar von Ditfurth
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Auch heute werden wieder 40 000 Kinder sterben – alle zwei Sekunden eines. Sie verhungern. Als kleine Skelette mit faltig-alten Gesichtern werden sie irgendwann im Laufe dieses Tages aufhören weiterzuleben. Tag für Tag, 365 mal in jedem Jahr, das Gott werden läßt. Alle 24 Stunden entsteht so, verteilt über die Länder der sogenannten Dritten Welt, ein Berg von 40 000 verschrumpelten Kinderleichen.
Die mörderische Konsequenz des Mitleids
Furchtbar? Viel schlimmer: Wenn diese Kinder nicht stürben, wenn sie nicht in den Armen ihrer Mütter verhungerten, die selbst nicht mehr die Kraft haben, ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen, wenn sie etwa überlebten und gar erwachsen würden, um selbst Kinder zu haben, dann wäre die Katastrophe noch weitaus größer. Es mag zynisch klingen, daß ihr vieltausendfacher lautloser Tod die Erde vor einer Situation bewahrt, die alles heutige Sterben bei weitem überträfe. Nur, es ist die logische Konsequenz aus der irrationalen Ungleichung, dem Geburtenüberschuß aus der Dritten Welt durch Geburtenkontrolle nicht vorzubeugen aus der heuchlerischen Achtung vor ungeborenem Leben, das – erst einmal geboren – am Leben nicht erhalten werden kann.

Deshalb ist es an der Zeit, eine Bürgerinitiative ins Leben zu rufen mit dem Ziel, den verhängnisvollen Unfug anzuprangern, der mit jenen kleinen Zeitungsanzeigen getrieben wird, aus deren Bildern einem ein dunkelhäutiges Kind mit großen Hungeraugen entgegenblickt. Eine Initiative verantwortungsbewußter Mitbürger, die nicht länger hinzunehmen bereit sind, daß mit den Methoden moderner Werbestrategien zielbewußt ein Mitleid kultiviert wird, dessen Konsequenzen tödlich sind.

Denn für jedes einzelne Kind, das heute durch die Aktivitäten solcher Organisationen gerettet wird, wird es in der nächsten Generation vier oder fünf oder sechs Kinder geben. Und dazu, auch diese wieder vor einem elenden Hungertod bewahren zu können, werden dann selbst die vereinigten Anstrengungen von „Misereor“ und „Brot für die Welt“ und all die vielen Patenschaften nicht mehr ausreichen.
Wer nicht zu feige ist, hinzusehen, kommt an der Einsicht nicht vorbei, daß jeder, der sich darauf beschränkt, die heute hungernden Kinder zu sättigen, statt dem unvermeidlichen Sterben durch Geburtenkontrolle vorzubeugen, unmittelbar und ursächlich dazu beiträgt, die Leichenberge, denen sich die morgige Generation gegenübersehen wird, auf noch größere Höhen anwachsen zu lassen.

Warum ist es eigentlich so schwer, dieser simplen Erkenntnis zu allgemeiner Anerkennung zu verhelfen? Die Antwort liegt auf der Hand: Weil sie einhergeht mit dem Eingeständnis eines unrühmlichen Selbstbetrugs.
Der gleiche Augenblick, in dem ich mir über die mörderischen Konsequenzen des Mitleids klarwerde, an das hier appelliert wird, verschafft mir auch die peinliche Entdeckung, daß die Hilfsbereitschaft, welche die bewußten Anzeigen in mir mobilisieren, gar nicht dem hungernden Kind gilt, sondern in Wahrheit mir selbst, nämlich meinem eigenen Seelenfrieden. Einzig und allein zur Besänftigung des eigenen Gewissens kann ein „Mitleid“ taugen, das objektiv nur dazu beiträgt, das Elend der Menschen, denen es angeblich dient, in Zukunft entsetzlich zu vermehren. Jede andere Behauptung wäre unfrommer Selbstbetrug oder pure Heuchelei.
An dieser Stelle muß ein naheliegendes Mißverständnis abgewehrt werden. Selbstverständlich geht es hier nicht darum, einer Einstellung der Hilfeleistungen für die 40 Millionen Menschen das Wort zu reden, die nach Auskunft der Uno jährlich an Hunger oder den direkten Folgen chronischer Unterernährung sterben. Es geht einzig darum, die Heuchelei bloßzulegen, mit der alle Beteiligten sich in der Art einer konspirativen Kumpanei wechselseitiger moralischer Freisprechung weiszumachen versuchen, wir könnten uns unsere Verantwortung auf so billige Weise vom Hals schaffen.
Anlaß zur Empörung ist die Tatsache, daß die üblichen Aktivitäten der kirchlichen, weltlichen und kommerziellen Hilfsorganisationen gedankenlos und damit schuldhaft jener moralischen Drückebergerei Vorschub leisten, in der befangen wir uns nur allzu bereitwillig einreden lassen, daß eine kleine Spende dann und wann uns von der Schuld befreien könnte, die wir angesichts des Massensterbens außerhalb unserer Wohlstandsgrenzen zu tragen haben.

