EU stoppt Mango-Import in FR

EU stoppt Freiburger Hilfsprojekt. Luxemburger Zoll hält 30000 Mangofrüchte von „SolarEnergie für Afrika“ zurück, die vernichtet werden sollen. Seit 2011 importiert der Freiburger Verein zwei Mal im Jahr frische Mangos aus Burkina Faso. Das besondere an diesen exotischen Früchten: Zum einen werden sie in Afrika später gepflückt und fast direkt nach Freiburg-Kappel geschickt und hier direkt verkauft. Dadurch sind die Früchte deutlich reifer als sonst üblich. Zweitens: Mit dem Gewinn, der durch den Verkauf entsteht, finanziert der Verein Solaranlagen in Afrika. „Selbst in den Städten gibt es kaum eine funktionierende Stromversorgung“, sagt Mounirou Salami. „Da sind Photovoltaikanlagen die perfekte Ergänzung – vor allem auf dem Land, wo es meist gar keinen Strom gibt.“

Wer schon mal eine süße, reife Mango gegessen hat, weiß, was das für ein Genuss ist. Seit Jahren findet die tropische Frucht daher auch in Deutschland immer mehr Liebhaber. Mehr als 150 verschiedene Sorten gibt es. Nur wenige schaffen es aber in deutsche Supermärkte, wo sie meist eher grün, also noch nicht reif, angeboten werden.

Mounirou Salami ist Ingenieur und hat sich 2009 selbstständig gemacht. Durch seine Arbeit mit Solaranlagen bekam er vermehrt Kontakt mit Afrika. „Ich lebe seit 35 Jahren in Deutschland, hatte bis dahin aber nichts mit Afrika zu tun“, sagt der gebürtige Beniner. Eine Reise durch Afrika brachte die Erkenntnis: Man kann mehr tun. Es kam 2010 zur Gründung des Vereins. Bald entstand der Kontak mit dem Verein „Hilfsfond für Burkina Faso“ aus Seitingen. Dieser baut seit vielen Jahre Schulen in Afrika und finanziert diese durch den Verkauf von afrikanischen Früchten, wie zum Beispiel Mangos. Schnell kam es zur Zusammenarbeit, die Freiburger installieren nun Solaranlagen auf Schulen, finanziert durch den Obstverkauf. Durch die dadurch mögliche Beleuchtung können Kinder trotz des frühen Sonnenuntergangs noch Hausaufgaben machen. Bis zu zwölf Kilometer Fußweg nehmen manche dafür auf sich. Am vergangenen Freitag sollte die bisher größte Mangolieferung eintreffen: 30.000 Früchte, rund 30 Tonnen, verpackt in 27 Paletten. Mit einem Tag Verspätung landete das Flugzeug dann in Luxemburg. Kurz darauf erreichte Mounirou Salami dann der Anruf seines Partners vor Ort: Der Zoll hatte die Früchte beschlagnahmt und eine Freigabe verweigert. Seitdem lagern die Mangos in einem Kühlhaus. Der geplante Verkauf in Freiburg für Samstag und Montag musste abgesagt werden. „300 Leute hatten bereits im Vorfeld Geld überwiesen, das wir nun wieder zurück geben“, sagt Salami. Der Grund für die Beschlagnahmung ist offiziell die EU-Richtlinie „2000/29 EG des Rates vom 8. Mai 2000 über Maßnahmen zum Schutz der Gemeinschaft gegen die Einschleppung und Ausbreitung von Schadorganismen der Pflanzen und Pflanzenerzeugnisse“. In einer Kiste haben die Kontrolleure eine faule Mango gefunden. „Die Paletten waren alle ungeöffnet, nur zwei Kisten einer Palette wurden kontrolliert“, sagt Salami. „In den anderen Kisten sind die Früchte gelb bis grün und einwandfrei.“ 99 Prozent der Mangokäufer würden genau solche Früchte wollen, so Salami. „Wenn ich im Supermarkt Kirschen kaufe, sind auch mal schlechte mit dabei“, hat auch seine Frau Cornelia Marquardt-Salami kein Verständnis für das Veto. Mangos sind anfällig, ungespritzte wie diese erst recht. Ein Spagat für die Planung. Die eintägige Verzögerung des Fluges war am Ende vielleicht der eine Tag zu viel. Was die 35 Vereinsmitglieder noch weniger verstehen: Die Behörden wollen die 30.000 Früchte nun vernichten – die Kosten dafür soll der Verein bezahlen. Die Früchte, die Verpackung, aber vor allem der Transport hätten rund 60.000 Euro gekostet, die der Partnerverein bereits bezahlt hat. Hinzu kommt der entgangene Spendenerlös von 15.000 Euro. Salami vermutet, dass die Aktion nur ein Vorwand war. „Am Anfang hat man uns nicht ernst genommen, jetzt gibt es Neider im Großhandel.“ Aufgeben wollen Salami und seine Mitstreiter nicht. Im Juli ist die nächste Aktion geplant, nur mit Ananas. Mangos wird es erst mit der nächsten Ernte in einem Jahr wieder geben.
11.6.2015, Nils Kickert, www.stadtkurier.de

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