Organspende

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Blick nach Süden über Disteln auf Kappel im Dreisamtal am 23.6.2012

Ablehnung der Organspende-Widerspruchslösung im Bundestag am 16.1.2020
In Deutschland stehen über 9.000 schwer kranke Menschen auf der Warteliste für eine Organspende. Bei mehr als 1.000 Patienten pro Jahr verschlechtert sich der Gesundheitszustand so sehr, dass eine Transplantation nicht mehr möglich ist oder dass sie auf der Warteliste versterben.
Der Grund: Es gibt bei weitem nicht genug Organspender. https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Organspende-Fragen-und-Antworten-im-FAQ,organtransplantation108.html
Den 9000 Todkranken stehen nur etwas über 900 Spender jährlich gegenüber. Dieses Elend vollzieht sich abseits der öffentlichen Aufmerksamkeit, es sei denn, man selbst oder jemand aus dem Familien- oder Bekanntenkreis ist betroffen. Ein guter Freund des Autors musste elf Jahre auf eine Spenderniere warten. Jetzt braucht er erneut eine. Wissen Sie, liebe Leser, was Dialyse bedeutet? Wie das Leben eines solchen Patienten aussieht? Wie dick die Nadel ist, die zur Blutwäsche benötigt wird und was sie mit der Armvene im Laufe der Jahre macht?
Gestern hat der Bundestag mit der Ablehnung der von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn favorisierten Widerspruchslösung die aufkeimende Hoffnung dieser Menschen auf ein besseres Leben, bei manchen die Hoffnung auf ein Überleben, zerstört.
https://www.welt.de/politik/deutschland/article205063942/Organspende-Bundestag-lehnt-Spahn-Vorschlag-ab-neue-Rolle-fuer-Buergeraemter.html
Für den Autor ist die Entscheidung gegen die Widerspruchslösung nur aus ideologischen, jedoch nicht aus logischen Gründen nachvollziehbar. Die Widerspruchslösung besagt im Grunde, dass jeder ein Organspender ist, der dem nicht ausdrücklich widerspricht. Dieser Vorschlag Spahns ist aus der Lebenswirklichkeit geboren. Viele, die eigentlich zur Organspende bereit wären, sind einfach nur zu träge, zu unwissend oder fühlen sich zu beschäftigt, um sich einen Organspendeausweis zu besorgen. Gegen diese den Menschen innewohnende Trägheit wird auch die neue so genannte „Erweiterte Entscheidungslösung“ nichts ausrichten können. Der Autor wagt die Prognose, dass sich mit dieser Regelung die Zahl der Organspender nicht wesentlich erhöhen wird.
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Dabei gibt es eigentlich kein vernünftiges Argument gegen die Widerspruchslösung. Jeder, der etwas dagegen hat, dass nach seinem Tod ein Organ entnommen wird, hätte lediglich ein einziges Mal in seinem Leben – also nicht jedes Jahr – seinen Hintern hochbekommen und die Widerspruchserklärung ausfüllen müssen. Und wenn er dazu zu faul und zu träge ist, dann ist es ihm nicht ernst genug, mit der Ablehnung.
Die Argumentation, dass mit der Organspende im Falle der Widerspruchslösung womöglich Schindluder getrieben wird, sticht auch nicht. Schindluder wird immer getrieben, das liegt in der Natur des Menschen. Und wer glaubt, dass er in einem System, das eine illegale Entnahme ermöglichen würde, vor dieser geschützt ist, nur weil er seine Zustimmung zur Organspende nicht erteilt hat, den kann man nur als hoffnungslos naiv bezeichnen.
Nochmal:
Was spricht denn dagegen, dass derjenige,
der nach seinem Ableben seine Organe nicht spenden möchte,
ein einziges Mal in seinem Leben ein Formblatt ausfüllt,
wenn dadurch jedes Jahr abertausende von Leben gerettet werden können?
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Aus der Perspektive der gesunden Menschenverstandes ist einzig die Widerspruchslösung logisch und human. Unser Nachbarland Österreich fährt auch gut damit, oder werden dort etwa die Halbtoten reihenweise illegal ausgeweidet?
Aber was nützt das Lamentieren: Die Ideologie hat über Logik gesiegt. Mit voller Hose ist gut stinken. Bei bester Gesundheit lassen sich leicht solche Entscheidungen treffen und die Grundrechte bemühen. Die Verlierer sind die Menschen auf der Warteliste. Aber wer weiß, ob nicht der eine oder andere der 379 Abgeordneten, die gegen die Widerspruchslösung gestimmt haben, irgendwann einmal selbst auf dieser Liste steht und sich wünscht, damals anders votiert zu haben. Und wer weiß, ob der eine oder andere von ihnen nicht aus diesem Grund einmal seinen Ehepartner oder sein Kind viel zu früh begraben muss. Auch jene, unter den Lesern und den Autorenkollegen, die so vehement gegen die Widerspruchslösung argumentierten, ist sehnlichst zu wünschen, dass sie oder ihre Angehörigen nicht eines Tages in die Lage kommen, das Abstimmungsergebnis im Deutschen Bundestag am 16. Januar 2020 aus tiefstem Herzen zu bedauern.
17.1.2020, Eugen Prinz

