Franziskus Hochschulgemeinde

Podiumsgespräch in der Thomas-Morus-Burse beleuchtet das noch junge Pontifikat Franziskus’. „Papst Franziskus wird noch für viele Überraschungen sorgen“ – so die Einschätzung von Jürgen Erbacher, Journalist und Vatikan-Experte des ZDF, bei einem Podiumsgespräch im Studentenwohnheim Thomas-Morus-Burse. Eingeladen hatte die katholische Hochschulgemeinde Littenweiler, gekommen waren rund 120 meist junge Leute. Erbacher, der sein Studium 1992 in Freiburg begonnen und damals selbst in der „Burse“ gewohnt hatte, berichtete von einem neuen, kollegialen Leitungsstil: „Franziskus versucht schon jetzt, andere Bischöfe und Kardinäle frühzeitig ins Boot zu holen“, meinte der Vatikan-Kenner. Seine Bescheidenheit habe auch auf andere hochrangige Kurienmitarbeiter Auswirkungen: „Wenn der Papst auf seine Limousine verzichtet, kann auch der Kardinalstaatssekretär nicht im Mercedes vorfahren“, nannte er ein Beispiel. Michael Kuhnert, früherer Argentinien-Experte beim bischöflichen Hilfswerk Adveniat, vermutet, dass die Meinung der Ortskirchen zukünftig stärker gehört wird – etwa bei der Wahl neuer Bischöfe: „Ich weiß, dass sich Kardinal Bergoglio früher über manche Bischofsernennungen aufgeregt hat, mit seiner Kritik aber in Rom abgeblitzt ist“, betonte er. Als Papst Franziskus lebe Bergoglio seinen vom Einsatz für die Armen geprägten Stil auch im neuen Amt weiter. Sozialethische Themen und die Frage nach der Bewahrung der Schöpfung seien für ihn von großer Bedeutung. Welche Positionen das neue Kirchenoberhaupt zu „heißen Eisen“ wie Pflichtzölibat und Zulassung von Frauen zu Weiheämtern beziehen wird, blieb an diesem Abend offen: „Das sind sicherlich keine Fragen, die für ihn im Brennpunkt stehen“, meinte Pater Martin Maier.
Der lange in Südamerika tätige Jesuit war nach eigenem Bekunden überrascht, dass mit Bergoglio ein Mitglied seines Ordens zum Papst gewählt wurde: Jesuiten legen ein Gelübde ab, das es ihnen verbietet, hohe Ämter anzustreben. Maier wies weiterhin darauf hin, dass Papst Franziskus aufgrund seines lateinamerikanischen Hintergrunds einen besonderen Blickwinkel habe: „Vorrangiges Anliegen ist für ihn, wie sich die Botschaft Jesu glaubhaft verbreiten und leben lässt“, sagte der aus Messkirch stammende Priester. Andere Aspekte – etwa des Kirchenrechts – träten eher in den Hintergrund. Aufgrund dieser Akzentverschiebung sei es vorstellbar, dass das neue Kirchenoberhaupt auch in Sachen Gemeindeleitung neue Wege geht. Die Unmittelbarkeit, mit der Papst Franziskus anderen Menschen begegnet, ist für die Freiburger Theologin Dorothee Breyer ein wesentliches Merkmal. Als Franziskanerin habe sie sich über seine Namenswahl, die auf einen schlichten Lebensstil hindeute, gefreut. „Der Verzicht auf materielle Dinge ermöglicht es, Berührungsängste abzubauen und Menschen am Rande der Gesellschaft leichter zu begegnen“, meinte die Ordensfrau.
27.4.2013, Andreas Braun

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