Exorzismus-Boom in der Krise

Nach Meinung des US-Nobelpreisträgers und Psychologen Daniel Kahneman hat in Zeiten der Krise das irrationale Denken Konjunktur. Dies könnte erklären, dass Exorzisten gerade in katholisch geprägten Ländern wie Polen und Italien starken Zulauf haben.

 

Exorzismus in Italien und Polen erlebt neue Blüte
Bis heute sind Exorzismen mit der gängigen Lehrmeinung in der katholischen Kirche vereinbar und sogar gewünscht. Im Katechismus sind sie ausdrücklich erklärt. In Rom gibt es Schnellkurse für Teufelsaustreiber, auch die neuen Exorzisten der Diözese Mailand bekamen Lektionen. Kurz nach seiner Amtseinführung im September 2005 ermutigte der deutsche Papst Benedikt XVI. die italienischen Exorzisten, „mit ihrem wertvollen Dienst an der Kirche fortzufahren“. …. Alles vom 25.1.2013 bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/auf-teufel-komm-raus-exorzismus-erlebt-eine-neue-bluete 

Exorzismus kein Zeichen von Fundamentalismus
… einer Meinung, dass Fundamentalismus jeder Art – und da schließe ich christlichen Fundamentalismus explizit ein – negativ ist und dass eine freiheitliche Gesellschaft gut daran tut, wenn sie sich dagegen zur Wehr setzt. Aber ist die im Artikel beschriebene Exorzismus-Szene in Polen und Italien wirklich ein Zeichen für Fundamentalismus, für Fundamentalismus, der sogar gefährlich sein könnte? Meiner Ansicht nach nicht. Ich halte es für eine unwichtige und harmlose Randerscheinung und ich möchte das auch begründen:
1.) Der Ritus selber (Beten, Bibellesen, Weihwasser verspritzen) könnte harmloser nicht sein. Das schadet nichts und das nützt nichts.
2.) Die Stellung des Ritus in der liturgischen Gesamtheit der katholischen Kirche ist absolut nebensächlich. Im Rituale steht er unter „ferner liefen“ und fast kein Priester führt ihn in seinem Leben jemals durch.
3.) Die Nachfrage bei den Gläubigen nach diesem Ritus ist extrem gering. Fast kein Katholik hat Interesse daran. Die Zahlen stehen ja oben im Artikel.
4.) Niemand geht mit Exorzismen hausieren oder versucht sie für unverzichtbar zu erklären. Das wäre ein typisches Anzeichen für Fundamentalisten. Überhaupt findet das ganze ja nicht in der Öffentlichkeit, sondern im Privaten statt.
Fazit: leben und leben lassen. Wer das machen will, soll machen. Wer’s nicht will, solls lassen. In unserer Gesellschaft wird so viel „Unsinn“ gemacht… aber der katholische „Unsinn“ bekommt halt unverhältnismäßig viel Medienaufmerksamkeit.
25.1.2013, Dirk Schumacher

Exorzismus ist im Grunde nichts weiter als ein Gebet
Obwohl ich seit Jahrzehnten regelmäßiger Kirchgänger bin, kann ich mich nicht erinnern jemals einem „Exorzisten“ begegnet zu sein und ich weiß gar nicht, ob ich jemals eine Predigt über den Teufel gehört habe. Gerade bei Kirchenfernen sind Bilder von der Kirche im Kopf, die nichts mit der Wirklichkeit zu tun haben. Und doch, als „Unsinn“, würde ich den Exorzismus nicht bezeichnen. Denn was ist ein Exorzismus?
Menschen machen doch die Erfahrung, dass die Welt nicht nur gut ist. Manche erfahren auch wirklich Schreckliches.
Der Exorzismus ist ja im Grunde nichts weiter als ein Gebet, dass das, was ich als Böse in der Welt erfahre, keine Macht in meinem Leben wird. Wenn das Menschen hilft, besser zu leben, was soll daran schlecht sein? Selbst bei Menschen, die psychisch krank sind, die unter Angst- und Panikstörungen leiden, hilft ja nicht nur rationales Denken und Aufklärung. In einer Psychotherapie lernen die Menschen, mit ihrer Angst umzugehen. Wenn Riten und Gebete subjektiv helfen, warum nicht. Es sei daran erinnert, dass die sogenannten großen Exorzismen nach Regel der Kirche nur in Zusammenarbeit mit Ärzten, Psychatern und Therapeuten stattfinden darf. Wenn der Exorzismus in diesem Sinne dem Wohl des Menschen dient, ist er aus meiner Sicht statthaft.
25.1.2013, Kevin Schulz

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