 

Vor allem AfD und Grüne, aber auch FDP und Linke verhindern Spahns Widerspruchsregelung
„Schade. Trotz 60 Prozent Zustimmung in der Bevölkerung stimmt der Bundestag mit 379:292 gegen die Widerspruchsregelung. Ich hatte mit einem knapperen Ergebnis gerechnet. Dass es so eindeutig wurde, lag daran, dass der AfD-Block geschlossen gegen die Widerspruchsregelung gestimmt hat“, schreibt Thomas Oppermann (SPD), Vizepräsident des Deutschen Bundestages. Stimmt das? Hat vor allem die AfD den Gesetzesentwurf von Karl Lauterbach (SPD), Jens Spahn (CDU) und anderen verhindert? JFB hat es untersucht.
… Alles vom 17.1.2020 bitte lesen auf
https://juergenfritz.com/2020/01/17/vor-allem-afd-und-gruene-verhindern-spahns-widerspruchsregelung/

Organspende-Debatte: Sieg der Selbstbestimmung
Mit überzeugender Mehrheit von rund 100 Stimmen hat der Bundestag gestern der sogenannten „Widerspruchslösung“ von Gesundheitsminister Jens Spahn und seinem SPD-Kollegen Karl Lauterbach eine Absage erteilt, die alle Bürger automatisch zu Organspendern deklariert hätte, auch jene, die sich nie dazu geäußert haben. Es wird also bleiben wie es war, allerdings sollen die Bürger häufiger und aktiver in Bürgerbüros oder beim Hausarzt auf das Thema angesprochen werden.
… Alles vom 17.1.2020 von Birgit Kelle bitte lesen auf
https://www.achgut.com/artikel/organspende_debatte_sieg_der_selbstbestimmung
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Club-Lösung
Ich bin immer noch für die Club-Lösung: Nur die, die sich schon vor längerem bereit erklärt haben, ein Organ zu spenden, sind auch berechtigt, eines zu bekommen. Ich habe die Nase voll von den Trittbrettfahrern, die beim Spenden hochtrabende “ethische Bedenken” haben, die aber alle ihre angeblichen ethischen Bedenken über Bord werfen, wenn es um die Organe anderer geht, die sie haben wollen.
17.1.2020, M.S.
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Volle Zustimmung (zur Club-Lösung). Ich bin im Laufe meines bisherigen Lebens schon ein paar Mal durch Unfall un Krankheit am Rande des Todes gestanden. Ich für mich werde in keinem Fall ein fremdes Organ akzeptieren. Selbst im Falle meiner Tochter hätte ich so entschieden, obwohl sie das größte Glück ist, was mir im Leben passierte. Ich denke das staatliche Ausweiden von Organgen und “Leichenschänden” ist in jedem Fall zu unterbinden. Hierbei ist die Manipulationsmöglichkeit durch Erpressung, psychische Überredungskunst und sonstige Arten der arglistigen Täuschung um an ein Organ zu kommen viel zu groß. – Es wäre einfacher, die Menschen würden den Tod mal wieder als etwas normales und für jeden Menschen ein individuelles und einzigartiges Ereignis betrachten, auch wenn es das Leben kostet.
17.1.2020, Th.W.
Annalena Baerbock (Grüne) und Beatrix von Storch (AfD) gegen Widerspruchslösung
Annalena Baerbock (Grüne) zur Ablehnung des Spahn-Gesetzentwurfes am 16.1.2020:
„Wir stimmen heute über eine hochethische Frage ab. Wie retten wir mehr Leben? Wir stimmen aber auch darüber ab: Wem gehört der Mensch? In unseren Augen gehört er nicht dem Staat & der Gesellschaft. Er gehört sich selbst. Ungefragt. Ohne Widerspruch. – @ABaerbock“
Beatrix von Storch (AfD) hat sich ganz ähnlich am 16.1. 20020 geäußert:
„Gott sei’s gedankt! Das ist kein Egoismus Herr Spahn und Herr Oppermann, das ist die Bewahrung der Würde des Menschen – über seinen Tod hinaus. Der Mensch ist nicht Eigentum des Staates, sondern frei geboren und so muss es bleiben.“
17.1.2020

