Zeitgeist

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November-Herbst 12.11.2018

November-Herbst 12.11.2018

 

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Zeitgeist – treibt sein Wesen
„Wenn eine Seite nun besonders hervortritt, sich der Menge bemächtigt und in dem Grade triumphiert, daß die entgegengesetzte sich in die Enge zurückziehen und für den Augenblick im Stillen verbergen muss, so nennt man jenes Übergewicht den Zeitgeist, der dann auch eine Zeit lang sein Wesen treibt“.
Johann Wolfgang Goethe.

Zeitgeist – hinausposaunen
Wenn sie öfter Sachen denken, die sie nicht laut auszusprechen wagen, müssen Sie sich nicht unbedingt Sorgen machen. Sie können sie ja für sich behalten und in stiller Distanz zum Zeitgeist verharren.
Eher nachdenklich sollten Sie werden, wenn Sie alles, was Sie denken, gefahrlos hinausposaunen können. Höchstwahrscheinlich reden Sie dann genau das, was man so reden sollte.
Die Wahrscheinlichkeit ist dann ziemlich hoch, dass Sie auch in der Vergangenheit stets das geglaubt hätten, was der Zeitgeist vorschrieb. Und das, was Sie so laut verkünden, dereinst als exemplarische Verirrung betrachtet wird.

Dirk Maxeiner: Hilfe, mein Hund überholt mich rechts
achgut edition 2018, 200 S., 19 Euro
ISBN 9-783981-975536

Zeitgeist – Humanitätsduselei der Deutschen
„Zwischen Weltkrieg Zwei und Drei drängten sich die Deutschen an die Spitze der Humanität und Allgüte. Der Gebrauch des Wortes „Humanitätsduselei“ kostete achtundvierzig Stunden Arrest oder eine entsprechend hohe Geldsumme. Die meisten der Deutschen nahmen auch, was sie unter Humanität und Güte verstanden, äußerst ernst. Sie hatten doch seit Jahrhunderten danach gelechzt, beliebt zu sein. Humanität und Güte erschien ihnen jetzt der beste Weg zu diesem Ziel. Sie fanden ihn sogar weit bequemer als Heroismus und Rassenlehre.“
(Franz Werfel 1946 in: „Stern der Ungeborenen“)

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Ein Typus „junge Frau“
„Es gibt einen Typus junge Frau, der vor allem in Berlin relativ häufig auftritt: in Räumen immer, oft auch im Freien mit Maske unterwegs, den Cappuccino mit Sojamilch trinkend, sich vegetarisch oder vegan ernährend, in irgendeinem Büro einem fortschrittsdienlichen Job nachgehend, gesund und allein lebend.
Ein Typus Mensch, der niemanden hat, um den er sich kümmern kann, und sich deswegen die ganze Zeit um sich selbst kümmern muß, diese triste Tatsache aber vor sich selbst kaschiert mit der Vorstellung, der Menschheit, der Gesellschaft, der Zukunft zu dienen.“
Michael Klonovsky, Essayist, auf seinem Blog „Acta diurna“ am 21. Oktober 2022

 

