Vollgeld

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Blick von Fröhnd-Vorderstadel kommend nach Südosten auf Ehrsberg am 20.3.2006 – immer noch viel Schnee

 

Synonyme für Vollgeld: 100%-Mindestreservesystem, 100%-Geld, positive money und full-reserve-banking

  • Digitalwährung und Güter-Tauschwirtschaft (22.12.2022)
  • Vollgeld – Kredite durch Höhe der Einlagen begrenzt (1.4.2013)
  • Endstation Zypern – Sparer sind in Wahrheit Gläubiger (27.3.2013)
  • Vollgeld statt Buchgeld (5.1.2013)
  • IWF-Forscher spielen radikale Bankreform durch – Vollgeld (16.8.2012)

 

 

 

Vollgeld – Kredite durch Höhe der Einlagen begrenzt

Der Ökonom Richard Werner führte eine Umfrage zum Geldsystem durch und stellte zwei Fragen:
(1) Wer macht und verteilt das Geld? 84 % sagten, die Zentralbank oder die Regierung produziert das Geld und entscheidet über die Allokation des Geldes.
(2) Stimmen Sie einem System zu, in dem die Mehrheit der Geldmenge durch private Unternehmen produziert und verteilt wird? 90 % sagten nein.
Beide Fragen wurden falsch beantwortet, das Gros der Befragten lebt mit einem Geldsystem, das es gar nicht will.
(1) Notenbanken (Bundesbank, Landesbanken) schaffen nur den kleineren Teil des Geldes, das wir im Alltag verwenden, indem sie Münzen prägen und Banknoten drucken lassen. Diese Münzen und Noten machen jedoch im Euroraum gerade 9% der Geldmenge aus.
(2) Den Rest der Geldmenge schaffen Geldinstitute, egal ob Deutsche Bank, Volksbank, Sparkasse oder Umweltbank. Sie schöpfen, was man Giral- oder Buchgeld nennt. Dieses Geld ist nicht physisch, sondern nur elektronisch vorhanden. Trotzdem hat dieses Geld den gleichen Wert wie harte Münzen oder Banknoten. Dieses Giralgeld macht derzeit 91 % der Geldmenge in der Eurozone aus.

Geschäftsbanken schaffen dieses Giralgeld mit jedem neuen Kredit, den sie vergeben. Ein Wohnungskäufer möchte eine ETW für 150000 Euro erwerben. Er verfügt über 50000 Euro an Bargeld und nimmt bei einer Geschäftsbank ein Darlehen über 100000 Euro auf (solide finanziert: 1/3 Eigen- und 2/3 Fremdkapital, zur Sicherheit läßt sich die Bank eine Hypothek über 130000 Euro ins Grundbuch eintragen). Die Bank schreibt die 100000 seinem Konto gut und hat damit 100000 Euro wie aus dem Nichts geschaffen, sie hat neues Geld geschöpft, d.h. die Geldmenge hat um 100000 Euro zugenommen. Der Käufer überweist das Geld sofort weiter auf das Konto des Immobilienanbieters und die 100000 Euro zirkulieren nun so lange, bis der Hauskäufer sein Darlehen zurückbezahlt hat. Erst dann verschwindet dieses Buchgeld wieder.

Die Geschäftsbanken können Geld schöpfen, weil sie Kredite mit nur ca 3% Zentralbankgeld unterlegen müssen. Genau deswegen ist der Einfluss der Europäischen Zentralbank EZB auf die Geldmengenschöpfung so gering. Eigentlich sind die Zentralbanken – auch als Notenbank oder Zentralnotenbank bezeichnet – in einem Währungsraum für die Währungspolitik zuständig, haben also für die Geldwertstabilität zu sorgen. Sie halten Währungsreserve eines Währungsraumes, refinanzieren Geschäftsbanken und emittieren Banknoten und bringen diese in Umlauf. Auf die Kreditvergabepraxis der Geschäftsbanken und damit auf die Geldschöpfung durch die Banken jedoch können sie nur indirekt Einfluss nehmen. Senkt die Notenbank die Zinsen, bedeutet dies eben keinesfalls automatisch, dass die Banken wie gewünscht mehr Kredite vergeben. Gleiches gilt umgekehrt, wenn die EZB die Zinsen erhöht mit der Absicht, dass die Geschäftsbanken weniger Kredite vergeben. Dazu der Soziologe und Ökonom Joseph Huber von der Universität Halle: „Das wird offiziell gerne etwas heruntergespielt. Weil man wiegt sich in dem Glauben, dass man ja über verschiedene Instrumente, die Giralgeldschöpfung der Banken über das Banknotenmonopol und über den Zentralbankzins und ähnliche Dinge kontrollieren könne. Das ist eine Illusion, in Wahrheit ist das umgekehrt. Das Gesetz des Handelns liegt bei den Banken. Die Banken bestimmen, wie viel Geld per Kredit erzeugt wird oder auch gelöscht wird. …. Das hat zu einer überschießenden Geldschöpfung geführt. Und die Krisen, die wir jetzt erleben auch in Europa, begonnen mit der Immobilienkrise in Europa und Amerika, jetzt eingemündet in die Staatsschuldenkrise, das ist ein direktes Ergebnis dieser über Jahrzehnte hinweg überschießenden, inflationär überschießenden Giralgeldschöpfung durch das Bankensystem.“

