Energiewende, Humor, EWS – Frank Sauer, Bernward Janzing

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen: Nach diesem Motto gab es am Donnerstagabend in der gut besuchten EWS-Halle eine Kombination aus Fachvortrag und Kabarett. Im ersten Teil sprach der Energie-Fachjournalist Bernward Janzing über die Geschichte und Entwicklung der Solarenergie; danach pustete der Kabarettist Frank Sauer mit satirischen Öko-Granteleien die Köpfe durch. Zwischen den „Sach- und Lachvorträgen“ stärkten sich die Besucher beim Catering einer Schülergruppe des Schönauer Gymnasiums. Diese „Bildungsoffensive auf drei Ebenen“, wie es Eva Stegen nannte, war ein erstmaliges Experiment. Die Idee funktionierte, denn Janzings Vortrag erwies sich als spannender, kurzweiliger und informativer Rückblick auf 60 Jahre Solarenergie. Als „Welterklärer erster Güte“ kündigte Stegen den preisgekrönten Energieexperten an, der es hervorragend verstand, komplexe Sachverhalte verständlich und griffig rüberzubringen. In Passagen und Bildern aus seinem Buch „Solare Zeiten“ beschrieb der Autor, wie mit der Erfindung der Solarzelle die Geschichte des „Stroms aus Sonnenlicht“ begonnen hat. In den Anfangszeiten interessierte sich nur eine Branche dafür: Die Raumfahrtforschung, die den ersten Satelliten mit einer Minisolarzelle ausstattete. Mit der Ölkrise wurde die „Energie der Zukunft“ auch auf der Erde zunehmend interessant, zumal Alternativen zum Öl gesucht wurden.
Die zweite entscheidende Schiene, die die Solarenergie voranbrachte, war laut Janzing die Anti-Atomkraftbewegung. Aus diesen Widerstands- und Protestgruppen formierten sich Tüftler, es entstand die erste Sonnenenergie-Ausstellung in Sasbach, am Kaiserstuhl wurden erste professionelle Kollektoren gebaut. In der Schweiz führte man bei der „Tour de Sol“ Solarfahrzeuge vor, 1979 wurde die Solarenergie ans Netz gebracht. Der Autor war in der Pause am Bücherstand gerne zu vertiefenden Gesprächen bereit.

Biosprit-, Atom- und andere Alltagslügen. Nahtlos ging es dann weiter mit dem Kleinkunstpreisträger Frank Sauer, der sich in seinem Programm „Lieber Lügen als kurze Beine“ die Biospritlüge, die Atomlüge und die Klassiker unter den Alltagslügen vornahm, wie er sagte. Ironisch, schwarzhumorig und wortwitzig entlarvte der scharfzüngige Schnell- und Querdenker verlogene Scheinwelten unserer Zeit, das Doping, die Macht der Sponsoren, das Big Business im Sport. So malte Sauer aus, wie Fußballer nach Sponsoren umbenannt werden und als Mario Siemens und Miroslav Mannesmann in der „Sagrotanschüssel“ kicken.
Der gewiefte Satiriker mit dem Glatzkopf kaprizierte sich passend zum Auftrittsort speziell auf das Thema Ökologie, Umwelt, Energiefragen. Mit grauem Filzhut spielte er den schwäbischen Grantler, der im brummeligen Ton seine Vorstellungen von Öko, Bio, Naturschutz und Energiesparen unter die Leute brachte. Auf urig polternde Art erklärt er, wie er unter der Dusche Wasser spart, beim Einkauf nur ein kleines Plastiktütchen nimmt und bei Ozonalarm die Stadt verlässt, weil er um das heilige Blechle seines Benz fürchtet… Ein kabarettistisches Kabinettstück war, wie der Obernörgler die Kollektoren und den Strom von der Sonne kommentiert, sich über die Energie, „die nix kostet“, echauffiert, und dröhnt, warum er bei Wühlmäusen zum militanten Pflanzenschützer wird. Auch in anderen Nummern hatte es Sauer mit den Eigenarten der Schwaben und lästerte frech über die berüchtigte Kehrwoche und die „Knoten“ in der Brezel.

Wo ist das Licht geblieben? Im Kühlschrank! Der „Location“ gemäß machte Sauer auch „Kabarett mit Sendungsauftrag“ und führte in einem temporeichen Crashkurs vor, wie das funktioniert mit der Stromtheorie, der Bühnenphysik, der Lichtgeschwindigkeit. Wo kommt der Strom her, wo geht er hin, wie kommt er in die Steckdose, was macht die Glühbirne so hell? Diese Fragen erörterte Sauer in einem Exkurs in die Phänomene des Lichts, in die Geheimnisse der Stromerzeugung, in die winzige Welt der Elektronen. Auf der Suche nach dem Versteck des Lichts wird er im Kühlschrank fündig: „Da war’s!“ Erhellend, Einleuchtend und vergnüglich war das Doppelpack aus Vortrag und Kabarett.
0.10.2012, Roswitha Frey

Elektrizitätswerke Schönau Vertriebs GmbH, Friedrichstr. 53-55, 79677 Schönau
Dr. Eva Stegen, www.ews-schoenau.de

 

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