Rede von Henryk A. Broder an die AfD

Rede vor der AfD-Fraktion und Gästen am 29.1.2019
Guten Abend, meine Damen und Herren, vielen Dank für die Einladung.
Ich war schon öfter im Bundestag, zuletzt bei einer Sitzung des Petitionsausschusses. Aber ich habe noch nie vor einer Fraktion gesprochen. Meine erste Wahl wären die Grünen gewesen. Ich wäre dafür sogar mit dem Rad oder einem Ruderboot hergekommen. Aber so weit sind die Grünen noch nicht, dass sie einen wie mich einladen würden. Dazu müsste ich erst einmal anfangen, meinen Müll zu trennen, sparsam zu heizen und weniger Wasser zu verbrauchen. Das tue ich nicht.
Ich glaube nicht einmal daran, dass es einen Klimawandel gibt, weil es noch keinen Tag in der Geschichte gegeben hat, an dem sich das Klima nicht gewandelt hätte. Klimawandel ist so neu wie die ewige Abfolge von Winter, Frühjahr, Sommer und Herbst. Neu ist nur, dass das Klima zum Fetisch der Aufgeklärten geworden ist, die weder an Jesus, noch an Moses oder Mohammed glauben. Dazu hat bereits der britische Schriftsteller Edgar Keith Chesterton, der Erfinder von Pater Brown, das Richtige gesagt: „Seit die Menschen nicht mehr an Gott glauben, glauben sie nicht an nichts, sie glauben allen möglichen Unsinn.“ Der weltweite Hype um eine 16-jährige Schwedin, die sich für eine Wiedergängerin von Jeanne d’Arc hält, hat das in diesen Tagen wieder bewiesen.
Aber das nur nebenbei, zum Aufwärmen. Zurück an den Anfang. So wie ich mich frage, warum sie mich und nicht Richard David Precht eingeladen haben, so fragen Sie sich, warum ich die Einladung angenommen habe.
Die Sache ist ganz einfach. Sie wollten sehen, ob jemand, der so gut wie ich schreiben kann, ebenso gut reden kann – in der Höhle oder auch Hölle der braun getupften Löwen, in der Schlangengrube der Reaktion, im Darkroom der Geschichte. Und außerdem wollen Sie wissen, ob ich wirklich so sympathisch bin, wie ich im Fernsehen immer rüberkomme.
Einige von Ihnen mögen vielleicht noch nie einen leibhaftigen Juden in natura gesehen haben und warten nun darauf, dass sich der Raum mit dem Geruch von Knoblauch und Schwefel füllt.
Ich dagegen mache gerne etwas, das ich noch nie gemacht habe. Vor kurzem war ich zum ersten Mal in meinem Leben auf einer Kreuzfahrt – und es hat mir gut gefallen. Auf meiner To-do-Liste, die ich gerne vor meinem 75. Geburtstag abarbeiten möchte, stehen noch: Der Besuch in einem Swinger-Club, die Reise zum Mittelpunkt der Erde und eine Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn mit Florian Silbereisen als meinem persönlichen Butler.
Ein Besuch bei Ihnen stand nicht auf meiner Liste, ich habe die Einladung trotzdem gerne angenommen, wann bekommt ein Jude schon die Gelegenheit, in einem Raum voller Nazis, Neo-Nazis, Krypto-Nazis und Para-Nazis aufzutreten?
Hinzu kommt noch: Ich mache nur das, was uns allen der Bundespräsident vor kurzem geraten hat. Wir sollten aufeinander zugehen, uns besser kennenlernen, uns miteinander unterhalten, um den Zusammenhalt dieser Gesellschaft zu stärken. Genau das mache ich. Ich bin ein Brückenbauer, ein Versöhner, ich trete ein für eine bunte, offene und tolerante Gesellschaft, in der niemand ausgegrenzt wird. Ich beurteile die Menschen in meiner Umgebung nicht nach Herkunft, Hautfarbe oder Religion, sondern danach, ob sie – grob gesprochen – auch andere Meinungen als die eigenen gelten lassen. Ich bin tolerant bis an die Grenze der Selbstverleugnung, nur gegenüber einer Gruppe von Menschen will ich nicht tolerant sein: Gegenüber den Intoleranten, die sich selbst zum Maß aller Dinge erheben und mir entweder ewiges Leben im Paradies versprechen, wenn ich ihnen folge, oder einen Logenplatz in der Hölle, wenn ich mich ihnen verweigere.
Das, meine Damen und Herren, war die Einführung. Nun folgt der Hauptteil. Die Idee war, dass wir uns über Political Correctness unterhalten, obwohl keiner weiß, was der Begriff konkret bedeutet. Er ist eine leere Kiste, in die jeder reinlegen kann, was er für unangebracht, böse, beleidigend oder gefährlich hält, alles, was den „sozialen Frieden“ bedrohen könnte, wobei dies – der soziale Friede – wiederum etwas ist, das nicht dem Frieden dient, sondern die Meinungsfreiheit bedroht.
Dass wir keine „Negerküsse“ mehr kaufen können und dass der Sarotti-Mohr in „Sarotti – Magier der Sinne“ umbenannt wurde, damit kann ich gut leben. Schlimmer, viel schlimmer, finde ich, dass man in einigen holländischen Supermärkten keine „Joden-koeken“ (Judenkuchen) mehr findet, eine Spezialität aus Mürbeteig, die Ende des 19. Jahrhunderts von einem jüdischen Bäcker erfunden wurde. Die „Jodenkoeken“ heißen jetzt „Dutch Cookies“ und werden unter diesem Namen bis nach China exportiert. Das mag politically correct sein, ich nenne es trotzdem eine kulturelle Enteignung. Ich will meine Jodenkoeken wiederhaben!
In Deutschland wird dieses herrliche Produkt nicht vertrieben, was wohl mit dem Namen zu tun hat. Es müsste umbenannt werden, politically correct, in „Juden- und Jüdinnen-Kuchen“, und das wäre dann eine Lachnummer.
Aber auch das ist nur eine Petitesse am Rande des PC-Feldes. Was ich dagegen unsäglich und intolerabel finde, ist eine Äußerung von Kardinal Marx, dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz. Er sagte neulich bei einer Diskussion in Berlin, man sollte den Begriff „christliches Europa“ nicht verwenden, denn er sei „ausgrenzend“. Noch ärgerlicher als die Äußerung des Kardinals war, dass ihm niemand widersprach und niemand sagte, wofür diese Äußerung steht: für eine präventive Unterwerfung. Nun könnte es mir als Juden egal sein, wie ein Kardinal Europa definiert und welche semantischen Übungen er unternimmt, um nicht in den Verdacht zu geraten, er würde „ausgrenzen“.
Auf den ersten Blick mag eine solche Äußerung von Demut zeugen, tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Aus ihr sprechen Hochmut und Heuchelei. „Seht her, wie tolerant wir sind! Wir beanspruchen nicht einmal unsere Geschichte für uns!“
Niemand auszugrenzen mag eine noble Idee sein. Sie rast nur an der Wirklichkeit vorbei. Ich bin noch nie zu einer Eucharistie-Feier eingeladen worden. Werde ich ausgegrenzt? Eine Bewerbung von mir um einen Platz im Dschungelcamp wurde nicht einmal beantwortet. Ein klarer Fall von Ausgrenzung. Und was ist mit den vielen Prälaten, Vikaren, Kaplanen und Diakonen in der katholischen Kirche, die es nicht zum Kardinal geschafft haben? Wie müssen die unter der Ausgrenzung leiden? Von den Frauen nicht zu reden, die keine Chance haben, in den Kreis der Kardinäle aufgenommen zu werden.

Auch in der Natur findet ständig Ausgrenzung statt. Ein Hamster hat keine Wahl, auch wenn er lieber als Gazelle unterwegs wäre, man muss Mitleid mit allen Giraffen haben, die von einem Leben als Delphine träumen, kann ihnen aber nicht helfen.

Politische Korrektheit setzt da ein, wo die Realität endet, bei den inzwischen über 70 Gender-Optionen, bei der ziemlich witzigen Behauptung, Mann und Frau seien keine biologischen Tatschen, sondern „soziale Konstrukte“, die jedem Menschen die Wahl lassen, ob er ein Mann oder eine Frau sein möchte oder heute das und morgen das.

