Gaza – innerislamische Konflikte

„Gaza ist eine humanitäre Tragödie. Blickt man aber genauer hin, entpuppt sich Gaza als Mikrokosmos innerislamischer Konflikte, die mit Israel allenfalls mittelbar zu tun haben“ – so Josef Joffe in der Zeit am 7.8.2014: „Im Gaza bekämpft der Iran, der Waffenmeister von Hamas, die Sunniten-Regime. Katar, der zweite Hamas-Mäzen, will es Kairo und dem Nachbarn Riad zeigen.“ Als  Aussenseiter kommt die Türkei von Erdogan mit seinen antiisraelischen Hasstiraden hinzu, der den gefährlichsten Rivalen nicht im Iran ausmacht, sondern in Ägypten und Saudi-Arabien. Für Joffe ist Gaza nicht nur ein Stellvertreter-Krieg, sondern ein Dreifach-Krieg.

Die fünf Kriege seit 1948 waren klassische Kriege zwischen Israel und den Arabern. Dann brach die arabische Koalition auseinander, Kairo und Amman schlossen Frieden mit Israel.
Heute zerfleischt sich die arabische Welt in (mindestens) drei zentralen Konflikten.
1. Irak: Sunniten und Schiiten kämpfen um die Vorherrschaft in einem zerfallenden Land.
2. Syrien: Islamisten gegen Alleinherrscher – zwei Abarten des Autoritären hauen aufeinander.
3. Iran: Teheran und die alten Regime von Kairo (Militär) und Saudi-Arabien (Haschemitischen) bekriegen sich.

Syrien hat weitaus mehr Opfer gefordert als alle arabisch-israelischen Kriege zusammen. Israel gilt als der heimliche Verbündete der sunnitischen Mächte.

„Stellen wir uns vor, Israel und Hamas lernten, dass sie zwar Schreckensbilder produzieren, aber andere das Drehbuch schreiben.“ – dies ist für Joffe die zentrale Frage. Beide sind im Gaza in einen Stellvertreterkrieg eingefangen. Beide wissen, dass sie einander nicht bezwingen können: Hamas weiß, dass Raketen auf Tel Aviv den sicheren Krieg bedeuten. Israel weiß, dass sie zwar jeden Waffengang gewinnen können, aber ein halbwegs florierendes Gaza kein Sehnsucht hat nach einem neuen, vierten Krieg.

 

 

Gaza-Krieg – Chronologie
– Am 12. Juni 2014 wurden drei israelische Jugendlichen in den Westbanks entführt.
– Am 19. Juni wurden die hochrangigen Hamas-Mitglieder im Westjordanland verhaftet.
– Mitte Juni bis Anfang August feuerte die Hamas mehr als 2000 Raketen auf israelisches Gebiet.
– Am 30. Juni wurden die Leichen der Jugendlichen gefunden.
– Am 2. Juli wurde ein palästinensischer Jugendlicher in Jerusalem ermordet.
– Erst am 3. Juli antwortete die israelische Luftwaffe auf das wochenlange Hamas-Bombardement
– Am 8. Juli begann die Operation Protective Edge.
Die militärische Aggression ging somit allein von der Hamas aus.