Noch aus einem zweiten Grunde sind daher alle diese „Brot für die Welt“- und Patenschafts-Kampagnen kritikwürdig: Dadurch, daß sie uns die begierig ergriffene Gelegenheit verschaffen, unser Gewissen zu betäuben, beseitigen sie den psychologischen Druck, der allein uns dazu bewegen könnte, über sinnvolle, ursächlich wirksame Methoden zur Beendigung des Massensterbens nachzudenken.
Weltweit jährlich 40 Millionen Hungertote. Ein nur noch in Megatonnen ausdrückbares Produktionsvolumen an menschlichem Aas. Solche Größenordnungen haben selbst Hitler und Stalin gemeinsam nicht zuwegegebracht. Das ist die Proportion, um die es sich handelt. Das ist die Rechnung, mit der wir konfrontiert sind. Daß sie durch Spendenaktionen zu begleichen sei, kann nur ein Narr behaupten, und daß sie uns nichts anginge, nur ein Zyniker.

Ein Großteil dieser Megatode ist nämlich unter anderem eine Folge des Umstands, daß die satte Hälfte der Menschheit einen entsprechend hohen Anteil ihres Überflusses – und seit neuerem wohl auch noch etwas mehr als das – für eine immer maßloser werdende Aufrüstung verpulvert. Und ihr folgen immer mehr Drittweltländer, die, kaum daß sie über den Tellerrand schauen, ihre Selbstbestätigung in Waffenkauf und Minirüstung suchen.

Gerade dann, wenn man davon überzeugt ist, daß die christlichen Kirchen ein Erbe bewahren, ohne das diese Welt noch unerträglicher wäre, gerade dann gerät die Verbitterung um so größer, wenn man sich vor Augen hält, wie tief auch sie in diese Komplicenschaft wechselseitiger Gewissens-Salvierung verstrickt sind. Das gilt, wie nicht bestritten werden kann, vor allem für die katholische Kirche. Was soll man von einer Instanz halten, die uns zur Rettung verhungernder Kinder aufruft, während sie gleichzeitig mit dem ganzen Gewicht ihres weltweiten Ansehens dazu beiträgt, die Zahl dieser Kinder über jedes rettbare Maß hinaus zu vergrößern?

Was ist von der Moral einer sich moralisch verstehenden Institution zu halten, die offensichtlich das Nicht-Geborenwerden für ein entschieden größeres Übel hält als die Unerfreulichkeit, an Unterernährung zu verrecken? Hier wird, wohlgemerkt, nicht etwa auf Abtreibungslösungen angespielt, sondern allein auf die Möglichkeiten der Empfängnisverhütung (ein Zusatz, der schon deshalb notwendig erscheint, weil die Kirche in der Diskussion beides ärgerlicherweise ständig zu vermengen trachtet).

Die Erde hat nach den offiziellen Statistiken in den letzten beiden Jahren die größte Bevölkerungsexplosion ihrer Geschichte erlebt. Einige Autoren haben sich dessenungeachtet dazu verstiegen, die Tatsache als „Erfolg“ auszugeben, daß die veröffentlichten Zahlen hinter den ursprünglichen Prognosen um einige Prozent zurückgeblieben sind. Wie auch immer, das Endresultat ist furchteinflößend: 1950 gab es auf der Erde 2,5 Milliarden Menschen. Heute sind es bereits 4,8 Milliarden. Im Jahre 2000 werden es mindestens sechs Milliarden sein.
Man braucht keinen Computer, um ermessen zu können, was das für die Probleme bedeutet, die heute schon so gut wie unlösbar sind: Wohnungen, Energieversorgung, Abfallerzeugung, Arbeitsplätze, Rohstoffbedarf – es geht ja keineswegs nur, wie mancher zu glauben scheint, um die Ernährung dieser Menschenmassen. Wenn nicht sehr bald etwas Entscheidendes geschieht, dann treiben wir einer Katastrophe entgegen, für die es in der bisherigen menschlichen Geschichte kein Beispiel und keinen Vergleich gibt.
Vom Himmel wird die Rettung nicht fallen – wenn es noch eine gibt. Vielleicht wären wir heute noch imstande, den Zug aufzuhalten, der uns dem Abgrund täglich ein Stück näherbringt. Eine ungeheure gemeinsame Anstrengung wäre vonnöten. Warum nur rafft sich niemand zu ihr auf?
Zu den Faktoren, die diese feige Verdrängungsneigung begünstigen, gehören jene Anzeigen mit den Bildern abgemagerter und verhungernder Kinder. Selbstverständlich sind wir moralisch verpflichtet, den Hungertod auch durch Spenden zu bekämpfen. Wer der Suggestion dieser Anzeigen jedoch in der Weise erliegt, daß er sich einreden läßt, er könne mit einer bloßen Spende davonkommen, der verstrickt sich erst endgültig in Schuld.

Alles vom 13.08.1984 von Hoimar v. Ditfurth bitte lesen auf
https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13508565.html

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