 

Organspende: Transplantationsbeauftragte freistellen
Vielen Dank für den sehr informativen Bericht „Spanien ist vorbildlich!“ über die Organisation der Organspende in Spanien an prominenter Stelle. Hier wird deutlich, wieso Spanien weltweit die höchste Rate an Organspendern hat. Zugleich wird klar, woran es in Deutschland fehlt, um aus dem historischen Tiefststand bei der Organspende im vergangenen Jahr herauszukommen und wieder deutlich mehr Menschen die Chance auf ein gutes Leben nach einer Transplantation zu ermöglichen. Die Transplantationsbeauftragten in Deutschland müssen genauso wie die spanischen Transplantationskoordinatoren für die Erkennung möglicher Organspende von ihren sonstigen Aufgaben freigestellt und von der Klinikleitung entsprechend unterstützt werden. Leider greift der nun im Beteiligungsportal des Landes zur Kommentierung vorliegende Entwurf des Landeskrankenhausgesetzes Baden-Württemberg diese Erkenntnis nicht auf. Hier ist lediglich geplant, die Transplantationsbeauftragten „im erforderlichen Umfang“ freizustellen. Daher bleibt zu hoffen, dass die Landesregierung nach dem Beteiligungsprozess die Freistellungsregelung konkret in Form von Stellenanteilen entsprechend der Anzahl der Intensivbetten in den Entnahmekrankenhäusern ändert. Bayern hatte im vergangenen Jahr mit einer entsprechenden gesetzlichen Regelung 22 Organspender mehr als 2016. Von der Badischen Zeitung wünsche ich mir weitere informative Berichte zum Thema.
3.3.2018, Burkhard Tapp, Sasbach am Kaiserstuhl, BZO

 

 

Deutsche Stiftung Organtransplantation –  Statistik für 2011

Würden alle Bundesbürger nach dem Tod ihre Organe spenden, könnten nicht alle Patienten gerettet werden. Grund: Aus medizinischen Gründen können nur wenigen Spendern nach dem Tod Organe entnommen werden. Gleichwohl kann ein Organspender bis zu sieben schwerkranken Menschen helfen. Täglich sterben in Deutschland drei Menschen, da keine geeigneten Spenderorgane verfügbar sind.

  • 75 Prozent der 14- bis 75-jährigen Bundesbürger stimmen einer Organspende, aber nur 25 Prozent haben einen Spenderausweis.
  • Rund 12 000 Menschen warten auf ein Spenderorgan, davon brauchen etwa 8000 eine Niere.
  • Patienten warten fünf bis sechs Jahre auf eine Spender-Niere.
  • Im Schnitt sterben täglich drei Menschen, die auf den Wartelisten stehen.
  • 4054 Menschen konnte 2011 mit einer Transplantation geholfen werden.
  • In Deutschland kommen 14,7 Spender auf eine Million Einwohner (in Spanien 32,0, Österreich 23,3, Schweiz 12,6, Luxemburg 6,0).
  • 1200 Menschen wurden 2011 nach ihrem Tod 3917 Organe entnommen ,darunter 2036 mal die Niere, 1040 Leber, 363 Herz, 313 Lunge, 160 Bauchspeicheldrüse und 6 Dünndarm.
  • Von den Spendern waren 36 jünger als 16 Jahre. 571 waren 16 bis 54 Jahre alt. 236 waren 55 bis 64 Jahre alt 357 waren älter als 65 Jahre.
  • Zusätzlich wurden von lebenden Spendern 795 Nieren übertragen und 71 mal Teile der Leber von Lebendspendern transplantiert.