Hamas – Lebende Schutzschilde – Zivile Opfer
Es geht nicht darum, auf Angriffe in Gaza zu verzichten, um zivile Opfer zu vermeiden, sondern es geht darum, in Gaza zivile Opfer in Kauf zu nehmen, damit in Israel die Zivilisten am Leben bleiben können. Wollen Sie den Israelis das Recht verwehren, ihre eigenen Kinder gegen feindliche Angriffe zu verteidigen, weil dadurch die Kinder der Angreifer ums Leben kommen können? Eine Nation ist eine Schicksalsgemeinschaft. Führen Nationen gegeneinander Krieg haben alle Mitglieder der kriegführenden Nation ihr Schicksal aneinander gekettet. Die Palästinenser können daher nicht reklamieren, dass ihre eigenen Kinder genauso unschuldig sind, wie jene der Israelis, die sie umbringen wollen. Ihre eigenen Kinder teilen das Schicksal ihres Volkes, genauso wie die Kinder Israels jenes aller Israelis teilen. Es ist nicht ihr Fehler, dass die Palästinenser einerseits von Verbrechern regiert werden und andererseits militärisch und wirtschaftlich unfähig sind, das eigene Volk vor Übergriffen des Feindes zu schützen oder dieses gar nicht wollen. Israels Kinder dürfen die Fähigkeiten ihres Volkes in Anspruch nehmen, um zu leben, auch wenn dadurch andere sterben.
Einen Krieg kann man nicht dadurch humanisieren, in dem man ihn human führt. Wer Humanismus will, muss auf den Krieg verzichten. Wer sich aber für Krieg entscheidet, sollte sich über die Konsequenzen für sein Volk im Klaren sein, und nicht klagen, wenn sie eintreten.

Übrigens ist die Hamas mit ihrer Taktik nur dann erfolgreich, wenn es viele Menschen wie Sie gibt, die Miteid mit den Opfern in Gaza empfinden, und Israel dafür verantwortlich machen. In dem Sie so reagieren, wie die Hamas es erwartet und provoziert hat, verschaffen Sie der Hamas ohne es zu wollen den militärischen Erfolg, den sie erzielen wollte. Menschliche Schutzschilde werden dann als Taktik wirkungslos, wenn wir nicht mehr die Schützen anklagen, sondern die Schuld bei jenen suchen, die sich hinter Kindern verstecken.

Wenn denn die Hamas unter jedem zivilen Gebäude Tunnels in Richtung Israel gräbt und in jeder Schule und jedem Krankenhaus Waffenlager einrichtet, wenn es seine Stellungen bewusst dort einnimmt, wo in der Nähe möglichst viele Kinder leben, dann muss sich Israel entscheiden, ob es Gaza in Schutt und Asche legt, oder ob es seine Bürger der Gewalt der Hamas ungeschützt ausliefert

Im Gaza herrscht die Hamas unumschränkt, nachdem sie im Juni 2007 in einem Bürgerkrieg gegen die Fatah die Macht in Gaza an sich gerissen hat. Das ist der Grund für die Blockade. Israel hat innerhalb des Gazastreifens weder juristische noch tatsächliche Macht. Für die Konflikthaltung des Gazastreifens ist somit die Hamas zuständig. Sie bestimmt über das Schicksal ihrer Bürger, und ist für deren Leid verantwortlich, solange sie Krieg führt ohne in der Lage zu sein, den Feind außer Landes zu halten oder die Bürger gar als Schutzschilde missbraucht.
30.7.2014 , Rainer Brombach

 

UN bestätigte Waffenlager in zivilen Gebäuden

In der von Israel bombardierten UN-Schule befand sich ein Waffenlager der Hamas. Das hat die UN bestätigt.
https://www.zeit.de/politik/ausland/2014-07/israel-gazastreifen-hamas-vereinte-nationen

Charta der Hamas – Menschliche Schutzschilde werden eingestanden
https://usahm.info/Dokumente/Hamasdeu.htm

Hamas-Interview vom DLF:
https://www.deutschlandfunk.de/gaza-krieg-voelkerrechtsverstoesse-nur-durch-hamas.694.de.html?dram:article_id=293068

Eine Nation ist eine Schicksalsgemeinschaft. Wir können uns der Politik der Mehrheit oder der Mächtigen in unseren Ländern auch dann nicht entziehen, wenn wir dagegen waren. Genau wie wir von guten politischen Entscheidungen mit profitieren dürfen, die wir selbst bekämpft haben. Wenn zwei Nationen Krieg führen sind wir unentrinnbar Teil dieser Schicksalsgemeinschaft. Wir werden in diesen Konflikt verwickelt, ob wir ihn wollten oder nicht. Als Kriegsgegner können Sie sich nicht für neutral erklären, wenn Sie in die Frontlinie geraten sind. Ihre individuellen Rechte sind nichts mehr wert. Die feindliche Nation muss keine Rücksicht auf Ihre Einstellung zu dem Krieg und zu den Herrschenden in Ihrem Land nehmen. Sie sind deren Feind, ob Sie es wollen oder nicht.
Im Falle der Kinder von Gaza hat das die Hamas für sie entschieden. Im Falle der israelischen Kinder, hat die israelische Regierung ihr Schicksal bestimmt.
31.7.2014

