Ebnet – Bernhard Saenger

Ortsvorsteher von Freiburg-Ebnet, Bernhard Sänger, im Interview. Dreisamtäler: Zarten feierte kürzlich ganz groß das zehnjährige Jubiläum des Rückbaus der B 31. Hat Zarten mehr zu feiern als Ebnet?
Sänger: Nein. Zarten ist kein Durchgangsort mehr. Das ist die Frage, ob das Profit ist oder nicht. Meiner Meinung nach wirkt Zarten dadurch auch wie ein Geisterdorf. Aber um auf ihre Frage zurückzukommen: in Ebnet findet am 24. Oktober eine Veranstaltung der ehemaligen Notgemeinschaft B 31 Ost mit allen damals politisch Verantwortlichen statt. Eingeladen sind Dr. Böhme, die beiden früheren Regierungspräsidenten Dr. von Ungern-Sternberg und Norbert Nothelfer und natürlich auch die interessierte Bürgerschaft. Derzeit läuft eine Ausstellung im Zentrum Oberwiehre über die Geschichte der B 31. Diese Ausstellung ist in Ebnet ebenfalls zu sehen
Dreisamtäler: Auch wenn bis jetzt nicht gefeiert wurde: ein Rückblick „Zehn Jahre ohne B 31“ lohnt sich durchaus.
Sänger: Allerdings! Vor zehn Jahren hatte Ebnet etwa 2000 Einwohner, heute sind es 2600.
Dreisamtäler: Das heißt, sie haben einen überdurchschnittlichen Bevölkerungszuwachs zu verzeichnen?
Sänger: Richtig! Der Bevölkerungszuwachs ist die Folge der Verwirklichung der Baugebiete „Hornbühl“ und „Ortsmitte“. Die viel befahrene B 31 mit über 35.000 Kraftfahrzeugen pro Tag zerschnitt den Ort und blockierte jegliche Entwicklung. In Ebnet herrschte Stillstand und an die Realisierung der im Flächennutzungsplan ausgewiesenen Baugebiete war nicht zu denken. Durch den Rückbau der Bundesstraße ist Ebnet stark aufgewertet worden. Heute fahren ca. fünf bis sechs Tausend Kraftfahrzeuge durch Ebnet, das ist ein gewaltiger Unterschied! Insofern brachte der Rückbau der B 31 Ebnet einen enormen Entwicklungsschub für Ebnet.

Dreisamtäler: Wird Ebnet noch weiter wachsen?
Sänger: Ein moderates Wachstum wird möglich sein. Es geht zukünftig jedoch nicht mehr um die Ausweisung ganzer Wohngebiete. Am Scheibenbergweg zum Beispiel wurde eine Ergänzungssatzung beschlossen, die die Bebauung dort abrundet. Die ersten Häuser sind zwischenzeitlich auch gebaut. Für die Steinhalde gibt es nun endlich einen Bebauungsplan, mit dem man dem Wildwuchs ein Ende gesetzt hat. Davor wurde nach § 34 des Baugesetzbuches, der Orientierung am Bestand, gebaut und dadurch entstanden zum Teil Riesenklötze. Mit dem Bebauungsplan sind nun die Größe der Gebäude und der Abstand zum Wald klar geregelt.
Heute macht man sich Gedanken über die ganz alten Bebauungspläne im Ortskern von Ebnet. Dort gibt es große Grundstücke, die wenig bebaut sind. Es geht darum, Möglichkeiten der Überbauung zu prüfen, die der Forderung nach zeitgemäßem Wohnen und nach Innenverdichtung gleichermaßen gerecht werden.
Dreisamtäler: Die erhöhte Bevölkerungszahl kommt sicherlich auch der Infrastruktur zugute.
Sänger: Bildungsmäßig stehen wir recht gut da! Wir haben einen kirchlichen Kindergarten mit 75 Kindern, der gerade erst saniert und erweitert wurde, damit auch Kleinkindbetreuung angeboten werden kann. Wir haben außerdem eine Grundschule, die jetzt zwei Jahre alt ist und schon räumlich an ihre Grenzen stößt. Die Kernzeitbetreuung musste in die Dreisamhalle ausgelagert werden. Es gibt weiter das Kinderlernhaus mit etwa 60 Kindern, in dem Kindergarten- und Grundschulkinder in einer Einrichtung gemeinsam lernen, und es gibt einen Waldorfkindergarten in der Papiermühle und einen Waldkindergarten im Welchental.
Dreisamtäler: Wenn man sich die Einwohnerzahl anschaut, dann ist der Bestand dieser Einrichtungen ja auch gesichert!
Sänger: Aber zu einer guten Infrastruktur gehört auch eine gute Einkaufsmöglichkeit. Für einen Supermarkt reicht die Einwohnerzahl nach wie vor nicht aus. Deshalb müssen wir versuchen, unseren Minimarkt am Freitag auszubauen, damit das Angebot ausgeweitet und vielfältiger wird. Wichtig ist für Ebnet auch die Tankstelle. Die Struktur der Tankstelle wird sich sicher auch ändern. Wo sie heute noch Benzin verkauft, wird das in Zukunft vielleicht Strom oder Wasserstoff sein. Ich bin froh, dass der Betreiber der Tankstelle Hermann Blattmann die Bedürfnisse des Dorfs im Auge hat. Man kann dort inzwischen alles für den täglichen Bedarf kaufen. Und erwähnen will ich auch, dass Hermann Blattmann den Wochenmarkt auf seinem Grundstück zulässt und die Stände mit Strom versorgt.

