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Holzernte: Baumstämme im Schwarzwald bei Freiburg 2/2022

 

 

Wenn Opposition zum Tabu wird – Alternativlosigkeit
Mittlerweile sind in der deutschen politischen Kultur immer mehr Themen als alternativlos sakralisiert. Widerspruch wird so zum Tabu. Gerade die Kirchen sollten solche quasi-religiösen Überhöhungen in der Politik entlarven, statt diese noch zu fördern.
Neulich ärgerte ich mich über einen Kirchenmann, der öffentlich eine bestimmte politische Meinung als einzig wahrhaft christliche dargestellt hatte. Wir kennen uns zwar nicht persönlich, aber ich setzte meinen Ärger konstruktiv um, indem ich ihm eine sachlich widersprechende Email schrieb. Nach wenigen Minuten bekam ich eine Antwort: „Ich verbitte es mir, von Ihnen Emails zu bekommen. Bitte streichen Sie mich aus Ihrer Adressliste.“
So sieht heute leider allzu oft die politische „Diskussionskultur“ in Deutschland aus. Manche Menschen scheinen sich so sicher in ihrer Meinung zu sein, dass sie es nicht einmal mehr für nötig halten, Gegenmeinungen überhaupt nur anzuhören. Ja, sie vermitteln einem sogar das Gefühl, dass man mit seiner Gegenmeinung per se falsch sei und sich eigentlich schämen müsste und schweigen sollte.
Damit wird Opposition kurzerhand in den Bereich der Tabuzone gedrückt mit den typischen Kennzeichen eines tabubestimmten Diskurses:
Scham statt Rationalität,
Moralisierung statt Sachlichkeit,
Verdrängung statt Offenheit,
Unterdrückung statt Aufklärung,
Überheblichkeit statt Ehrlichkeit,
Abspaltung statt Integration.

Die Überzeugung der Alternativlosigkeit hat als Zwillingsschwester das Tabu. Wer etwa alternativlos nur auf ewige Jugendlichkeit ausgerichtet ist, für den wird das Alter und Sterben zum Tabu. Oder wer vegane Ernährung für einzig richtig hält, für den wird Tierhaltung zur Fleischgewinnung zum Tabu. Alternativlosigkeit hat Tabus im Schlepptau. Mittlerweile sind in der deutschen politischen Kultur immer mehr Themen in den Bereich der Alternativlosigkeit erhoben worden:
– Die jetzige Form des Euro und der EU
– Die Verdammung der Atomkraft
– Die unkontrollierte Massenzuwanderung als Heilmittel
– Gerechtigkeit nur durch Genderideologie
– Die sofortige und radikale deutsche Vermeidung von CO2 als einzige Möglichkeit, die Welt zu retten
– Die ‚Impfung‘ als alleiniger Weg aus der Pandemie
– Die Lösung aller Gesellschaftsprobleme durch den Staat

An dem Rand dieser nahezu parteiübergreifenden, medial-kulturellen Alternativlosigkeiten wachsen die Tabuzonen, in denen es einige Menschen doch tatsächlich wagen, eine andere Ansicht zu vertreten.
Die ach so selbstsichere Mehrheit geht mit diesen Minderheiten genauso um, wie sie mit Tabubrechern immer umgegangen ist: Gnadenlose und irrationale Diffarmierung, Ausgrenzung, Bestrafung und Bekämpfung. Eine Rückkehr von der Tabuzone in den Bereich der Mehrheitsgemeinschaft ist kaum noch möglich oder nur durch strenge Bußübungen, Abschwörungen und Reinigungszeremonien. Die Situation verschärft sich noch durch den Tatbestand, den Sigmund Freud so ausgedrückt hat: „Wer ein Tabu übertreten hat, der ist dadurch selbst tabu geworden.“ Auf diesem Hintergrund sind „Kontaktschuldphänomene“ zu verstehen.

Wie kann unser Land aus dieser fatalen Spaltung von Heilssphären und Tabuzonen herauskommen? Meiner Meinung nach kann das nur gelingen, indem wir das Konzept der Alternativlosigkeit aufgeben. Oder anders ausgedrückt: Indem unsere Kultur samt Politik und Wissenschaft entdogmatisiert und entsakralisiert wird: Politik und Wissenschaft sind dann nicht mehr die Hüter abgeschlossener quasireligiöser Wahrheiten, sondern Suchbewegungen zu weiteren Wahrheitsannäherungen. Gerade die Kirchen sollten darin ihre gesellschaftliche Aufgabe sehen, religiöse Überhöhungen in der Politik zu entlarven, statt diese noch zu fördern.
Dann bräuchte die Opposition nicht mehr in den Bereich des Tabus abgedrängt zu werden. Sie könnte statt dessen als bereichernder Gegenspieler angesehen werden, der der Mehrheit hilft, ihre Position besser argumentativ zu begründen oder gar ihre Position zu korrigieren oder zu verbessern.
Unsere Gesellschaft wäre dann weiterhin vielfältig und unterschiedlich in ihren Meinungen; aber sie wäre nicht mehr gespalten. Die Brücke zueinander wäre gebaut, auf der echte Begegnung und Dialog möglich wäre. Lasst uns streiten, um nicht zu spalten!
…. Alles vom 12.2.2022 von Chiah Zorn bitte lesen auf
https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/vorwort-zum-sonntag/wenn-opposition-zum-tabu-wird/

