Familie Brüstle seit 10 Jahren auf der Erlenbacher Hütte

Als die Familie Brüstle am 15. März 2002 den Pachtbetrieb auf der Erlenbacher Hütte auf 1.100 Metern unterhalb des „Tote Mann“-Gipfels übernahm, war ihnen noch nicht so richtig bewusst, auf welches Abenteuer sie sich da eingelassen hatten. Jetzt, nach zehn ereignisreichen Jahren, ziehen Axel und Karin Brüstle eine durchweg positive Bilanz. Dabei sind sich beide einig: „Das kannst du nur machen, wenn die Familie mitzieht.“ Und darauf sind die Eltern von neun Kindern stolz. Die fünf Buben, die vor zehn Jahren aus Stegen mit auf die Höhe zogen, sind voll dabei und unterstützen wo es nur geht. Schließlich geht es ja nicht nur um den Betrieb des Bergasthauses, sondern auch die Betreuung einer großen Rinderherde, die von Juni bis Oktober das 83 Hektar große Weideland zwischen Silbereck und Tote Mann beweidet.

Am Samstag, dem 2. Juni ist es wieder so weit. Das Jubiläumsfest der Familie Brüstle beginnt zwischen 8 und 11 Uhr mit dem Viehauftrieb. Dann werden rund 100 Rinder von den Landwirten aus Oberried auf die Almwiesen im Feldberggebiet getrieben. Weitere 40 Tiere kommen mit dem Hänger aus Wildtal, Stegen oder Buchenbach auf die Höhenweide. Dafür, dass die 140 Tiere dann sicher auf der Sommerweide grasen können, ist Axel Brüstle als Herder verantwortlich. In den letzten Wochen hat er 17 Kilometer Weidezaun gespannt und dabei das Gebiet in 16 Koppeln aufgeteilt. Die in drei Gruppen aufgeteilte Gesamtherde wird dort im Wochenrhythmus verteilt. Dabei beobachtet Axel Brüstle das Vieh genau. Wenn er eine Krankheit feststellt, wird der Bauer im Tal oder direkt der Tierarzt informiert. Ständig zählt er auch nach, damit ihm keines der anvertrauten Rinder verloren geht. Ärgerlich ist es, wenn Wanderer oder Biker die Schleusen an den Zäunen offen lassen. Das kann für den Herder zu einer stundenlangen Suche führen. Deshalb bittet er, dass gerade bei Bikergruppen der letzte Fahrer immer wieder den Zaun schließt. Am 6. Oktober erfolgt dann im Rahmen der Alemannischen Woche der Viehabtrieb hinunter nach Oberried.
Neu war für die Brüstles vor zehn Jahren auch der Betrieb eines Berggasthofes. Mit Unterstützung seines Bruders lernte Axel Brüstle, der gelernter Maschinenbaur ist, die Aufgaben eines Kochs: „Das macht mir viel Spaß.“ Und seine „Erlenbacher Hüttensteaks“, der „Quadroteller“ oder die „Nudelsuppe“ sind inzwischen bei den zahlreichen Gästen ein Geheimtipp. „Am Anfang mussten wir uns aber sehr um das Ansehen bei den Gästen bemühen“, erinnert sich Karin Brüstle, „doch jetzt haben wir einen guten Ruf bei vielen netten Gästen.“ Da gerade in einem Berggasthof die Gästezahlen unberechenbar sind, ist sie stolz auf ihre Kinder und Schwiegerkinder, die je nach Arbeitsanfall schnell zur Hilfe bereit sind. „Eine solche Hütte kannst du nur mit einer guten Familie betreiben“, zieht sie nach zehn Jahren Bilanz.
Und deshalb will die Familie Brüstle am 2. Juni ein großes Jubiläumsfest feiern. Wenn das Vieh bis 11 Uhr auf der Weide ist, spielen die „Fidelen Forchheimer Musikanten“ zum Frühschoppen auf. Ab 14 Uhr wechseln sich dann „Jo&Jo“ mit dem „Trio Ab & Zu – Volksmusik pur“ bei der musikalischen Unterhaltung ab. Hinter dem „Trio Ab & Zu“ versteckt sich ein Teil der „Feldberger“-Musikanten. Als besonderes Highlight steht der „JBC – Jimy-Partytruck“ mit seiner Bar an der Erlenbacher Hütte. Aus der Küche gibt es an diesem Tag „Badisches Ochsenfleisch“ und weitere leckere Gerichte. Ganz wichtig ist Axel Brüstle der Hinweis, wegen der sehr begrenzten Parkmöglichkeiten unbedingt den Bustransfer von Winterhalter, der ab 10:30 Uhr alle 90 Minuten vom Bahnhof Kirchzarten zur Hütte fährt, zu nutzen. Wer unbedingt mit dem eigenen Auto auf die Höhe will, sollte zum Stollenbach fahren, dort den großen Parkplatz nutzen und sich auf den zwanzigminütigen Fußweg machen.
Aus alten Urkunden ist bekannt, dass es schon um das Jahr 1000 oder 1100 eine Erlenbacher Weidegenossenschaft gab. Aus einer Kaufurkunde aus dem Jahr 1312 geht hervor, dass ein Ritter Kolmann die Erlenbacher Hütte an das Wilhelmitenkloster verkaufte. Am 20. August 1653 verkauften die Wilhelmiten die Erlenbacher Hütte mit ihrem Umland an damals 13 Bauern aus Oberried-Vörlinsbach, die sie bis heute als Weidegenossenschaft betreiben und verpachten.
24.5.2012, Gerhard Lück, www.dreisamtaeler.de

 

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