Dreisamtäler: In dem Gebäude der Tankstelle gibt es ja dann auch noch die Poststelle und den Pflegedienst – alles sehr wichtige Infrastruktureinrichtungen für einen Ort.
Sänger: Außerdem haben wir einen Arzt, einen Zahnarzt, Physiotherapeuten und nicht zu vergessen einen Bäcker, ein kleines Cafe, Friseur, Kosmetik und Fußpflege in unserem Ortsteil – ohne Zweifel bedeutsam für die Lebensqualität der Bewohner hier. Ich sehe auch noch sehr viel Potential in den Ebneter Bauernhöfen. Es wäre eine Bereicherung, wenn in Hofläden noch mehr Lebensmittel für den täglichen Bedarf verkauft würden. Ich gehe davon aus, dass sich hier in Zukunft noch einiges tut.
Dreisamtäler: Die Infrastruktur ist das eine, das andere ist das Vereinsleben.
Sänger: Ebnet ist ein sehr lebendiger Ort und wird durch die kulturellen und sportlichen Vereine geprägt. Die Vereine sind alle sehr in der Jugendarbeit engagiert. Sorgenkind ist derzeit der Sportverein, der aufgrund stockender Verhandlungen beim Grunderwerb weiter auf das neue Sportgelände, das oberhalb von Ebnet neben der Annakapelle errichtet werden soll, wartet. Auch die kirchlichen Jugendgruppen sind sehr aktiv.
Dreisamtäler: Einen Namen hat sich ja vor allem der Ebenter Kultursommer gemacht.
Sänger: Der Ebneter Kultursommer hat sich inzwischen etabliert und ist unverzichtbarer Bestandteil für den Freiburger Osten und das Dreisamtal geworden. Ich hoffe, dass der Kultursommer fortgesetzt werden kann und die noch bestehenden Probleme mit Auflagen und Bestimmungen gelöst werden können. Aber auch der Kirchenchor, der vor 175 Jahren gegründet wurde, hat sich einen Namen gemacht.

Dreisamtäler: Im vergangenen Jahr wurde festgestellt, dass der Schlosssteg von Ebnet nach Littenweiler marode ist, jetzt ist er erneuert.
Sänger: Das ging unbürokratisch und sehr schnell über die Bühne. Im August letzten Jahres wurde festgestellt, dass der Steg marode ist und vergangene Woche war Einweihung des neuen Steges.
Dank engagierter Ingenieure bei der Stadt war die Verbindung nur zwei Wochen lang gesperrt, nämlich während der Phase des Wiederaufbaus. Ansonsten konnte der Steg mit Einschränkungen die ganze Zeit genutzt werden. Es ist ein eleganter und schöner Steg geworden.
Dreisamtäler: Was steht denn noch auf der kommunalpolitischen Tagesordnung?
Sänger: Nach wie vor steht die Umgestaltung der Schwarzwaldstraße auf Höhe des Schlosses an. Der östliche Teil der Straße ist ja schon zurückgebaut, das westliche Teilstück fehlt noch. Hier geht es auch darum, was mit der Schlossmauer geschieht, ob sie geöffnet wird oder nicht. Der Rückbau der Straße war schon zweimal im Haushalt. Allerdings hatten andere Dinge Vorrang. Ein anderes Großprojekt ist die energetische Sanierung der Dreisamhalle.

Dreisamtäler: Wie konkret sind die Sanierungspläne und was würde die Sanierung denn kosten?
Sänger: Die Dreisamhalle stammt aus den 70 er Jahren, hat ein uraltes Heizungssystem und null Wärmedämmung. Die Maßnahme soll in den nächsten Doppelhaushalt aufgenommen werden und wird ca. 3,6 Millionen Euro kosten. Wenn das Gebäude richtig saniert wird, dann hat man für die nächsten 40 bis 50 Jahre Ruhe. Es wäre eine Investition in die Zukunft von der alle etwas haben. Diese Maßnahme hat für uns Priorität, die Straße ist ja befahrbar, da besteht kein Handlungsbedarf.
Wir hätten natürlich auch gerne eine Rathaus-Erweiterung und zwar nach Osten, damit Bürgersaal und Trauzimmer größer werden. Energetisch ist das Rathaus nicht gerade auf den neusten Stand und bei einem Um- oder Anbau müsste auch über einen behindertengerechten Zugang des Rathauses nachgedacht werden.
Dreisamtäler: Herr Sänger, vielen Dank für das Gespräch!
Dagmar Engesser, 10.10.2012, www.dreisamtaeler.de

Das Team der Ortsverwaltung Ebnet. Von links oben nach rechts unten: Andreas Birkle, Gerold Wonlarlarski, Bernhard Sänger, Ulrike Schwörer, Karin Hauser, Wolfgang Frey

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