Afrika-Zusammenarbeit

Home >Global  >Afrika >Entwicklungshilfe >Afrika-Zusammenarbeit

Blick vom Schauinsland über Stohren und Münstertal ins neblige Rheintal 11/2021

 

„20.000 wilde Elefanten für Deutschland“ – Botswana wütend auf Umweltministerin Lemke
Boswanas Präsident Mokgweetsi Masisi hat gegenüber „Bild“ angekündigt, Deutschland 20.000 Elefanten schenken zu wollen. Denn er ist sehr verärgert über Deutschland – konkret Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne). Die will die Einfuhr von Jagdtrophäen aus Afrika beschränken und möglichst ganz verbieten.
Dass Lemke die Trophäen-Einfuhr verbieten wolle, fördere Armut und Wilderei, so Masisi. Außerdem sei Jagd ein Mittel, den Bestand zu steuern. Das Land leide nach jahrzehntelangem Artenschutz unter einer „Überpopulation“ an Elefanten. Menschen würden von ihnen totgetrampelt, Dörfer verwüstet, Ernten zerstört.
„Es ist sehr einfach, in Berlin zu sitzen und eine Meinung zu haben zu unseren Angelegenheiten in Botswana. Wir zahlen den Preis dafür, dass wir diese Tiere für die Welt erhalten.“ Er möchte, „dass Frau Lemke sich die Zeit nimmt, die Fakten und die Wissenschaft anzunehmen“. Seinem Empfinden nach würden die Grünen auf Botswana „mit Verachtung“ schauen, seien „Fundamentalisten, die aus Ideologie handeln“.
… Alles vom 2.4.2024 bitte lesen auf
https://www.welt.de/politik/ausland/article250834540/Botswana-will-Deutschland-20-000-Elefanten-schenken.html

 

Sören Sieg: „Oh, wie schön ist Afrika…” – rassistisch?
Im Acta-Notat vom 8. Februar verwies ich auf einen FAZ-Artikel, den der Autor Sören Sieg in eigener Sache verfasst hatte (https://www.klonovsky.de/2023/02/8-februar-2023/ etwas scrollen). Er beschrieb darin, wie sein Buch „Oh, wie schön ist Afrika …” die postkoloniale Lektoratszensur, „Sensitivity Reading“ genannt, überstanden habe. Die „rassismuskritische” Lektorin hatte zuvor in seinem Manuskript gestrichen und umformuliert, wie es kein königlicher Zensor jemals gewagt hätte.

Worum geht es? Sören Sieg, Sänger, Komponist, Musikant und Autor, schildert im Buch seine Reiseerlebnisse in sechs afrikanischen Ländern (Äthiopien, Uganda, Kenia, Tansania, Südafrika und Ghana). Die Art und Weise seiner Touristik nennt sich „Couchsurfing”, das ist so etwas wie Airbnb für Anspruchslose oder eben Abenteuerlustige.