Wobei es einem Skandal gleichkommt, dass der „Mensch“ ein maskulines Wesen ist, für das es kein feminines Pendant gibt. Während wir hier so nett zusammensitzen, werden bestimmt bereits ein Dutzend Doktorarbeiten über dieses Problem geschrieben und wie man/frau ihm abhelfen könnte. Um Missverständnissen vorzubeugen, will ich dazu sagen, dass ich kein prinzipieller Gegner der political correctness bin, wenn damit gemeint ist, dass es Dinge gibt, die man nicht tun darf und nicht propagieren sollte.
Allerdings: Dieser Raum des Sagbaren und Machbaren unterliegt einem ständigen Wandel. Ich halte es für gut und richtig, dass Homosexualität entkriminalisiert und Vergewaltigung in der Ehe von einem Privileg des Ehemannes zu einer Straftat degradiert wurde. Ich halte es für gut und richtig, dass Kinderehen verboten bleiben, ohne Rücksicht auf den kulturellen Hintergrund der beteiligten Familien. Ich bin für eine Verschärfung des Tatbestands „Kindesmissbrauch“, um auch solche Fälle verfolgen zu können, wie den der bereits erwähnten Greta aus Schweden, die von den Klimarettern zur Ikone ihrer Bewegung erkoren wurde.

Ich finde es auch richtig, dass ich – wenn ich jemand einen „Antisemiten“ nenne – diesen Vorwurf belegen muss, was angesichts des Bildungs- bzw. Unbildungsgrades deutscher Richter nicht ganz einfach ist, für die der Holocaust das Maß der Dinge ist und alles drunter unter Ordnungswidrigkeiten fällt. Und wenn jemand eine Politikerin, die er nicht mag, eine „Nazi-Schlampe“ nennt, dann müsste auch das belegt und nicht durch den Freifahrtschein der Satire belohnt werden. Hier gibt es noch einen erheblichen Lernbedarf der Justiz.

Aber es geht nicht nur um Gesetze, die natürlich verschieden ausgelegt werden können, was man den „Ermessensspielraum“ nennt, der seinerseits zu Urteilen führt, die kein „gerecht und billig“ denkender Mensch nachvollziehen kann. Es geht auch um etwas, das unsere PC-mäßig unverdorbenen Eltern in die Worte „Das tut man nicht“ fassten. Man legt die Füße nicht auf den Tisch, man rülpst nicht beim Essen, und man nennt die 12 schlimmsten Jahre der deutschen Geschichte nicht einen „Vogelschiss“.

Das ist nicht nur aus der Sicht der Nazi-Opfer – der Juden, der Zigeuner, der Homosexuellen, der Widerstandskämpfer, der Deserteure – eine schwere Sünde. Es muss auch ein No-go für jeden Deutschen sein, der kein Jude, kein Zigeuner, nicht schwul ist und keine Angehörigen hat, die von den Nazis verfolgt wurden.

Meine Damen und Herren, ich bin nicht hierher gekommen, um Ihnen eine Predigt zu halten oder Ihnen zu sagen, was Sie tun oder was Sie lassen sollten. Ich will ihnen weder den Weg versperren noch Ihnen den Weg weisen. Oder allenfalls ein wenig. Ich bin hier aus zwei Gründen. Erstens bin ich für Fair play. Und der Umgang mit Ihrer Partei ist alles andere als fair. Als Ihr Bremer Kollege Magnitz niedergeschlagen wurde – weiß jemand, wie weit die Suche nach den Tätern inzwischen ist? – haben zwar alle die Tat verurteilt, in manchen der Distanzierungen wurde aber auch darauf hingewiesen, dass diejenigen, die Wind säen, damit rechnen müssen, Sturm zu ernten. Wie Frauen, die eine gewisse Mitschuld haben, wenn sie sexuell belästigt werden, weil sie zu kurze Röcke tragen. Das geht nicht, das ist einer Demokratie unwürdig, die auf dem Gedanken basiert, dass auch im weitesten Sinne „falsche“, also vom allgemeinen Konsens abweichende Haltungen und Meinungen geschützt werden. Die Grenzen des Erlaubten, ich habe darauf bereits hingewiesen, legt das Strafgesetzbuch fest. Das Recht auf freie Meinungsäußerung kennt keine „richtigen“ und keine „falschen“ Meinungen.

Es gilt auch für Geschmacklosigkeiten aller Art, wie den Griff in das Plumsklo des SPD-Abgeordneten Johannes Kahrs vor einigen Wochen im Laufe einer Parlamentsdebatte. Sie erinnern sich. Er riet ihnen, in den Spiegel zu schauen, damit Sie sehen, wie hässlich Sie sind. „Hass macht hässlich!“, rief er Ihnen zu mit der Unschuld eines Menschen, der selbst keinen Spiegel daheim hat. Ich war sprachlos und wartete, vergeblich, auf einen Ordnungsruf des Parlamentspräsidenten. Von einer ähnlichen Qualität war der Beitrag eines Redakteurs der Hamburger Morgenpost, der seiner Phantasie freien Lauf ließ. „In einer gerechten Welt müsste man AfD-Fans das Wahlrecht entziehen. So wie man Kindern Bauklötze wegnimmt, wenn sie randalieren.“ Die Frage, woran man AfD-Fans erkennt und wie eine solche Maßnahme mit den Regeln einer freien Wahl vereinbar wäre, wurde weder gestellt noch beantwortet. Ein Einzelfall, aber doch ein charakteristischer.

