Familienfeindliche ETW-Preise

Für eine Eigentumswohnung werden in Freiburg 8000 Euro/qm bezahlt, im Umland „nur“ 4000 Euro/qm. Bei einem Budget von 400.000 Euro also: Eine 2-ZKB mit 50 qm Wohnfläche in Freiburg oder eine 4-ZKB mit 100 qm in Endingen bzw. Titisee-Neustadt. Für ein junges, kinderloses Paar stellt sich diese Alternative und es wird sich wahrscheinlich für die kleine Wohnung entscheiden: Wenig Platz, dafür aber mit dem Fahrrad zur Arbeit. Später können sie die Kleinwohnung ja immer noch – bei weiter steigenden Preisen – mit Gewinn verkaufen.
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Eine Familie mit zwei Kindern jedoch ist auf vier Zimmer angewiesen und alternativlos gezwungen, Freiburg zu verlassen. Die immer weiter steigenden Preise für Neubau- wie auch für sanierte Altbauwohnungen treffen vor allem junge Familien mit Kindern. Wer nicht gerade geerbt hat, für den gilt: Das Bilden von Wohneigentum ist Familien mit Kindern im Stadtgebiet von Freiburg de fakto verboten.
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Was ist zu tun? Ganz einfach in einem Satz: „Es muß mehr und gezielt für kinderreiche junge Familien kostengünstig gebaut werden“. Der Staat hat sich vor Jahren komplett aus dem sozialen Wohnungsbau verabschiedet. Und sie hat den Mietwohnungsbau für private Investoren unattraktiv gemacht (Eigentums- bzw. Mietgesetzgebung, Bürokratie, quasi-Enteignung, finanzielle Anreize). Eine familienfeindliche Gesellschaft riskiert ihre Zukunft.
8.11.2020