 

Evelyn Hecht-Galinski zum Gaza
Die Ursache ist die Blockade des Gazastreifens durch Israel. Wenn man 1,8 bis zwei Millionen Menschen in einem Ghetto hält, muss man sich nicht wundern, dass sie sich wehren. Ich kann nur sagen, wenn Besatzung zu Recht wird, dann wird Widerstand zur Pflicht. Ich möchte mal sehen, was bei uns los wäre, wenn wir unter solchen Bedingungen wie die Palästinenser im Gazastreifen vegetieren müssten. Man hat diese Menschen in die Hoffnungslosigkeit gestürzt, was unweigerlich zur Radikalisierung führt. Die Blockade des Gazastreifens und die Besetzung des Westjordanlandes müssen sofort beendet werden. Sonst kann es nie einen gerechten Frieden geben. Israel ist heute ein Apartheidstaat, in dem Palästinenser Bürger zweiter Klasse sind. Eigene Kritiker werden heute von rassistischen jüdischen Bürgern angegriffen. …..
Alles vom Evelyn Hecht-Galinski vom 14.8.2014 bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/wir-deutsche-sind-verpflichtet-uns-einzumischen

Evelyn Hecht-Galinski (65) aus Marzell ist Autorin und Publizistin. Sie schreibt Artikel für die Neue Rheinische Online-Zeitung (NRhZ.de). Ihr Vater, Heinz Galinski, war der erste Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland

Wenig Vertrauen
In die Beurteilung der Vorgänge in und um Gaza mische ich mich nicht ein; da aber Frau Galinski die antisemitische Hetze durch Muslime in Deutschland ignoriert, habe ich nicht viel Vertrauen in ihre Infos betreffend den Konflikt in Gaza.
14.8.2014, Hans-Joachim Burghardt

Kinder als Schutzschilde
Es wäre schön gewesen, wenn man Frau Hecht-Galinski auch danach gefragt hätte, was Sie zur Taktik der Hamas, diese Kinder als Schutzschilde zu verwenden zu sagen hat. Auch hätte mich ihre Meinung zu der Tatsache interessiert, dass die Hamas Kinder aus den Armenvierteln Gazas zum Bau dieser Tunnel angeworben hat, und dabei über 100 von ihnen umkamen. Diese wurden dann nicht zu Opfern israelischer Aggression sondern zu Märtyrern erklärt, und die Eltern mit ein paar Euros „entschädigt“.
https://www.faz.net/aktuell/gaza-mit-hightech-gegen-die-tunnelgraeber-13094157.html
So viel Großmut und Menschlichkeit der Hamas wären doch ein paar applaudierende Worte von Seiten Frau Hecht-Galinskis wert gewesen. Schließlich würde mich interessieren, wie viele tote israelische Kinder Frau Hecht-Galinski als gerechte Strafe für „israelische Verbrechen“ akzeptieren würde. Für den Herbst war nämlich von der Hamas eine Großoffensive durch die Tunnels auf israelisches Gebiet und gegen israelische Zivilisten geplant.
https://www.spiegel.de/politik/ausland/gaza-krieg-israel-wird-hamas-planung-eines-anschlags-vor-a-983082.html
Durch ihre niederträchtigen Bombardements hat die israelische Armee doch glatt verhindert, dass möglichst viele kleine Israelis nachts in ihren Kinderbettchen von palästinensischen Freiheitskämpfern abgestochen werden konnten.
14.8.2014, Rainer Brombach