Afrika sei der uns fremdeste Kontinent, schreibt der von dieser Fremdheit so faszinierte Autor. Die fünf großen Weltzivilisationen – Europa, Arabien, Persien, Indien, China – hätten sich seit Jahrtausenden ausgetauscht und gegenseitig befruchtet. „Nur eine Ecke der Welt war davon komplett abgeschnitten: das Afrika südlich der Sahara. Keine Schrift, keine Malerei, keine Architektur, keine Epen, keine heiligen Schriften, keine Philosophen, keine Technologie.” Andererseits, zitiert er einen in Daressalam lebenden Inder namens Sandeep, „wieso reden wir immer von Armut? Wie definieren wir überhaupt Armut? Weil jemand in einer Hütte auf dem Dorf lebt, ohne Strom und fließendes Wasser, ist er arm? Wenn er aber doch umgeben ist von seiner Frau, seinen Kindern, seinen Ziegen und Kühen, seinem Tribe, seiner Gemeinde – wieso nennen wir ihn arm? Er ist nicht arm. Wir definieren nur, dass er arm ist.”
Das mag nett klingen, aber dass Afrika arm ist, definieren nicht „wir”, sondern die Millionen, die über das Mare nostrum nach Europa drängen bzw. dafür bereitstehen. Afrika, das heißt – und Sieg beschreibt es ausführlich – Korruption, endlose Slums, Wellblechhütten, Tribalismus (die innerafrikanische Form des Rassismus), Voodoo, Dreck, Müll, Insekten, katastrophale Sanitäranlagen, Autos, die schon vor 30 Jahren durch den TÜV gefallen wären, Kriminalität, sexuelle Gewalt, Gewalt gegen Frauen, Staatsgewalt, überhaupt Gewalt, Homosexuellenfeindlichkeit, Väter, die ihre Familien verlassen und den Frauen keinen Cent zahlen, Hitze, Staub, Bettelei, Unverbindlichkeit, habituelles Lügen, und kaum etwas funktioniert. Aber zugleich Lebensfreude, Optimismus, lachende Menschen, Scharen von Kindern, Frauen in langen, farbenprächtigen Kleidern, kleine, meist hinter Mauern und Stacheldraht verborgene Oasen von Reichtum und architektonischer Schönheit, Musik, Tanz, Sex, Freiheit, grandiose Landschaften und eine alle westlichen Vorstellungen übertreffende Fülle der Vegetation. Und Zeit! Mitunter hat es den Eindruck, als besäße Afrika mehr Zeit als der Westen Geld (die Kehrseite ist, dass es keine verbindlichen Termine gibt). Außerdem Gottesdienste mit Gesängen, die dem Touristen die Tränen in die Augen treiben.
….
Kehren wir zurück zur sensitiven Korrekturleserin im Goldmann-Verlag, der übrigens zum Bertelsmann-Konzern und zur Penguin Random House-Verlagsgruppe gehört, und versetzen wir uns in ihr Dilemma. Vor ihr liegt ein Buch, das sich realer afrikanischer Akteure bedient, um die afrikanische Realität so zu beschreiben, wie sie ist – statt wie sie sein sollte –, und das weder Afrikakitsch noch Verantwortungsschwulst verbreitet, noch Weißenkritik übt, noch die Kolonialschuld anklagt. Die Maid erkennt sofort die Gefahr und schreibt an den Autor: „Sie reproduzieren kolonial-rassistische Machtstrukturen!” Perfiderweise ist es aber gar nicht der Autor, der das tut, sondern es sind die Einheimischen, die er trifft und zitiert und die ständig unverzeihliche Sachen sagen, was, wenn man es schon nicht mehr rückgängig machen kann, sich zumindest nicht wiederholen darf. Was wissen denn irgendwelche noch nicht zur Wokeness bekehrten Bimbos von Afrika? Das wäre ja so, als überließe man den Ossis die Beurteilung des Sozialismus!
… Alles vom 16.4.2023 bitte lesen auf
https://www.klonovsky.de/2023/04/16-april-2023/
.
Sören Sieg: „Oh, wie schön ist Afrika…”,
München 2022, 318 S., 16 Euro

 

Chinesische Medizin läßt Esel in Afrika rar werden
Die Chinesen und ihre traditionelle Medizin (TCM) befördern überall auf der Welt Schmuggel und Handel mit oft seltenen Arten. Jetzt werden in Afrika sogar die Esel knapp, denn ihre Haut soll besondere Kräfte besitzen.
BBC World meldete am 11. März 2022, dass der nigerianische Zoll im nordwestlichen Bundesstaat Kebbi nahe der Grenze zu Niger 1.390 Säcke mit Eselsfleisch beschlagnahmt hat. Nach ersten Ermittlungen wurden etwa 1.000 Esel geschlachtet und ihr Fleisch in Säcke verpackt. In Nigeria ist der Handel mit getöteten Eseln illegal.
Die Eselspreise in Afrika explodieren, seit chinesische Aufkäufer mehr als 1.000 Euro für die Haut eines Esels bezahlen. Die hohe Nachfrage hat die Eselsbestände in Afrika stark schrumpfen lassen. China importiert aus Afrika Eselshaut für die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM). Das Fleisch geht nach Vietnam. Aus Eselshaut wird schwarze Gelatine (E Jiao / Ejiao) gewonnen. Sie soll bei Unfruchtbarkeit, Schlaflosigkeit, Schwindel, Husten und Verbesserung der Blutzirkulation helfen, außerdem die Hautalterung verhindern und gilt außerdem als Potenzmittel. Die Gelatine wird durch Auskochen und Eindicken der frischen oder getrockneten Eselshaut gewonnen. Sie wird in Tafeln, die an Tafeln Schokolade erinnern, vermarktet.