Die Regierungen in den USA und der EU arbeiten nun an strengeren Regeln für die Banken. Einigen Finanzmarktexperten ist das zu wenig. Sie greifen eine alte Idee auf und wollen den Banken die Möglichkeit zur Geldschöpfung nehmen. Stattdessen soll über die Geldmenge künftig alleine der Staat bestimmen. Diese Idee wird in Deutschland unter dem Stichwort Vollgeld diskutiert. Was bedeutet der Begriff Vollgeld? Diese Frage geht an den Ökonomen Joseph Huber. Er ist hierzulande der bekannteste Verfechter dieser Idee. „Ja, das ist eine Abkürzung für vollgültiges gesetzliches Zahlungsmittel, abgekürzt wurde daraus eben Vollgeld. Also man kann auch sagen, vollwertig, wertstabil, vor allen Dingen aber auch sicheres Geld, das nicht verschwinden kann. Und dieses vollgültige gesetzliche Zahlungsmittel kommt eben aus einer unabhängigen staatlichen Quelle, der Zentralbank.“

Huber hat mit Gleichgesinnten einen Verein gegründet, der sich für die Einführung des Vollgeldes einsetzt. Dieser Verein nennt sich Monetative. Angelehnt ist Monetative an die Begriffe Legislative, Exekutive und Judikative, gemeint die Gewaltenteilung in Deutschland. Nach dem Willen der Vollgeldbefürworter soll künftig daneben als weitere Gewalt der Staat als Geldschöpfer, eben als Monetative, treten. „Ein Vollgeldsystem würde erstmalig der Geld ausstellenden Stelle, also der unabhängigen Zentralbank die Möglichkeit geben, diese Geldmenge vollständig unter Kontrolle zu haben, also nicht die Verwendung des Geldes, sondern die Menge des Geldes, die zirkuliert und das ist die wichtigste Voraussetzung überhaupt, um ein stabiles Finanzwesen zu erzeugen.“

Jede Geschäftsbank, Sparkasse oder Genossenschaftsbank könnte Kredite dann nur noch in einem Umfang vergeben, in dem sie tatsächlich über Einlagen von Kunden verfügt. Schnell fanden sich prominente Anhänger: Franklin D. Roosevelt, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika von 1933 bis 1945, sympathisierte mit der Idee der hundertprozentigen Mindestreserve. Er konnte sich jedoch gegen die Profiteure der bestehenden Ordnung – insbesondere die damals schon mächtige Bankenlobby – nicht durchsetzen. Nach dem Zweiten Weltkrieg befürworteten sowohl der neoliberale Nobelpreisträger Milton Friedman als auch Walter Eucken – einer der Väter der Sozialen Marktwirtschaft – diese Art der Geldschöpfung durch den Staat. Davon angetan ist auch schon lange der SPD-Politiker Klaus von Dohnanyi.
Jaromir Benes und Michael Kumhof forschen beim Internationalen Währungsfonds. Die beiden Volkswirte haben den Chicago-Plan nach 60 Jahren aus dem Archiv geholt und durchgerechnet, was eine Einführung für die USA heute praktisch bedeuten würde. Ihre Studie ist als IWF-Arbeitspapier erschienen und spiegelt nicht notwendigerweise die Position des Fonds wieder. Ihre Arbeit hat für viel Aufsehen gesorgt. Die beiden Forscher bestätigen alle vier, von Irving Fisher beschriebenen Vorteile. Michael Kumhoff: „Der erste ist eine sehr viel bessere Kontrolle von Konjunkturzyklen Der zweite Vorteil: Alle Bankeinlagen wären hundert Prozent durch öffentliches Geld gedeckt. Das heißt, es gibt also überhaupt keine Frage, dass der Einleger sein Geld nicht mehr zurückkriegen könnte. Der dritte und der vierte Vorteil haben alle mit Schulden zu tun.“
1.4.2013

 