Die Abkehr der Weltgemeinschaft ist gefährlicher als die Raketen der Hamas
Hilfreich wäre, sich zu fragen, ob zwischen den letzthin beobachteten antisemitischen Vorkommen und der Politik der israelitischen Regierung ein Zusammenhang besteht. Dazu wäre es auch nötig, die anhaltenden Verletzungen von UNO-Resolutionen, Völkerrecht und Menschenrechten durch diese Regierung offen und kritisch anzusprechen. Da reicht es nicht darauf hinzuweisen, dass Kritik an der Politik der Regierung besonders laut in Israel selbst ist. Kritik muss auch im Zentralrat und in den Gemeinden außerhalb Israels möglich sein. Gut wäre zudem, wenn der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern mal mit den Augen des Anderen gesehen würde. Solche Haltung würde zwar kaum die Extremisten und Ewig-Gestrigen unter den antisemitischen Hetzern zum Schweigen bringen, aber könnte doch Einfluss nehmen auf die Meinung und Haltung der Zivilgesellschaft, bei der Graumann im Interview vermisst, dass sie sich für die Juden in Deutschland stark macht. Die Erosion eines aktiven Engagement für Israel und die Juden ist offensichtlich, nicht nur in Deutschland, sondern auch anderswo. Sie muss mit allen Mitteln umgekehrt werden, nicht nur zugunsten eines harmonischen Zusammenlebens von Juden und Nicht-Juden, sondern auch zur Sicherung der Existenz Israels; denn eine zunehmende Abkehr der Weltgemeinschaft von Israel könnte für die Zukunft des Landes gefährlicher sein als alle Raketen der Hamas.
15.8.2014, Klaus-Walter Riechel, Freiburg
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Frau Hecht-Galinski nimmt alle Juden der Welt in Sippenhaft
Frau Hecht-Galinski ist uneingeschränkt zuzustimmen, wenn sie die Beendigung der Blockade des Gazastreifens und der Besetzung des Westjordanlandes fordert. Dies ist eine grundlegende Voraussetzung für einen Frieden in der Region.
Leider diskreditiert sie durch zum Teil falsche Tatsachenbehauptungen die Aussagekraft ihres eigenen Bekenntnisses.
Beispiele: „Kindermörder Israel… aus meiner Sicht nicht antisemitisch, trifft es doch zu.“ Auch wenn man die zivilen Opfer israelischer Angriffe zu Recht anprangern muss, gibt es einen gravierenden Unterschied zwischen geplantem Mord und (schlimm genug) fahrlässiger Tötung. Wer den Begriff Mörder in den Mund nimmt, muss wissen, welche Assoziationen er gerade in Deutschland damit auslöst.
„Selbst wenn es vielleicht bei der einen oder anderen Demonstration Töne gegeben haben mag, die politisch nicht korrekt waren…“ Die „politisch nicht korrekten Töne“ gingen zeitgleich mit Brandanschlägen auf Synagogen (in Deutschland und Frankreich) einher. Leider äußert sich Frau Hecht-Galinski dazu nicht.
„Ich kann nicht akzeptieren, dass jüdische Kriegsverbrechen besser sein sollen als muslimische oder christliche und nicht angeprangert werden dürfen.“ Es gibt jüdische Kriegsverbrechen so wenig wie muslimische oder christliche. Kriegsverbrechen können nur von Staaten und deren Armeen oder von organisierten Gruppen, aber nicht von Religionen begangen werden. Frau Hecht-Galinski nimmt mit dieser Behauptung alle Juden der Welt in Sippenhaft für die Aktionen der israelischen Regierung. Um den Unterschied zwischen Antizionismus (gegen Israel und seine Institutionen gerichtet) und Antisemitismus (gegen Juden gerichtet) zu verdeutlichen, hier ein Zitat: „Wenn man vor der israelischen Botschaft protestiert, ist das Ausdruck einer legitimen Kritik. Wenn man diesen Protest aber vor einer jüdischen Synagoge veranstaltet, ist das Ausdruck von Antisemitismus“ (Anshel Pfeffer).
23.8.2014, Prof. Dr. Michael M. Kochen, Freiburg

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