Gestern, einen Tag nach dem Holocaust-Gedenktag, wurde im Deutschlandfunk der grüne Europa-Abgeordnete Michael Cramer interviewt – über den Klimawandel und die Schadstoffe in der Luft. Dabei sagte Cramer unter anderem Folgendes: „Dass man unterschiedliche Positionen hat, das gehört dazu. Es gibt Leute, die leugnen den Holocaust. Es gibt Leute, die leugnen, dass Feinstaub und Feinstaubpartikel und CO2 und Stickoxide gesundheitsschädlich sind, das gehört dazu.“ Ich versuche, mir vorzustellen, was in diesem Lande los wäre, wenn jemand von Ihnen so etwas gesagt hätte. Ich wäre unter den Ersten, die über Sie hergefallen wären.
Die einen leugnen den Holocaust, die anderen das Klima, was nicht nur faktisch eine idiotische Analogie ist. Wie schon erwähnt, müsste man von Klimawandelleugnern sprechen, genauer: von Menschen, die daran zweifeln, dass es einen menschengemachten Klimawandel gibt. Nun warte ich darauf, dass Klimaleugnung ebenso unter Strafe gestellt wird, wie die Leugnung des Holocaust und freue mich schon auf die erste Verhandlung eines grünen Volksgerichts unter dem Vorsitz von Michael Cramer.

Meine Damen und Herren. Wir leben in einer Konsens-Demokratie. Das mag nicht schlecht sein, ich bin aber überzeugt, dass nicht der Konsens, sondern der Dissens das Wesen der Demokratie ausmacht, wie wir es grade in England erleben, wo die Premierministerin von ihrer eigenen Partei in die Enge getrieben wird. Was bei uns so undenkbar wäre, wie die Übernahme der Bundeswehr durch die Heilsarmee. Ich bin also heute hier, um – wie würde es Anja Reschke sagen – „ein Zeichen“ zu setzen, für einen fairen Umgang mit dem politischen Gegner, ganz im Sinne unseres Bundespräsidenten. Und weil ich mir als mündiger Bürger dieser Republik nicht vorschreiben lasse, wo ich auftreten darf und wo nicht. Ich weiß natürlich, dass die AfD ein No-go-Gebiet ist, das man weiträumig umgehen sollte. Mehr und mehr wird es zur Routine, strittige Meinungsäußerungen mit den Worten anzufangen: „Ich bin kein Anhänger der AfD, aber…“ Aber was?
Die Haltung zur AfD ist eine Art politischer Lackmustest, so wie es zu meiner Jugend die Haltung zur DDR war. Wer nicht „so genannte DDR“ sagte, der musste ein Kommunist sein. Meine erste und einzige Vorladung zur Politischen Polizei bekam ich noch vor dem Abitur. Ich hatte irgendwo in der DDR ein paar Broschüren bestellt, die unterwegs abgefangen wurden.

Als ich vor ein paar Tagen einem alten Freund sagte, dass ich heute bei Ihnen auftreten würde, machte er ein Gesicht, als hätte ich ihm gebeichtet, dass ich vom Handel mit Drogen lebe. „Du wirst doch nur instrumentalisiert“, sagte er, „weißt du es nicht?“ Natürlich weiß ich es. Und wissen Sie was? Es ist mir wurscht. Heutzutage instrumentalisiert jeder jeden. Die BILD Helene Fischer, Helene Fischer Florian Silbereisen, Florian Silbereisen seine depperten Fans, die ihm nachreisen. Und ich, ich werde jeden Tag instrumentalisiert. Als Beweis dafür, dass es wieder ein jüdisches Leben in Deutschland gibt, jüdische Gemeinden, jüdische Literatur- und Musiktage und immer mehr jüdische Cafes und Restaurants, da kommt es auf eine Instrumentalisierung mehr oder weniger nicht an. Sie instrumentalisieren mich, und ich instrumentalisiere Sie. Ich probiere aus, wie weit ich gehen kann. Wenn es keinen Shit-Storm gibt, ist es gut, wenn es einen gibt, ist es noch besser.

Und falls Sie jetzt wissen möchten, ob ich vorhabe, Sie zu wählen, kann ich nur sagen: Das hängt ganz von Ihnen ab. Ich bin ein Wechselwähler. Bei der letzten Bundestagswahl habe ich meine Stimme der Tierschutzpartei gegeben. Wenn Sie meine Stimme haben wollen, dann müssen Sie mich überzeugen. Ich finde es prima, dass Sie das Existenzrecht Israels bejahen, obwohl das eine Selbstverständlichkeit ist, wir diskutieren auch nicht über das Existenzrecht Belgiens. Aber das reicht mir nicht, ich erwarte mehr. Sie müssten Ihre Begeisterung für Russland und Putin dämpfen, Ihre USA-Allergie kurieren, Zweideutigkeiten in Bezug auf die deutsche Geschichte unterlassen und sowohl Ihren Mitgliedern wie Wählern klaren Wein darüber einschenken, dass Sie kein Depot für kontaminierte deutsche Devotionalien sind. Mag sein, dass Sie das einige Wähler kosten wird, aber das sollte es Ihnen wert sein. Klarheit vor Einheit! Für politische Parteien gilt das Gleiche wie für guten Wein. Ein Tropfen Buttersäure verdirbt den Geschmack der ganzen Flasche.
Ich habe lange überlegt, wie ich diese kurze Rede beenden soll. Dramatisch oder entspannt? Mit einer guten Pointe oder einem schlechten Witz? Vielleicht mit dem Klassiker: Ich teile nicht Ihre Meinung, aber ich werde mich immer dafür einsetzen, dass Sie sie frei äußern dürfen… Das ist mir zu abgenutzt, außerdem ist die Quelle unklar. Es könnte von Voltaire oder von Rosa Luxemburg sein. Also mache ich es kurz und schmerzlos: Vielen Dank für die Einladung. Ich hoffe, ich habe Sie nicht gelangweilt. Und ich wünsche Ihnen die Kraft und den Mut, sich selbst infrage zu stellen. Schalom allerseits!
30.1.2019, Henryk M. Broder
https://www.achgut.com/artikel/meine_rede_an_die_afd