Esel fehlen als Last- und Zugtiere
Die Tierschutzorganisation Donkey Sanctuary aus Großbritannien berichtet, dass der Bedarf an Tierhäuten stetig steigt. Ein Kilo E Jiao würde etwa 350 Euro kosten. Nigeria, Senegal, Mali, Burkina Faso, Niger, Botswana und Äthiopien haben den Export von Eselshäuten verboten, um ihre Landbevölkerung zu schützen. Der Exportboom ließ die Preise für Esel um ein Vielfaches steigen, so dass sich viele Bauern diese Tiere nicht mehr leisten konnten. Eselsdiebstahl ist ein lukratives Geschäft geworden.
Afrikaner nutzen aber Esel für den Transport von Menschen und Waren. Der Alltag ist durch den Verlust von Eseln stark eingeschränkt. Die Bauern sind wirtschaftlich auf die Tiere angewiesen. Viele Züchter verlegten sich auf Eselszucht, statt wie bisher Ziegen und Schafe zu züchten. In Burkina Faso waren zuvor 45.000 Esel und im Niger 80.000 in nur sechs Monaten geschlachtet worden. In Kenia und Südafrika reagierten Züchter inzwischen auf den Nachfrageboom aus Fernost. Jedes Jahr produziert China etwa 5.000 Tonnen E Jiao, dafür werden etwa vier Millionen Häute benötigt.
.
Volker Seitz war von 1965 bis 2008 in verschiedenen Funktionen für das deutsche Auswärtige Amt tätig, zuletzt als Botschafter in Kamerun, der Zentralafrikanischen Republik und Äquatorialguinea mit Sitz in Jaunde. Er gehört zum Initiativ-Kreis des Bonner Aufrufs zur Reform der Entwicklungshilfe und ist Autor des Bestsellers „Afrika wird armregiert“. Die aktualisierte und erweiterte 11. Auflage erschien am 18. März 2021. Volker Seitz publiziert regelmäßig zu afrikanischen Themen und hält Vorträge (z.B. „Was sagen eigentlich die Afrikaner“, ein Afrika-ABC in Zitaten).
… Alles vom 13.3.2022 von Volker Seitz bitte lesen auf
https://www.achgut.com/artikel/warum_in_afrika_ploetzlich_die_esel_rar_werden

.

Dietmar Friedhoff: Denken wir Afrika
Wer heute an Afrika, insbesondere an Subsahara-Afrika, denkt, hat vor allem die dortigen Krisenerscheinungen vor Augen, die nie so schlimm waren wie heute – Hunger, Bürgerkrieg, Korruption, fragile und gescheiterte Staaten. Diese Sichtweise ist richtig und vor allem unter Patrioten weit verbreitet. Ebenso oft stößt man jedoch auf die Haltung: „Was geht uns Afrika an? Haben wir nicht genug eigene Probleme?“ – Wer so denkt, verkennt die ungeheuren Potentiale Afrikas, den Rohstoff-, Identitäts- und Kulturreichtum, auf den die Afrikaner zurecht stolz sind und der Afrika zu einem Chancen-Kontinent macht – gerade für Europa.

Die primäre Ursache für die Krisen und Konflikte, die unser Afrika-Bild prägen, wird dabei vom linksgrünen Mainstream konsequent ausgeblendet. Wir müssen sie umso klarer benennen: Die Probleme des Kontinents ergeben sich aus der explosiven Demographie, der ungebremsten Bevölkerungszunahme, die auch für uns zur Schicksalsfrage werden wird. Die Kinderweltbevölkerung hat sich in den letzten 80 Jahren verschoben: Prognosen zufolge werden im Jahr 2040 nicht weniger als 40 Prozent aller Kinder in Afrika geboren werden.
Angesichts dieser Perspektive muss eines klar sein: Wenn wir die zu erwartenden Migrationsbewegungen nach Europa verhindern wollen, muss das Leben für die Afrikaner in Afrika lebenswerter werden. Das geht nur durch den wirtschaftlichen Aufbau, die infrastrukturelle Erschließung, die Industrialisierung und Elektrifizierung des Kontinents – Ziele, die auch von den Afrikanern selbst angestrebt und vorangetrieben werden. Schaut man sich jedoch an, was die westliche Entwicklungshilfe in den vergangenen 60 Jahren dazu beigetragen hat, die Lebensqualität in den afrikanischen Ländern zu verbessern, packt man sich mitunter an den Kopf: Wir Deutschen stellen Inklusionstoiletten für Rollstuhlfahrer in die Wüste des Tschad (wo weit und breit niemand ist, der sie benutzen könnte), wir finanzieren klima-neutrale Moscheen in Marokko unter Verwendung von quecksilberhaltigen Energiesparlampen, für die es dort keinerlei Entsorgungskonzepte gibt, und wir bauen Schulen und Spielplätze, die binnen kürzester Zeit vermüllen und verfallen, weil die ansässige Bevölkerung kein Bewusstsein für deren Erhalt hat und keine Verantwortung für sie übernimmt.