Endstation Zypern – Sparer sind in Wahrheit Gläubiger

Die vorläufige Stabilisierung der beschaulichen Steueroase im Mittelmeer offenbart die Schwachstelle im System: Sparer sind Gläubiger. Aber warum eigentlich? Mit der Teilenteignung der Sparer auf Zypern wird enthüllt, was eigentlich für die breite Öffentlichkeit verborgen bleiben sollte: Die Sparer sind in Wahrheit Gläubiger. Dies ist allerdings kein zypriotischer Sonderweg, sondern langjährige globale Realität – auch hier in Deutschland. Zu Recht wies das Handelsblatt in dieser Woche erneut auf diesen Zusammenhang hin: „Ja, so funktioniert unser Geldsystem. Wer am Zahlungsverkehr teilnehmen oder Geld ohne Kursschwankungsrisiko aufbewahren will, muss den Banken einen Kredit geben – ob er will oder nicht. Formal sind Halter von Bankguthaben Gläubiger der Banken, obwohl sie eigentlich der Bank kein Geld leihen wollen. Sie wollen nur ihre Zahlungsmittel sicher und liquide aufbewahren. Weil Spar- und Girokonteninhaber formal Gläubiger der Banken sind, ist es formal korrekt, dass bei dem Plan, die Einlagenkunden der zyprischen Banken per Sondersteuer zu schröpfen, von Gläubigerbeteiligung an der Bankenrettung geredet wurde.“ Norbert Häring im „Handelsblatt“ vom 25. März 2013
Was vielen Bürgern und auch Politikern neu sein dürfte, verweist auf einen im Grunde uralten Trick des Bankensektors. Es wird suggeriert, das Geld auf Spar- und Girokonten gehöre in jedem Fall den Einzahlern. Das Risiko des Totalverlustes bei einem Bankenkonkurs wird angeblich durch eine Einlagensicherung, sowie im Falle Deutschlands durch das persönliche Versprechen der Kanzlerin im Namen der Bundesregierung abgeschirmt. Dabei ist klar: Beim Kollaps einer großen Bank – oder gar mehrerer – greift kein Sicherungsfonds mehr, und auch die Regierung wäre vollkommen hilflos. Die Bürger würden schlicht enteignet. ….
Alles vom 27.3.2013 von Paul Schreyer bitte lesen auf
https://www.heise.de/tp/artikel/38/38847/1.html

 

 

 

Vollgeld statt Buchgeld

Münzen und Banknoten machen im Euroraum nicht einmal zehn Prozent der Geldmenge aus. Der Rest ist fiktives Geld, das Banken zum Beispiel durch Kreditvergabe schaffen und das nur auf dem Papier existiert. Mit dem Vollgeld-System würde sich das radikal ändern
Alles vom 5.1.2013 bitte lesen auf https://www.dradio.de/dlf/sendungen/hintergrundpolitik/1968379/

Daniel Worofka von den Piraten hat dieses umfassende Wiki zum Vollgeld zusammengestellt: https://wiki.piratenpartei.de/AG_Finanzmarktreform/Vollgeldreform

https://www.geldsystempiraten.de/wp/tag/richard-werner/

 

IWF-Forscher spielen radikale Bankreform durch – Vollgeld

Der Ökonomie-Nobelpreisträger Milton Friedman war von der Idee überzeugt, der Freiburger Ökonom Walter Eucken ebenso und der Yale-Professor Irving Fisher erst recht: Um das Finanzsystem stabil und sicher zu machen, solle der Staat Banken verbieten, im Zuge ihrer Kreditvergabe einfach neues Geld in Umlauf zu bringen. Ein Geldinstitut dürfe nur dann ein neues Darlehen vergeben, wenn es im gleichen Ausmaß über Bargeldreserven verfüge, forderten prominente Ökonomen in den 30er- und 40er-Jahren. Das würde das Geschäftsmodell von Banken fundamental verändern. Bislang müssen Geldinstitute nur für einen Bruchteil ihrer Kredite Bargeldreserven halten. So können sie quasi unbegrenzt Kredit vergeben – und dabei de facto neues Geld schaffen. Denn den Kredit zahlen sie aus, indem sie dem Kreditnehmer das Geld auf einem Girokonto gutschreiben. Und der Kreditnehmer bringt dieses Bankengeld, das es vorher noch nicht gab, in Umlauf, indem er seine Rechnungen damit bezahlt. In den 30er-Jahren sahen einflussreiche US-Ökonomen wie Fisher diese wundersame Geldvermehrung als zentralen Auslöser der Großen Depression identifiziert. Die Forscher forderten die Anhebung der Mindestreservepflicht der Banken auf 100 Prozent.
Seit Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise erlebt die Idee des sogenannten Vollgelds eine Renaissance. In der Schweiz will der Verein Monetäre Modernisierung um den Ökonomen Hans Christoph Binswanger eine Volksabstimmung darüber durchsetzen. In Deutschland fordert eine Initiative namens „Monetative“ um den Wirtschaftssoziologen Joseph Huber (Uni Halle) ebenfalls: „Alles Geld soll ausschließlich von einer unabhängigen öffentlichen Stelle geschöpft werden.“ Schützenhilfe bekommen die Vollgeld-Befürworter jetzt aus der Forschungsabteilung des Internationalen Währungsfonds (IWF). Zwei Volkswirte des Fonds stellen der Idee in einer neuen Studie ein gutes Zeugnis aus. Sie würde die Gefahr von Bankenkrisen eindämmen und das Wirtschaftswachstum deutlich beflügeln. Wegen all dieser Vorteile sei die Idee eine „höchst wünschenswerte Initiative“, schreiben die IWF-Volkswirte Jaromir Benes und Michael Kumhof …..
Alles vom 16.8.2012 bitte lesen auf
https://www.handelsblatt.com/politik/oekonomie/nachrichten/vollgeld-iwf-forscher-spielen-radikale-bankreform-durch/7008170.html

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