Gayling Ebnet Forst Rehessen

Alljährlich lädt Nikolaus von Gayling-Westphal Menschen, mit denen er das Jahr über zu tun hatte, zum traditionellen Rehessen der Freiherr von Gaylingschen Guts- und Forstverwaltung ein. Das sind in erster Linie seine Mitarbeiter, Pächter, und Nachbarn. Eingeladen sind aber auch Wegbegleiter, Unterstützer, Bürgermeister, Stadtratskollegen. Das diesjährige Motto „Widder und Wolf treffen Steinbock im Adler“ ließ Raum für Spekulationen: Adler als Ort der Feierlichkeit war klar und mit ein bisschen Überlegung erschloss sich der Steinbock als Sternzeichen des Gastgebers. Doch Widder und Wolf – sind die etwa in den gayling‘schen Waldungen zu finden? Einen Teil des Rätsels löste Hans-Dieter Stürmer, Umwelt-Chemiker, früherer Landtagsabgeordneter und langjähriger Weggefährte von Gaylings. Er stellte von Gaylings neustes Projekt vor: die Installation eines hydraulischen Widders für die Bewässerung der Schlossteiche.
Hintergrund der Teichbewässerung ist, dass das Dreisamtal bis ins 17. Jahrhundert hinein eigentlich ein Sumpfgebiet mit sehr hohem Grundwasserspielgel war. Durch Trockenlegung und intensivierte landwirtschaftliche Nutzung, vor allem aber durch die Wasserentnahme der „badenova“ für die Freiburger Trinkwasserversorgung sank der Grundwasserpegel in den letzten dreißig Jahren um bis zu zwölf Meter ab. In Ebnet machte sich das durch das Austrocknen des Eschbachs im Sommer bemerkbar, im Schlosspark fielen die Teiche trocken, die Bäume zeigten Schäden aufgrund Wassermangels und am Schloss selbst waren Bauschäden durch einen sich setzenden Untergrund zu befürchten.
Von Gayling ergriff schon frühzeitig Gegenmaßnahmen: er bewässerte die Schlossteiche mit rund 80.000 Kubikliter pro Jahr, was nicht nur dem Schlosspark selbst zu Gute kommt, sondern darüber hinaus das weitere Absinken des Grundwassers verhindert und es sogar wieder anreichert. Dieses Wasser wird aus einem Tiefbrunnen durch eine Elektropumpe hochgepumpt. Das ist mit einem Energieverbrauch verbunden, der vermieden werden könnte, griffe man auf eine alte Technik zurück – den Widder.
Der Widder ist eine Art Pumpe, die mit dem Fließdruck der Dreisam das Wasser in die Teiche transportieren könnte und zwar ohne Fremdenergie. Erfunden wurde dieser hydraulische Widder 1796 von den Gebrüdern Montgolfier. Im Schwarzwald war es lange eine bekannte und verbreitete Technik, um Wasser auf hochgelegene Weiden zu pumpen. In den Alpen wurde der Widder nie ganz vergessen. Wer dort wandert, kann sein Klack-Klack, das an kämpfende Widder erinnert, hin und wieder hören. Die Kosten eines Widders sind gering. Er ist robust, funktioniert bis zu hundert Jahre lang, braucht kaum Wartung und vor allem keine andere Energie als die des Wasserdrucks. Eine ideale Lösung für die Bewässerung der Schlossteiche! Geplant ist die Ausleitung des Dreisamwassers am Schloßsteg. Es soll von dort über noch bestehende Runzkanäle bis zur Papiermühle und dann in den Schlosspark geleitet werden. Stürmer und von Gayling hoffen, dass dieses Projekt im neuen Jahr umgesetzt werden kann. Die wasserrechtlichen Anträge sind auf jeden Fall gestellt.
Bleibt zum Schluss noch die Frage nach dem Wolf: obwohl von Gayling immer wieder andeutete, dass sich im Buchenbacher Diezendobel womöglich Wölfe ansiedeln, konnte dieses Rätsel nicht gelöst werden. Eigentlich sollte Dr. Micha Herdtfelder zum Thema „Die Rückkehr des Wolfes nach Deutschland“ referieren, untermalt mit Filmausschnitten einer Wolf-Dokumentation. Das musste aus Krankheitsgründen leider ausfallen. Nachgeholt wird das als öffentliche Veranstaltung am Sonntag, den 13. Januar 2013, um 17 Uhr im Gartensaal des Schloss Ebnet.

Das diesjährige Rehessen wurde von Nikolaus von Gayling auch für Ehrungen von Mitarbeitern und Partnern genutzt:
So wurden die Imker Josef Förderer, Norbert Walter, Edwin Schweizer und Alexander Ketterer für jeweils 20 Jahre stetige Hege und Pflege von Bienen im Diezendobel, Bickenreute und in Kappel geehrt. Für 25 Jahre Falknerei in Schloss Ebnet und im Diezendobel wurde Nils Meyer-Först geehrt. Der Breisgauverein für Segelflug erhielt eine Ehrenurkunde für 20 Jahre vertrauensvolle Zusammenarbeit auf dem Segelfluggelände Bickenreute, Kirchzarten. Für zehnjährige Zusammenarbeit bei den ersten Windrädern in Ottoschwanden und Ebnet wurde Andreas Markowsky geehrt, für 30 Jahre vertrauensvolle Zusammenarbeit im Bereich Umwelt- und Wasserschutz Hans-Dieter Stürmer. 20 Jahre lang existiert in Neuhäuser schon eine Wagenburg. Auch hier verlief die Zusammenarbeit immer unkompliziert, dafür wurde Mirko Sandführer mit einer Urkunde geehrt.
Und auf 50 Jahre Jagd im Diezendobel kann Walter Jautz zurückblicken, der dafür ebenfalls eine Ehrenurkunde erhielt.
20.12.2012, Dagmar Engesser, www.dreisamtaeler.de

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