Unsere Entwicklungshilfe ist bis ins Detail durchideologisiert und gekennzeichnet von einem Bevormundungswahn, der mit wirtschaftlichem Kalkül oft Hand in Hand geht. Ex-Diplomat Volker Seitz, der wohl prominenteste Kritiker der Entwicklungshilfe im deutschsprachigen Raum, brachte es auf den Punkt, als er – am 22.10.2019 auf dem Blog Achse des Guten – schrieb, Entwicklungshilfe bewirke in der Regel das Gegenteil dessen, was sie eigentlich erreichen will. Sie führe zu einer „Kultur der Abhängigkeit“. „Ein nachhaltiger Entwicklungsprozess kann nur von innen heraus gestaltet werden. Wir können (…) Afrika nicht von außen retten.“
https://www.achgut.com/artikel/die_verlogene_botschaft_der_deutschen_entwicklungshilfe

Genau deswegen ist es überfällig, der Entwicklungshilfeindustrie, die vor allem sich selbst ernährt, den finanziellen Boden zu entziehen. Stattdessen müssen wir eine wirtschaftliche Zusammenarbeit mit den afrikanischen Staaten auf bilateraler Ebene und auf Augenhöhe anstreben: Handel statt Almosen, lautet die Devise. Insbesondere muss es darum gehen, Wertschöpfung vor Ort – in Afrika für Afrika – zu ermöglich, um einerseits den Irrsinn des Welthandels einzudämmen, andererseits die Entstehung eines afrikanischen Mittelstandes zu fördern. Dabei kommt der Frauenbildung besondere Bedeutung zu, da Frauen den Motor des gesellschaftlichen Fortschritts darstellen und – so die einschlägige Erfahrung – umso weniger Kinder gebären, je höher ihr Bildungsstand ist.

Bislang ist es vor allem die Volksrepublik China, die sich als mächtiger Partner des post-kolonialen Afrikas profiliert und inszeniert, bei den Afrikanern aber auch immer mehr Skepsis hervorruft, da die Chinesen die Durchführung gigantischer Infrastruktur-Programme mit der Verfolgung eigener geostrategischer Ziele und der rücksichtslosen Ausbeutung von Rohstoffen verbinden. Für uns Deutsche und Europäer, die wir mit Chinas Wirtschaftsmacht nicht konkurrieren können, stellt sich daher zunehmend die Frage, was wir den Afrikanern überhaupt anbieten können. Aus meiner Sicht kommen an dieser Stelle unsere hohen Qualitätsstandards ins Spiel, unsere sprichwörtlich gewordene Gründlichkeit und Expertise, aber auch das deutsche Handwerk, das – verbunden mit dem zugrundeliegenden Arbeitsethos – ein Exportschlager sein könnte.

Hierbei spielt auch die Wertevermittlung eine Rolle, die nur durch selbstbewusstes Auftreten vor Ort erreicht werden kann: Denn die Wirtschaftsmacht Deutschland verdankt ihren Erfolg ja gerade ihrem einstmals hervorragenden Bildungssystem sowie bestimmten Werten und Tugenden, von denen auch andere profitieren können, wenn sie es denn wollen. Durch Vermittlung dieser Werte und Tugenden (Fleiß, Pünktlichkeit, Ordnung usw.) können wir einen Beitrag zur Selbstentwicklung Afrikas leisten, das heißt zur Förderung der Selbsthilfe, der Selbstverantwortung und des Selbstmanagements. Gleichzeitig darf man nicht aus den Augen verlieren, dass eine zukunftsfähige Zusammenarbeit immer zu beiderseitigem Nutzen angelegt sein muss. Unsere über das Wirtschaftliche hinausgehenden Interessen und Ziele müssen dabei klar definiert sein: einerseits Begrenzung des Bevölkerungswachstums, andererseits Eindämmung der Migration nach Europa.

Damit wäre schon viel gewonnen. Ein prosperierendes Afrika aber könnte Deutschland darüber hinaus ein neues Wirtschaftswunder bescheren, insbesondere der deutschen Automobil-Industrie, dem Maschinenbau und der Energie- und Umwelttechnik. Dazu freilich ist es nötig, jetzt die Initiative zu ergreifen und zu handeln, bevor das chinesische Gewicht in Afrika zu groß wird, um uns noch Raum zu lassen.
28.2.2022, Dietmar Friedhoff

Dietmar Friedhoff: „Denken wir Afrika“, 127 Seiten, ISBN 978-3-87336-721-0, Klappenbroschur, DIN A5, Preis: 16,80 Euro

https://www.denken-wir-afrika.de/

Podcast zum Buch:
https://podcast.dietmar-friedhoff.de/episode-6-dietmar-friedhoffs-buch-denken-wir-afrika/

Dietmar Friedhoff, geboren 1966 in Hagen (Westfalen), verheiratet, drei Kinder. Seit 2017 sitzt Friedhoff für die AfD im Deutschen Bundestag und ist u.a. deren afrikapolitischer Sprecher. 2021 veröffentlichte er im GHV-Verlag das Buch Denken wir Afrika. Es enthält nicht nur eine Abrechnung mit 60 Jahren fehlgeleiteter deutscher und westlicher Entwicklungshilfepolitik, sondern auch eine konservative Grundsatzstrategie zur Selbstentwicklung unseres Nachbarkontinents