Henryk M. Broder zu Gast bei der AfD-Fraktion!
https://www.youtube.com/watch?v=svlODNLck9A
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Kommentare:
Deutschland ist eine Konsensdemokratie, sagt Broder.
Das mag damit zusammenhängen, dass die politische Streitkultur in Deutschland nie besonders ausgeprägt war (Mord und Totschlag sind keine Kultur), was vermutlich weniger mit einem deutschen Nationalcharakter zu tun hat, der sich weder beweisen noch widerlegen lässt, als auf historische Ursachen wie autoritäre Systeme etc. zurückzuführen ist. Im Unterschied zu Broder bin ich jedoch der Ansicht, dass es in Deutschland sehr wohl einen Meinungs-Mainstream gibt. Er äußert sich immer dann, wenn Politiker, Journalisten und alle möglichen A-, B- und C-Prominenten dem Rest der Bevölkerung ihre politisch korrekte „Meinung“ – oder vielmehr: (gute) Gesinnung – drücken. Mir ist das erstmals in den deutschen Reaktionen auf den 11. September aufgefallen, in denen die herrschende und kommentierende „Klasse“ unisono einen solchen Unsinn verbreitete, dass Broder prompt ein Buch darüber schreiben musste („Kein Krieg, nirgends. Die Deutschen und der Terror“). Als gebe es irgendwo eine zentrale Sprachregelung redeten alle gleich daher. Heute erleben wir beim ebenso schäbigen wie dämlichen Umgang mit der AfD dasselbe. Daher wirken die Bücher, Artikel und Reden eines klugen und gewitzten Mannes wie Henryk M. Broder ja stets wie ein frischer Wind, weil man fühlt, dass einem das herrschende „Klima“ in Deutschland die Luft zum atmen nimmt. Meinen Glückwunsch an die AfD-Fraktion, dass sie den Broder eingeladen hat, und meinen Glückwunsch an Herrn Broder für diese fulminante Rede.
30.1.2019, Pere
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Bildung im Bundestag
Lieber Herr Broder, die 92 Leutchen der AfD-Fraktion im Bundestag haben eine im Durchschnitt höhe Qualifikation (nebst Berufserfahrung) als zum Beispiel die 67 GRÜNEN. Von Letzteren haben gerade mal 11 % einen bürgerlichen Beruf. Die kommen über Gymnasien und irgendwelche Assistenzen bei Abgeordneten.