Einige Kommentare:
In Deutschland hat man das Grundprinzip der Demokratie nicht verstanden:
Nur indem die Opposition Alternativlösungen anbietet, können bessere Problemlösung gefunden werden. Hierzulande gehts möglichst um absolute Macht. Sogar die Gewaltenteilung (Checks and Balances) wurde ausgeschaltet.
Als Anhänger einer liberalen Demokratie sollte man nicht auf die Kirchen setzen
13.2.2022, Tic

… keine offene Diskussion mehr
Nachdem heute der Bundesspalter (Steinmeier) wieder bestimmt wurde – keine Hoffnung, es wird keine offene Diskussion mehr geben. Warnung vor Krieg, war das erste Statement des erneut von den Blockparteien – wie in Russland – bestimmten Bundesuhu, aber selbst Krieg gegen Ungeimpfte und andere Minderheiten befeuern.
13.2.2022, jam

Wie sollen wir jemals wieder aus dieser Alternativlosigkeit kommen?
Wie soll das gehen, wo doch in so vielen Köpfen das Gehirn schon gewaschen wurde? Viele unserer Mitmenschen sind doch gar nicht mehr willens (von fähig mag ich gar nicht sprechen), selbst zu denken und zu recherchieren. Sie sind so bequem geworden und lassen sich jeden Abend erneut einlullen. Ich habe auch den Eindruck, dass sie nach zwei Jahren nun endgültig in ihrer angst gefangen sind. Viele testen sich jetzt jeden Tag auf die Gefahr hin, einen Schnupfen bekommen zu können! Ich finde es von Tag zu Tag schwerer zu kommunizieren. Für mich scheint es so, als wären viele verloren. Woher soll die Rettung kommen?
13.2.2022, Ans

Merkel brachte das „Alternativlose“
Beim Lesen Ihres Artikels ist mir aufgegangen, weshalb Merkel das „Alternativlose“ derart lange im Munde führte – obwohl es, aus unserer gelebten Kultur im Volk der Denker und Tüftler heraus, natürlich vollkommener Nonsens ist.
Denkt man sich aber in die mitgebrachte Ideologie derer ein, die seit 2015 in Millionenstärke eingelassen werden, macht das Training der Restdeutschen in die alternativlose Sackgasse mit der Einteilung in richtig – falsch wie gut – böse mehr als Sinn. Die da kommen wissen mit Schattierungen wenig anzufangen, was das Unterwerfen (unter wen oder was auch immer) natürlich kolossal begünstigt.
Bei solchen, die Zeit ihres Lebens gewohnt sind, ihren Verstand zu nutzen, stoßen sie damit jedoch zwischenzeitlich auf Granit.
13.2.2022, Kas

Warum schaffen es die große alten westeuropäischen Demokratien
England und Frankreich, eine politische Kultur der Diskussion und argumentativen Auseinandersetzung zu leben und Deutschland schafft es nicht? Diese Frage sollten sich die Eliten des politmedialen Komplexes hierzulande einmal stellen. Meine Vermutung ist, dass wir momentan einfach nicht das journalistische Personal haben, das in der Lage ist, eine gesellschaftliche Frage von mehreren Seiten zu betrachten. Diese Journalisten können nur dogmatisch die Linksgrünrote Einheitsmeinung nachbeten. Alles andere würde sie überfordern.
13.2.2022, C.B.

Leute, die auf anderer Kosten leben, tabuisieren
Der Autor blendet aus, welche Gruppen besonders gerne tabuisieren.
Wer? meist Leute, die auf anderer Kosten leben (Kirche, Politik, NGOs …)
Warum? ohne Berufung auf Gesinnung, Glauben … könnten sie sonst ihre Position nicht verteitigen, da sie selbst nichts zum Wohlstand des Gemeinwesen beitragen.
Daher sind in deren Sicht alle Methoden zur Einfluß-/Machtsicherung erlaubt
13.2.2022, muc

Alternativlosigkeit – seit Merkel
Das Phänomen Alternativlosigkeit, d.h. JEDE Diskussion unterbinden, bloss keine echte Problemlösungen, hat unsere Gottkanzlerin geschaffen. Und damit dies ewig funktioniert, wurde 2013 die GEZ-Zwangsabgabe eingeführt, natürlich OHNE Ausstiegsoption! Dies war der Beginn dieser Gesinnungsdiktatur!
Die ÖRR-Medien gaben vor, und der Michel, seit K.H.Köpke „Tagesschauhörig“ nickte alles ab, was gesendet wurde. Und so gestalten sich z.B. einfache Diskussionen über Themen wie Grundrechte, Art 2, 5, 8 als völlig unmöglich.
– „Wo hast du das her? Im Internet werden doch nur fake-News verbreitet“.- Die Gehirnwäsche hat funktiomiert, trotz aufwendiger Schulbildung.
Es war einmal … „Nie wieder“ – „Wehret den Anfängen“ … alles vorbei! Ich bin nur noch verzweifelt über meine Mitbürger, Herr Zorn und danke Ihnen für ihre wöchentliche Kolumne.
13.2.2022, F.M.
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