Eritrea

Home >Global >Globalisierung >Migration2021 >Eritrea

d

 

Eritrea zwischen Abessinien und Italien
Eritrea ist ein vergleichsweise schmales Land zwischen dem ostafrikanischen, christlich geprägten Binnenland Äthiopien und dem Roten Meer. Im Norden grenzt es an den Sudan, im Osten an Djibouti. Auf der anderen Seite des Roten Meers finden sich im Norden Saudi-Arabien und im Süden der Jemen, in dem seit Jahren die iranischen Mullahs einen Stellvertreterkrieg gegen eben jene Araber der Sippe der Saud führen lassen.
Ursprünglich waren sie wie die Bewohner Äthiopiens seit der Hochantike überwiegend christlich ausgerichtet. Doch seit der islamischen Expansion auf der Arabischen Halbinsel und verstärkt mit der Eingliederung der Region in das Osmanische Reich in der Mitte des 16. Jahrhunderts fand eine Zwangsislamisierung der dortigen, mit den Nubiern verwandten Menschen statt. Die Küstenlage, die spätestens mit dem Bau des Suez-Kanals für die Kontrolle der Seewege von Europa nach Indien und den Gewürzinseln von besonderer Bedeutung war, brachte es mit sich, dass die Mächte Europas auch auf diesen Landstrich ihr Auge warfen.
Seit 1870 besetzte das Königreich Italien Stück für Stück Teile der Küste und löste die osmanische Kolonialherrschaft 1890 durch die offizielle Gründung der „Colonia Eritrea“ ab. Ein Versuch Italiens, auch das Binnenland des damals noch souveränen Kaiserreichs Abessinien zu übernehmen, scheiterte 1896 an der äthiopischen Armee unter Kaiser Menelik II in der Schlacht von Adua. In einem Abkommen legten daraufhin beide Seiten am 26. Oktober desselben Jahres die Grenzlinie zwischen dem Kaiserreich Äthiopien, das ab 1923 als unabhängiger Staat dem Völkerbund angehörte, und der italienischen Provinz Eritrea fest. Gleichzeitig manifestierten sie damit den Grundstein zu einer Entwicklung, die bis heute die Situation in der Region bestimmt.

1936 startete das nun faschistische Italien von Eritrea und dem ebenfalls italienisch besetzten Somaliland aus erneut einen Versuch, das christliche Königreich Abessinien/Äthiopien zu erobern, richtete dort nach einem vorläufigen Sieg eine Zwangsherrschaft ein, die auch das Ziel verfolgte, die ortsansässigen Eliten zu vernichten. Erst 1941 endete die italienische Herrschaft über die Region, nachdem die äthiopische Befreiungsarmee und britische Kolonialtruppen die Fremdherrschaft überwinden konnten. Bei diesem seit 1937 andauernden Abessinienkrieg sollen nach unterschiedlichen Schätzungen zwischen 300.000 bis 800.000 Abessinier, womit sowohl Eritreer als auch Äthiopier gemeint sind, und zwischen 25.000 bis 30.000 Italiener ihr Leben verloren haben.

Eritrea wurde nun britisches Mandatsgebiet und 1952 als autonome Provinz dem Kaiserreich Äthiopien föderativ angeschlossen. Kaiser Haile Selassie wiederum untergrub den Autonomieanspruch des Küstenstreifens und ließ Eritrea 1962 offiziell annektieren. Das führte zu einem langanhaltenden, grausam geführten Separationskrieg der ehemaligen italienischen und islamisch geprägten Kolonie gegen das christliche Zentralreich. Auch nachdem 1974 das sozialistische Militär den Kaiser gestürzt und eine Diktatur eingerichtet hatte, ging der äthiopische Krieg gegen die Separatisten unvermindert weiter.