Hetzjagden, …
Lieber Herr Broder, ich beginne meinen Kommentar leicht abgewandelt womit Ihre Rede endete. “Vielen Dank für dieses “Zeichen”, welches Sie setzen! Ich hoffe, ich langweile Sie nicht mit meinem Kommentar. Und ich danke Ihnen für den Mut, diese Fragen zu stellen.”. Unter der Knute der “political correctness” stehend sehen Opportunisten, Weichgespülte und meiner Meinung nach vor allem Karriereristen seit Chemnitz scheinbar ihre Zeit gekommen. Wohl wissend, das kaum eine grössere Lüge mit der generellen Verächtlichmachung eines ganzen Bundeslandes im letzten Jahr in der Bundesrepublik durch erfundene Hetzjagden – mittlerweile durch die beteiligten Protagonisten des berühmten “Hase – du bleibst hier” Video eidestattlich bezeugt – durch die gesamte Presse gejagdt wurde. Die AfD begeht den Fehler sich von regierungsfreundlicher Seite die “political correctness”, trotz eindeutig nach Links verschobener Wahrnehmung, vorschreiben zu lassen, die Deutungshoheit über das Sagbare anzunehmen, und über das berühmte noch so hoch hängende Stöckchen springen zu wollen was der AfD von regierungsfreundlicher Seite “wohlwollend” hingehalten wird. Was nicht gesagt werden sollte ist meiner Meinung nach Usus in einer Kultur der Generationen, der Aufklärung, der Geschichte und der Demokratie und keiner Erklärung bedürftig. Es ist gewachsen. Dies gilt allerdings nicht erst seit Sept. 2015, dieses Datum spielt die Rolle des jetzt- und zukünftig Sagbaren, was erlaubt und was nicht erlaubt – offensichtlich und realitätserprobt. Als eine Alternative verstehe ich die Wahl zwischen dem Jetzt und dem zukünftig Möglichen. Um das zukünftig Mögliche zu diskutieren bedarf es Denker, Philosophen, Arbeiter, Alleinerziehende und auch Deutsche mit Migrationshintergrund genauso wie Obdachlose und Beamte. Ich denke die ganz grosse Frage wird sein wo die AfD in Zukunft stehen will. Möchte sie “Volkspartei”, “Bürgerpartei” wie Meuthen es formuliert oder Klientelpartei
30.1.2019, Th. H., AO
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Mensch als Einzelner und als Gruppe
Herr Broder – Sie sind sicherlich ein so guter Redner wie “Schreiber”, das zeigt sich auch hier. Sie spielen hier mit sämtliche Klischees – aber, so meine Kritik, sie spielen nicht nur damit, sondern Sie bleiben aus meiner Sicht faktisch darin hängen. Wir hatten doch eigentlich längst ein viel besseres Deutschland gehabt, ein Land in dem man gar nicht wusste, wer Jude ist oder Christ, weil es schlichtweg niemanden interessierte. Religion war Privatsache und solange jemand nicht explizit damit in die Öffentlichkeit trat, galt dies auch weitgehend für die politische Meinung einer Person. Wichtig waren zudem nicht Gruppenidentitäten, sondern viel eher Individualismus. Die Frage war, wer bin ich selbst als Person mit all meinen Eigenschaften und was will ich als solche in der Welt bewirken. Grenzen für dieses Individuum war der Rechtsstaat, der Kant’sche Imperativ und ein gewisser gesellschaftlicher Konsens. Also hatten wir früher doch das, wonach alle schreien, die offene und bunte Gesellschaft, die Freiheit, sich selbst als Individuum auszudrücken. Zerstört wurde dies aus meiner Sicht durch gerade dieses übertriebene gruppenbezogene Denken. V.a. die von mir extrem empfundene Selbstabgrenzung wie “wir Moslems” oder “wir Linken” oder “wir Homosexuelle”. Die Menschen treten explizit lautstark unter diesem “Label” auf und beschweren sich dann anschließend, man würde sie abstempeln. Ich kenne Homosexuelle, die erklären sich selbst zu einer Art “Auserwählten”, was dann wieder die nächste Stufe jener Art von – pardon – ausgesprochenem Stumpfsinn ist. Wäre nicht viel eher das Ziel uns wie früher selbst und gegenseitig primär einfach als Menschen zu sehen und diese Menschen vor allem nach ihren Handlungen zu beurteilen? Das Grundgesetz auf der Basis der Menschenrechte und den Kant’schen Imperativ, mehr brauchen wir doch wohl auch heute nicht, alle darüber hinausgehenden Selbstabgrenzungen schaden aus meiner Sicht nur allen!
30.1.2019, Sabine SCH, AO
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Das Ignorieren der AfD im Parlament …
Donnerwetter, meine Anerkennung. Lieber Herr Broder, dass Sie einer Einladung der AfD folgen würden, hätte ich nicht gedacht. Aber genau richtig ist die Frage, will ich den Austausch der Meinungen und Kenntnisse haben ja oder nein? – Und fertig! Damit “instrumentalisiere” ich jetzt natürlich auch – weil das in der Konsequenz heißt, wer die AfD verteufelt, ist gegen den Austausch von Kenntnissen und Meinungen, – auch fertig, weil richtig! Seit langem schon beobachte ich, dass im Bundestag Themen, die von der AfD aufgegriffen werden, allein deshalb schon für die anderen Parlamentarier zu Tabu-Themen werden; die Themen mögen noch so stichhaltig und neutral vorgebracht werden. Die Missachtung solcher Themen / Anträge / Hinweise geschieht EINDEUTIG zum Schaden des Volkes ( ich weiß schon – wer Volk sagt, ist Nazi ) dieses Landes.
In diesem Zusammenhang habe ich schon an DEN (Chef-) Parlamentspräsidenten, Herr Schäuble geschrieben mit der Bitte, doch eine Ermahnung an die Parlamentarier auszusprechen mit Hinweis auf die Missachtung der Demokratie und den Schaden, den sie anrichten. Ich schrieb ihm: Mein Anliegen hat nichts mit einem eventuell rüden Ton zwischen den Parteien zu tun – weder gegen die AfD noch von Seiten der AfD – nein ich mahnte an und schrieb: „Es ist schlicht unwürdig – ein dümmliches Spiel – wenn Anträge schon allein deshalb abgelehnt werden weil die AfD sie eingebracht hat.“ Und: „Argumente bleiben Argumente, gute allemal, egal von welcher Partei sie zuvorderst vorgetragen werden.“ Mir ist nicht bekannt, dass Herr Schäuble dem Plenum eine Ermahnung o.ä. erteilt hat.
30.1.2019, Leo H., AO
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Excellente Rede!
So was kann hierzulande nur einer machen, der absolut souverän und unabhängig ist. Schade, dass so eine excellente Rede die Ausnahme bleibt und vom Mainstream auch verschwiegen werden wird. Die Mehrheit liebt halt lieber die Relotius-Geschichten.
30.1.2019, Walter N, AO

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Henryk Broder’s talk at the AfD fraction of the Bundestag on Jan 29, 2019
Rede von Henryk A. Broder an die AfD (engl. Übersetzung)
Shalom everyone!