Quelle: Deutsche Stiftung Organtransplantation, Bericht Statistik für 2011, Juli 2012, www.dso.de

 

Deutsche Stiftung Organtransplantation in Freiburg

Vor achteinhalb Jahren hat Burkhard Tapp eine neue Lunge bekommen. Die Organspende hat sein Leben verändert. Seit er als kleines Kind Masern und eine Lungenentzündung bekommen hatte, war er chronisch lungenkrank gewesen – wurde zwei Jahre später als üblich eingeschult, konnte nicht in den Sportunterricht, wurde nicht zum Wehrdienst eingezogen, musste länger studieren und wurde mit 36 Jahren erwerbsunfähig. Gut zehn Jahre hat er auf seine neue Lunge gewartet: „Das war in jeder Hinsicht nervenzerreißend“, sagt der heute 54-Jährige. Gestern stand Burkhard Tapp mit anderen Engagierten vor dem Infozelt auf dem Kartoffelmarkt, das die Deutsche Stiftung Organtransplantation und die Techniker Krankenkasse aufgebaut hatten. Gestern nämlich machte die „Städtetour“ Halt in Freiburg: In zehn baden-württembergischen Städten informieren Experten über Organspende und werben für neue Spender, die nach ihrem Tod ihre Organe für einen kranken Menschen zur Verfügung stellen. „Wäre ich nicht zu alt?“, fragt eine Dame. „Die älteste Spenderin letztes Jahr war 89 Jahre“, erwidert Tapp. Er ist inzwischen der südbadische Kontaktmann des Bundesverbandes der Organtransplantierten und kann solche Fragen aus dem Effeff beantworten. Die meiste Angst, weiß er, haben potenzielle Spender davor, vorzeitig für tot erklärt zu werden. „Unmöglich“, sagt Tapp, „ein Organ kann erst nach dem Hirntod entnommen werden, und der muss von zwei Ärzten unabhängig voneinander festgestellt werden.“ Solche Antworten überzeugten: In Freiburg wurden gestern 290 Menschen zu neuen Organspendern.
23.9.2010

Deutsche Stiftung Organtransplantation DSO,
Tel 0800 80 50 888, https://www.dso.de;
DSO für Südbaden: Burkhard Tapp, Tel 07662/6844156
https://www.fuers-leben.de

Spendeausweis unter www.transplantationszentrum-freiburg.de direkt herunterladen oder ihn bei den Krankenkassen, dem Hausarzt oder dem Transplantationszentrum an der Uniklinik abholen.

 

Transplantationswesen in Deutschland – Vier Beteiligte

(1) Die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) ist zuständig für die Koordinierung von Organspenden. Sie nimmt die Meldungen möglicher Organspender entgegen und vergibt die Organe an Patienten. www.dso.de
(2)  Die Bundesärztekammer (BÄK) organisiert die Kontrollen der Transplantationszentren, legt die Richtlinien für die Spende fest und stellt eine ständige Kommission. www.bundesaertzekammer.de
(3) Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) als Genehmigungsbehörde. www.bmg.bund.de
(4) Eurotransplant. Die Stiftung Eurotransplant mit Sitz in Holland funguert als Vermittlungsstelle für Organspenden in Belgien, Deutschland, Kroatien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Slowenien und Ungarn. Durch den Zusammenschluss sollen die Chancen für Empfänger, ein passendes Organ zu erhalten, erhöht werden. Allein in Deutschland warten 12 000 Menschen auf ein Organ.
https://www.eurotransplant.org/cms/index.php?page=pat_germany