Freiburg 1944: Nie wieder Krieg

Am 27.11.1944 wurde Freiburg, eine industriearme und damals vornehmlich von Frauen, Kinder und Alten bewohnte Stadt, zwischen 19.58 und 20.21 Uhr durch britische Bomber in Schutt und Asche gelegt. 2979 Tote. Wie durch ein Wunder blieb das Münster unversehrt. Ich hatte Glück: Drei Monate zuvor im St.Elisabeth-Krankenhaus in der Altstadt geboren, überstanden meine Mutter und ich die Bombennacht in Freiburg-Littenweiler.

„Auf den Turm des Freiburger Münsters“ hatte Reinhold Schneider (1903 – 1958) schon Monate vor der Bombardierung ein Sonett gedichtet mit den Anfangszeilen „Steh unzerstörbar…“ und „Du wirst nicht fallen, mein geliebter Turm.“ – was als Prophetie ausgelegt wurde.

Blick von der Friedrichstrasse über Freiburg zum Kybfelsen. Nur das Münster steht noch nach dem 27.11.1944 - ein Wunder

Blick nach Südosten über Freiburg zum Kybfelsen. Nur das Münster steht noch nach dem 27.11.1944 – ein Wunder

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Als am 27.11.2019, um 20 Uhr die mächtige Hosanna ganz oben im Münsterturm läutete, wurden sich die auf dem Münsterplatz Versammelten bewußt, dass Trauer und Erschütterung 75 Jahre danach immer noch gegenwärtig sind. „Nie wieder Krieg“ ist die Mahnung dieser Bombennacht.
Hoffen wir, dass diese Mahnung auch die nächsten 25 Jahre gilt, bis zum 100. Jahrestag der Zerstörung von Freiburg am 27.11.2044: „Nie wieder Krieg“.
28.11.2019
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Freiburg um 1947 – die Trümmer vorne in der KaJo sind alle weggeräumt, die Straßenbahn fährt

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Freiburg um 1956 – Ruinenstadt
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Freiburg fast 50 mal angegriffen
Vor 75 Jahren warfen britische Flugzeuge tausende Sprengkörper über Freiburg ab. Es war der schlimmste Angriff, aber nicht der einzige: Zwischen 1940 und 1945 gab es 48 weitere – mit vielen Opfern.
… Alles vom 27.11.2019 bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/freiburg-wurde-im-zweiten-weltkrieg-fast-50-mal-angegriffen

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Bombenterror von Freiburg am 27.11.1944 – Trauer um die 3000 Toten
Tigerfish nannte sich die Operation, durch die Freiburg kurz vor Kriegsende am 27. November 1944 in Schutt und Asche gelegt wurde. Innerhalb von 20 Minuten haben britische Bomber unter dem Befehl von Arthur Harris (Dresden) unsere Stadt fast vollständig zerstört. An die 3000 Freiburger kamen ums Leben, unzählige wurden verwundet, die Stadt – militärisch ohne Bedeutung – ein Trümmerhaufen. Zum 75. Jahrestag wurde dieses wohl traurigsten Ereignisses der Freiburger Stadtgeschichte im Münster gedacht.
Leider hat man die Chance vertan, würdig um die Toten zu trauern. Stattdessen wurde der deutsche Schuldkomplex bedient, der sich zu verstärken scheint, je weiter die Geschichte voranschreitet. Der Gottesdienst verkam zur Anklage Deutschlands, eingerahmt von Schülern, die fröhlich englische Lieder intonierten. Die Botschaft des Bürgermeisters lautete sinngemäß: selber schuld. Es bleibt zu hoffen, dass Deutschland mit der Zeit zu einer angemessenen Gedenkkultur findet. Das heißt – selbstverständlich – erinnern an die Verbrechen des Nationalsozialismus und eintreten gegen politischen Extremismus jedweder Art. Es bedeutet aber auch würdige Trauer um das Leid, das unserer Stadt, unserem Land, unseren Altvorderen widerfahren ist. Dies bitte nicht im Kriechgang, sondern aufrecht und mit Haltung.
6.12.2019, Amtsblatt Seite 3, https://www.freiburg.de/amtsblatt

Bombenangriff auf deutsche Städte 1945
Alles von 4/2003 bitte lesen auf
https://www.spiegel.de/spiegel/bombenangriff-auf-dresden-1945-ueberall-leichen-ueberall-tod-a-1193229.html

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