Gasthaus Kreuz Freiburg-Kappel

Das „Kreuz“ in Freiburg-Kappel ist jetzt ein „Historisches Wirtshaus in Baden„. Frank Ebner schwärmt in den höchsten Tönen vom „Kreuz“ in Kappel. Der Publizist hat es sich zur Aufgabe gemacht, besonders geschichtsträchtige Lokale im ganzen Land aufzustöbern. Seit Donnerstag gehört der 1755 eröffnete Betrieb offiziell zu seinen „Historischen Gasthäusern in Baden“.  .

„Ein Gasthaus mit einer solchen Geschichte, sowohl mit Hinblick aufs Gebäude als auch auf die Betreiber, bei dem zugleich so vieles so gut erhalten ist und der heutige Wirt außerdem die Tradition bewusst pflegt – das ist eine absolute Rarität“. Michael Hug (52), der „Kreuz“-Wirt, freut sich sehr über die Auszeichnung, die seinem Haus zuteilwird: „Unsere Familie betreibt das Gasthaus jetzt in der vierten Generation, und ich selbst bin ja mit meinen fünf Geschwistern hier im Haus aufgewachsen – da ist mir natürlich die ganze Geschichte des Betriebs sehr ans Herz gewachsen.“ Und an Geschichte und Geschichten rund ums „Kreuz“ in der Großtalstraße 28 herrscht wahrlich kein Mangel.
1755 wurde das Gebäude errichtet – zunächst als Rathaus mit Tavernenrecht. Doch schon drei Jahre später wurde deutlich, dass Bedarf an einem eigenständigen Gasthaus an der Stelle bestand. So wurde flugs schräg gegenüber ein neues Rathaus für die Gemeinde Kappel gebaut. Das „Kreuz“ dient seither einzig und allein der Verköstigung und der Unterbringung von Gästen. Benannt ist es übrigens nach dem Wegkreuz, das schon seit 1688 die Weggabelung von Großtal- und Kleintalstraße markiert, an welcher das Haus gelegen ist.
In den folgenden 140 Jahren kam es zu mehreren Inhaberwechseln, bis schließlich 1898 Gottfried Hug das „Kreuz“ erwarb. Er hatte zuvor den „Löwen“ in Littenweiler betrieben, sah aber im „Kreuz“ mehr Chancen. Immerhin florierte damals in Kappel noch der Bergbau – und die Bergleute strömten in großer Zahl hungrig und durstig in Hugs Lokal. „Da ging es hoch her hier in der Gaststube“, erzählt Martin Hug, der Urenkel von Gottfried Hug. „Später standen regelmäßig die Frauen der Bergleute hier ums Haus, um ihren Männern den eben ausgezahlten Wochenlohn direkt abzunehmen, bevor die ihn komplett verzechen konnten.“
Die Weltkriege trafen auch das „Kreuz“ und die Wirtsfamilie Hug hart. Im Ersten Weltkrieg verlor Martins Hugs Großvater Emil Hug, der damals das Haus führte, ein Bein. Im Zweiten Weltkrieg geriet Martin Hugs Vater Ernst Hug als sehr junger Mann in Kriegsgefangenschaft. Das „Kreuz“ wurde währenddessen von den französischen Besatzungstruppen beschlagnahmt und diente als Kommandantur. Zurückgekehrt, musste Ernst Hug mit den Folgen der Besatzung zurechtkommen, kurze Zeit später wurde dann auch noch der Abbau von Silber, Blei und Zink in Kappel endgültig eingestellt.
In dieser Phase wurde das „Kreuz“ allerdings auch Schauplatz denkwürdiger Arbeitstreffen. Im Obergeschoss des Hauses kamen damals mehrfach der damalige badische Staatspräsident Leo Wohleb und der Afrika-Mediziner, Philosoph, Theologe und Friedensnobelpreisträger Albert Schweitzer zusammen, um über die Gestaltung einer künftigen Verfassung für das Land Baden-Württemberg zu debattieren. Bei den Gesprächen, die 1951 stattfanden, wurde Schweitzer mehrfach dessen Leibgericht kredenzt: Kalbsnierenbraten.
Heute genießen vor allem Stammgäste aus der Region, aber auch viele Feriengäste die traditionelle badische Küche und Gastlichkeit von Michael Hug. Das Haus bietet in der Gaststube, die in ihrer Erscheinung noch weitgehend dem Zustand von 1755 entspricht – Kopf einziehen! –, 100 Sitzplätze. Im Nebenraum im Obergeschoss finden weitere 40 Gäste Platz. Der Biergarten, überschattet von einer 100-jährigen Linde, zählt 60 Sitzplätze. Dazu kommen 15 Gästezimmer mit 30 Betten. Das „Kreuz“-Team umfasst ein Dutzend festangestellte Mitarbeiter und ein Dutzend Aushilfen.
Zur Patin des frisch gekürten „Historischen Gasthauses“ hat Frank Ebner übrigens ehrenhalber die Kirchzartener Reisejournalistin Ingrid Hepperle ernannt. Sie hat sich um die Erforschung der Ortsgeschichte und vor allem der „Kreuz“-Geschichte verdient gemacht.
„Historische Gasthäuser in Baden“: Dahinter verbirgt sich ein Onlineportal,das geschichtsträchtige Gastronomiebetriebe im badischen Landesteil aufspürt und ausführlich im Internet präsentiert – samt ihrer Entwicklung bis heute, vielen Anekdoten und alten Abbildungen.
23.8.2016, Holger Schindler

https://www.historische-gasthaeuser.de/de/gasthaus/details.php?id=83

Viele Infos zum Gasthaus Kreuz:
https://www.freiburg-schwarzwald.de/littenweiler/gasthaus.htm#Kreuz 

 

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