Erst 1993 – zwei Jahre zuvor hatte ein Oppositionsbündnis mit Unterstützung der Eritreischen Befreiungsfront die kommunistische Militärdiktatur in Äthiopiens Hauptstadt abgelöst – sollte Eritrea offiziell zu einem unabhängigen Staat werden. Die Konflikte zwischen Äthiopien und dem abessinischen Küstenstaat reißen jedoch nicht ab, zudem mit der an Eritrea angrenzenden äthiopischen Provinz Tigray ein weiterer Faktor im Spiel ist, auf den, neben regionalen Autonomieansprüchen, sowohl Addis Abeba als auch Asmara Ansprüche erheben. Tigray gilt gegenwärtig als einer jener Konflikte, in denen die Bevölkerung in besonderem Maße sowohl von Kriegshandlungen als auch vom Hungertod bedroht ist.

Eritrea ist ein Horrorland, das seine Menschen psychisch verstümmelt
Für die Eritreer allerdings brach mit der Unabhängigkeit nicht nur wegen der fortwährenden Konflikte mit Äthiopien alles andere als eine goldene Zeit an. Seit der Staatsgründung 1993 hat der bekennende Mao-Bewunderer und Studienabbrecher Isayas Afewerki den Küstenstreifen zu einer kommunistischen Ein-Mann-Diktatur umgeformt, der seitens Beobachtern eine systemische Ähnlichkeit zum nordkoreanischen Modell der Kim-Sippe unterstellt wird. Eritrea ist aber mehr noch als das Kim-Reich ein Land mit absolutem Durchgriff des Militärischen in jeden Lebensbereich. Das hat in der Konsequenz und in der Zwangsverpflichtung jedes Eritreers in die Feldzüge und Kriegshandlungen des Führers ein durch und durch traumatisiertes, neurotisches Volk geschaffen.
So verständlich es unter diesen Umständen scheinen mag, dass junge Eritreer diesem Terrorregime entfliehen wollen, so bewusst müsste es den aufnehmenden Ländern sein, dass ein unter einem solchen Regime aufgewachsener junger Mann die von ihm erfahrene Traumatisierung nicht über Nacht ablegen und zu einem Bürger nach europäischen Vorstellungen werden kann. Wer aus einem solchen Land als seelischer Krüppel kommt, ist mit der Situation in einer weitgehend friedlichen Bundesrepublik gänzlich überfordert, weil er nicht an die Hand genommen wurde, sondern seinen eigenen Dämonen überlassen bleibt. Sicherlich ist es unzulässig, jedem Eritreer zu unterstellen, dass seine Prägung zwangsläufig zu solchen scheinbar unnachvollziehbaren Handlungen wie in Illerkirchberg führen muss – doch diese jungen Männer gänzlich ohne umfassende, psychologische Betreuung in irgendwelche Unterkünfte zu stecken, in denen sie zudem oftmals unter ihresgleichen sind, ist in jeder Hinsicht verantwortungslos.

Nicht nur bei Eritreern, sondern beispielsweise auch bei Somaliern, deren Herkunftsland seit Jahrzehnten zwischen radikalislamischen Allahkriegern, kriminellen Banden und den verzweifelten Versuchen staatlicher Organisation zerrieben wird, muss die deutsche Exekutive bis ins Detail wissen, mit wem sie es zu tun hat. Wurden die Asylbewerber als Kindersoldaten in den Kampf gezwungen? Welche Erfahrungen mussten sie in den Kämpfen in ihren Ländern machen, die sie geprägt haben? Wurden sie selbst, ob aus freien Stücken oder durch Zwang, zu Mördern in jenen Kämpfen, die in ihren Herkunftsländern den Alltag bestimmen? Mit welchen traumatischen Belastungen sind sie ihren Weg nach Europa gegangen?

Die Illusion, dass „Flüchtlinge“ aus Ländern wie Eritrea ohne neurotische Erfahrungen und unbelastet durch ihre Vergangenheit in der Bundesrepublik ein neues, gefahrloses Leben beginnen könnten, hat mit der realen Welt nicht das Geringste zu tun. Ein Staat, der nicht sicherstellen kann, dass solche Personen, wenn sie ihr Weg nach Deutschland geführt hat, keine Gefahr für die Allgemeinheit darstellen können, versagt in seiner ureigensten Verantwortung gegenüber seinen Bürgern.
… Alles vom 8.12.2022 von Tomas Spahn bitte lesen auf
https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/spahns-spitzwege/illerkirchberg-messerueberfall-eritreer/