Henryk Broder’s talk at the AfD fraction of the Bundestag on Jan 29, 2019, as documented [in a shortened version] by Die Welt and Achgut.com on 31.01.2019 Translated by Beata Gallay © 2019 [explanations in […] are of the translator.
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Good evening, ladies and gentlemen, thank you for the invitation.
I have been to the Bundestag several times, most recently at a meeting of the Petitions Committee. But I have never spoken before a faction. My first choice would have been the Grüne. I would have even come here by bike or a rowboat. But the Grüneare not that far yet, that they would invite someone like me.
First of all, I would have to start separating my waste, heating my home sparingly and using less water. I do not do that. I do not even believe that the climate change exists because there has not been a day in history when the climate has not changed. Climate change is as new as the eternal succession of winter, spring, summer and fall. What is new is that the climate has become the fetish of the enlightened, who believe neither in Jesus nor in Moses or Mohammed. The British writer Gilbert Keith Chesterton, the inventor of Father Brown, has already said the right thing: „Since people no longer believe in God, they do not believe in anything, they believe all sorts of nonsense.“
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The worldwide hype surrounding a 16-year-old Swede, who considers herself a revenant by Jeanne d’Arc, has proved that again, just recently.
But this was just my attempt at an icebreaker to warm up. Back to the beginning: Just as I wonder why you invited me and not Richard David Precht, so ask yourself why I accepted the invitation.
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The smell of garlic and sulfur
The thing is very simple. They wanted to see if anyone who can write as good as I do could speak just as well-in the den or hell of brown spotted lions, in the snake pit of reaction, in the darkroom of history. And besides, you want to know if I’m really as likable as I always seem when on TV. Some of you may never have seen a real Jew in nature and are now waiting for the room to fill with the smell of garlic and sulfur.
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I like doing stuff I’ve never done before. I recently went on a cruise for the first time in my life – and I liked it a lot. On my to-do list, which I would like to work off before my 75th birthday, are still: the visit to a swingers club, the journey to the center of the earth and a ride on the Trans-Siberian Railway with Florian Silbereisen [actor playing a cruise ship captain in a German soap opera] as my personal butler. Although a visit to you was not on my list, I accepted the invitation anyway; when does a Jew get the opportunity to perform in a room full of Nazis, Neo-Nazis, Crypto-Nazis and Para-Nazis?
Besides, I’m only doing what the Bundespresident has recently advised us to do. We should approach each other; get to know each other better, talk to each other in order to strengthen the cohesion of this society.
That’s exactly what I’m doing. I am a bridge builder, a reconciler; I advocate a colorful, open and tolerant society in which no one is marginalized. I judge people in my environment not by origin, skin color or religion, but by whether, in broad terms, they also accept opinions other than their own. I am tolerant to the limit of self-denial, but I do not want to be tolerant of a group of people: the intolerant ones, who make themselves the measure of all things and promise me either eternal life in paradise, if I follow them, or a box seat in hell, if I refuse them.
That, ladies and gentlemen, was the introduction. Now follows the main part.
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PC is an empty box
The idea was that we talk about Political Correctness, though nobody knows what the term really means. It is an empty box into which anyone can throw whatever he considers inappropriate, evil, insulting or dangerous, anything that could threaten „social peace“ and that – social peace – is not something that serves peace but rather something that threatens the freedom of expression.
That we can no longer buy „Negro Kisses“ and that the Sarotti Moor has been renamed „Sarotti – Magician of the Senses“ – that I can live with. Worse, much worse, I find that in some Dutch supermarkets there is no longer any „Jodenkoeken“ (Jewish cake), a specialty of shortcrust pastry, which was invented by a Jewish baker at the end of the 19th century. The „Jodenkoeken“ are now called „Dutch cookies“ and are exported under this name all the way to China. That may be politically correct, but I shall call it a cultural expropriation. I want my Jodenkoeken back!
In Germany, this magnificent product is not sold, which probably has to do with the name. It would have to be renamed, politically correctly, in „Jewish Men and Women’s Cake,“ and that would be a great laugh then.
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But even that is just a petitesse on the edge of the PC field. What I find unspeakable and intolerable, on the other hand, is a statement by Cardinal Marx, chairman of the German Bishops‘ Conference. He recently said in a discussion in Berlin that the term „Christian Occident“ should not be used, because it is „exclusionary“. Even more annoying than the cardinal’s statement was that no one disagreed with him and nobody said what this statement is for: a preventive submission.
Now, as a Jew, it would not matter to me how a cardinal defines Europe and what semantic exercises he does to avoid being suspected of „marginalizing“ anyone. At first glance, such a statement may be seen as a sign of humility; in fact, the opposite is the case. It demonstrates conceit and hypocrisy. „Look how tolerant we are! We do not even claim our story for ourselves!“
To exclude no one may be a noble idea. It just races past the reality. I have never been invited to a Eucharist celebration. Will I be marginalized? An application from me for a place in Jungle Camp was not even answered: a clear case of exclusion! And what about the many prelates, vicars, chaplains and deacons in the Catholic Church who did not make it to Cardinal? How must they suffer from exclusion? Not to mention the women, who have no chance of being accepted into the cardinals‘ circle.
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Political correctness starts where reality ends
Even in nature there is always exclusion. A hamster has no choice, even though he would rather be traveling as a gazelle, one must feel sorry for all giraffes who dream of a life as dolphins, but we cannot help them.
Political correctness starts where reality ends, in the now over 70 gender options, in the rather funny assertion that man and woman are not biological facts, but „social constructs“ that leave everybody the choice, whether he or she wants to be a man or a woman or today this and tomorrow that.
Whereby it is scandalous that der Mensch[human being] is a masculine noun for which there is no feminine counterpart.
While we sit here so nicely, a dozen doctoral theses are written about this problem and how you could overcome it.
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To avoid misunderstandings, I want to say that I am not a principled opponent of political correctness, if it means that there are things that one should not do and should not propagate.
However, this space of what can be said and what can be done is subject to constant change. I think it is right and proper that homosexuality has been decriminalized and that marital rape has been reduced to a crime from having been a husband’s privilege. I think it is right and proper that child marriages should be banned, regardless of the cultural background of the families involved. I am in favor of judging the offense of „child molestation“ more severely, in order to be able to follow such cases as that of the already mentioned Greta from Sweden, who was chosen by the climate coalition as the icon of their movement.
I think it is also correct that I – if I call someone an „anti-Semite“ – must prove this accusation, which is not easy given the level of education or German judges, for whom the [6 million victims of the] Holocaust is the measure of things and everything under that number is considered mere administrative offense.
And if someone calls a politician he does not like a „Nazi slut“, then that would have to be proved and not rewarded by using the satire-card. There is still a considerable need for legal education here.
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That’s not done
But it is not just laws that can be interpreted differently, of course, by what is called the „discretionary margin“ which in turn leads to verdicts that no „normal“ thinking person can comprehend. It’s also about something that our PC-wise unspoiled parents put into the words „That’s not done“. You do not put your feet on the table, you do not burp while eating, and you do not call the twelve worst years in German history „bird shit.“ [The AfD lead, Gauland called Hitler and the Nazis just a piece of bird shit on the more than 1000 years of glorious German historyat a congress of the AfD Junge Alternative].
This is a grave sin – not only from the point of view of the Nazi victims – the Jews, the Gypsies, the homosexuals, the resistance fighters, and the deserters;. It must also be a no-go for any German who is not a Jew, not a Gypsy, not gay and has no relatives who were persecuted by the Nazis.
Ladies and gentlemen, I did not come here to give you a sermon or tell you what to do or not to do. I do not want to block you nor do I want to show you the way. Well, maybe a little.
I am here for two reasons. First, I am all for fair play. And dealing with your party is anything but fair. When your Bremen colleague Magnitz was beaten up – does anyone know how far the search for the perpetrators is now? – Although all have condemned the act, in some of the distancing was also noted that those who sow the wind, must expect to reap storm. Like women, who are blamed, and accused of some complicity when sexually molested because they wear too short skirts.
This is not possible; this is unworthy of a democracy that is based on the idea in the broadest sense that „wrong“ attitudes and opinions, that is, deviating from the general consensus, are to be protected. The limits of that which is permitted, I have already pointed out, are established by the Criminal Code. The right to freedom of expression knows no „right“ and no „wrong“ opinions.
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No mirror at home
This also applies to tastelessness of all kinds, such as the SPD deputy Johannes Kahrs lowering himself into the levels of his outhouse a few weeks ago in the course of a parliamentary debate. You remember. He advised you to look in the mirror so you can see how ugly you are. „Hatred makes you ugly!“ He shouted to you with the innocence of a man who has no mirror at home himself.
I was speechless and waited, in vain, for an order call from the Speaker of Parliament. Of a similar quality was the contribution of an editor of the Hamburger Morgenpost, who let his imagination run wild: „In a fair world, one would have to withdraw the right to vote from AfD supporters. The same ways as you take away children’s toys when they behave badly.“
The question of how one recognizes AfD fans and how such a measure would be compatible with the rules of a free election was neither asked nor answered. This is an isolated case, but a characteristic one.
Yesterday, one day after the Holocaust Remembrance Day, the Grüne radio MEP Michael Cramer was interviewed on Deutschlandfunk – on climate change and pollutants in the air. Cramer said, among other things: „That you have different positions, that’s part of it. There are people who deny the Holocaust. There are people who deny that particulate matter and CO2 and nitrogen oxides are harmful to health, that’s part of it.“
I am trying to imagine what would happen in this country if one of you had said something like that. I would be among the first to attack you.
Some deny the Holocaust, the others the climate, which is not just an idiotic analogy. As already mentioned, one would have to speak of climate change deniers, more precisely: of people who doubt that there is a man-made climate change. Now I am waiting for climate denial to be punished as much as the denial of the Holocaust, and I look forward to the first trial of a Grüne People’s Court chaired by Michael Cramer.

