Exporte wie Ursain Bolt laufen gut

Die Exporte laufen gut. Ursain Bolt läuft die 100 m gut. Die Forderung der USA und aller EU-Südstaaten, Deutschland solle seine Exporte drosseln, entspricht der Forderung, Bolt solle doch bitte langsamer laufen – so Prof Heckl im BR-Sonntags-Stammtisch. Und er hat recht: Mit dem Exportüberschuß haben wir mehr Waren und Dienste ausgeführt als eingeführt, unsere Forderungen in Dollar wie Euro gegenüber dem Ausland wachsen, wir haben mehr Geld auf der Bank bzw. mehr Vermögen wie Immobilien im Ausland. Der Grund: Unsere Waren sind konkurrenzlos gut (Knowhow) und preiswert (hohe Produktivität, geringe Löhne) – wir leben unter unseren Verhältnissen, könnten eigentlich viel mehr Urlaub in Griechenland (Dienstleistungsimport) machen oder „Cotes du Rhone“-Rotwein trinken (Warenimport). Warum nun ist es falsch, Deutschland wegen seiner Exportstärke an den Pranger zu stellen? (1) Die Exportdrosselung funktioniert gar nicht. Kanzlerin Merkel kann Hansgrohe in Lahr nicht befehlen, weniger Dusche-Mixer ins Ausland zu verkaufen. (2) Den Rekord-Aussenhandelsüberschuß (in 9/2013 + 1.7% gegenüber Vormonat und +3.6% gegenüber Vorjahr) verstärkt ein vom Ausland verschuldeter Importrückgang von 1.9%.  (3) Früher konnten Italien, Frankreich, Spanien und Griechenland ihre Währungen abwerten, um ihre Exporte nach D billiger zu machen. Heute  zwingt sie der Euro, durch Kostensenkungen und Strukturmaßnahmen ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern, und dies will ihnen (aufgrund von Mentalität, Korruption, Organisation,  Infrastruktur, …) einfach nicht gelingen. (3) In den deutschen Exporten „Made in Germany“ sind massenweise importierte Vorleistungen (z.B. französische Reifen im VW-Golf) enthalten – das Statistische Bundesamt spricht von 30%-Anteil. (4) Binnennachfrage und Konsumstimmung nehmen in Deutschland seit Beginn 2013 deutlich zu, das aus dem Ausland zugeflossene Kapital wird also zunehmend im Inland ausgegeben. (5) „Den Stärksten zu schwächen, stärkt nicht die Schwachen“, das hat sogar EZB-Präsident Mario Draghi verstanden.

Nur an eines hat Prof Heckl bei seinem Exporte-Bolt-Vergleich nicht gedacht – das Doping. Die deutschen Exporte sind garantiert dopingfrei: Keine Subventionen des VW-Golf, kein Export von Maschinen unter Herstellungskosten, keine staatlichen Exportprämien (wie zuletzt bei den von China nach D exportierten Solar-Panels). Bei Ursain Bolt hingegen kann man nur hoffen, dass er seinen phantastischen 100m-Weltrekord ohne Doping gelaufen ist.

Deutschland musste die Wiedervereinigung mit einer Bevölkerungszunahme um ein Drittel alleine verkraften, wurde dabei zum „kranken Mann Europas“ und zur Importnation. In den 90er Jahren mahnte die EU, Deutschland müsse sich reformieren und zur Lokomotive Europas werden. Genau das geschah: Die Arbeit wurde flexibler und im Vergleich zu den Nachbarn billiger, die Industrie innovativer und der Staat zur Exportnation. Nun auch wieder falsch?

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