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Exquisite Lage, exorbitante Preise: In Hornbühl-Ost ist Wohnen teuer
Noch in diesem Jahr soll Baubeginn für die ersten der 120 Wohnungen im neuen Ebneter Wohngebiet Hornbühl-Ost sein. Erste Preise sind auch schon bekannt geworden – und die sind saftig: Für eine knapp 94 Quadratmeter große Wohnung verlangt die Treubau AG 758 200 Euro; ein Quadratmeterpreis von mehr als 8000 Euro. Und, Überraschung: Nicht mehr im Spiel ist das städtische Wohnbauunternehmen Stadtbau, das dort geförderte Mietwohnungen errichten sollte.
… Alles vom 4.11.2020 bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/exquisite-lage-exorbitante-preise-in-hornbuehl-ost-ist-wohnen-teuer
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Einige Kommentare:
Überraschung: wieder wird überwiegend sehr hochpreisiger Wohnraum erstellt.
Die Masche ist seit Jahren die gleiche: es fehlt bezahlbarer Wohnraum, deshalb soll gebaut werden. Regelmäßig auch im Außenbereich und auf Ackerland, wie in Ebnet, Kappel, Zähringen, Tuniberg oder Dietenbach.
Die Gremien nicken alles ab. Ganz vorne mit dabei auch die Ökopartei mit der Gärtnerfarbe. Meistens wird dann noch aufgestockt und in die Breite gegangen, denn es fehlt ja an Wohnraum.
So funktioniert das seit Jahren in Freiburg .Und dann wundert man sich, dass trotz Bauen-auf-Teufel-komm-raus immer noch bezahlbarer Wohnraum fehlt. In Dietenbach wird es nicht viel anders laufen.
Eigentlich wäre es ziemlich trivial. Wenn günstiger, bezahlbarer und sozialer Wohnraum fehlt, dann muss man auch solchen bauen und nicht immer für die, mit dem großen Geldbeutel, die am Ende nicht mal einziehen, sondern die Wohnung als Kapitalanlage nutzen und z.B. in München, Hamburg oder Düsseldorf leben. Teilweise ihr Betongold sogar leer stehen lassen oder nur als 2. Wohnung nutzen. Wenn wirklich günstiger Wohnraum dann auch noch abgerissen wird, schwindet die Zahl billiger Wohnungen sogar, anstatt zu wachsen.
Die Wohnungsbaupolitik von Green City ist weder ökologisch, noch sozial und das ist leider schon ziemlich lange so, deshalb haben die mit kleinem Geldbeutel meistens nichts von den Baukränen. Teilweise haben sie sogar Nachteile, denn der neue, teure Wohnraum zieht seit Jahren den Mietspiegel nach oben.
4.11.2020, Anton Behringer
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Genau so wird es auch in Stegen-Oberbirken laufen,
wo der überforderte Gemeinderat und eine Bürgermeisterin mit Profilierungssucht das Nadelhof-Areal »auf Teufel komm raus« meistbietend vermarkten will. Wegen eigener Inkompetenz mit Großinvestoren-Hilfe. Von wegen »bezahlbarer Wohnraum für Familen mit Kindern« aus der Gemeinde……
4.11.2020, Holger Schmelzer
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… mittleren und kleinen Einkommen stören nur
Natürlich sind Investitionen in Luxuslagen für reiche und vor allem meist auswärtige Bewohner (wohnen die hier dann überhaupt?) in heutigen Zeiten der blanke Unsinn. Andererseits gehen viele davon aus, daß sich das erst in den letzten Jahren so entwickelt hat. Mitnichten, hat Freiburg doch schon vor 125 Jahren reiche Pensionäre von überall her hofiert.
Die kurze Periode sozialen Wohnungsbaus in den 70-ern war doch nur eine Nebelkerze. Die Stadt ist und war zu keiner Zeit ein freiwilliger Freund davon, warum sollte sich das in der Neuzeit ändern? Wie schon an anderer Stelle gesagt, muss klar sein, daß das fast bankrotte Freiburg dringend frisches Geld und vor allem Wohnraum für wissenschaftliche und medizinische Fachkräfte benötigt, weil die sonst nicht erst hierher kommen und schon gar nicht pendeln werden. Die paar Hansel mit mittleren und kleinen Einkommen stören auf der Party nur. Das ist knallhartes Kalkül und sonst gar nichts. Wenn das Fußvolk wohnen möchte, hat es sich gefälligst aufzumachen in die umliegenden Wälder. Das ist die Realität und da gibt es auch nichts zu greinen.
4.11.2020, A.SCH
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Projektfond des Bundes zum Erhalt und zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum
Wer glaubt noch an den „bezahlbaren Wohnraum“, wenn in Freiburg gebaut wird? Ich in der Regel nicht mehr.
Beim Bauen in unserer Stadt geht es erstens um Money, zweitens um möglichst viel Gewinn, und drittens um möglichst hohe Erlöse für Grundstücke. Alle wollen verdienen, möglichst viel. Wie da normale Mensche mit Stundenlöhnen von oft nur 10-12 Euro die Stunde, die wichtige Arbeit für uns alle in Freiburg leisten, auch noch in Freiburg wohnen können, ist und bleibt ein Rätsel. Dann pendeln sie von außen ein, zu den Orten, wo geputzt werden muß, zu den Backwarenverkaufsläden, zu den Supermärkten, zum Einräumen der Waren, und sonstwohin, und alle wundern sich über die zunehmenden Verkehrsströme (Autos, Staus). Ist aber nicht erstaunlich, sondern das kleine Ein-mal-Eins.
Was am dringendsten nötig wäre meiner Meinung nach, ist der Erhalt des Rests von bezahlbarem Wohnraum. Z.B. auch im Metzgergrün.
Noch dringender wäre ein genügend groß dimensionierter Projektfond des Bundes zum Erhalt und zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, mit dem z.B. die Sanierung der Wohnungen im Metzgergrün und viele andere Projekte für bezahlbaren Wohnraum finanziert werden könnten.
Für so viel ist Geld da, sei es die Lufthansa, TUI oder was auch immer. Milliarden. Meist ohne jegliche soziale oder öklogische Auflagen gewährt. Da wären auch 10-20 Milliarden im Jahr für so einen Projektfond drin. Denn Wohnen ist kein Luxus, sondern absolutes Grundbedürfnis.
4.11.2020, G.B.
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Die Stadtbau schafft es nicht
»Die Stadt will das ihr zugefallene Grundstück nach Beschluss über die Erbbaugrundsätze für Geschosswohnungsbau voraussichtlich im ersten Halbjahr 2021 ausschreiben. Eigentlich sollte die Stadtbau zum Zug kommen, mit einem Mehrfamilienhaus mit ungefähr 26 geförderten Mietwohnungen. Doch eine Nachfrage bei der Stadtbau am Mittwoch ergibt: Aus Kapazitätsgründen habe man von der Entwicklung der Baugrundstücke leider Abstand nehmen müssen.«
In Dietenbach sollen ab 2025 mindestens 6500 Wohnungen entstehen, davon soll ein ernstzunehmender Teil von der Stadtbau erstellt werden, damit die Preise unter Kontrolle bleiben. Und jetzt schafft es dieses Unternehmen nicht mal 4 Jahre zuvor lächerliche 26 Wohnungen in Ebnet zu bauen? Es ist unwahrscheinlich, dass die Wohnungen, die auf Erbpachtbasis anstatt dessen entstehen sollen, wirklich günstig werden und am Ende heißt es vermutlich in Ebnet: überhaupt kein wirklich günstiger Wohnraum.
Im Jahr 2025 könnten sich die Gesamtschulden der Stadt auf sagenhafte 2 Mrd. EUR belaufen. Die Stadtbau kann sie daher nicht nennenswert unterstützen, weder in Sachen günstiger Grundstücke noch mit Eigenkapital, um die vielen »günstigen« Wohnungen in Dietenbach zu bauen.
Wie in Ebnet und anderswo in der Stadt wird dann vermutlich schon irgendwer bauen, aber i.d.R. eben nicht günstig, zumal es in Dietenbach noch mehr Auflagen gibt.
An die unzähligen Versprechen und Zusagen im Rahmen des Bürgerentscheids werden sich schon nicht alle erinnern und sonst lag’s halt an Corona. The show must go on.
4.11.2020, A.B.

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