Ladies and gentlemen. We live in a consensus democracy. That may not be bad, but I am convinced that it is not consensus but dissent that constitutes the essence of democracy, as we see it right now in England, where the Prime Minister is being cornered by her own party, which would be as unthinkable with us as a takeover of the Bundeswehr by the Salvation Army.

So today I am here to – as Anja Reschke [German journalist] would say – „set a signal“ for fair dealings with the political opponent, in the spirit of our Bundespresident. And, because as a responsible citizen of this republic, I do not allow anyone to prescribe where and when I am allowed to appear. Of course, I know that the AfD is a no-go area that should be dealt with on a large scale. More and more it becomes routine to start disputed opinions with the words: „I am not a supporter of the AfD, but …“ But what?

The attitude to the AfD is a kind of political litmus test, as it was to my youth the attitude to the GDR. Whoever failed to refer to the GDR as the „so-called GDR“ was considered a communist. My first and only summons to the political police I got before graduation. I had ordered some brochures somewhere in the GDR, which were intercepted on the way.

When a few days ago I told an old friend that I would be performing with you today, he made a face as if I had confessed to him that I made my living with drug trafficking. „You’re only instrumentalized,“ he said. „Do not you know?“

Of course I know it. And you know what? I do not care. Everyone exploits everyone today. The Bild does it to Helene Fischer, Helene Fischer to Florian Silbereisen, Florian Silbereisen to his dorky fans who are following him.

No shit storm is good, a shit storm is better
And me, I’m instrumentalized every day. As proof that there is again a Jewish life in Germany, Jewish communities, Jewish literary and musical days and more and more Jewish cafés and restaurants, one more instrumentalization does not matter.
You instrumentalize me, and I instrumentalize you. I try how far I can go. If there is no shit storm, it is good; if there is one, it is even better.
And if you want to know now whether I intend to vote for you, all I can say is that it depends entirely on you. I am a picker. At the last general election, I gave my vote to the Animal Protection Party. If you want my vote, then you have to convince me. I think it is great that you affirm Israel’s right to exist, although that is a matter of course, we also do not discuss the right of existence of Belgium. But that’s not enough for me, I expect more. You would have to curb your enthusiasm for Russia and Putin, your US allergy, avoid ambiguities in German history, and give your members and voters clear wine that you are not a depot for contaminated German devotional items. It may cost you a few voters, but it should be worth it. Clarity before unity!
As with good wine, the same goes for political parties. A drop of butyric acid spoils the taste of the whole bottle.
I have long considered how to end this short speech. Dramatic or relaxed? With a good punch line or a bad joke? Maybe with the classic: I do not share your opinion, but I will always work for you to express them freely … That’s too worn out for me, and the source is unclear. It could be from Voltaire or Rosa Luxemburg.
So I make it short and painless: Thank you for the invitation. I hope I have not bored you. And I wish you the strength and the courage to question yourself.
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Shalom everyone!
Henryk A. Broder, https://www.achgut.com/artikel/shalom_everyone, 29.1.2019

 

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